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er weite Teile der Aktion mit seinem Starrsinn, seiner Geldgeilheit und seiner Drogensucht. Aber Kexel, Bergmann, Behrendt, Urbach, sie alle hatten dafür votiert. So hatten wir auf den Schlag über hundert erfahrene Männer für den Einsatz rekrutiert.

      Plötzlich donnerte es wie blöd, zwei MiGs waren mit vollem Schub fünfzig Meter über unsere Köpf hinweg gerauscht. Der Lärm war Ohren betäubend, im wahrsten Sinne des Wortes, keiner hörte mehr etwas, für Minuten. Meine Ohren summten wie ein Feld von tausend Heuschrecken. Jetzt wurde es ernst, das hatte nichts mehr mit Aufklärung zu tun. Als ich wieder etwas hörte rief ich über Funk zur vollen Feuerbereitschaft, gab den Befehl zum Feuern nach eigenem Ermessen. Ich war wirklich gespannt wer kommen würde, wie hoch ihr Einsatz werden würde.

      Alpha? Speznas? Vympel? Oder reguläre Truppen? Bei Ersterem würde es vorbei sein, bevor wir merkten, dass es losging. Mit Sicherheit hatten Sie keine Ahnung, womit sie es zu tun hatten. Dass sie so lange warteten, zeigte ganz offensichtlich den großen Respekt, den sie angesichts des unerwarteten Terrorismus innerhalb Ihres Machtbereichs hatten. Das war gut, weil wir Zeit schinden mussten, bis die letzten Truppen- und Transporter-Einheiten aus Brandenburg an unserer rechten Flanke nach Süden abgezogen waren. Zudem hielten wir so einen Korridor für Urbach im Süden offen und erlaubten den Teams mit dem Diebesgut zu entkommen. Und letztlich war es am Wichtigsten, dass das russische Auge nicht auf Bautzen herabblickte.

      Mit schnellen Schritten lief ich über das Flugfeld zu den gebunkerten Unterständen. In einem der kleineren Gebäude hatten wir einen provisorischen Befehlsstand eingerichtet. Meine beiden Vize-Kommandeure Schuler und Maus waren dort, ebenso ein kleiner Sicherheitstrupp guter Männer und mehrere Funker. Sie salutierten vor mir, auch sonst benahmen sie sich wie Soldaten, was mich echt freute. Ich erkundigte mich nach der Lage, ob Fernspäher schon etwas gesichtet hätten. Aber es hieß nein, noch sei niemand zu sehen gewesen. Meine Stellvertreter und ich gingen einige Details nochmals durch, als die Geschütze auf unseren SPW-Panzern das Knattern anfingen und die Stille durchbrachen. Es war so weit, der Feind war da. Ich blickte zu Maus, der bereits eine Meldung erhielt, mit ruhiger Stimme berichtete er, der Posten auf dem Hangar Dach habe zwei Dutzend sowjetischen Schützenpanzer entdeckt, die aus Nord Nord-West auf unsere Linien zuhielten, vermutlich BTR80, oder Panzer gleicher Bauart. Man hörte unsere Mörser und Panzerbüchsen, die auf sie zuhielten. Maus schmunzelte dabei ein wenig und ich auch, weil sie genau aus der von mir vorhergesagten Richtung anrückten.

      Die Waffen schrien derweil, meine Männer hatten das mit dem eigenen Ermessen richtig verstanden. Schreiend wollte ich wissen: „Wie weit sind sie entfernt?“ Er fragte nach, es dauerte. Ich rief ungeduldig: „Wie weit verflixt noch eins sind die entfernt?“ Maus rief: „Ca. 800 Meter. Der Fernaufklärer meldet Detonationen vor den angreifenden Panzern!“ Genervt befahl ich: „Feuer einstellen! Warten auf weitere Befehle“. Maus führte es aus. Im gleichen Moment feuerten die Posten im Norden, an den Bunkern. Bevor ich fragen konnte, meldete Schuler bereits: „Fallschirmspringer im nördlichen Teil des Geländes gelandet! Wir haben sie im Visier und dem Feind bereits schwere Verluste zugefügt!“. Etwas belustigt keuchte ich: „Na die können weiterfeuern!“

      Nach einigen Minuten erhielt Schuler die nächste Meldung. Konzentriert, dann schockiert, horchte er hinein, dann rief er nervös: „Mehrere schwere Haubitzen haben am Ortsrand von Finsterwalde Stellung bezogen“. Fassungslos rief ich: „Wie bitte? Was? Die wollen mit schwerem Gerät auf eine atomare Stellung schießen?“

      Schon hörte ich, wie einer unserer SPW-Panzer durch eine gigantische Granate getroffen wurde und mit lautem Getöse explodierte. Maus vermeldete: „Die russischen Schützenpanzer im Nordwesten sind jetzt in Reichweite. Befehl zum Feuern?“ Ich bestätigte. Mit einem Ruck feuerte alles und jeder, der konnte. Aber auch überraschend die Posten der inneren Verteidigungslinie. Verwundert glotzte ich wieder Maus an, der meldete: „Weitere Fallschirmspringer direkt über dem Gelände!“ Im gleichen Moment schlug die nächste Granate der großen Haubitzen ein und nahm gleich zwei unserer SPW-Abwehrpanzer mit. Es ging jetzt verdammt schnell.

