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kräftig gebauter Mexikaner, der einen Patronengurt schräg überm Oberkörper trug, stand als Wächter hinter ihr.

      Als die Banditen Larry hineinstießen, machte Linda Coleman eine Bewegung, als wollte sie aufspringen. Ein Aufflackern war in ihren blauen Augen. Ihre weich geschwungenen Lippen öffneten sich. Doch kein Wort kam über sie.

      Morrister war ihre Reaktion nicht entgangen. Ein Lauern erschien in seinem Blick. Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück und wartete, bis das Geschiebe und Gedränge aufhörten. Dann lachte er leise.

      »Ich hab in meinem Leben schon viele bunte Vögel gesehen, Coltpoker, aber Sie sind mit Abstand der bunteste.«

      »Dann sagen Sie diesen groben Flegeln, sie sollen mir nicht vollends das Gefieder rupfen!«, grinste Larry kaltblütig. »So unfreundlich habe ich mir den Empfang nun auch wieder nicht vorgestellt.«

      »Wie denn?«, lächelte Morrister drohend. »Hätten wir einen roten Teppich vor Ihnen ausrollen sollen? Zum Teufel, ich habe vorhin gehört, was mit Henderson und Blake passiert ist! Was erwarten Sie eigentlich, Mann?«

      »Den Job, den Sie mir versprochen haben.«

      Nun hielt es Linda doch nicht mehr auf ihrem Platz. Sie schnellte hoch.

      »Sie Schuft, Sie lumpiger Verräter!«

      Die große, braune Hand des Mexikaners senkte sich drohend auf ihre Schulter. Aber sie blieb stehen, keuchend, die brennenden Augen starr auf den jungen Mann gerichtet. Wieder wanderte Morristers Blick lauernd von Larry zu ihr und zurück.

      »Wie ich sehe, kennt ihr euch. Aber nun gut, eins nach dem anderen. Ich habe in der Schlucht, in der wir uns zum ersten Mal begegneten, doch deutlich gesagt, Larry, dass ich jedes Angebot nur einmal mache.«

      »Sie brauchen es nicht zu wiederholen. Ich wollte nur genug Zeit, um mir die Sache durch den Kopf gehen zu lassen.«

      »Zeit, die zwei von meinen Männern das Leben gekostet hat.«

      »Wir sind es Henderson und Blake schuldig, dass wir ihn auf der Stelle aufknüpfen, Boss«, hetzte eine wütende Stimme aus dem Rudel.

      Mit einem spöttischen und grausamen Lächeln beugte sich der Anführer vor.

      »Das ist auch ein Angebot, Coltpoker.«

      »Henderson und Blake würden noch leben, wenn sie nicht so auf meinen Skalp versessen gewesen wären«, erwiderte Larry achselzuckend. »Sie können die Kerle ruhigen Gewissens vergessen, Morrister, wenn Sie mich dafür einkaufen.«

      Morrister winkte ab, als einer von Larrys Aufpassern fluchend mit der Faust ausholte.

      »Ganz schön eingebildet, was?«

      »Ich rechne nur, das ist alles. Und meine Rechnung sagt mir, dass Sie sich’s nicht leisten können, mit mir einen der Bäume am Bluebird Creek zu zieren, solange Big Joe Langtry mit seinen Frachtwagen nach Salida unterwegs ist.«

      Ein Flimmern erschien in Dean Morristers Augen. Linda presste heftig atmend die Hände vor der Brust zusammen. Morrister wies auf sie.

      »Ich hätte gewettet, Larry, dass Sie ihretwegen zurückgekommen sind.«

      Larry gab sich innerlich einen Ruck. Es hatte keinen Sinn, diesen durchtriebenen, scharfäugigen Hundesohn hinters Licht führen zu wollen. Die halbe Wahrheit war manchmal besser als eine Lüge.

      »Stimmt!«, gab er deshalb zu.

      Linda Coleman zuckte erneut zusammen. Ihre Augen weiteten sich. Larry lächelte kühl.

      »Sie haben mir zwar einen Job geboten, Morrister, aber keinen konkreten Preis. Well, wenn ich Ihnen die Frachtroute von Canyon City nach Salida verschaffe, dann will ich diese Frau dafür.«

      Jähes Erschrecken verdunkelte für einen Moment Lindas Augen. Dann fuhr sie so wild und katzenhaft herum, dass der verblüffte Mexikaner nicht verhindern konnte, dass sie seinen Colt erwischte. Bevor der Bandit zupacken konnte, war sie zur Seite gesprungen. Mit flammenden Augen richtete sie die Waffe auf Larry.

