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Magneten zu Hause, es reicht wirklich!“

      „Hallo, Iris, schön, deine sympathische Stimme zu hören.“

      Kriminaloberrätin Iris Höppner war lange Zeit Leiterin der Zentralstelle Gewalt gewesen, die alle Einsatzkräfte an ihre Grenzen gebracht hatte. Heute war sie mit der Leitung des Stabes im LKA Niedersachsen betraut und vertrat mit diesem Anruf die Behördenleitung.

      „Unser Haus bekommt ja nicht alle Tage einen Anruf vom Polizeipräsidenten in Oslo, nachdem der norwegische Innenminister mit unserem Bundesinnenminister und dann mit dem Minister unseres Bundeslandes gesprochen hat. Komisch war, dass alle nur ein Thema hatten. Unser Leiter der OFA des LKA Niedersachsen ist in Oslo unter Mordverdacht festgenommen worden. Ach ja, nebenbei wurde noch erwähnt, dass nicht nur Kristin und Nina als Komplizinnen dabei waren, sondern unsere Psychologin ebenso unter Mordverdacht steht. Das ist nicht gerade alltäglich und hat ein paar Wellen geschlagen. Jetzt bist du dran, und ich bin mega gespannt auf deine Geschichte“, sprudelte es aus ihr heraus, ohne dass sie Luft holte.

      Thorsten berichtete seiner ehemaligen, direkten und aktuell noch höheren Chefin, wie sie in Oslo in diese Situation geraten waren und dass er gute Gründe und Beweise vorbringen konnte, wie sie da auch wieder rauskommen würden.

      „Okay, mein Vertrauen habt ihr natürlich, das der hohen Politik und der Osloer Kollegen müsst ihr euch erarbeiten. Wir haben erst mal ein gutes Wort für euch eingelegt, der Rest ist euer Part. Viel Glück und haltet uns auf dem Laufenden.“

      Staatsanwalt Olsen nahm das Telefon zurück und belehrte Thorsten offiziell und juristisch trocken in englischer Sprache. Er warf ihm vor, in Tatverdacht zu stehen, am heutigen Tage die 23-jährige norwegische Studentin, Frida Iversen, im Botanischen Garten in Oslo erstochen und skalpiert zu haben. Schließlich habe man den Skalp in seinem Koffer beim Versuch, das Schiff zu betreten, sichergestellt. Als Zeuge könne der Staatsanwalt einen am Tatort eingesetzten Beamten nennen, der Thorsten Büthe in Begleitung von drei deutschen Frauen angetroffen hätte, als er vom Tatort Fotos anfertigte. Herr Büthe hätte sich auch gegenüber dem Beamten gerechtfertigt, dass sie Kollegen aus Deutschland seien, sodass lediglich ein Platzverweis ausgesprochen worden war.

      „So, Herr Büthe, was würden Sie an meiner Stelle bei dieser Beweislast tun? Einsperren, oder?“, fragte der Staatsanwalt provokativ.

      „Nein, Herr Olsen. Ich würde unabhängig von meiner Person und meines Berufes auch die entlastenden Aspekte ins Kalkül ziehen und meine Begleiterinnen vernehmen. Hat der Beamte, der uns des Platzes verwiesen hat, einen defekten Trolley gesehen, den wir mitgeführt haben? Schließlich war das Opfer zu diesem Zeitpunkt schon entstellt. Macht es für Touristen Sinn, auf dem Weg nach Grünerløkka im Botanischen Garten kurz eine junge Frau zu erstechen, sie zu skalpieren, um dann weiter shoppen und Kaffee trinken zu gehen? Anschließend sollen wir unseren Tatort fotografiert haben und lassen uns dann noch direkt von der Polizei ansprechen, um dem Beamten unsere echte Profession zu erklären. Den Skalp soll ich dann doch in einem Trolley mitgeführt haben, damit ich ihn auf ein besonders gesichertes Kreuzfahrtschiff durch die Sicherheitskontrolle bringe und ihn mir dann am besten noch in meine Kabine hänge. Vermutlich werden Ihnen nicht nur meine Kolleginnen, sondern auch andere Passagiere aus der Schlange vor der Sicherheitskontrolle von der älteren Dame mit dem defekten Trolley und dem letzten Blödmann berichten können, der ihr den Koffer letztendlich abgenommen hat. Und jetzt finden Sie den Fehler.“ Thorsten hatte sich um Kopf und Kragen geredet, setzte aber noch einen drauf. „Wie hoch ist denn die Wahrscheinlichkeit, dass diese ältere Dame etwas mit dem Mord zu tun haben könnte? Wie wahrscheinlich ist es denn, dass die Seniorin nach uns an Bord der ,Norwave‘ gegangen ist? Eine Bordkarte dürfte sie ja zumindest vorgewiesen haben. Wie wahrscheinlich ist es denn, dass diese Frau für Sie nicht mehr ermittelbar ist, wenn sie gleich mit ablegt? Ich an Ihrer Stelle würde neben den Ermittlungen in Oslo schnellstmöglich an Bord der ,Norwave‘ gehen und das Profilerteam aus Deutschland mitnehmen, um dort effizient und gemeinsam sachorientiert arbeiten zu können. Der Vorteil ist sogar, dass Ihre bisherigen Mordverdächtigen auf dem Schiff unter Kontrolle bleiben würden. Wo sollten wir auch hin? So würden wir in Deutschland arbeiten.“

