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allem bereit gewesen.

      Ohne Hast näherte er sich dem Tor und fand die beiden anderen bei den Pferden.

      »War was?« fragte er Ed.

      Der schüttelte den Kopf.

      Frank Macirian hatte also keinen Widerstand mehr geleistet.

      Und jetzt war es zu spät dazu. Er hatte den beiden Outlaws geholfen – bei einem grauenhaften Verbrechen.

      In dumper Verzweiflung stand Macirian da und starrte auf seinen Peiniger.

      Was war nur geschehen? Wie kam er dazu, plötzlich auf der Seite des Unrechts zu stehen? Wohin hatte ihn dieser Halbom Chester gebracht!

      Noch war Angst in ihm und Verzweiflung. Bald aber würde ohnmächtiger Haß in ihm gegen diesen Menschen toben.

      Sie ritten davon, Ed Chester und Frank Macirian mit je einem Kind im Arm.

      Zwei geraubte Kinder, die der Arizonamann für tot hielt. Aber sie waren nicht tot, sie lagen nur in tiefer Betäubung. Hal hatte ihnen im Augenblick des Raubes ein Tuch mit einem starken Betäubungsgift übers Gesicht gedeckt.

      Weiter ging der unheimliche Ritt durch die Stadt Tucumcari.

      Macirian, der zwischen den beiden Texanern ritt, glaubte einen bösen Traum zu erleben. Weshalb hatten die beiden Banditen diese Kinder gestohlen – und getötet? Was hatten sie mit Dandyson und Gonzales zu schaffen?

      Frank hatte bisher nie gemerkt, daß die Chesters gegen die beiden Familien einen Groll hegten, der so groß und furchtbar gewesen wäre, daß er sie zu einer solchen Tat getrieben hätte.

      Es fiel dem Arizonamann noch nicht auf, daß sie der Nagelhütte des Österreichers zustrebten.

      Vor den vier in Quadratform angeordneten neuen Häusern Hartmans stieg Hal ab.

      »Frank, du kennst den großen Hund da drüben!«

      Macirian schauderte in eisigem Schrecken zusammen.

      War dieser fürchterliche Ritt noch nicht zu Ende? Hatte der Texaner denn gar keine Nerven? Jetzt wollte er auch noch in die Nagelhütte eindringen!

      »Steig ab und gib mir die Bündel!«

      Frank rutschte mit dem Kind aus dem Sattel und reichte es Hal.

      Der legte es auf die Erde nieder.

      Entsetzt starrte Macirian auf das reglose Bündel. Dann nahm er all seinen restlichen Mut zusammen und warf den Kopf hoch.

      »Ich weiß nicht, was dich dazu treibt, und was du eigentlich vorhast…«

      »Das ist auch nicht notwendig«, knurrte der ältere Chester. »Und jetzt ans Tor rüber! Jetzt gibt es keinen anderen Weg mehr als den von vorn.«

      Hinter der Nagelhütte standen andere Häuser, und die Seitenfronten hatten nach außen weder Türen noch Fenster.

      Frank Macirian blieb stehen.

      »Nein, Hal Chester, für mich ist dieser Weg hier zu Ende.«

      Da zog Hal den Revolver.

      Aber der Arizonamann hatte schon zugeschlagen.

      Schwer traf der Faustschlag Hal am rechten Kinnwinkel. Er torkelte zurück, und der Revolver entglitt seiner Hand.

      Da aber war Ed vom Pferd gestiegen, hatte den kleinen John Dandyson auf die Erde niedergelegt und stürzte sich dem Gegner des Bruders in die Flanke.

      Der einstige Bestman der Gloster Peons war ein Fighter. Er wuchtete auch Ed einen knallharten Schwinger entgegen, dem er einen linken Fänger nachsetzte.

      Ed schwankte, steppte aber zur Seite und griff erneut an.

      Da kam auch schon Hal heran und stieß den Arizonamann mit einer rammpfahlstarken Rechten zurück.

      »Zur Seite, Ed!«

      Hal war vorhin überrascht worden, jetzt aber war er da. Und er war ein harter Schläger.

