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imstande ist, richtig zu denken, wobei als richtig das angenommen ist, was die Mehrzahl der Menschen in der gleichen Entwicklungsstufe zu leisten in der Lage sind. Ich möchte hier noch nicht weiter ausholen, sondern nur verständlich machen, daß Geistwesen und geistige Tätigkeit nicht dasselbe sind und daß doch die geistige Tätigkeit der Ausdruck des Geistwesens ist, das zu höherer Entwicklung strebt und streben muß.

      Wenn also für den irdischen Menschen die geistige Tätigkeit aufhört, so hört deshalb das Geistwesen nicht auf zu sein. Es ist unzerstörbar, und es wird durch den irdischen Tod, der nur den Körper betrifft, nicht zerstört, sondern im Gegenteil neu geboren.

      Für das Geistwesen ist das eigentliche Leben das jenseitige und daher die Geburt in die irdische Welt der Tod für die Zeitspanne, da es im materiellen Körper verweilen muß. Der irdische Tod ist aber die Geburt oder Auferstehung zu einem jeweils höheren Leben im Jenseits, als es vor der Geburt auf der materiellen Welt war. Denn kein Geistwesen, es sei denn ganz unterentwickelt, geht in seiner Entwicklung abwärts. Es gibt nur einen Weg nach oben. Er ist unendlich lange und mühsam, aber das Bewußtsein, daß es nur ein Aufwärts gibt, läßt jedes Geistwesen dem Ziel entgegenstreben, das ihm gesteckt ist.

      Ich bin absichtlich ein wenig vom Thema abgewichen, um den Begriff des Geistes eingehender zu charakterisieren und fest einzuprägen, daß das, was wir hier auf der materiellen Welt als Geist betrachten, nur die Äußerungen des Geistwesens sind, das für den materiellen Wissenschaftler ungreifbar und nicht zu beschreiben ist. Die exakte Wissenschaft sträubt sich noch dagegen, diese Theorie anzuerkennen. Sie kann aber die geistigen Kräfte nicht leugnen, für deren Entstehen und Vergehen sie noch keine Erklärung gefunden hat.

      Der Geist des Menschen ist also vorhanden und manifestiert sich je nach der Höhe der Entwicklungsstufe in seinen Lebensäußerungen und Taten. Es hat schon viel Kopfzerbrechen darüber gegeben, wie es möglich ist, daß ein Mensch, der in einer ganz minderwertigen Umgebung aufwächst, zu Höchstleistungen befähigt sein kann, ohne daß er von irgendeiner Seite – ich meine von einer sichtbaren oder erfaßbaren Seite – beeinflußt wird. Tatsächlich ist es so, daß in jedem Kind, das geboren wird, ein reifer oder weniger reifer Geist inkarniert ist. Ich bin verleitet zu sagen, daß Inkarnation fast mit Internierung im materiellen Sinn bezeichnet werden kann, denn im Augenblick der Geburt verliert der Geist jeden Zusammenhang, oder besser gesagt, jeden bewußten Zusammenhang mit der jenseitigen Welt. Seine Erinnerung an das jenseitige Leben ist ausgelöscht, er muß von vorne beginnen, zu lernen und sich zu entwickeln. Dabei ist aber nicht verloren gegangen, was er in einem früheren Leben und in der Schule des Jenseits bereits gelernt und geleistet hat. Auf diesen Erfahrungen und Kenntnissen, aus der schon erworbenen Entwicklung zum Guten und Wertvollen, baut er weiter auf, um nach Beendigung des irdischen Lebens zurückzukehren in seine Heimat, möchte ich sagen, in die Sphären, die ihm den weiteren Aufstieg ermöglichen und den steilen Weg zur Höhe weisen.

      So kommt es, daß Kinder eine so verschiedene Entwicklung zeigen, daß oft alle Mühe vergebens ist, wenn Eltern glauben, das Kind müßte nach ihnen seine Entwicklung nehmen. Oft ist es wohl der Fall, weil es schon vorher bestimmt ist, welche Grundlagen und Möglichkeiten oder auch welche Schwierigkeiten dem Menschen auf seiner Laufbahn bereitet werden müssen, damit er alte Fehler gutmachen oder seine schon erworbene höhere Entwicklungsstufe entsprechend weiter ausbauen kann.

      Nun wollen wir für heute schließen. Ich bin überzeugt, daß es noch viele Zweifler geben wird, die das, was hier geschrieben steht, nicht akzeptieren wollen, weil die exakten Beweise fehlen und vieles gegen die Theorie der Vererbung, der Veranlagung nach den Eltern und so weiter, spricht. Wir werden aber im Laufe der Abhandlung sehen, daß sich sogar in vielen Punkten diese Theorien mit der Wahrheit in Einklang bringen lassen, wenn sie sich auch nicht vollkommen mit ihr decken.

      3. Vererbung und Inkarnation

      Ich sprach gestern zuletzt von der Vererbung und daß es eine solche im geistigen Sinn nicht gibt. Ich sage im geistigen, weil es auf den Körper natürlich zutrifft. Der Körper ist ein Teil des Mütterlichen und durch den Samen, aus dem der Körper entsteht, auch ein Teil des Vaters. Da kann eine Ähnlichkeit, eine Gleichheit verständlich sein und sie ist berechtigt und sichtbar, daher sind auch viele organische Leiden schon durch die Geburt vom mütterlichen oder väterlichen Teil hineingeboren und wenn auch oft nicht sichtbar, doch in der Veranlagung vorhanden.

