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pfiffig, als wollte er sagen, was für ein verfluchter Schwerenöter er doch sei, dabei betrachtete er mit Interesse und Vergnügen seine strammen Waden.

      Er war noch in deren bewundernden Anblick versunken, als Frau Corney ins Zimmer stürzte, sich atemlos auf einen Stuhl am Kamin warf und mit einer Hand die Augen bedeckte. Die andere legte sie aufs Herz und rang nach Luft.

      „Frau Corney“, sagte Herr Bumble, sich über sie beugend, „was ist Ihnen? Ist etwas passiert? Bitte reden Sie doch, ich stehe hier, wie auf – auf – “ Er konnte in seiner Bestürzung nicht das Wort „Nadeln“ finden und sagte daher: – „Flaschenscherben“.

      „Ach, Herr Bumble, ich bin wie zerschlagen.“

      „Wer hat das gewagt, zerschlagen? Ich weiß schon“, fuhr er mit angeborener Majestät fort, „dieses gottverlassene Armenpack.“

      „Schrecklich, dran zu denken“, sagte die Matrone schaudernd.

      „Denken Sie nicht dran!“ versetzte Herr Bumble.

      „Ich kann’s nicht lassen“, wimmerte Frau Corney.

      „Dann stärken Sie sich und trinken ein Glas Wein“, meinte der Gemeindediener teilnahms­voll.

      „Nicht um die ganze Welt“, erwiderte die Matrone. „Das könnte ich nicht – oh, nein! – Im Wandschrank auf dem obersten Brett – ach – “

      Die gute Frau, die jetzt in Krämpfe fiel, konnte nur schwach mit der Hand hinzeigen, aber Herr Bumble stürzte auf denselben zu und entnahm ihm eine grüne Flasche. Er goß eine Teetasse voll und hielt sie der Dame an die Lippen.

      „Es wird mir schon besser“, sagte Frau Corney, nachdem sie die Tasse halb geleert hatte. Herr Bumble erhob voller Dankbarkeit gegen Gott seine Augen zur Zimmerdecke, senkte sie dann auf die Tasse und brachte diese an seine Nase.

      „Pfefferminze“, erklärte Frau Corney mit schwacher Stimme und lächelte dabei Herrn Bumble an. „Kosten Sie es mal – es ist noch ein bißchen anderes darin.“

      Dieser kostete mißtrauisch die Arznei, leckte darauf die Lippen, kostete abermals und setzte die Tasse leer nieder.

      „Es ist sehr stärkend“, sagte die Dame.

      „Sehr, in der Tat.“

      Nach diesen Worten rückte er seinen Stuhl an die Seite der Matrone und fragte zärtlich, was ihr passiert wäre.

      „Ach nichts“, versetzte Frau Corney, „ich bin ein recht törichtes, schwaches Geschöpf.“

      „Nicht schwach“, sagte Bumble und rückte noch näher. „Sind Sie wirklich schwach, Frau Corney?“

      „Wir sind alle schwache Geschöpfe“, erwiderte die Matrone, damit eine Bibelstelle zitierend.

      „Ja, das stimmt“, meinte Herr Bumble.

      Beide schwiegen einige Minuten, dann erwies der Gemeindediener die Wahrheit dieses Satzes dadurch, daß er seinen linken Arm von Frau Corneys Stuhllehne fortnahm und mit sanftem Druck um ihre Taille legte.

      „Wir sind allesamt schwache Geschöpfe“, sagte Herr Bumble.

      Frau Corney seufzte.

      „Seufzen Sie doch nicht, Frau Corney!“

      „Ich kann nicht anders“, antwortete diese und seufzte nochmal.

      „Das ist ein sehr gemütliches Zimmer meinte Herr Bumble. „Noch eins dazu, und es wäre eine ideale Wohnung.“

      „Das wäre für eine einzelne Person zu viel“, flüsterte die Matrone.

      „Aber nicht für zwei“, flötete Herr Bumble. ..Was meinen Sie, Frau Corney?“

      Bei seinen Worten senkte sie den Kopf, und er tat dasselbe, um ihr ins Gesicht sehen zu können. Frau Corney blickte züchtig seitwärts und machte ihre Hand los, um nach dem Taschentuch zu greifen. Unwillkürlich legte sie sie aber wieder in seine Hand.

      „Die Behörde liefert Ihnen die Kohlen, nicht wahr?“ fragte Herr Bumble und drückte zärtlich ihre Hand.

