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auch bis Seleukia Pieria, den Hafen von Antiochia, bringen würde. Wir ließen uns darauf ein. Erst ging alles gut, dann erfasste uns der Sturm und trieb uns ab. Der Trierarch zog es vor, Schiff und Leben zu erhalten.“ erklärte Pudens.

      Lartius nickte nachdenklich. „Sind das nur Ausreden oder bringt ihr auch etwas Vorteilhaftes zur Geltung?“ Noch bezähmte Lartius seine Ungeduld.

      „Herr, von Patras bis Kenchreae gab es keine Schwierigkeiten, nur hatten wir am Ankunftstag, bei unserer Suche nach einem Schiff, noch kein Glück… Am Morgen des neuen Tages aber hielt sich das Gerücht, eine Trireme käme aus Antiochia…“

      „Und?“ unterbrach Lartius.

      „Als die Trireme anlegte, standen wir günstig, weil wir einen Blick auf den Trierarch werfen wollten. Sollte er uns am Abend in den Tavernen begegnen, wüssten wir, wie der Mann aussah, der uns weiter helfen konnte…“

      „Und?“ wiederholte der Aquila seine Frage von zuvor.

      „Corbulo entstieg der Trireme und wurde von Prätorianern aufgehalten. Es gab Streit. Nach einiger Zeit schickte der Feldherr seine Begleiter zurück an Bord und erhielt von einem Boten eine Schriftrolle. Er las und stürzte sich in seinen Gladius…“

      „Corbulo kam an und wurde erwartet?“

      Lartius Überraschung stand in seinen Gesichtszügen. Um Zeit zu gewinnen, trank er aus seinem Pokal. Dann stand er auf und spazierte im Raum auf und ab. Nachdem er zu sich selbst zurückgefunden hatte, setzte er sich. Er begriff sehr schnell, als er den Bericht seiner Evocati hörte, dass Kaiser Nero, dieses sein Versehen, selbst im Auge behalten hatte und längst diesen Ausweg anstrebte. Corbulos Tod war eine zwingende Notwendigkeit. Trotzdem klang aus seiner nachfolgenden Frage noch immer Verwunderung.

      „Du bist dir sicher, dass dies genau so ablief?“

      „So ist es Herr! Er las, zog seinen Gladius, setzte diesen auf die Brust auf und stieß sich die Spitze in den Leib. Dann stürzte er und trieb die Waffe bis zum Heft in die Brust…“

      „Das hast du gesehen?“

      „Wir beide, Herr!“

      „Was tatet ihr danach?“ Der Aquila war unzufrieden. Das ging zu einfach und viel zu schnell…

      „Mein Gefährte Laenas fing einen der Männer ab, der das Gespräch des Corbulo mit dem Boten hörte und ich trat zu dem Decurio…“

      „Was habt ihr erfahren?“ jetzt war Lartius Interesse so richtig geweckt.

      „Das Schreiben kam vom Kaiser Nero! Der Bote weigerte sich, es am Ort der Ankunft zu übergeben. Er wollte die Botschaft erst an einem anderen, wie er sagte, sicheren Ort, an den Feldherrn reichen… Corbulo wollte wissen, wer das anordnete… Der Bote verweigerte die Auskunft. In diesem Augenblick schickte Corbulo seine Begleiter zurück an Bord…“

      „Du spannst mich auf die Folter, Evocati!“ mahnte Lartius.

      „Herr, so war es eben… Der Streit ging weiter. Tigellinus wollte wohl den Tod des Corbulo nicht in der Öffentlichkeit. Dem Kaiser dagegen, schien dies gleichgültig…“

      „Was denkst du?“ fuhr der Aquila den Evocati an.

      „Herr, ein mutiger Tod vor aller Augen ist besser als in einer verschwiegenen Ecke gemeuchelt… Der Bote war ein Dummkopf! Ohne die Prätorianer wäre der Feldherr niemals misstrauisch geworden… Corbulo wäre ihm gefolgt, wohin er ihn geführt hätte… Dort hätte er tun können, weswegen er gekommen war!“

      „Du bist dir sicher, dass am Ende Corbulos Tod das Ziel war?“

      „Ja, Herr! Nero wollte dessen Tod, Tigellinus aber dachte noch an Raub… Starb Corbulo vor den Augen von Zeugen, gab es keinen Raub und auch seine Familie blieb ungeschoren…“ rief Pudens aus. „Du weißt doch selbst, wie Nero oder der Präfekt denken!“ fügte der Evocati leise an. Lartius nickte mehrmals nachdenklich, dann trank er erneut aus seinem Pokal.

