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Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse
Читать онлайн.Название Die Legende vom Hermunduren
Год выпуска 0
isbn 9783347036659
Автор произведения G. K. Grasse
Жанр Контркультура
Серия Die Legende vom Hermunduren
Издательство Readbox publishing GmbH
Der Evocati war sich sicher, dass Tutors weiteres Leben keinen As wert war… Blieb er dem Stamm fern, bedrohte ihn Verginius Rufus Macht. Ob dann Belletor dahinter steckte oder wer auch sonst, sollte von nur geringer Bedeutung sein…
Kehrte Tutor jedoch zum Stamm zurück, würden sicher interne Machtkämpfe ausgelöst, in denen nicht nur sein Leben, sondern auch das seiner Mutter und des Onkels im Feuer des Schicksals verbrennen könnten… Tutor wusste noch gar nicht, dass er eigentlich schon tot war!
Betto musste nichts am Verlust seiner Macht liegen und sein Leben wollte er für diesen Neffen sicher nicht opfern… Auch die Schwester sollte jede Bedrohung überstehen. Was also konnte Albanus Betto unternehmen, um seine Ziele zu erreichen? Das beste Angebot unterbreitete Verginius Rufus, der Legat der Römer. Erbrachte Betto Nachrichten zu Tutor, würde der Legat den Neffen früher oder später vernichten. Geschah es schnell, würde dessen Schuld gegenüber seinem Stammesteil im Nichts verschwinden und der Hass der Krieger Schritt für Schritt erlöschen…
Vermutlich verschwand damit auch die Bedrohung seiner Macht, als auch seines und seiner Schwester Leben… Dauerte es länger, blieb die Gefahr in greifbarer Nähe und würde sicher auch mit der Zeit wachsen. Also war Betto daran interessiert, möglichst schnell vom Tod des Neffen zu erfahren… Diese Überlegungen mündeten in einer Schlussfolgerung, die Ancus dann für sich selbst entscheiden musste. Was konnte er tun, um sich den Vorteil des Pferdehandels mit der Mutter des Tutor zu sichern?
Steckte Rom hinter dem Tod des Sohnes, würde dies zweifellos auch, zu einem gewissen Teil zumindest, auf ihn zurückfallen, selbst wenn er vollkommen unbeteiligt war. Der Schmerz einer Mutter über den Tod des Sohnes konnte, gerade bei dieser Mutter, ungeahnte Taten und damit Schwierigkeiten entstehen lassen… Besser das wäre nicht der Fall! Andererseits würde ihn nicht der Hauch eines Vorwurfes treffen, fiele der Sohn der Hand eines Treverers zum Opfer… Wäre Albanus Betto darin verwickelt, könnte es sich allerdings auch auf ihn auswirken… Folglich wäre es ein willkommenes Ereignis, starb Tutor durch eine vollkommen fremde Einwirkung…
Blieb eine letzte Überlegung. Welchen Nutzen zog Rom?
Dies zu beantworten, fiel Ancus schwer. Weder Belletor noch dieser Hermundure haben sich so eindeutig zu ihren Wünschen bekannt, dass Ancus hätte eine Vorgehensweise ableiten können. Einesteils war er stolz, so tief in diese Angelegenheit eingedrungen zu sein, aber andererseits nicht so vermessen, daraus Notwendigkeiten erkennen zu müssen, die eine Handlung seinerseits erzwangen. Also schloss Ancus mit der Angelegenheit ab und entschied sich, seine weitere Aufmerksamkeit auf den Pferdehandel zu beschränken…
Vom beginnenden neuen Morgen an trennten sich die Wege der beiden Evocati. Mamercus suchte Weinhänge am sonnigen Ufer der Mosella auf und hoffte dort auf Eigentümer zu treffen.
Ancus ritt auf den Berg zur Auswahl für ihn günstiger Tiere. Nebenbei sah er dem Treiben seines Hengstes zu, als dieser die zweite rossige Stute der Züchterin deckte.
Einen weiteren Teil seiner Beobachtung verwendete Ancus, um das so merkwürdige Treiben der Hütehunde zu verfolgen. Mit Beginn der abendlichen Dämmerung war die Auswahl abgeschlossen. Ancus legte wie immer, all sein Wissen und seine Erfahrung in die Auswahl und verhandelte dann zum Preis jedes einzelnen Tieres mit der Frau.
Sie wollte einen Pauschalpreis und dieser erschien Ancus zu hoch.
„Lass uns doch die Tiere einzeln bestimmen und dabei Vorteile ebenso beachten, wie wir über Nachteile sprechen sollten…“ schlug Ancus vor und die Züchterin stimmte, nach einiger Überlegung, zu.
Dieser überhebliche Römer wird doch wohl nicht jedes Tier in Erinnerung haben, so wie sie jedes ihrer Pferde von Geburt an kannte und deshalb wohl besser wusste, was sie in einer Kaufverhandlung, zu ihren Gunsten vorbringen sollte oder zum Nachteil verschwieg…
Allein, sie täuschte sich und je weiter die Verhandlungen fortschritten, desto mehr fand sie zur Überzeugung, dass der Römer ein außerordentliches Gedächtnis besaß, einen klaren Blick mit hervorragenden Wissen über Pferde paarte und ihr deshalb Sesterz um Sesterz abnahm.