      „Und das Licht“, antwortete die Matrone, den Händedruck leicht erwidernd.

      „Heizung, Licht und Wohnung frei“, sagte Herr Bumble. „Frau Corney, Sie sind ein Engel!“

      Einem derartigen Gefühlsausbruch konnte die Dame nicht widerstehen. Sie sank in Bumbles Arme, und dieser drückte einen feurigen Kuß auf ihre keusche Nase.

      „Sie sind die Krone der Schöpfung“, rief Herr Bumble entzückt. „Sie wissen doch, mein Engel, daß Herr Slout heute abend kränker geworden ist?“

      „Ja“, sagte Frau Corney verschämt.

      „Der Doktor meint, er macht keine Woche mehr. Durch seinen Tod würde die Stelle des Armenhausvaters frei und müßte wieder besetzt werden. Ach, Frau Corney, welche Aussichten! Was für eine schöne Gelegenheit, zwei Herzen und Haushaltungen zu vereinigen!“

      Frau Corney schluchzte.

      „Das kleine Wörtchen“, sagte Herr Bumble und beugte sich über die verschämte Matrone. „Das einzige kleine – kleine Wörtchen, angebetete Corney!“

      „Ja – a – a“, hauchte die Dame.

      „Und noch eins“, fuhr Herr Bumble fort, „wann soll es sein?“

      Frau Corney versuchte zweimal zu sprechen, aber jedes mal versagte ihre Stimme. Endlich faßte sie sich ein Herz, schlang ihre Arme um seinen Hals und sagte, sobald es ihm beliebe, denn er wäre doch ein zu großer Schwerenöter.

      Nachdem die Angelegenheit in so befriedigender Weise erledigt war, wurde der Vertrag durch eine weitere Tasse Pfefferminzarznei feierlich bestätigt, was bei der Aufregung der Dame durchaus notwendig war. Dabei erzählte Frau Corney von dem Tode des alten Weibes.

      „Gut“, sagte Bumble, seinen Pfefferminz schlürfend. „ich werde auf dem Nachhauseweg bei Sowerberry vorsprechen und ihn morgen früh herschicken. – Was hat dich so erschreckt, Liebling?“

      „Ach, nichts Besonderes, Lieber“, antwortete die Dame ausweichend.

      „Es muß doch aber etwas gewesen sein, Schatz. Du wirst es doch deinem Bumble anvertrauen.“

      „Noch nicht“, erwiderte die Dame. „Später, wenn wir verheiratet sind.“

      „Wenn wir verheiratet sind?“ rief Herr Burnble. „Hat sich etwa einer der Armenhäusler eine Unverschämtheit herausgenommen – – ?“

      „Nein, nein, Liebster“, fiel Frau Corney hastig ein.

      „Wenn ich das denken müßte“, fuhr Herr Bumble fort „daß einer dieser Gesellen seine gemeinen Augen zu erheben wagte – “

      „Keiner hätte sich das getraut, Liebling“, antwortete die Dame.

      „Das ist ihr Glück“, meinte Herr Bumble drohend und ballte die Faust. „Mit dem hätte ich aber auch gesprochen, daß er es ein zweites Mal nicht getan hätte.“ Herr Bumble begleitete diese Worte mit so vielen kriegerischen Gesten, daß die Dame von diesem Beweise seiner aufopfernden Liebe äußerst gerührt wurde. Sie beteuerte mit großer Zärtlichkeit, er wäre auch „ihr liebes Täubchen“. Das Täubchen schlug nun den Rockkragen in die Höhe, setzte seinen Dreispitz auf und umarmte seine Zukünftige zärtlich und lange. Dann ging er, um wieder dem kalten Nachtwinde Trotz zu bieten. Er hielt sich noch einige Minuten im Zimmer der männlichen Armen auf, um sie ordentlich auszuschimpfen und sich selbst den Beweis zu erbringen, daß er dem Amte eines Armenhausvaters mit der nötigen Strenge vorzustehen imstande sei. Mit sich selbst zufrieden und voll schöner Träume hinsichtlich seiner zukünftigen Beförderung verließ er das Armenhaus und erreichte bald den Laden des Herrn Sowerberry.

      Dieser war mit seiner Frau zu einer Abendgesellschaft eingeladen und deshalb abwesend. Da Noah Claypole zu keiner Zeit geneigt war, sich weitergehenderen physischen

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