      „Herr Büthe, für einen des Mordes Verdächtigen sind Sie ganz schön frech und überheblich. Wir sind keine Provinzpolizei und verstehen unseren Job ebenso gut, wie Sie Ihren. Die Befragungen Ihrer Kolleginnen sind erfolgt. Wir haben weitere Zeugen, die Ihre Angaben bestätigen und bei der Überprüfung der Kabine 7698 hat uns eine Familie mit zwei kleinen Kindern geöffnet, die wir – was Sie verwundern wird – nicht verhaftet und über Bord geworfen haben. Wir werden Sie und Ihre Begleiterinnen sowie andere Passagiere intensiv vernehmen müssen. Das werden die Beamten Larsen und Andersen übernehmen. An Bord müssen wir versuchen, diese ältere Dame mit dem Koffer zu identifizieren. Der nächste Hafen wird nach einem Seetag Bergen sein. In der Zeit werden meine beiden Beamten alles abarbeiten und in Bergen wieder von Bord gehen. Ihre Dienststelle in Deutschland ist informiert, Ihre Festnahme hebe ich hiermit auf. Ich bitte Sie, meine Mitarbeiter lediglich zu unterstützen. Sie sind hier weder zuständig noch haben Sie hier oder an Bord irgendwelche Befugnisse. Haben wir uns verstanden, Herr Büthe?“

      „Das haben wir, Herr Olsen, vielen Dank.“

      Thorsten blickte auf die beiden Beamten der Mordkommission und fragte in Richtung des Staatsanwaltes und des Kapitäns: „Wer übersetzt denn die Befragungen auf dem Schiff?“

      „Wir benötigen keine Übersetzer. Ich habe während meines Polizeistudiums ein Jahr bei der Polizei in Rostock hospitiert und spreche deutsch“, erklärte Ingrid Larsen mit einem süßen Akzent.

      „Dann wollen wir mal los. Wir legen in zwanzig Minuten ab“, gab der Kapitän vor. Die mordverdächtigen Profilerinnen samt Psychologin warteten vor dem Eingang der Hafenpolizei und schlossen sich wieder erleichtert in die Arme, bevor sie von Maik und Thomas an Bord begrüßt wurden.

      Kapitel V

      Rollentausch an Bord

      Der Kapitän konnte den beiden Ermittlern aus Oslo nur noch zwei Kabinen im Crewbereich zur Verfügung stellen, da die „Norwave“ ausgebucht war. Die Sommermonate sind in Norwegen mittlerweile so mild geworden, dass der August einer der begehrtesten Reisemonate ist. Die norwegischen Polizisten hatten sich in einem Besprechungsraum der Crew eingerichtet, um ihre Ermittlungen und Befragungen durchzuführen. Thorstens Angebot, mit dem Profilerteam gemeinsam Abend zu essen, schlugen sie aus. Die Ermittler mussten objektiv bleiben und konnten mit Beteiligten eines Mordverfahrens, die soeben noch in dringendem Tatverdacht standen, nicht den Abend gemeinsam bei einem Glas Bier oder Wein verbringen. Sie hatten als ersten Zeugen Thorsten Büthe für 21 Uhr zur Vernehmung vorgeladen, der natürlich pünktlich erschien.

      „Guten Abend, Herr Büthe“, begrüßte ihn die junge Ermittlerin in deutscher Sprache recht formell. Thorsten wurde als Zeuge belehrt und zur Wahrheit ermahnt, was sich den Vorschriften in Deutschland anglich.

      „Dann erzählen Sie doch mal von sich. Wie ist Ihre persönliche und berufliche Situation? Wie kommt es, dass Sie mit Ihren Mitarbeitern zusammen auf dem Schiff sind? Und dann schildern Sie bitte den Ablauf des heutigen Tages bis zu Ihrer Festnahme“, wies die Ermittlerin an und ergänzte: „Ich gehe zudem davon aus, dass Sie sich einverstanden erklären, die Aussage auf Band aufzunehmen.“

      Thorsten begann mit seiner familiären Situation und hielt sich exakt an die Reihenfolge, die Politibetjent 1 Larsen vorgab.

      Sie ließ ihren Zeugen ungestört berichten und setzte sogenannte Akzente des aktiven Zuhörens durch bestätigendes Nicken oder zustimmendes Brummen ein. Taktisch kommentierte sie ihr unklare Schilderungen mit einem langgezogenen „Okaaaay?!“, was Thorsten Büthe veranlassen sollte, darauf detaillierter einzugehen.

      Nachdem der Zeuge in etwa 90 Minuten alles beschrieben hatte, folgten einige Nachfragen, wobei der bislang völlig wortkarge Ermittler, Politibetjent 2 Andersen, seiner Kollegin mehrfach ins Ohr flüsterte und der Ermittlerin weitere Fragen formulierte.

      „Frau Larsen, Entschuldigung, wie will Ihr Kollege jetzt Fragen formulieren, wenn er bislang kein Wort verstanden hat?“, warf der Profiler ein.

      „Herr

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