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Webster! Was gafft ihr so? Er will mich angreifen! Es ist eure Pflicht, ihn niederzuschießen!«

      Da griffen die beiden Cowboys zu den Revolvern.

      Und gerade das hätten sie nicht tun dürfen.

      Sie hatten ihre Waffen noch nicht ganz aus den Halftern, da peitschten zwei brüllende Schüsse über den Hof.

      Sie kamen aus dem großen Revolver mit dem überlangen, sechskantigen Lauf, den der Cowboy Earp in seiner Linken hielt.

      Die Colts von Harms und Webster lagen auf dem Hof.

      Webster blutete an der Hand. Harms war unversehrt.

      Elliots Pferd tänzelte noch weiter zurück. Die Augen des Viehzüchters tasteten den Hof ab.

      Plötzlich schrie er mit weithin schallender Stimme: »Flerges! Pulk! Vorwärts, worauf wartet ihr denn noch!«

      Da brach von den Lippen des seltsamen Cowboys Earp ein rauhes Lachen. Er wandte sich ab, während er seinen Colt wieder auflud und verschwand hinterm Küchenhaus.

      Es dauerte nicht lange, da kam er zurück. Mit jeder Hand schleppte er einen gefesselten Menschen in den Hof, die er bei Skinner fallen ließ.

      »Sollten Sie sich die Kehle nach diesen beiden Schurken heisergeschrien haben, Elliot? Ich wollte sie schon in die Wurst machen. Aber wenn sie zu Ihren Strolchen gehören, dann rate ich Ihnen, sie mitzunehmen.

      Und… Augenblick noch, Elliot, nicht so hastig. Damit wir uns richtig verstehen: Ich habe gesagt, daß wir keine Zeit haben, weil in zehn Minuten gefüttert werden muß. Wenn Sie den Einfall haben sollten, noch einmal zurückzukommen, ist unser freundschaftlicher Umgang zu Ende. Dann wird gnadenlos geschossen. Und jetzt dampfen Sie ab!«

      Skinner rappelte sich eben hoch und wankte auf den Fremden zu, da packte der ihn am Kragen und bugsierte ihn zu seinem Pferd.

      »Los, Boy, steig auf!«

      Skinner stellte sich benommener, als er war.

      Er hing kaum im Sattel, als er auch schon mit der dem Fremden abgewandten Hand den Revolver zog und plötzlich nach vorn stieß.

      Aber der texanische Landstreicher war nicht schnell genug.

      Der seltsame Cowboy hatte schon seinen Fuß gepackt und ihn aus dem Sattel gerissen. Ein Faustschlag beförderte den Colt Skinners bis zum Brunnen hinüber.

      Webster, der damit beschäftigt gewesen war, Pulk und Flerges von ihren Fesseln zu befreien, war ein hinterhältiger Bursche, der seine Sekunde für gekommen hielt.

      Auch er glaubte, unbemerkt zum Colt greifen zu können, als der fremde Cowboy aus der Halbdrehung von der Hüfte her mit der Linken feuerte.

      Websters rechter Unterarm bekam einen schweren Preller. Der Getroffene brüllte auf.

      »Ich habe gesagt: Wir müssen füttern und haben keine Zeit mehr. Runter vom Hof!«

      Jetzt trollten sie sich und konnten plötzlich alle laufen, schwangen sich auf ihre Gäule und galoppierten aus dem Hof.

      Nur Skinner nicht. Er kauerte am Boden und maß den Fremden mit lauerndem Blick.

      »Falls es dir einfallen sollte, Tramp, das Messer aus dem Sattelschaft zu ziehen, hast du ausgesorgt und liegst in einer halben Stunde fünf Fuß tief unter der Erde!« rief ihm der Cowboy mit schneidender Stimme zu.

      Skinner hatte tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, sein Wurfmesser, das er heimlich im Stiefelschaft trug, zu ziehen.

      Wie mochte es der Fremde entdeckt haben?

      Er kam nicht auf den Gedanken, daß der Cowboy es schon entdeckt hatte, als er auf ihn zugekommen war, um ihn zu schlagen.

      Mit wutverzerrter Fratze zog sich der Texaner auf seinen Gaul und ritt sehr langsam vom Hof.

      Als er das offene Tor erreicht hatte, hob er noch einmal drohend die Faust. Dann sprengte er davon.

