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Aber das weiß er nicht. Ein gefährlicher Bandit, Nelson heißt er. Und wo er auftaucht, gibt es Dampf. Er muß verschwinden, ehe seine Freunde kommen. Die folgen ihm meistens nach ein paar Tagen. Er hat die finstersten Ideen…«

      Und dann sprach der Bandit von seinen eigenen Ideen, die er dem angeblichen Nelson in den Stiefel schob.

      »Und das schärfste ist, daß er Barrings Crew erst einmal so stark machen will, daß dein Vater im County kein Bein mehr an die Erde bekommen wird. Barring wird euch fertigmachen…«

      So hetzte der hinterhältige Bandit, bis Roger Elliot sagte: »Das also ist Barrings Plan! Ich habe es gewußt. Nur deshalb bin ich zu ihm gegangen, um ihm irgendwelchen Schaden zuzufügen, den er nicht so leicht entdecken könnte. Aber es ist mir nicht gelungen. Er hat es wohl geahnt und mich nicht zuletzt deswegen vom Hof geschickt. Aber ich werde gegen ihn kämpfen, wie ich gegen die Hacatts gekämpft habe. Ich werde…«

      Roger Elliot hatte inzwischen das fünfte Glas Brandy getrunken und redete sich in einen wilden Zorn, angefacht durch die Hetzerei des Texaners.

      »Wir werden ihn fertigmachen!« sagte Skinner und meinte den Mann, den er Nelson genannt hatte.

      Und Elliot glaubte, daß von Barring die Rede sei.

      Dann entwickelte Skinner dem Jüngeren seinen Plan.

      »Hör zu. Wir müssen es sehr raffiniert anstellen, wenn wir einen solchen Kerl erledigen wollen. Und was auch geschieht: es muß unser Geheimnis bleiben.«

      So erfuhr der verblüffte Elliotsohn, daß Ric Skinner vor allem den Fremden schlagen wollte. Und er behauptete, daß damit Barring geschlagen sei. Daß er die Niederwerfung Barrings aber den Reitern der Elliot Ranch zu überlassen gedachte, verriet er noch nicht. Und er selbst wollte sich bei Barring wieder einschleichen. Und Roger sollte ihm dazu verhelfen.

      »Ann ist in dich verliebt. Ein Narr sieht es«, hechelte er. »Du wirst sie morgen abend, wenn es dunkel geworden ist, besuchen. Oft genug hast du ja unter ihrem Fenster gestanden. Du mußt ihr klarmachen, daß ich euer Mann bin, also für Barring. Daß ich nur mit Elliot zurückgekommen wäre, um Schlimmeres zu verhüten. Und daß dieser Nelson der wahre Feind ihres Vaters sei…«

      Damit hatte Skinner Roger, wo er ihn haben wollte.

      »Wenn ich wieder drin sitze, Roger, dann vernichten wir die Barrings, ohne daß sie es merken. Aber wir brauchen noch ein paar gute Leute. Du kennst dich doch hier aus. Fünf Burschen fehlen uns zur Rückendeckung. Los, schaff sie herbei! Ich warte hier. In anderthalb bis zwei Stunden dürftest du sie zusammenhaben.«

      »Mitten in der Nacht?«

      »Unser Vorhaben kennt keine Zeit. Es eilt!«

      Das war der Augenblick, in dem Doc Holliday sein Zimmer lautlos verließ, hinunterging, seinen Rapphengst aus dem Stall holte und in voller Karriere durch die Nacht nach Süden sprengte.

      Er hatte dem Marshal Bericht erstattet. Und Wyatt Earp hatte beschlossen, selbst nach Dillon zu reiten. Vielleicht gelang es ihm ja, die Pläne Skinners zu zerschlagen, ehe sie zur Ausführung kamen.

      Während Doc Holliday den Wachposten bei der Barring Ranch bezogen hatte, strebte der Marshal der Stadt zu.

      Der Rappe brachte ihn schnell dorthin. Es gelang ihm verhältnismäßig leicht, über den von Doc Holliday beschriebenen Anbau in das von dem Spieler bewußt hochgeschobene Fenster zu steigen und so in dessen Zimmer zu kommen.

      Nebenan war nur das leise Pfeifen eines Mannes zu hören. Ab und zu klickte der Stöpsel der Brandykaraffe.

      Wyatt Earp verließ das Zimmer des Georgiers, trat auf den Gang, lauschte in den Schankraum hinunter und klopfte dann an die Nebentür.