      Der hatte sich losgerissen. Ein Panthersatz. Im letzten Moment schlug er Lindas Hand hoch. Der donnernde Schuss hieb ein Loch ins Zeltdach. Blitzschnell entriss Larry der Frau den Colt. Alle im Zelt waren noch wie versteinert, als Langtry zurücktrat und die Mündung des Sechsschüssers auf Morrister deutete. Eine Sekunde, in der alle den Atem anhielten. Dann reichte er, als wäre nichts weiter passiert, die Waffe dem Mexikaner zurück.

      »Pass nächstes Mal besser auf, Amigo! Du hast es da mit einer zwar hübschen, aber verflixt gefährlichen Tigerkatze zu tun.«

      Schwankend, mit einer Hand an der Kehle, sank Linda auf den Stuhl zurück. Morrister, eben noch zum blitzschnellen Aufspringen bereit, goss Rotwein in das leere Glas, das vor ihm stand.

      »Miss Coleman scheint ja nicht gerade begeistert von Ihren Absichten zu sein, Larry.«

      »Ich wette, von Ihren noch viel weniger«, grinste der Spieler.

      »Was, zur Hölle, wollen Sie?«

      »Die Frau«, wiederholte Larry gelassen. »Wie ich sie zähme, braucht ja nicht Ihr Problem zu sein.«

      Morrister starrte ihn eine Weile durchdringend an, ehe er den Kopf schüttelte.

      »Sie rechnen mit den falschen Zahlen, mein Lieber. Gerade weil ich diese Frau habe, wird Ihr Revolver, den Sie mir nun anbieten, völlig überflüssig. Wissen Sie denn nicht, dass Miss Coleman Big Joes Teilhaberin ist?«

      »Nicht nur das, denke ich.«

      »Eben!«, lachte Morrister siegesgewiss. »Dann versteh’ ich erst recht nicht, dass Sie nicht kapieren, dass für mich das Spiel bereits gelaufen ist. Meine Kundschafter haben Big Joes Fährte entdeckt. Ich weiß inzwischen, dass er durch die Puma Gulch nach Salida hinauf will. Meine Boten sind bereits auf dem Weg zu ihm. Mit den entsprechenden Forderungen natürlich. Well, Big Joe hat keine andere Wahl, als mir seine Wagen herzubringen und den Frachtkontrakt abzutreten, wenn er Linda retten will. So einfach ist das.«

      »Irgendwann, Morrister, wird Big Joe Ihnen dafür eine Kugel durch Ihr verbrecherisches Gehirn schießen«, stieß die Frau hervor.

      »Ich fürchte, um das zu versuchen, lebt er nicht lange genug.« Morrister ließ Larry nicht aus den Augen. »Das gilt im selben Maße für Sie, Coltpoker.«

      Seit Larry die Frau entwaffnet hatte, fasste ihn keiner mehr an. Er trat an den Tisch, hinter dem der Bandenboss stand, stützte die Hände auf und starrte Morrister an. Sein Gesicht war jetzt hart und kantig.

      »Wenn der Trumpf, auf den Sie alles setzen, sticht, Morrister - okay, dann hindert Sie niemand daran, mich dieser mordgierigen Bande auszuliefern. Das ist mein Risiko. Ich verlange nur eins: Warten Sie, bis Ihre Boten zurückkommen! Dann nämlich werden Sie feststellen, dass nicht meine, sondern Ihre Rechnung falsch ist. Verdammt, Morrister, glauben Sie denn, ich wäre sonst hergekommen und hätte mich freiwillig, nach allem, was geschah, in Ihre Gewalt begeben?«

      Morristers Haltung verkrampfte sich. Er kniff halb die Augen zu.

      »Sie sind ein Bluffer, Larry. Aber da geraten Sie an den verkehrten Mann. Ich hab früher selber mal von den Karten gelebt. Ich weiß, wie man pokert, auch mit dem Colt.«

      »Das ändert nichts dran, dass Big Joe Ihnen was husten und mit seinen Wagen weiterziehen wird, egal, wie hartnäckig Sie ihn auch unter Druck zu setzen versuchen.«

      Dean Morrister erhob sich so ruckartig, dass sein Stuhl umfiel.

      »Sie wollen doch nicht behaupten, dass ihm sein Frachtgeschäft wichtiger ist als die Frau, die er liebt.«

      »Liebe?« Larry lachte ätzend. »Ich behaupte, dass Big Joe nicht mal weiß, was das ist! Ebensowenig wie Sie, Morrister! Nein, vielleicht geht es ihm gar nicht so sehr um die paar Wagen, die er noch hat, sondern um seinen Stolz, sich von keinem - gerade nicht von Ihnen! - unterkriegen zu lassen. Es geht um sein Unvermögen, niemals aufzugeben,

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