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um sie zu amüsieren. Herr du Hautoy war ein gezierter Geck, dessen Besorgnis für seine eigene Person sich ins Affige und Kindische gekehrt hatte. Er beschäftigte sich mit seinem Husten, seinem Schlaf, seiner Verdauung und seinem Essen. Zéphirine hatte ihr Faktotum dazu gebracht, dass er den Menschen mit der schwachen Gesundheit spielte: sie fütterte ihn in Watte, wickelte ihm ein Tuch um den Kopf und gab ihm Tränklein zu trinken. Sie nudelte ihn mit ausgesuchten Gerichten wie ein Schoßhündchen; sie verordnete ihm oder verbot ihm diese und jene Speise; sie stickte ihm Westen, Krawatten und Taschentücher; sie hatte ihn schließlich daran gewöhnt, so hübsche Sachen zu tragen, dass sie ihn in eine Art japanischen Götzen verwandelt hatte. Ihr Einverständnis war übrigens das denkbar vollkommenste: Zizine sah bei jeder Rede Francis an, und Francis schien seine Ideen in den Augen Zizines zu finden. Sie tadelten zusammen, sie lächelten zusammen und schienen sich erst miteinander zu beraten, wenn es auch nur galt, jemandem guten Tag zu sagen.

      Der reichste Grundbesitzer der Gegend, ein Mann, der von allen beneidet war, der Herr Marquis von Pimentel, und seine Frau, die zusammen vierzigtausend Franken Rente hatten und den Winter in Paris verbrachten, kamen in der Equipage vom Lande herein, zusammen mit ihren Nachbarn, dem Baron und der Baronin von Rastignac. Sie waren begleitet von der Tante der Baronin und ihren Töchtern, zwei reizenden jungen Mädchen, die gut erzogen und infolge ihrer Armut mit der Einfachheit gekleidet waren, die die natürliche Schönheit so sehr zur Geltung bringt. Diese Personen, die sicher die Elite der Gesellschaft waren, wurden mit frostigem Schweigen und einem Gemisch aus Achtung und Neid empfangen, insbesondere als man die auszeichnende Art wahrnahm, mit der sie von Frau von Bargeton begrüßt wurden. Diese zwei Familien gehörten zu der kleinen Zahl Menschen, die sich in der Provinz über dem Klatsch halten, in keiner Gesellschaft aufgehen, in stiller Zurückgezogenheit leben und eine imponierende Würde bewahren. Herr von Pimentel und Herr von Rastignac wurden mit ihren Titeln angeredet. Keinerlei Vertraulichkeit zog ihre Frauen oder ihre Töchter in die vornehme Sippe von Angoulême hinein, sie standen dem Hofadel zu nahe, um sich auf die Abgeschmacktheiten der Provinz einzulassen.

      Als die Letzten erschienen der Präfekt und der General, gefolgt von dem Landedelmann, der am Morgen David seine Denkschrift über die Seidenwürmer gebracht hatte. Er war ohne Frage ein ländlicher Amtsvorsteher, der ein schönes Anwesen sein eigen nannte; aber seine Haltung und sein Anzug verrieten, dass er ganz und gar nicht an den Verkehr in der Gesellschaft gewöhnt war; er fühlte sich unbehaglich in seinen Kleidern, er wusste nicht, wo er seine Hände lassen sollte; wenn er mit jemand sprach, ging er im Kreise um ihn herum; er stand auf und setzte sich wieder hin, wenn er auf eine Anrede antwortete; er schien immer geneigt, beim Servieren helfen zu wollen; er war der Reihe nach unterwürfig, unruhig, düster, er hatte es eilig, über jeden Scherz zu lachen, er hörte angestrengt zu wie ein Untergebener, und manchmal nahm er eine tückische Miene an, wenn er glaubte, man mache sich über ihn lustig. Mehrmals am Abend versuchte er, da ihm seine Denkschrift im Kopfe herumging, von Seidenwürmern zu sprechen; aber zum Unglück war Herr von Séverac auf Herrn von Bartas gestoßen, der ihm zur Antwort von Musik sprach, und auf Herrn von Saintot, der ihm Cicero zitierte. Nach einigen Stunden hatte sich der arme Amtsvorsteher schließlich an eine Witwe und ihre Tochter herangemacht, Frau und Fräulein du Brossard, die nicht die zwei uninteressantesten Personen in dieser Gesellschaft waren. Ein einziges Wort sagt alles: sie waren ebenso arm, wie sie adlig waren. Ihre Kleidung verriet so sehr den peinlichen Versuch, vornehm und geschmückt zu erscheinen, dass sie die verschämte Armut offenbarte. Frau du Brossard rühmte in sehr ungeschickter Weise und bei jeder Gelegenheit ihre Tochter, ein großes und starkes siebenundzwanzigjähriges Mädchen, das für eine gute Klavierspielerin galt. Waren heiratsfähige Männer da, so sollte ihre Tochter alle ihre verschiedenen Neigungen teilen, und in ihrem Wunsche, ihre liebe Kamilla unterzubringen, hatte sie an einem und demselben Abend behauptet, Kamilla liebe das unruhige Leben der Garnisonen und das stille Leben der Landwirte, die ihre Güter bestellen. Alle beide hatten die gezierte, sauersüße Würde der Menschen, mit denen Mitleid zu haben alle Welt sich zum Vergnügen macht, für die man sich aus Egoismus interessiert und die den leeren Trostworten auf den Grund gekommen sind, mit denen die Welt mit Vergnügen die Unglücklichen abspeist. Herr von Séverac war neunundfünfzig Jahre alt und kinderloser Witwer; Mutter und Tochter hörten also mit andächtigem Entzücken den eingehenden Schilderungen zu, die er von seiner Seidenzucht gab.