      War der Fremde dem Schotten schon vorher seltsam und fast unheimlich gewesen, so vermochte Barring sich jetzt überhaupt kein Bild mehr von ihm zu machen.

      Bisher hatte er ihn für einen besonders tüchtigen Cowboy gehalten, um den sich die Rancher reißen würden, weil er so unerhört schnell, fleißig, sauber und überlegt arbeitete.

      Aber was er jetzt demonstriert hatte, ließ den Alten denn doch bedenklich dreinschauen. Der Fremde schoß ja wie der Teufel!

      Das war nun wirklich unheimlich.

      »Blicken Sie nicht so düster drein, Rancher, es ging nicht anders«, sagte der Cowboy Earp, während er das Lasso aufrollte, seinen Falben absattelte und das Tier in den Corral brachte.

      Als er zurückkam, stand Ann Barring neben ihrem Vater auf der letzten Stufe der Verandatreppe.

      »Da mein Vater anscheinend kein Wort des Dankes über seine Lippen bringen kann, Mister, will ich es für ihn tun. Aber, um ehrlich zu sein: So etwas haben wir hier noch nicht erlebt. Sie sind ein ausgesucht fleißiger und umsichter Cowboy, und wir müßten verrückt sein, wenn wir Sie nicht behalten wollten.«

      »Wir können ihn gar nicht behalten«, fiel der Rancher dumpf ein.

      »Well«, meinte das Mädchen, »aber wir sind ihm zu Dank verpflichtet, Vater, und…«

      »Ich weiß, Elliot ist verrückt geworden. Aber er hätte es bestimmt nicht zum Äußersten kommen lassen.«

      »Da bin ich anderer Ansicht«, entgegnete der Fremde. »Und was die Arbeit auf dem Hof angeht, die kann jeder ordentliche Cowboy ebenso verrichten. Falls Sie die Bande da unterschätzen, sind Sie allerdings auf dem Holzweg. Mag Elliot vielleicht nur verblendet vor Ärger sein, so kann er doch in seiner Verblendung großen Schaden anrichten. Und sind die Boys, die er bei sich hatte, auch nicht allzu wild – dieser Skinner ist ein höchst gefährlicher, schneller Bursche.«

      Danach wandte er sich ab und ging zum Stallhaus.

      Die zehn Minuten waren um, und es mußte gefüttert werden.

      Ann kam ihm sofort nach, während der Rancher sich erst einen Schluck Whisky genehmigen mußte, um den überstandenen Schrecken hinunterzuspülen.

      Das Mädchen half dem fremden Cowboy bei der Arbeit.

      Als der Rancher dazukam, meinte der Cowboy: »Es ist gleich erledigt, Mister Barring. Sie könnten mal nach dem Huf des Grauen sehen, ich glaube vorn links wird’s dünn.«

      »Was…«

      Barring verließ das Stallhaus.

      Kurz darauf erschien er wieder in der Tür.

      »Sie haben recht. Er braucht einen neuen Huf. Das ist so ziemlich das einzige, was wir hier leider nicht machen können.«

      »Machen wir gleich«, sagte der Fremde.

      Und dann konnten die Barrings erleben, wie der Fremde im sinkenden Licht des Tages mit einer Geschicklichkeit ohnegleichen dem Lieblingstier des Ranchers einen tadellosen Huf aufschlug.

      Das Werkzeug, das er dazu benutzen konnte, war etwas primitiv, denn es stammte noch von einem Mann, der vor vielen Jahren hier vorbeigekommen war, eine Nacht im Hof verbrachte – und am anderen Morgen tot im Stroh gelegen hatte. Die Schmiedesachen hatte er auf einem kleinen Wagen bei sich gehabt.

      Es war dunkel geworden. Auf dem Hof der Barring Ranch war es still.

      Ann stand am Brunnen und spannte ihre Hände um den Griff des Wassereimers.

      Der Fremde saß drüben auf der untersten Stufe der Verandatreppe und blickte über den Hof.

      Ann hatte sich die ganze Zeit vorgenommen, etwas zu sagen, aber sie fand einfach nicht den Mut dazu, obgleich sie sonst absolut nicht schüchtern war.

      »Mister…«

      »Earp.«

      »Mister Earp«, wiederholte auch sie, ohne über den

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