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abgemacht?« Eine peinigende Verlegenheit, die ihn ganz unvermittelt überfiel, kaum dass er die Frage getan hatte, zwang ihn jedoch, Bichettes Blick zu meiden.

      Bichette rieb achtlos ihre Nägel. »Ja. Aber ...«

      »Aber ...?«

      »Ich ... ich weiß doch nicht ...«

      »Was.«

      »Nicht ganz ...«

      »Was!«

      »Wie du ...«

      »Was denn, zum Teufel!«

      »Wie du dir das alles denkst ... wie ...«

      »Du bist nicht aufrichtig.«

      »Hein? Nicht aufrichtig?« »Ja.«

      »Schlingue!« Bichette hieb mit der Faust auf den Tisch, dass es krachte, und begann, ununterbrochen halbe Worte ausstoßend, wild darauf herumzukramen. Endlich fand sie den Schlüssel, sperrte die Ledertasche auf und warf Ketten, Armbänder, Colliers und Etuis kunterbunt auf den Tisch. »Da, da, da, da ...« Ihre zuckenden Finger rissen die Etuis auf und leerten sie aus wie Tüten. Ohrgehänge und Brillantringe rollten umher. Einiges fiel zu Boden. »Glaubst du, du ... dass ich diesen Létsch21 da mag? Kein Mensch hat mich noch so was tragen sehen.«

      Fec trat auf sie zu, versetzte ihr, von einer Wut gepackt, die ihn selbst dumpf erstaunte, einen Faustschlag auf die Schulter und schleuderte sie aufs Bett.

      Bichette schnellte mit tierischer Behändigkeit hoch.

      Und schon rauften sie. Bösartig. Verbissen. Keuchend. Aber sie schlugen einander nicht ins Gesicht.

      Ein ganz heller spitzer Schrei, der ihm gefährlich klang, ließ Fec zurückfahren.

      Bichette stand schwer atmend da. Ihre Arme hingen wie in allen Gliedern gebrochen. Ihre schwarzen Seidenstrümpfe waren zerrissen. Ihre rot gewordenen zerkratzten Brüste zitterten. Ihr Gesicht war erdfahl. An einem ihrer Halbschuhe fehlte der Absatz. Sie begann zu taumeln.

      Fec, fast erschrocken, umfasste sie mit beiden Armen und legte sie vorsichtig aufs Bett. »Was hast du ... Was ist ...«

      Bichette bewegte verneinend ein wenig den Kopf. Dann drückte sie die Hände langsam auf Fecs Wangen, zog ihn zu sich nieder und küsste lange und heiß in seinen Mund hinein.

      *

      Nachher kleideten sie sich schweigend an.

      Nach einigem Zögern hob Fec die Bijous auf, legte sie sorgsam in die Ledertasche, schloss diese ab und wollte eben den Schlüssel daneben auf den Tisch legen, als es ihn zwang, zur Seite zu blicken.

      Bichettes Augen waren lauernd auf ihn gerichtet.

      Fec steckte, die Achseln zuckend, den Schlüssel ein.

      Bichette lachte unbestimmt und umhalste ihn. »Aber sag mir jetzt, warum ich nicht aufrichtig war.«

      »Nicht weil du nicht weißt, wie ich mir das alles denke, sondern ... Crotte, wozu auch ...« Fec machte sich unwillig los.

      »Sondern ...« Bichette stampfte mit dem Fuß. »Ich will es wissen. Also ... sondern ...«

      » ... sondern weil du fürchtest, du könntest es vielleicht nicht durchführen.« Fec wusste nicht, weshalb er das überhaupt sagte.

      Bichette trat von ihm weg. »Vielleicht.« Ihr Körper zog ihre Hand von Fecs Schulter. »Aber ich versichere dir, dass es nicht ganz so war. Auf jeden Fall muss das alles noch genau besprochen werden. Dann werde ich schon wissen, ob ich es kann. Aber glaub nur nicht, dass ich schwach bin oder nicht aufrichtig. Ich hab noch immer alles herausgekotzt.«

      Fec unterließ ein kaum begonnenes Lächeln, als er sah, wie Bichettes Augen flogen.

      »Wir müssen uns jetzt schnell entscheiden, Fec.« Bichette begann sich hastig zu schminken. »Pimpi hat recht. Es ist das Beste, zu verschwinden. Wenigstens für einige Zeit.«

      »Hm. Wie wärs mit – Bagnolet.« Fecs Stimme klang übel gelaunt.