      »Meine Tochter hat immer die Tiere geliebt«, sagte die Mutter. »Und da auch die Seide, die diese Tierchen machen, die Frauen interessiert, möchte ich Sie um die Erlaubnis bitten, dass wir nach Séverac kommen dürfen, damit ich meiner Kamilla zeige, wie sie gewonnen wird. Kamilla hat so viel Verstand, dass sie sofort alles begreifen wird, was Sie ihr sagen. Hat sie doch sogar einmal das umgekehrte Verhältnis des Quadrats der Entfernung verstanden!«

      Dieser Satz machte der Unterhaltung zwischen Herrn von Séverac und Frau du Brossard nach Luciens Vorlesung ein glorreiches Ende.

      Einige gewohnte Gäste des Hauses mischten sich ungezwungen in die Gesellschaft, und ebenso zwei oder drei schüchterne und schweigsame, lächerlich aufgeputzte Muttersöhnchen, die glücklich waren, zu diesem literarischen Abend eingeladen worden zu sein und deren Kühnster sich so weit aufschwang, dass er sich viel mit Fräulein de la Haye unterhielt. Alle Damen setzten sich feierlich in einem Kreise herum, hinter dem die Männer standen. Diese Versammlung bizarrer Personen mit seltsamen Kostümen und komischen Gesichtern kam Lucien sehr imponierend vor. Sein Herz schlug heftig, als er sah, wie sich alle Blicke auf ihn richteten. So kühn er auch war, bestand er doch diese erste Probe nicht leicht, trotz den Ermutigungen seiner Geliebten, die beim Empfang der Berühmtheiten des Angoumois die ganze Pracht ihrer Verbeugungen und ihre gezierteste Grazie entfaltete. Das Unbehagen, dessen Beute er war, wurde durch einen Umstand verstärkt, der leicht vorauszusehen war, der aber einen jungen Mann, der noch wenig mit der Taktik der Welt vertraut ist, scheu machen musste. Lucien, der ganz Auge und Ohr war, hörte sich von Louise, Herrn von Bargeton, dem Bischof und einigen Freundlichen, die der Herrin des Hauses einen Gefallen tun wollten, Herr von Rubempré nennen, aber Herr Chardon von der Mehrheit dieses gefürchteten Publikums. Durch die forschenden Blicke der Neugierigen eingeschüchtert, hörte er sie schon seinen bürgerlichen Namen aussprechen, wenn sie nur ihre Lippen bewegten, er hörte die Urteile, die man im voraus mit der in der Provinz gewohnten Freiheit über ihn herumtragen würde, die oft der Unhöflichkeit sehr nahe kommt. Diese unerwarteten fortgesetzten Nadelstiche versetzten ihn in eine noch unbehaglichere Stimmung. Er wartete ungeduldig auf den Augenblick, wo er mit seiner Vorlesung beginnen konnte, um dann eine Haltung annehmen zu können, die der Qual seines Innern ein Ende machte; aber Jacques erzählte Frau von Pimentel seine letzte Jagdgeschichte; Adrian unterhielt sich mit Fräulein Laura von Rastignac über Rossini, den neuen musikalischen Stern; Astolf, der die Beschreibung eines neuen Karrens in der Zeitung gefunden und auswendig gelernt hatte, sprach darüber mit dem Baron. Lucien, der arme Dichter, wusste nicht, dass niemand von allen Anwesenden außer Frau von Bargeton so viel Geist besaß, Poesie zu verstehen. Alle diese Leute, die ein sehr beschränktes Gefühlsleben hatten, waren hergekommen, weil sie sich über die Art des Schauspiels, das sie erwartete, täuschten. Es gibt Worte, die gleich den Trompeten, den Zimbeln, der großen Trommel der Marktschreier immer das Publikum anlocken. Worte wie Schönheit, Ruhm, Poesie haben Zauberkraft in sich, die selbst die plumpen Köpfe verführt. Als alle da waren, als die Plaudereien aufgehört hatten, nicht ohne tausend Winke, die Herr von Bargeton, den seine Frau wie einen Kirchenschweizer, der seinen Stock auf den Steinboden aufstößt, überall hinschickte, den Unterbrechenden gegeben hatte, ließ sich Lucien an dem runden Tisch in der Nähe Frau von Bargetons nieder. Seine Seele war heftig erschüttert. Er kündete mit zitternder Stimme an, er wolle die Erwartung niemandes täuschen und werde daher die vor kurzem neu entdeckten Meisterwerke eines großen unbekannten Dichters vorlesen. Obwohl die Gedichte von André de Chénier schon 1819 veröffentlicht waren, hatte doch in Angoulême noch niemand von André de Chénier sprechen hören. Alle wollten sie in dieser Ankündigung einen schlauen, von Frau von Bargeton gefundenen Schachzug sehen, um die Eigenliebe des Dichters zu schonen und auch die Zuhörer jedes Zwangs zu entbinden. Lucien las zuerst den »Jungen Kranken«, der mit schmeichelhaftem Murmeln aufgenommen wurde; dann den »Blinden«, und dies Gedicht fanden diese mittelmäßigen Köpfe etwas lang. Während seiner Vorlesung stand Lucien höllische Qualen aus, die nur von großen Künstlern oder von denen, die durch Begeisterung und hohes Verständnis ihnen gleichkommen,

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