      „Du bist dir sicher?“

      „Herr, warum sollte der Decurio mir sonst, auf eine einfache Frage, mit einer Drohung antworten?“ warf Pudens ein und lachte.

      „Warum belustigt dich das?“ brauste Lartius unwirsch auf.

      „Der Decurio schlug mir ein Bad vor… Ich nahm an und ihn mit!“

      „Du hast ihn…“

      „… ins Wasser des Hafens geworfen…“ vollendete Pudens die Worte des Aquila.

      „So ein Unsinn! Pudens, warum dies?“ blaffte der Aquila.

      „Herr, mir war grad so… Der Kerl glaubte, der Kaiser schützt ihn vor mir…“ Wenn auch tonlos, so blieb das Lachen im Antlitz seines Evocati.

      „Also musstet ihr schnell verschwinden…“ fragte Lartius ungeduldig.

      „Wir ritten zurück nach Patras… Dort boten sich uns Möglichkeiten… Eine Corbita wollte nach Brundisium und eine Andere nach Catania. Wir entschieden uns für den Umweg über Sizilien.“

      „Was veranlasste euch, einen Umweg zu nutzen?“ Der Aquila war nicht nur unzufrieden, er spürte aufsteigende Wut. Sich dieser Regung bewusst werdend, dämpfte Lartius seine Empfindungen und richtete sein Augenmerk auf die angebotenen Zusammenhänge.

      Pudens schien seine Verfassung zu spüren. War er verärgert, weil ein verdienstvoller Feldherr Roms so einfach gemeuchelt werden konnte? Letztlich war es ein Mord, den Corbulo, auch wenn er selbst die Hand führte, so nicht verdient hatte. Der Kaiser und damit Rom schuldeten diesem Mann Ehrfurcht. Statt der Ehre, zwang man ihn in den Freitod…

      Pudens holte ihn mit weiteren Worten in die Gegenwart zurück.

      „Immerhin könnte der Decurio nachtragend sein und uns in Brundisium auflauern lassen… Auch Tigellinus Tauben fliegen sehr schnell… In Catania gelandet, bis Messina geritten und dort die Pferde verkauft, brachte uns ein Fischer auf das Festland… Der Rest ist keine Schilderung wert, Herr!“

      Lartius überdachte das Gehörte. Er folgte dem Gedanken seines Evocati. Tigellinus war auf den größtmöglichen Schaden für Corbulo bedacht, Nero dagegen bekümmerte sich nur wegen der Bedrohung seiner Macht… Der Kaiser hatte schon ein Auge auf Corbulos Tod gerichtet und brauchte deshalb keinen Evocati in dessen Nähe…

      Der Aquila begriff die Zusammenhänge. Doch was sollte er jetzt mit Pudens und Laenas anstellen?

      Weil er sich noch nicht schlüssig war, schickte er die Evocati weg.

      „Was denkst du, Fadus, sollten deine Evocati nun tun?“ fragte er, als sich die Tür hinter den Männern geschlossen hatte.

      „Herr, du entscheidest! Bisher habe ich von dir keinen anderen Auftrag… Sollen sie untertauchen?“

      Lartius überlegte. „Nein warte… Was denkst du, haben sie sich richtig verhalten?“

      Fadus überlegte, worüber der Aquila nachdachte. „Herr, ich meine, dass ihr Verhalten richtig war… Dennoch wäre es besser, Pudens verzichtete auf das Bad mit dem Prätorianer…“ Novius Fadus wirkte verunsichert.

      „Nein, das war gut so… Es gefällt mir, was Pudens da trieb… Wir sollten die Kerle von Tigellinus öfter ins Wasser werfen… Findest du sonst keinen Makel an ihrem Vorgehen?“

      „Herr, worauf willst du hinaus?“ Die Klaue wurde vorsichtig und der Aquila spürte dies.

      „Wenn du nichts zu beklagen hast, könnten wir diese beiden Evocati nach Gallien entsenden…“

      „Was spielt sich in Gallien ab? Warum Gallien?“ Fadus war irritiert.

      „Mir schwebt da so Einiges vor… Ich habe Gründe, nur…“ Lartius brach ab und Fadus wartete.

      „Weißt du, du müsstest dir ein neues Paar Evocati anschaffen… Schicke ich Pudens nach Gallien, muss ich die Zügel selbst in der Hand halten…“

      „Du

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