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gespreizt und der rasierte Vaginalbereich des Opfers war frei einsehbar.

      Die Rechtsmediziner konnten eine massive Schnittverletzung am Hals des Opfers feststellen. Vermutlich waren die Halsvenen und -arterien, Luft- und Speise­röhre durchtrennt worden, was die starke Blutung verursacht haben dürfte. Als die Experten den Leichnam auf dem Rücken untersuchten und den Körper nach vorn ziehen wollten, stockte selbst den erfahrenen Medizinern und Kriminaltechnikern der Atem. So etwas hatten selbst sie noch nicht gesehen.

      Durch die Lageveränderung blieb der lange blonde Haarschopf an dem Stamm des Trolls zurück und auf dem Kopf des Leichnams offenbarte sich eine großflächige blutige Wunde. Dem Opfer war die Kopfhaut samt Haaren entfernt und der abgetrennte Skalp mit einem großen Fahrtenmesser in das Holz der Statue gerammt worden.

      Ingrid Larsen und Magnus Andersen blickten sich fassungslos an. Diese Tötungsart kam ihnen aus Oslo sehr bekannt vor. Sie stimmten sich kurz ab, wiesen telefonisch ihren Vorgesetzten, Inger Olsen, in die neue Lage ein und traten auf den deutschen Profiler zu.

      „Gilt das Angebot einer Kooperation noch? Wir würden es jetzt gern annehmen.“

      Maik und Thomas hatten sich von ihrem Beobachtungsposten zurückgezogen, als die Polizei aus Bergen mit den Überprüfungen der Personen begann, die ins Tal abfuhren.

      In Höhe des Spielplatzes stieß Thomas Maik mit seinem Ellenbogen in die Seite.

      „Guck dir den mal an“, sagte er und blickte zu einem jungen Mann, der fast wie ein Troll gekleidet war und am Sandkasten auf und ab stolzierte, als würde er über einen Laufsteg bei Germany’s next Topmodel flanieren. Dabei präsentierte er eine schrill-bunte Handtasche, die vor seinem Bauch wie ein Fremdkörper hin und her wippte.

      „Die Tasche muss lebbben! Weißt du noch, Tommi?“, ulkte Maik.

      Der Troll war fast zwei Meter groß, wirkte nicht gerade sportlich, aber sehr kräftig. Er sang einen lauten melodischen Song in norwegischer Sprache und zog nicht nur amüsierte Blicke der Touristen auf sich. Eltern nahmen ihre kleinen Kinder auf den Arm und waren unsicher, ob von dem Troll nicht auch eine Gefahr ausging.

      Maik stutzte. „Siehst du seine Hände? Ist das Blut?“

      Thomas wurde ernst.

      „Tommi, den schauen wir uns doch mal an. Du bleibst an ihm dran, ich hole die Kollegen“, sagte Maik und lief zurück zur Bergstation.

      Der Troll tänzelte plötzlich grunzend mit geöffneten Armen direkt auf die spielenden Kleinkinder im Sandkasten zu, die ängstlich schreiend zu ihren Müttern tapsten. Väter sprangen auf und verharrten in der skurrilen Szene.

      Abwarten war nicht der Stil von Thomas Schulte. Er stürzte sich auf den Riesen, trat ihm in die Kniekehlen und schrie in englischer Sprache: „Stop, police! Don’t move!“

      Der kräftige Troll fiel im Sandkasten nach vorn um wie ein Baum. Thomas hatte eigentlich mit einem heftigen Kampf gerechnet, in dem er seinem Gegenüber körperlich völlig unterlegen war und hatte auf rasche Verstärkung der norwegischen Kollegen gehofft. Es kam anders.

      Der Troll drehte sich demütig auf den Rücken, riss beide Arme schützend vor sein Gesicht und schrie ängstlich wie ein Kind: „Nei! Ikke slå!“, was auf Deutsch etwa „Nein! Nicht schlagen!“ bedeutete.

      Thomas wurde von uniformierten Polizisten von dem kreischenden Riesen gerissen. Maik zog seinen Kollegen am Ellenbogen eingehakt weg.

      „Wolltest du nicht auf uns warten?“, warf er Thomas vor.

      „Was sollte ich tun? Er hat plötzlich Kinder angegriffen. Hast du die Unterarme und Hände gesehen? Das ist mit Sicherheit Blut“, rechtfertigte sich der junge Profiler.

      Einer der Beamten der Polizei Bergen klärte die beiden deutschen Polizisten vorwurfsvoll auf, dass der Troll hier ein amtsbekannter, geistig behinderter junger Mann namens Børre Thorsen war. „Er ist täglich hier und gehört zum Inventar. Der tut keiner Fliege was“, kritisierte er den Einsatz der deutschen Polizisten.