      Macirian hatte es ja unlängst erst am eigenen Leib erfahren.

      Dennoch – heute war die Situation anders. Damals hatte ihn nur der Zorn beherrscht. Jetzt war es die Verachtung für diesen Mann und eine gewisse Verzweiflung. Wild fightete der Arizonamann zurück.

      Der Kampf wogte hin und her.

      Aber der Texaner war eben doch der härtere Puncher. Ein schwerer Rechtshänder schließlich riß Frank von den Beinen.

      Er kniete am Boden und rang nach Atem.

      Da versetzte der brutale Kidnapper ihm einen Fußtritt, der Frank völlig an die Erde warf.

      Mit gezogenem Revolver stand Hal vor dem keuchenden Macirian. Der Hahn knackte.

      »Steh auf, Frank!«

      Mühsam richtete sich der Arizonamann auf.

      »Du gehst jetzt hinüber ans Tor und steigst hinüber.«

      »Der Hund…«, ächzte Frank.

      »Deine Sache, du warst ja oft genug bei Hartman. Sieh zu, wie du mit der Töle fertig wirst. Ich erwarte, daß du mir innerhalb einer Minute das Tor von innen öffnest.«

      »Aber es wird Lärm geben. Was willst du noch im Hof? Die Leute des Nagelschmiedes sind doch…«

      »Schweig und tue, was ich dir gesagt habe!«

      Das fahle Sternenlicht warf Schatten auf das Gesicht des Texaners.

      Frank Macirian wich einen Schritt zurück.

      »Du kannst mich totschlagen, Hal Chester, ich werde keine Hand mehr für dich rühren.«

      »Ah«, höhnte der Bandit mit verächtlicher Stimme. »Was hast du denn vor?«

      »Ich werde dich an den Galgen bringen!« stieß Macirian, der noch ein sehr unerfahrener Mann war, wild hervor.

      Hal riß einen steifangewinkelten Haken schwer am Jochbein.

      Frank taumelte zurück.

      »An den Galgen willst du mich bringen?«

      »Dich und deinen Bruder!« keuchte Macirian. »Weil ihr Mör…«

      Hal hatte den Revolver in der Faust.

      »Hör zu, du Waschweib. Ich habe es dir vorhin auf Gonzales’ Hof schon gesagt: Wenn du dich nicht beeilst, knalle ich dich nieder!«

      Das war keine leere Drohung. Frank wußte es, drehte sich wortlos um und ging auf das Tor zu.

      »Frank!« rief ihm Halbom verhalten nach, »damit wir uns nicht etwa mißverstehen: Wenn du auf den Gedanken kommen solltest, den Leuten da drinnen was vorzuquatschen – wir beide können bezeugen, daß du die beiden Kids hier ins Freie gezogen hast!«

      Macirian war stehengeblieben und drehte sich langsam um.

      Was hatte dieses Ungeheuer in Menschengestalt da eben von sich gegeben? Er, Frank Macirian, sollte die beiden armen Würmer…?

      »Du Bandit«, keuchte er.

      »Sei vorsichtig, Franky. Überlege dir gut, was du tust und sagst. Wer kennt sich denn bei Gonzales aus? Wer ist denn so häufig auf dem Hof gewesen? Wer ist selbst im Wohnhaus der beiden Familien aus und ein gegangen und hat sich überall angebiedert? He, soll ich es dir sagen? Der liebe Frank Macirian, und niemand anders!

      Auf der Whiskytonne, auf der du vorhin gestanden hast, war an der Ecke, wo du deine Stiefel hattest, Fensterkitt, öliger Fensterkitt. Du kannst ihn noch unter deinen Stiefeln fühlen. Der Sheriff würde kaum allzuviel Mühe haben, festzustellen, wessen Stiefelabdruck in den Brei auf der Tonne hineinpaßt, Franklin Macirian.«

      Wie vom Blitz erschlagen stand der Arizonamann da und stierte fassungslos auf den hochgewachsenen Texaner, der ihm diese Worte eben im lässigen, leichten Plauderton so hingefegt hatte.

      Er…

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