      »Ausgeschlossen.« Bichette scheitelte mit den Fingern ihr herrliches Haar und warf es mit einem Ruck des Kopfes nach hinten. »Paris bleibt Paris.« Sie puderte sich so heftig Brust und Nacken, dass eine weiße Wolke sich um sie erhob. »Nizza. Was meinst du?«

      »Nizza? Eh ben.« Fec wurde jedoch nervös, weil er zugestimmt hatte, wiewohl es weder erwogen war, noch seinem Gefühl nach wirklich unausweichlich. »Da liegt ja noch ein Armband.«

      »Verkaufs.« Bichettes Hände hasteten vor dem Spiegel an ihrem Kopf. »Und komm rasch wieder.« Sie puderte sich, vorsichtig tupfend, Nase, Wangen und Stirn! »Es reicht ja sonst doch nicht.« Sie korrigierte mit der Zungenspitze die Schminklinien der Lippen. »Inzwischen esse ich hier. Arthur holt mir schon was.« Sie wandte sich lächelnd um. »Bin ich schön so?« Ihr Lächeln floss triumphierend durchs ganze Zimmer.

      »Ja.« Fec schloss den Rock und schlang sich das Tuch um den Hals.

      Bichettes Gesicht verbitterte sich. »Du sagst das so ... so ...« »Du weißt es doch.« Fec zog ein gelbes Päckchen aus der Tasche und zupfte eine Zigarette heraus.

      »Also geh schon!«

      Fec rauchte lässig. »Willst du so lange hier warten?«

      »Hast wohl den gelben Affen schon vergessen?« Bichette setzte sich, an den Fingern zerrend, aufs Bett. »Aber beeil dich! Und gib acht! Zeig dich nicht unnötigerweise!«

      »Ich geh in die Rue du Temple. Der alte Chabert zahlt am besten. Aber er lamentiert. Das dauert.« Fec öffnete missmutig die Tür.

      »Fec!« Bichette sprang auf, warf sich ihm an den Hals, streichelte seinen Kopf und reichte ihm die offenen duftenden Lippen.

      Fec küsste sie langsam und so lange, wie sie wollte. Dann ging er wortlos. Als er auf die Treppe trat, war ihm alles gleichgültig.

      »Halt-là!« rief Bichette ihm durch die Tür nach. »Zwei Röcke sind noch drüben. Und drei Paar Schuhe.«

      *

      Es war dunkel geworden, als Fee, leicht angetrunken, zurückkam.

      Bichette lag am Boden, auf dem Bauch, trank Wein und rauchte.

      Fec stieg über ihre Beine hinweg.

      »Du bists.« Bichette drehte lächelnd den Kopf nach oben. Fee warf ihre Röcke aufs Bett, die Schuhe zu Boden. »War jemand da?«

      »Wer soll denn dagewesen sein.« Bichette drückte die Zigarette auf der Diele aus.

      »Ich frag doch nur.« Fec ließ sich müde aufs Bett fallen.

      »Wie viel hast du?«

      »Fünfhundert.«

      »Also wir fahren.« Bichette stemmte sich hoch. »Du riechst nach Regen.«

      »Ja, es regnet.«

      Bichette trat dicht neben ihn hin und sah ihm ins Gesicht. »Und nach Cric.«

      »Crotte alors!« Fec stand auf. »Fahren wir doch sofort.«

      »Darauf warte ich doch nur, du ... Rhinozeros.« Bichette kniff ihn neckisch in beide Wangen und spuckte ihm dreimal auf die Lippen.

      *

      Der Nacht-Rapide ging in vierzig Minuten ab.

      Der Koffer war im Nu gepackt ...

      Kaum dass das Taxi sich in Bewegung gesetzt hatte, sprang Bichette, wie von einem plötzlichen Rausch erfasst, Fee auf die Knie, presste ihm die Hände fest auf den Kopf und sagte in lustbebendem Flüsterton: »Fee, jetzt gehörst du mir. Mir allein. Und ich gehöre dir. Dir ganz allein. O, das haben wir fein gemacht! Und wir werden alles machen. Alles. Ich hab dich ganz genau verstanden. Und auch du hast mich ganz genau verstanden.

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