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entre dos tierras. Peter Geipel
Читать онлайн.Название entre dos tierras
Год выпуска 0
isbn 9783746948416
Автор произведения Peter Geipel
Жанр Контркультура
Издательство Readbox publishing GmbH
Kochend braust der Alpheios, des Spercheios Ufer stehen in Flammen, und was der Tagus in seinem Strom mit sich führt, das schmilzt, das Gold, in den Flammen
Kochend braust der Alpheios, des Spercheios Ufer stehen in Flammen, und was der Tagus in seinem Strom mit sich führt, das schmilzt, das Gold, in den Flammen. Sie auch, die mit ihrem Gesang die Ufer des Kaystros in Lydien erfüllten, seine Vögel, verglühen inmitten des Stroms.
Der Nil floh erschreckt bis ans Ende der Erde und verbarg dort sein Haupt
Der Nil floh erschreckt bis ans Ende der Erde und verbarg dort sein Haupt, das noch immer versteckt ist. Seine sieben Mündungsarme füllt Staub, sie führen kein Wasser, sieben Täler sind ohne Fluss!
Ein gleiches Geschick lässt in Thrakien den Hebros samt dem Strymon vertrocknen, dazu die Ströme des Westen, den Rhein, die Rhone, den Po und ihn, dem Weltherrschaft verheißen war, den Tiber. Überall reißt die Erde auf, in den Tartarus dringt durch die Spalten Licht und versetzt den Herrscher der Tiefe mit seiner Gattin in Schrecken.
Auch das Meer geht zurück. Eine Fläche trockenen Sandes ist, was eben noch See war. Berge, die hoch die Flut bedeckte, steigen herauf und vermehren die Zahl der zerstreuten Kyklade.
Die Fische suchen den Grund. Nicht mehr wagen es die Delfine, sich über den Meeresspiegel wie sonst in die Luft zu erheben.
Auf dem Rücken treiben leblos die Leiber von Robben über die Tiefe dahin. Selbst Nereus und Doris samt ihren Töchtern, so berichtet die Sage, hielten sich in Grotten verborgen, wo die Hitze noch nicht so heftig war. Dreimal hatte Neptun mit grimmiger Miene die Arme aus dem Wasser zu strecken gewagt, und dreimal vermochte er nicht, die glühende Luft zu ertragen.
Aber die nährende Erde, vom Meer ja noch immer umgeben, war inmitten der Wasser der Seen und der sämtlichen Quellen, die sich im Innern der schattenspendenden Mutter geborgen hatten, doch trocken bis zum Hals. Sie erhob nun ihr erschüttertes Antlitz, legte die Hand an die Stirn, ließ alles in heftigem Beben erzittern, sank dann ein wenig zusammen, lag nun gedrückter da als gewöhnlich.
Wenn es dir gefällt und wenn ich das verdiene, o was säumen dann deine Blitze, höchster der Götter? Soll ich schon der Macht des Feuers erliegen, so sei mir gewährt, durch dein Feuer zugrunde zu gehen. Wenn du es sendest, wird mir mein Untergang leichter. Kaum können sich meinem Mund diese Worte entringen. Qualm hatte ihre Stimme erstickt.
Da sieh, versengt mein Antlitz. Ist das der Lohn, das der Dank für meine Fruchtbarkeit, für meine Dienstbereitschaft, dass ich der krummen Pflüge und der Hacken Wunden ertrage und das ganze Jahr nicht zur Ruhe komme? Dass ich dem Vieh, Laub und Gras, dem Menschengeschlecht als friedliche Nahrung Getreide und sogar euch Göttern Weihrauch spende? Doch hätte ich auch den Untergang verdient, was haben die Wasser, was dein Bruder verschuldet? Warum schwindet das Meer dahin, das durchs Los ihm zufiel, warum ist es nun weiter vom Äther entfernt? Rührt dich aber weder die Neigung zum Bruder noch zu mir, so erbarme dich doch deines Himmels. Schau nur umher! Es rauchen beide Pole; wenn diese das Feuer zerstört hat, stürzen auch eure Paläste! Siehe, selbst Atlas leidet und kann kaum noch die glühende Achse auf seinen Schultern halten! Wenn das Meer, wenn Erde und Himmel vergehen, dann sinken wir wieder in das alte Chaos zurück. Entreiße den Flammen das, was noch etwas übrig ist, und schaffe Rat für das Ganze!
Donner lässt er dröhnen, hebt den Blitz bis ans rechte Ohr und schleudert ihn dann auf den Lenker des Wagens, stürzt ihn entseelt herunter
Also sprach Mutter Erde – sie konnte nicht länger die Hitze ertragen und auch nicht mehr reden und vergrub ihr Gesicht in sich selbst, in Höhlen, ganz nah bei den Toten.
