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haben. Wenn diese Cornelia ihre Mutter so attackiert hatte, musste die Ärmste jetzt vollkommen fertig sein. Sie musste jetzt auf ihre Mittagspause verzichten und nach Hilde Hellwig sehen, sonst würde sie keine Ruhe finden, und sie konnte nur hoffen, dass diese schreckliche Cornelia sich nicht noch mal auf den Weg zu ihrer Mutter machte, um sie weichzuklopfen.

      Nur weil sie eine Ferienwohnung auf Mallorca haben wollte, sollte ihre Mutter ihre gewohnte Umgebung, die sie liebte, einfach aufgeben.

      Das war eine solche Kälte, eine solche Herzlosigkeit.

      Aber es würde diese Cornelia einholen, so etwas blieb niemals ungestraft, aber darum musste Roberta sich jetzt keine Gedanken machen, sie wollte Schadensbegrenzung betreiben, wollte nachsehen, welchen emotionalen Schaden diese Cornelia bei ihrer Mutter bereits angerichtet hatte.

      Wenn sie recht überlegte, war Hilde Hellwig bei ihrem letzten Besuch ziemlich in sich gekehrt gewesen. Da war ihre Tochter ganz gewiss schon mit ihren Forderungen über die arme Frau hergefallen.

      Roberta hatte sich zwar auf ihre Mittagspause gefreut, aber die würde sie ja überhaupt nicht genießen können mit den Gedanken an Hilde Hellwig.

      Roberta verließ das Behandlungszimmer, draußen machte Ursel Hellenbrink sich bereit, ebenfalls in die wohlverdiente Mittagspause zu gehen. Sie packte nur noch ein paar Sachen zusammen.

      »Ursel, schön, dass Sie noch da sind«, sagte Roberta, »bitte sagen Sie Alma Bescheid, dass ich noch einmal weg muss, sie soll mir das Essen von heute Mittag für den Abend warmstellen.«

      Ursel versprach, Alma Bescheid zu sagen, sie fragte Roberta nicht, wohin sie wollte, weil sie es wusste.

      So war sie, ihre Frau Doktor.

      Sie lebte für jeden einzelnen ihrer Patienten, und sie kümmerte sich nicht nur um die Krankheiten des Körpers, sondern auch um die der Seele.

      Cornelia Hellwig hatte ein lautes Organ, und Ursel Hellenbrink hatte unfreiwillig das Gespräch mitbekommen.

      Es war schrecklich und so herzlos gewesen!

      Es war doch ganz klar, dass die Frau Doktor jetzt zu Hilde Hellwig fahren würde, um bei der nach dem Rechten zu sehnen.

      Ursel Hellenbrink war der totale Fan ihrer Chefin. Sie hatte schon gern für deren Vorgänger, den, Doktor Riedel gearbeitet. Der war auch nett, ein guter Arzt. Aber die Frau Doktor, bei der konnte man so richtig ins Schwärmen geraten, sie war jung, dynamisch, sah fantastisch aus, hatte ein großes Herz und als Ärztin, da konnte sie alle in die Tasche stecken. Da war sie großartig, einmalig.

      Fuhr sie jetzt wirklich, statt die wohlverdiente Pause zu genießen, zu Frau Hellwig.

      Das war einmalig, so einmalig wie die Frau Doktor.

      Ursel seufzte.

      Es war ja nicht zu verstehen, dass sie eine gescheiterte Ehe mit diesem Doktor Max Steinfeld hinter sich hatte. Wie hatte sie nur auf den hereinfallen können. Ursel hatte ihn nur ein einziges Mal gesehen, doch das hatte ihr gereicht, und da hatte sie auch gewusst, dass er nicht nur ein unangenehmer Mensch war, sondern ein Schürzenjäger, wie er im Buche stand. Dieser Mensch hatte ihr nicht in die Augen gesehen, sondern sein Blick war sofort begehrlich zu ihrem Busen gewandert. Ja, ja, solche Männer gab es. Doch das ausgerechnet die feine Frau Doktor an so jemanden geraten war, das war wirklich nicht zu verstehen.

      Hoffentlich fand sie bald einen netten Mann, der zu ihr passte. Eine Frau wie so konnte nicht ewig allein sein, das war nicht gut.

      Ursel ging zur Tür, blickte sich noch einmal prüfend um, dann schloss sie die Praxis ab. Sie würde Alma persönlich Bescheid sagen, das war auch eine so richtig Nette, und es war schön mitzubekommen, wie gut sie für die Frau Doktor sorgte. Die würde doch sonst glatt vergessen, etwas zu essen und zu trinken, weil sie immer nur ihre Patienten im Kopf hatte. Aber die liebten sie alle und waren von ihr begeistert, jetzt, ja. Ursel mochte überhaupt nicht daran denken, wie es am Anfang gewesen war. Da hatte die Frau Doktor einen sehr schweren Stand gehabt. Die Leute hier hatten dem Doktor Riedel nachgetrauert, dabei hatten sie einen viel besseren Tausch gemacht. Zum Glück wussten sie das jetzt alle.