Es war ein mühseliges Vorwärtskommen und als sie zum Schluss die Summe und ihren Vorschlag vom Verhandlungsanfang betrachtete, erschrak sie. Sie war als Verkäufer auf möglichst hohen Vorteil bedacht und nannte eine Summe, die weit über dem Wert der Tiere lag. Statt mit ihr zu feilschen, suchte der Römer den Weg über die Güte jedes einzelnen Tieres und gelangte dorthin, wo eine kluge Züchterin gelandet wäre, würde sie selbst zum Beginn, einen angemessenen Preis genannt haben.
An diesem Abend aber kitzelte sie der Stachel des verletzten Stolzes, sowie einer Enttäuschung und brachte ihr Blut in Wallung. Ancus dagegen verabschiedete sich von seinem Hengst und ritt zum Vicus.
Mamercus saß im Gastraum der Taverne, in jedem Arm ein Weib, vor sich einen Pokal mit Wein und lies sich das Leben angenehm sein.
„Setz dich zu uns Bruder, iss und trink und dann probier mal von dieser Ware…“ Er nickte kurz nach beiden Seiten und meinte wohl die Weiber.
„Du scheinst zufrieden?“ fragte Ancus, um nicht völlig ohne Interesse zu wirken.
„In der Tat, ich bin es!“ grunzte Mamercus voller Inbrunst. „Denke dir, ich fand einen Wein und den Händler dazu, der mir in der Colonia weitere Türen öffnen sollte… Koste ihn und du wirst sehen, dass meine Worte eine Wahrheit verkündeten…“ Mamercus Grinsen schien weit über sein Gesicht hinaus vorwärts zu drängen.
„Dann liefen mir auch noch diese beiden Schönen in die Arme… Als ich sie fragte, zeigten sie sich für unser heutiges Abendvergnügen nicht abgeneigt…“ Er kniff der Links in seinem Arm liegenden blonden Frau, die kaum zwanzig Jahre erreicht zu haben schien, leicht in die Wange.
Das Erröten stand ihr, stellte Ancus fest. Die Frau im anderen Arm schien ein wenig älter, besaß braunes Haar und war ausnehmend hübsch anzusehen.
„Gefällt es ihnen am Abend bei uns, würden sie uns auch zur Colonia begleiten. Ich wüsste schon, wo ich diese Schönheiten unterbringen könnte… Mir scheinen die Beiden nicht abgeneigt! Also zeig dich von deiner besten Seite und hilf mir in meinem Geschäft, wie ich dir helfe…“ unterbreitete der Gefährte einen Vorschlag, dem Ancus nicht ablehnend gegenüberstehen durfte. Ancus, obzwar überrascht, erkannte den neuerlichen Nutzen, den Mamercus Fähigkeiten auslösten. Für diese Nacht schien ihn ein besonderes Vergnügen, mit einer ausnehmend jungen und schönen Frau, bevorzustehen.
Auch den Gedanken, beide Weiber zur Colonia zu entführen, fand er nicht so schlecht und wenn die Jüngere neben der Schönheit noch etwas Geist besaß, hätte er für die Zukunft seiner Tage in Germanien vorgesorgt. Er neigte nicht dazu, jederzeit wenn es ihm beliebte, zu einer anderen Frau ins Bett zu huschen… Seine Neigung ging in die Richtung einer steten Beständigkeit. Doch gerade dies war für einen Evocati eine Unmöglichkeit… Warum sollte er es also nicht mit der jungen Blonden versuchen?
Der Abend war angenehm, die Blonde anhänglich, aber nicht aufdringlich. Im Bett war sie wohl noch nicht von der Erfahrung einer langjährigen Hure durchdrungen, verhielt sich scheu und zaghaft, blühte aber zusehends auf. Gerade diese Art machte sie ihm angenehm. Auch schien sie nicht zu dumm und wenn ihr als Trevererin etwas Bildung zu fehlen schien, vermutete er ihre Abstammung dennoch nicht von einem hiesigen Bauern. Am Morgen wusste er genug von ihr, um seine Wahl des Abends nicht zu bereuen.
„Höre Mamercus, was wird mit den Weibern?“ sprach er den Gefährten an. „Kommen sie mit?“
Mamercus grinste die Antwort. „Ja, hier hält beide wohl nicht viel… Sie werden sich reisefertig machen und ich hole sie mit zwei deiner Pferde ab. Was hältst du davon?“ Ancus stimmte zu und erlebte, als sie auf dem Berg ankamen, noch eine Überraschung.
Seine ausgewählten Tiere standen angeleint bereit und in dem er die Tiere prüfte, sah er, dass die Züchterin ihn nicht übervorteilte. Es waren alles von ihm erwählte Pferde und das zu führende Ende des Seiles, was alle Tiere einer Kette verband, hielten