      Anders ist es mit dem Geist. Er wird nach göttlichen Gesetzen in den entstehenden Körper inkarniert und kommt als völlig fremdes Element in den Körper hinein. Es ist dies begründet in den unendlichen Gesetzen des Weltalls, nach denen alles bis ins Kleinste geregelt ist. Dieses Element wird ganz unabhängig von seinen früheren Eltern in ein Milieu hineingepflanzt, das dazu bestimmt ist, ihm die Voraussetzungen für seine Weiterentwicklung zu bieten.

      Es ist wohl oft so, daß ein bestimmtes Geistwesen zu einem bestimmten Elternpaar gebracht wird, weil dort die gleichen Voraussetzungen schon für die Eltern geschaffen waren und es den Sinn hat, daß der neu inkarnierte Geist den gleichen Weg machen soll und dazu das entsprechende Vorbild hat. Es gäbe dafür eine Menge guter Beispiele. Vielfach aber wird ein fortgeschrittener Geist in ganz bescheidene oder ärmliche Verhältnisse hineingeboren, damit entweder er noch die ihm fehlende Läuterung erfährt oder sein fortgeschrittener Geist den Eltern zur Weiterentwicklung und zum Aufstieg verhelfen soll. Dafür gibt es so unendlich viele Ursachen, so mannigfaltige Variationen, daß man im irdischen Sinn nicht von bestimmten Regeln oder Grundsätzen sprechen kann. Wir hier sehen wohl, wie genau alles abgewogen ist und daß alles, was den Geistwesen in immer wiederkehrenden Leben aufgetragen wird, gerecht und richtig ist. Kein Geist hat mehr zu dulden oder zu leisten als ein anderer, nur entwickeln sich nicht alle gleich schnell. Das kommt daher, daß es auch in dieser Hinsicht keinen Zwang gibt, daß jedes Wesen seinen eigenen freien Willen hat, die ihm gebotenen Möglichkeiten nach eigenem Wunsch und Willen in Anspruch nehmen kann oder nicht.

      Es ist in diesem Zusammenhang auch notwendig, zu erklären, daß es keinen rächenden und strafenden Gott gibt, der nach dem Abschied des Geistes von der materiellen Welt das Register prüft und verdammt oder lobt. Die allmächtigen Gesetze sind von vornherein da, und jeder bedient sich ihrer in unumstößlicher Folgerichtigkeit. Jede Tat hat ihre entsprechenden Folgen in sich, und ob ein Mensch eine böse Tat, ein Verbrechen noch zu Lebzeiten büßen muß oder erst nach seinem Abgang von der irdischen Welt, ist ganz gleichgültig. Niemand kann sich den Folgen einer bösen Tat entziehen, ebenso wie gute Taten, die im irdischen Leben unbeachtet und erfolglos scheinen, ihren Lohn im Jenseits finden.

      Das ist die ausgleichende Gerechtigkeit, und es muß auch den Menschen einmal klar werden, daß es kein Unrecht bedeutet, wenn ein Mensch in guten materiellen Verhältnissen lebt ohne ein besonderes Verdienst und der andere als Bettler, obwohl er sich von früh bis abends plagt und bemüht ist, nur Gutes zu tun. Die Ursachen für die Lebensweise auf der materiellen Welt liegen in vergangenen Leben. Jeder Geist, der zur Erde zurückkommt, kommt aus freien Stücken und wird nicht dazu gezwungen. Der Grund, warum ein Geistwesen die Rückkehr zur Erde wünscht, ist allerdings nicht immer derselbe. Der eine ist bestrebt, Fortschritte zu machen und bemüht, einem höheren Dasein entgegenzugehen. Er ist bereit, alle Aufgaben auf sich zu nehmen, die dazu geeignet sind oder er sieht ein, daß er in seinem früheren Erdenleben Fehler gemacht hat und hat nun den Wunsch, durch gute Taten diese zu sühnen. Ein anderer aber, der in seiner Entwicklung noch zurückgeblieben ist und nicht glauben will, daß auch er ein höheres Leben erreichen kann, der sieht die materielle Welt als das Höchste an, das er erreichen kann und will und wünscht sich deshalb wieder zurück auf die Erde. Er wird so lange bittere Enttäuschungen erleben müssen, bis er einsieht, daß er geirrt hat und es für richtig hält, den anderen Weg einzuschlagen.

      Warum ich das erzählt habe, das will ich gleich erklären. Die Menschen, die jetzt auf der Erde leben, lernen von Kindesbeinen an, daß es das größte Glück ist, viel zu besitzen, reich zu sein und damit im materiellen Sinn unabhängig. Ja, in der Zeit und den Zuständen, wie sie jetzt auf der Erde herrschen, hat diese Auffassung für das materielle Leben seine Berechtigung. Aber es ist sehr kurzsichtig betrachtet. Die Menschen müssen lernen, weiter zu sehen, über die Grenzen ihres Erdendaseins hinaus. Nur wenige sind schon richtig eingestellt, und sie können

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