Doch der allmächtige Vater ruft alle Götter und auch den, der den Wagen gab, als Zeugen, dass wenn er nicht helfe, alles dem schweren Verhängnis zum Opfer falle. Darauf ersteigt er die Zinne der hohen Burg, von wo aus er gewöhnlich die weiten Länder mit Gewölk überzieht, wo er Donner erregt und die zuckenden Blitze schleudert. Allein, er hatte nun weder Wolken, um sie über die Erde zu ziehen, noch Regen, um ihn vom Himmel zu senden. Donner lässt er dröhnen, hebt den Blitz bis ans rechte Ohr und schleudert ihn dann auf den Lenker des Wagens, stürzt ihn entseelt herunter und dämpft durch wütendes Feuer das Feuer.
Da scheuen die Pferde und sprengen davon in verschiedene Richtungen, streifen vom Nacken das Joch und lassen in Fetzen die Zügel. Hier liegt das Gebiss, dort, von der Deichsel gerissen, die Achse, dort die Speichen der geborstenen Räder und, weit umher verstreut, die Trümmer des zerschmetterten Wagens. Phäethon aber, das Haar gerötet von rasender Flamme, stürzt wirbelnd vom Himmel durch den weiten Luftraum herab, so wie manchmal ein Stern vom heiteren Himmel, der, wenn er auch nicht fiel, doch den Anschein erweckt, er sei gefallen. Fern von seinem Vaterland, am anderen Ende der Erde, nimmt den Jüngling der riesige Strom des Eridanos auf und wäscht ihm das rauchende Antlitz. Die Najaden des Westens bergen den Leichnam im Grab, noch qualmt er, vom dreigezackten Blitz getroffen, und setzen die folgende Schrift auf den Stein:
Hier ruht Phaethon; er lenkte den Wagen des Vaters. Meisterte er ihn auch nicht, fiel er doch bei gewaltigem Wagnis.
In quälende Trauer versunken, verhüllt der unglückliche Vater sein Antlitz. Daher soll – kann man es glauben? – ein Tag ohne Sonne vergangen sein. Die Brände ersetzten das Licht, und so brachte das Übel noch einigen Nutzen.
Klymene ihrerseits irrt, nachdem sie sich alles von der Seele gesprochen hat, was man in so tiefem Leid noch sagen kann, trauernd und wie von Sinnen, die Brust zerrissen, über den ganzen Erdkreis und sucht erst die entseelten Glieder, dann die Gebeine des Sohnes. Sie findet doch nur die Gebeine, an fremdem Gestade begraben, sinkt an der Stätte nieder, netzt den Namen, den sie im Marmor liest, mit ihren Tränen und wärmt mit entblößter Brust den kalten Stein.
Verlangen macht einen reich, wenn man ihm entsagt
Habsucht macht einen glücklich, wenn man sie bezwingt.
Nicht minder betrübt sind die Töchter des Sonnengottes und weihen dem Toten als vergebliche Spende ihre Tränen, schlagen die Brust mit Händen, rufen Tag und Nacht nach Phaeton, der doch ihre jammervollen Klagen nie mehr hören wird, und werfen sich über das Grabmal.
Viermal schon hatten die Hörner des Mondes sich vereint und die volle Scheibe gebildet, und jene hatten nach ihrem Brauch – denn zum Brauch war ihr Tun schon geworden – Klagegeschrei erhoben. Als aus ihrer Mitte Phaethusa, die älteste Schwester, sich zu Boden werfen will, da jammert sie plötzlich, dass ihre Beine erstarrten. Zu ihr wollte Lampetie, die Strahlende, eilen, doch plötzlich hält eine Wurzel sie fest. Und als die dritte sich anschickt, ihr Haar mit den Händen zu raufen, reißt sie Blätter ab! Diese verspürten die Schmerzen, wie ein Stamm ihre Schenkel umschließt, jene, wie ihre Arme zu langen Zweigen aufschießen, und während sie noch über dieses Geschehen bestürzt sind, wächst schon Rinde um ihre Weichen und verbreitet sich nach und nach über Unterleib, Brust, Schultern und Hände. Nur der Mund bleibt noch frei und ruft nach der Mutter.
Was soll sie tun, ihre Mutter? Nur dahin und dorthin eilen, wohin ihre Liebe sie treibt, nur Küsse geben, solange sie noch kann? Das ist ihr nicht genug, sie will die Leiber den Stämmen entreißen und bricht mit den Händen die zarten Zweige ab – aber da rinnen, wie auf einer Wunde, blutige Tropfen. Ach schone mich bitte! Unser Leib wird ja mit den Stämmen zerrissen! Lebe nun wohl!
Nach diesen letzten Worten kommt die Rinde. Aus ihr dringen die Tränen, träufeln herab von den jungen Zweigen und werden, in der Sonne erstarrt, zu Bernstein, den der klare Strom