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Grenze, acht Züge mit 320 Mann in der Infanterie, die Hoffmann selbst unterstanden. Davon zwei Züge mit Scharfschützen, vier Züge mit effektiver Panzerabwehr und alle mit schweren MGs. Sogar eine kleine Artillerie Einheit konnten wir aufbauen. Unter Odfried Hepp fünf Panzertrupps mit je acht leichten Panzern und ungefähr 160 Mann in 40 Besatzungen. Hepp und seine Männer waren noch in Finsterwalde, für die Show dort; Und um die Einheiten, die in Brandenburg noch in Einsätzen waren, den Rückzug nach Dresden zu erleichtern. Wir hatten 80 Mann zu unserer Versorgung abkommandiert, vom technischen Dienst über Sanitäter bis hin zur Feldküche. Mit ihnen hatten wir auch ein eigenständiges Meldewesen eingerichtet, das dem Führungsstab direkt unterstellt war. Das alles waren nur die Männer hier, die in den anderen Stützpunkten nicht eingerechnet, vielleicht gesamt noch einmal hundert Mann; Und wir machten alles so genau und professionell wie möglich.

      Dennoch war es nur Show, das Bataillon würde bei ersten Kämpfen zerfallen. Und das war auch so gewollt, sollten die Helfershelfer irgendwann davonrennen, dann mussten wir sie nicht entlohnen oder gar mitnehmen. Der harte Kern war daher in meinen Spezialkräften zusammengefasst, was auch ihren Kenntnissen entsprach. Wir hatten sie mittlerweile auf höchstem Niveau ausgerüstet und als Mitgliedsausweis trugen sie, als einzige, rote Baretts.

      Der technische Dienst wiederum war nötig, auch wenn die Operation keine 24 Stunden mehr dauerte; Denn wir fuhren mit ausgemustertem Material der Bundeswehr, der Sowjets und der NVA. Hinzu kamen neuere Modelle, die frisch erbeutet waren, was hieß, dass wir uns entweder nicht auskannten oder den Status des Fahrzeugs bei der Entwendung nicht voll erfasst hatten. Während jetzt zu allem Überdruss auch noch alte amerikanische Spähpanzer an mir vorbeirauschen, brüllte Kexel mich an, es ginge ihm alles zu langsam, mit Sonnenuntergang sollte die Aktion abgeschlossen sein, zudem sei Hoffmann in fünfzehn Minuten da und erwarte weitaus bessere Ergebnisse. Er habe gefragt, wer Bergmanns Kommando übernehme. Ich zuckte mit den Achseln, nur vorläufig hatte ich Bergmanns Feindaufklärung mit knapp 80 Mann in ein Gebäude der Fliegerschule einquartiert, damit sie hier nicht auch noch rumliefen. Ich wollte zu Kexel rübergehen, da rauschten mehrere russische T34 Panzer um die Ecke. Mit offenem Mund starrte ich diese echt monströsen Panzer an. Kexel und Pfahler lachten mich aus, ich schrie durch den Lärm: „Wo habt ihr denn die krassen Dinger her und wer Gott noch eins weiß noch, wie man die bedient?“ Aber sie antworteten gar nicht, lachten weiter, Pfahler holte einen Flachmann raus und sie tranken erst mal einen. Dann kam Kexel rüber und fragte, immer noch lachend, wer nun ernsthaft Bergmanns Kommando übernahm. Er stank nach mehr Schnaps als der schnelle Schluck gerade eben. Ich bestätigte natürlich: Ich mache das. Kexel freute sich und stimmte zu, sagte na dann solle ich auch gleich loslegen. Denn Bergmanns Aufgabe war neben dem Kommando über die Feindaufklärung auch die Verteidigung des Hauptquartiers. Eine nicht unwesentliche Sache, schließlich waren die Russen um die Ecke, im Osten Sachsens, an der Grenze und natürlich erstrecht dahinter.

      Ich setzte ein kurzes Briefing mit den Kommandeuren der 1. bis 4. Infanteriedivison an, die bereits seit gestern hier waren und ließ sie in einem Kreis von einem Kilometer Verteidigungslinien aufbauen, unterstützt von vier Trupps des technischen Dienstes. Ich befahl ihnen umgehend loszulegen. Vom TD beorderte ich einen weiteren Trupp zusammen mit der zweiten Fernmeldeeinheit zum Tower des Flughafens, Ziel war das Abhören des Funkverkehrs und des Stabsnetzes S1 der DDR. Meine 2. und 3. Division der Spezialkräfte, welche den Marsch bis Dresden gedeckt hatten, beauftragte ich mit der inneren Sicherung und ließ den Flughafen durch Besetzung der Verteidigungsposten absichern. Zudem benannte ich zusätzliche Verteidigungslinien mit neuen Posten, mit Priorität zur Interzonenautobahn und zur Anfahrt über den Ort Bautzen. Die Männer sollten umgehend nicht genutzte Waffen in die neuen Posten schaffen und diese fortlaufend ausbauen. Wir hatten jetzt Glück, dass ich bei Bergmanns Briefings anwesend war. Das war ein Grund, warum ich seine Aufgaben übernahm, aber sonst hätte es auch tun wollen. Mich wunderte nämlich, dass sie das Thema Verteidigung so leicht abtaten, auch wenn schon bald alles wieder vorbei sein sollte.