      Maik sprach seinen uniformierten Kollegen auf die Blutanhaftungen an den Händen und Armen an, was der Polizist nur mit einem Augenrollen kommentierte. Als ihn der Fallanalytiker weiter bat, einen Blick in die bunte Damentasche werfen zu dürfen, reagierte der Beamte fast aggressiv und forderte die beiden deutschen Kollegen auf, sich zu entfernen. Ansonsten drohte er an, ein Verfahren wegen des Angriffs auf Børre Thorsen einzuleiten. Eine Polizistin half dem Riesen auf, strich ihm tröstend über den Kopf und redete beruhigend auf ihn ein. Thomas hatte seinen Chef telefonisch über die Situation auf dem Spielplatz informiert, der in Begleitung der beiden Politibetjents aus Oslo unmittelbar dazustieß.

      Sie ließen sich kurz die Lage erklären. Magnus Andersen wies den abweisenden Beamten aus Bergen an, die Damentasche an sich zu nehmen und deren Inhalt zu überprüfen. Der Troll schrie bei diesem Versuch wieder laut auf und vergrub die Tasche unter seinen mächtigen, vor der Brust verschränkten Oberarmen. Die tröstende Polizistin sprach weiter besänftigend auf Børre Thorsen ein, bis er ihr die bunte Handtasche überließ.

      Im Inneren fand sich ein rosafarbenes Handy der Marke Samsung Galaxy S 10 sowie eine Geldbörse samt Ausweis einer 19-jährigen jungen Frau mit langem blonden lockigen Haar.

      Magnus Andersen nahm das Zepter der Ermittlungsführung an sich. „So, Kollegen, Børre Thorsen ist wegen Mordverdacht festgenommen. Ingrid, fahr bitte mit in die Bergener Dienststelle und veranlasse alles Notwendige. Sicherstellung seiner Klamotten, rechtsmedizinische Untersuchung, Sicherung der Blutspuren, erkennungsdienstliche Behandlung samt Speichelabstrich zum DNA-Abgleich. Versucht, ihn in psychologischer Begleitung zu vernehmen. Vielleicht gibt es schon einen Betreuer, der euch unterstützen kann. Bitte das volle Programm.“

      Ingrid Larsen nickte nur und bat die uniformierte Polizistin: „Sie haben einen guten Draht zu ihm. Würden Sie uns bitte begleiten?“

      Erst nach einem vorwurfsvollen Blick des bulligen Beamten aus Oslo, legte der genervte Polizist dem Tatverdächtigen Handschellen an und führte ihn zum Einsatzwagen.

      Die sichergestellte Tasche wurde in einer transparenten Spurensicherungstüte transportiert und am Tatort den Kriminaltechnikern übergeben.

      Während die Spezialisten den Tatort weiter akribisch abarbeiteten, fuhren Carlotta und Thorsten mit Politibetjent 1 Larsen in die Bergener Dienststelle, dem Hordaland Politidistrikt, und ließen sich als Zeugen zum Leichenfund und der Verfolgungssituation am Tatort vernehmen.

      Das restliche Profilerteam hatte sich zwischenzeitlich beraten, zur Talstation zu fahren, um sich im Zentrum von Bergen die Beine zu vertreten und auf die beiden Kollegen zu warten.

      In der Mittagssonne schlenderte das Viererteam aus Hannover durch die schmalen Gassen und engen Passagen des beeindruckenden Hafenviertels Bryggen, in dem die Vergangenheit Bergens wieder lebendig zu werden schien.

      Im Jahre 1702 waren die meisten Bauwerke in Bryggen durch einen Großbrand zerstört worden. Beim Wiederaufbau hatte man den alten Baustil wieder hergerichtet, sodass die Architektur mit aktuell 61 denkmalgeschützten Gebäuden heute noch wie im 12. Jahrhundert wirkt und zu einem der bekanntesten Mittelaltervierteln Norwegens zählt.

      Sie erwarteten jederzeit den Anruf von Thorsten und Carlotta und waren nicht nur gespannt, was die Ermittlungen ergeben hatten. Die vier Profiler hatten die Befürchtung ihres Leiters nicht ernst genommen und mussten akzeptieren, dass sich die Entspannungsphase ihrer Kreuzfahrt dem Ende zuneigte.

      Carlotta und Thorsten wurden von unterschiedlichen Beamten des Hordaland Politidistrikts zeitgleich als Zeugen vernommen. Die Politibetjents Larsen und Andersen hatten sich aufgeteilt. Sie unterstützten nicht nur als Dolmetscher, sondern konnten auch ihre Informationen zum Mord von Oslo in die aktuellen Ermittlungen mit einbringen. Ingrid war bei der Befragung der Psychologin und Magnus bei der des OFA-Leiters zugegen.

      Die Vernehmung führte ein junger dynamischer Politiadvokat in Uniform, der offensichtlich der Leiter der hiesigen Mordermittlungen war. Nach den allgemeinen Fragen zu seinen Beobachtungen versuchte Thorsten Büthe seine Vermutung zu begründen,

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