      »Yeah!«

      Er trat ein und schloß die Tür rasch wieder hinter sich.

      Richard Skinner war wie von der Sehne geschnellt aus dem Sessel hochgefahren und wich bis an den Schminktisch Dalidas zurück. Fassungslos starrte er den Mann an, der ihn aus kalten Augen musterte.

      »Hallo, Ric.«

      »Ha…« Das Wort erstarb dem Tramp zwischen den Zähnen.

      »Mein Name ist Nelson, wie du ja weißt. Ich bin gekommen, um mich mit dir zu unterhalten.«

      Skinner hatte beide Hände auf Dalidas Glastisch aufgestützt und den Kopf weit vorgeschoben.

      »Mit mir… willst du…, wollen Sie sich unterhalten?« stotterte er.

      »Ja, allerdings nicht hier. Draußen.«

      »Draußen?«

      »Richtig.«

      Skinner schüttelte wild den Kopf und stieß sich so hart von dem Tischchen ab, daß der große runde Spiegel, der darauf befestigt war, bedenklich wackelte.

      »Nein, Mann, das schaffen Sie nicht!«

      Wyatt packte ihn kurzerhand mit der Rechten und zog ihn zu sich heran.

      »Hattest du die Absicht, vorzeitig auf deine Kauwerkzeuge zu verzichten, Skinner?«

      Der Tramp verstand ihn nicht, starrte ihn nur aus glimmenden Augen an.

      »Ich fragte: ob du den Wunsch hast, in Zukunft vor jeglichen Zahnschmerzen bewahrt zu bleiben.«

      »Was…«

      »Ob ich dir sämtliche Zähne einschlagen soll?!«

      »Mir…, was wollen Sie?«

      Wyatt schob ihm einen Revolver in die Rippen.

      »Komm, Ric, wir beide machen einen hübschen Mondspaziergang. Die Nacht ist warm und die Luft so ungesund in diesem parfümierten Zimmer. Come on.«

      Durch Doc Hollidays Zimmer konnte er ihn natürlich nicht hinausbringen; das war ausgeschlossen, da sonst der Georgier verraten war.

      Es gab nur einen Weg: Die Treppe hinunter durch die Schenke. Und das war gefährlich mit einem solchen Banditen.

      Auf dem Korridor mahnte Wyatt ihn leise: »Es kommt jetzt ganz auf dich an, Rick, ob du diesen schönen Sommerabend noch überlebst. Ich habe für den anderen Fall drüben bei dem Undertaker hübsche Särge gesehen…«

      Skinner stand steif wie eine Statue und starrte aus dem Halbdunkel des Flurs durch die Geländersprossen in den lärmerfüllten Schankraum hinunter.

      Wenn er jetzt losschrie, dann drückte der andere hinter ihm ab. Das wäre also Wahnsinn.

      Aber unten, wenn er erst unten zwischen den Leuten war, dann würde sich eine Gelegenheit finden!

      Er irrte. Denn unten zwischen den Menschen konnte der Missourier ihm viel dichter folgen, ihm sogar den Revolverlauf hart in den Rücken drücken, was ihm auf der Treppe, die so gut anzusehen war, schwergefallen wäre.

      Skinner schob sich durch die Menschen, kam in der Nähe der Theke vorbei und hörte den spöttischen Ruf des Mädchens: »Na, Tex, schon wieder weiter? Wie steht’s mit einem Drink?«

      Skinner blieb stehen.

      »Weiter!« fauchte ihm der Marshal ins Ohr. »Ich kenne kein Pardon. Denk an die hübschen Särge. Ich dachte mir, Bergkiefer schwarz gebeizt wäre schlecht für dich. Meine Freunde bezahlen ihn gern, deinen Sarg.«

      Da ging Skinner weiter.

      Sie kamen an den Eingang.

      Noch einmal blieb er stehen und wandte sich mit einem Ruck um.

      Er hatte schon den Mund zum Schrei geöffnet, als sein Blick in die Augen des Fremden fiel.

      Der Schrei blieb ihm in der Kehle stecken. Langsam drehte er sich um und ging hinaus.

      Neben der Vorbautreppe stiegen gerade einige Männer von den Pferden: Roger Elliot und drei Leute, die er für das Vorhaben aufgetrieben hatte.

      Skinner starrte zu Elliot hinüber.

      Hölle!

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