      Der 1. Division, meine Garde, befahl ich die Sicherung des Süd-Korridors, unserem Fluchtweg durchs Erzgebirge in die CSSR. Wir besprachen formell nochmals die Taktik, sie wussten aber wirklich Bescheid, hatten Orte und Straßen im Kopf,… und sie waren nüchtern. Zuletzt verteilte ich die vorhandenen Haubitzen so, dass wir neuralgische Punkte eine Zeitlang bearbeiten konnten. Die Munition war ja mehr als knapp, es war nur da, was zum Beispiel jeder Panzer in sich geladen hatte. Denn alle fahrenden Transporter hatten klar ihre eigenen Aufgaben, die eigentlichen Ziele. Sie brachten das geklaute Gut schon einmal an die tschechische Grenze und bereits weit darüber hinaus.

      Schon seit gestern nutzten wir die alten Schmugglerpfade durchs Erzgebirge, um zu Fuß bereits das Wertvollste wegzuschaffen. Unsere Partner warteten in der Tschechoslowakei, in Ungarn, in Kroatien und in kleinen Orten entlang der Grenze auf unser Kommen. Ganze Züge und Schiffe standen für uns bereit. Alles war bereits bezahlt, es gab mit den Schmugglern vereinbarte Routen für jeden Namen, immer zwanzig Mann zusammen. Es war ein Freifahrtschein für alle, die es über die Grenze schaffen würden, egal was passiert. Es war so, egal was Hoffmann auch tat, er gab uns immer das sichere Gefühl, dass er sich um uns sorgte. Die Aversion Bergmanns oder Hepps teilte ich daher in dem Maße nicht.

      Als ich gerade so mit meinen Aufgaben zu Rande gekommen war, wurde es laut, die Leute brüllten, kamen zusammengelaufen. Es entstand ein großer Tumult. Von der Ferne erkannte ich schon, dass er jetzt da war. Hoffmann fuhr wie ein stolzer Eroberer an der Spitze eines langen Konvois ein, stand aufrecht auf dem Beifahrersitz eines Jeeps und salutierte den Männern, die wohl schon bei Hitler so ausgeflippt waren. Einige machten sogar den Hitlergruß, wohl aus alter Gewohnheit. Hoffmanns persönliche Garde um ihn rum, sie trug übergreifend Pilotenbrillen. Keiner benutzte eine Kopfbedeckung oder Schutzausrüstung, dafür liefen sie mit deutschen GC36C, französischen FAMAS und amerikanischen M14 umher. Hoffmann sprang vom Jeep wie ein heldenhafter Feldherr und begrüßte die überschwängliche Menge, dann jeden Kommandeur einzeln. Es dauerte ewig.

      Als ich an der Reihe war und er mir die Hand gab, griff er mit der Linken zusätzlich meine linke Schulter, bedankte sich herzlich bei mir. Ich war gerührt, mit feuchten Augen erwiderte ich seinen Gruß. Er nahm sich Zeit für mich und fragte noch nach der Verteidigung, lobte mich für meinen zusätzlichen Einsatz. Hinter seinem Rücken rauschten derweil die neuen Transporter aus Hoffmanns Konvoi herein, Kexel rannte schon nervös zu mir. Er wollte lesen was auf den Listen stand, was Hoffmann mitgebracht hatte. Ich streckte meine Listen hoch, damit ich Planung und Ergebnis vergleichen konnte, sagte: „Na dann mach ich mal weiter.“ Hoffmann klopfte mir auf die Schulter, salutierte. Als ich die Hand an die Schläfe brachte, war er schon weg. Seine Garde schirmte ihn ab wie einen Popstar. Ich wollte nicht wissen wieso die alle Sonnenbrillen trugen, bei meinen Männern war es unerlässlich, dass ich ihnen tief in die Augen blicken konnte. Es half nichts, gemeinsam lotsten wir die Transporter in unterschiedliche Hallen, versteckten sie vor der großen Gruppe unserer Männer, dann checkten wir den Inhalt.

      Nach zwei Stunden wurde das geklaute Material immer noch fortlaufend von dem Transporter abgeladen, neu verpackt und wieder aufgeladen. Dies folgte vereinbarten Listen und Berechnungsformeln, lange ausgetüftelt, schließlich ging es uns nur ums Geld. Alle Transporte wurden dann mit bewaffneten Trupps Richtung Süden geschickt. Jede Gruppe hatte ihren eigenen Gewinn dabei und einen größeren Teil, den er an einer Stelle abzugeben hatte. Neben normalen Wertgegenständen wie Geld, Gemälden, Wertpapieren, Pfandscheinen, Gold, Anleihen und Ähnliches gab es zu sichernde Primärziele.

      Darunter waren ein paar ganz besondere Positionen: Das Nazi Gold aus dem Bunker in Finsterwalde, zwei Kisten, die wir dort gefunden hatten. Dann hatte Hoffmann Teile des Bernsteinzimmers aus Walpersberg bei Kahla abtransportiert. Sie hatten in zwölf Stunden die Hälfte in 14 große Kisten gepackt, mehr war, entgegen aller Planung, nicht drin gewesen. In Zukunft würde es also zwei Zimmer geben. Tja, dann das Gold-Depot der Nazis aus Neudeutschdorf in Sachsen, 12 Kisten, nur Goldbarren. Weiter der Schatz der Wettiner, damals versenkt im Burggraben des Schlosses Moritzburg, drei Kisten voll Gold und Silber, versteckt vor der anrückenden Roten Armee. Meine Listen, unsere Listen, waren lang und es waren nicht wir gewesen, die sie angefertigt hatten, sondern jene, die uns mit dem Raub beauftragt hatten. Sie wollten ihre Sachen vor einer möglichen Maueröffnung in Sicherheit bringen. Von diesem Teil hatte kaum einer der Leute hier eine Ahnung. Erstrecht

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