      Schwere Granaten hatte ich nicht eingerechnet, weil ich angenommen hatte, sie wüssten nicht genau, was wir mit den eventuell geklauten Atombomben gemacht hatten… aber woher sollten sie es wissen? Wieder schlug eine riesen Granate auf dem Flugfeld ein, die Erde bebte, der Lärm war unglaublich. Alles was wir hatten schoss jetzt. Überall krachte es, schon wurde unser Gebäude von einer Granate schwer getroffen und haufenweise Betonbrocken prasselten auf uns herab.

      Ich brüllte mit aller Kraft: „Rauchgranaten, Hört Ihr? Rauchgranaten, alle! Rückzug auf die zweite Verteidigungslinie!“ Ich starrte Maus an, während weitere unserer Panzer explodierten, starrte ihn an, wie er die Befehle erteilte.

      Als er fertig war, glotzte er mich schief an, dann an sah er ungläubig an mir vorbei. Seine Augen wurden groß, er riss sie auf und zog nach seiner Waffe. Ich verstand es instinktiv und ließ mich blitzschnell zur Seite fallen, hinter einen Berg Sandsäcke. Im Landen schon versuchte ich an meine Pistole zu kommen, denn hinter mir brach, wie erwartet, heftiges Mündungsfeuer los. Fallschirmspringer mussten direkt vor unserem Lagezentrum gelandet sein. Die Männer feuerten zurück.

      Als ich am Boden aufgekommen war und zielte, war es schon vorbei. Ich hatte verdammt nochmal recht, die Angreifer lagen regungslos vor uns auf dem Boden. Überall zündeten jetzt die Rauchgranaten, nach Sekunden lagen wir in einem tiefen Nebel. Ich blickte mich um, Schuler und ein Funker lagen am Boden und waren ganz offensichtlich tot. Langsam brachte ich mich auf die Beine, die Schulter schmerzte, ich war genau drauf gefallen. Mit ein paar Schritten schlich ich geduckt zum Angreifer, während das Feuern allmählich abnahm. Zu meinem großen Ärgernis erkannte ich, dass es ein verdammter Speznas war. Das war nicht gut.

      Speznas waren eigentlich keine Russen, sondern Turkmenen und andere Völker, hoch spezialisierte Kämpfer, Schlächter, Berserker, aufgehetzte Tiere, die ihre Ausbildung damals im Krieg gegen die Mujaheddin in Afghanistan erhalten hatten. Es war für diesen Angriff die allererste Wahl, gerade deswegen hatte ich auch das nicht wirklich erwartet. Denn die »3. Garde-Spezialaufklärungsbrigade Speznas« mit ihrem Standort in Fürstenberg an der Havel nördlich von Berlin, das waren die gefürchtetsten Kämpfer der Sowjets und sie wurden nicht leichtfertig eingesetzt!

      Sie meinten es also mehr als ernst mit uns.

      Ich schlich wieder geduckt zum Befehlsstand zurück,

      als es erneut eine gigantische Explosion gab, deren heiße Druckwelle mich erneut von den Füßen riss.

      Für einige Sekunden war alles blitzhell, selbst die Rauchgranaten änderten daran nichts. Wieder fiel ich blöd und ärgerte mich, taub und blind. Wieder grillte es meine Trommelfelle. Doch der Schock war grösser. Als ich mich umdrehte konnte ich durch die engen Augenschlitze erkennen, dass eine der schweren Granaten in die Bunkeranlage der Hangars im Norden eingeschlagen und weitere Bomben oder Raketen gezündet hatte. Der gesamte Bereich, in dem ich heute noch die wunderschöne Fock und die russischen MiGs bewundert hatte, war ausgelöscht, alles Schutt und Asche. Auch die Posten und Männer dort. Alles platt.

      Sie hatten tatsächlich mit großen Kalibern auf den nördlichen Teil des Flughafens geschossen, welcher die empfindlichen und explosiven Gegenstände enthielt, mit Atomwaffen darunter. Ich glaubte es nicht. Mit so viel Blödheit konnte keiner rechnen. Eine gigantische Feuersäule stieg in den Himmel. Was die Fock anging, ich hätte heulen können, dann aber dachte ich an meine Frau, wie sie sagen würde, ist doch nur so nen‘ Nazi-Kram. Also besann ich mich, wurde klar und ordnete den sofortigen und totalen Rückzug auf die Waldlinie an… jetzt schon! Und dachte nur: „Ach, so ein schönes Flugzeug“ aber irgendwie hatte ich es ja geahnt.

      Maus befahl ich, Meldung an Hoffman zu machen. Danach Abbruch der Funkverbindung, Auflösen des Kommandostandes, Evakuierung. Wir mussten wenigstens den Waldrand länger halten. Es war zu wenig Zeit gewonnen worden! Die Männer feuerten im Laufen weiter wie die Blöden, schossen wie wild um sich. Ich hatte wesentlich mehr Disziplin erwartet, naja, oder auch nicht. Wir schnappten ebenfalls unsere Waffen, dann spurteten auch wir Richtung Waldrand, tief gebückt, immer nahe an den Gebäuden. Kugeln begannen, nicht weit entfernt von uns einzuschlagen. Durch das Vernichten der Posten am Bunker im Norden waren die Fallschirmspringer eingedrungen. Weitere landeten

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