      Sie war glücklich in ihrem Job, und den würde sie für nichts auf der Welt eintauschen, und es war schön zu wissen, dass die Frau Doktor im Sonnenwinkel angekommen war und ihrer großen Praxis mit vielen Mitarbeitern nicht nachtrauerte.

      *

      Roberta war ziemlich aufgeregt, als sie mit ihrem Auto ein wenig verkehrswidrig über die Straßen bretterte.

      Was für ein grauenvoller Mensch diese Cornelia Hellwig doch war, und wie gefühllos. Wenn sie ihrer Mutter gegenüber auch so gefühllos auftrat, dann musste es der Ärmsten jetzt so richtig schlecht gehen.

      Wenn nötig, würde sie ihr ein pflanzliches Beruhigungsmittel geben, aber manchmal halfen auch einfühlsame Worte.

      Hilde Hellwig wohnte in einem kleinen Ort südlich von Hohenborn. Im Grunde genommen war es eine Einfamilienhaussiedlung, die man vor Jahrzehnten erbaut hatte. Das Haus der Hellwigs unterschied sich ein wenig von den übrigen Häusern, es war größer, älter, aber es hatte einen unglaublichen Charme, zu dem eindeutig der ein wenig verwunschen wirkende Garten mit alten Bäumen, Sträuchern und Pflanzen beitrug.

      Roberta parkte in der Nähe des Hauses, dann lief sie durch das schmiedeeiserne Gartentor über den sorgsam geharkten Kiesweg, der links und rechts durch sorgsam gestutzte Bäumchen flankiert wurde.

      Alles wirkte gediegen, gepflegt und sehr sauber.

      Auch das Haus machte einen ordentlichen Eindruck, vor ein paar Jahren hatte man das Holz der Fenster grün gestrichen, was ein schöner Kontrast zu dem grau gewordenen Weiß des Hauses war. Auch die Haustür hatte einen grünen Anstrich.

      Roberta lief die drei Stufen empor, dann drückte sie auf den Klingelknopf, und es dauerte auch nicht lange, da wurde die Tür geöffnet.

      Es war Hilde Hellwig persönlich. Sie trug einen grauen Rock und einen grauen Pullover, um ihren Hals trug sie eine sehr schöne Perlenkette.

      »Frau Doktor Steinfeld«, rief Hilde Hellwig überrascht, »das ist eine Überraschung, bitte kommen Sie herein.«

      Sie führte Roberta durch eine Diele, in der schöne alte Bilder hingen in einen Raum, der vermutlich als Bibliothek diente, es gab eingebaute Bücherregale und zwei bequeme Ledersessel mit einem altersdunklen cognacfarbenen Bezug.

      Hilde Hellwig sagte nichts, doch Roberta wurde das Gefühl nicht los, dass sie wusste, weswegen sie hier war.

      Hilde bot ihr Tee an, brachte dazu einen köstlichen Kuchen mit, und Roberta merkte, wie hungrig sie war. Das war jetzt ihre Rettung.

      Hilde schenkte Tee ein, servierte den Kuchen, dann setzte sie sich ebenfalls, und Roberta hatte gerade mal den ersten Schluck getrunken, als Hilde sagte: »Meine Tochter war bei Ihnen, nicht wahr?«

      Roberta war so perplex, dass sie erst einmal nichts sagen konnte, musste sie auch nicht, denn Hilde fuhr fort: »Sie will, dass Sie mich überreden, das Haus zu verkaufen und ihr das Geld für eine Wohnung auf Mallorca zu geben.«

      Roberta konnte nur nicken.

      »Ach, Frau Doktor, sie war bereits beim Pfarrer, bei meinem Apotheker, und meinen Anwalt hat sie versucht zu überreden, mich entmündigen zu lassen. Wenn Cornelia etwas will, dann fährt sie scharfe Geschütze auf. Aber danke, dass Sie gekommen sind, um nach mir zu sehen. Das ist es doch, nicht wahr? Sie sind nicht hier, um mich zu überreden.«

      Entschieden schüttelte Roberta den Kopf.

      »Frau Hellwig, das würde ich niemals tun, warum auch? Sie wohnen ganz wunderbar hier, und Sie sind nicht zuständig für die Finanzierung der Ferienwohnungen Ihrer Tochter. Das habe ich ihr auch gesagt.«

      Ein feines Lächeln umspielte Hildes Mund.

      »Da ist sie bestimmt wütend geworden und gegangen. Cornelia kann keinen Widerspruch ertragen. Sie war schon immer so, auch als mein Mann noch lebte.«

      Sie

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