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aussah wie einer dieser Facehugger aus Alien. Er grinste amüsiert, weil es ihm gelungen war, mich zu erschrecken. Ich schüttelte den Kopf und bedeutete ihm mit einem Winken, hereinzukommen. Er lehnte sein Fahrrad gegen das Fenster und brachte beim Eintreten einen Schwall kalte Luft mit in den Quickman.

      Sein Grinsen verblasste, als er zu meiner Sitznische kam. »Was zum Henker ist denn mit deinem Gesicht passiert?«, fragte er entsetzt und setzte sich mir gegenüber.

      Ich beschloss, mich ein wenig dumm zu stellen. »Hä? Wovon redest du?«

      »Willst du mich verarschen? Das sieht aus, als hätte dich ein gottverdammter Laster gerammt.«

      »Iss das«, ging ich nicht darauf ein und schob ihm meinen Teller hin.

      Als die Bedienung vorbeikam, ergänzte er die Mahlzeit noch mit der Spezialität des Quickman, einem »Herzinfarkt« – einem getoasteten Parmesan-Bagel mit einer dicken Schicht geschmolzenem Käse und mit einer gerösteten Scheibe Salami obenauf, die sich am Rand wie angesengtes Papier kräuselte.

      »Ernsthaft, Mann«, versuchte er es noch einmal, während er Rührei in sich hineinstopfte. »Was ist mit dir passiert?«

      Ich schilderte ihm das komplette Geschehen der vergangenen Nacht und konnte den Zorn sehen, der direkt unter der Oberfläche seines Gesichts aufzuwallen begann, je weiter die Geschichte fortschritt. Als ich zu Ende erzählt hatte, war seine natürliche rötliche Gesichtsfarbe zu rotblauen, ausschlagartigen Flecken übergegangen, die von irgendwo unterhalb seines Halses aufzusteigen schienen.

      Peter stieß den halb leergegessenen Teller von sich weg. »Dieser feige Hurensohn, dich einfach zu überfallen, wenn du allein unterwegs bist. Er muss uns gefolgt sein und dann einfach den richtigen Zeitpunkt abgewartet haben.«

      Ich hatte schon dasselbe vermutet. Ich erinnerte mich sogar daran, letzte Nacht einen Pick-up am Ortsschild von Harting Farms vorbeifahren gesehen zu haben, nachdem wir die Buchstaben vertauscht hatten. Rückblickend dachte ich, es hätte durchaus Keeners Wagen sein können.

      »Wir müssen uns dieses Arschloch krallen. Das ist mein voller Ernst. Rache ist süß.« Peter hakte einen Finger in den Kragen seines Shirts und zog ihn sich vom Hals weg. Ich wartete förmlich darauf, dass ein dampfender Rauchpilz daraus emporstieg wie in einem Cartoon.

      »Worin besteht seine gemeinnützige Arbeit?«

      »Er und seine Freunde müssen das Graffiti von der Rückseite des Generous Superstore abschrubben. Entweder das oder sie überstreichen das Ganze.«

      Peter schüttelte den Kopf. »Und das dumme Arschloch gibt dir die Schuld?«

      Ich zuckte mit den Schultern und bemühte mich krampfhaft darum, mich nur gleichgültig anstatt plötzlich sauer zu geben. »Er ist felsenfest überzeugt, ich hätte ihn bei meinem Dad verpfiffen. Er hat mitbekommen, dass ich sie beim Graffitisprühen ertappt habe.«

      »Nun, du hast sie aber doch nicht verpfiffen, oder?«

      »Natürlich nicht.«

      »Dieser Riesenwichser. Wir könnten seinen Truck in Brand stecken.«

      »Komm wieder runter«, forderte ich. »Ich habe keinen Bock, wegen der Sache in den Jugendknast zu wandern.«

      »Aber du kannst nicht einfach nichts tun.«

      »Nun, wenn es dich irgendwie tröstet – ich bin mir ziemlich sicher, dass ich Carl Nances Kniescheibe ruiniert habe, bevor ich abgehauen bin.«

      Peter hob verdutzt die Augenbrauen. »Ohne Scheiß?«

      »Ich hab ihn richtig gut erwischt«, prahlte ich, »und ich glaube, ich habe es sogar schnappen gehört.«

      »Gut gemacht! Ich hoffe, er kurvt im Rollstuhl herum, wenn ich ihn das nächste Mal zu Gesicht bekomme. Diese Arschlöcher.« Obwohl er immer noch sichtlich sauer war, schien Peters Appetit zurückgekehrt zu sein, da er sich schon wieder eine ganze Ladung Rührei in den Mund schaufelte. »Ich nehme mal schwer an, dein Dad weiß nichts von der ganzen Sache?«

      Ich schnappte mir einen Streifen Bacon vom Teller. »Nö. War nicht in der Stimmung, ihm gleich alles brühwarm auszuplaudern. Deshalb hab ich mich verdünnisiert noch bevor er aufgewacht ist.«

      »Dann ist dein Plan also, dich die ganze Woche vor ihm zu verstecken, bis dein Gesicht wieder verheilt ist?«

      »Es gibt keinen Plan.«

      »Vielleicht können wir uns ja einen Film im Juniper angucken. Zu Halloween zeigen sie immer diese ganzen alten Horrorstreifen, nicht wahr?«

      »Cool«, erwiderte ich.

      »Danach überlegen wir uns, was wir mit deinem Gesicht machen. Vielleicht hat Scott eine Idee. Er ist auf dem Weg hierher.«

      Als Scott fast zwanzig Minuten später eintraf, außer Atem und mit spröder Haut vom Radfahren quer durch die halbe Stadt, ließ er sich neben Peter niederplumpsen, der gerade dabei war, ein weiteres frisch bestelltes Frühstück zu verspeisen.

      Scott stahl ihm ein Würstchen vom Teller. »Heiliger Strohsack, Angie, was ist mit deinem Gesicht passiert?«

      »Sorry«, erklärte ich, »du hast die Wiederholung verpasst.«

      »Nathan Keener und seine Balletttruppe haben ihm letzte Nacht aufgelauert, nachdem wir uns getrennt hatten«, rückte ihn Peter ins Bild.

      »Heilige Scheiße. Der hat dir ja ne saubere Abreibung verpasst.«

      Ich ließ meine Schultern kreisen und schürzte die Lippen. »Sieht anscheinend schlimmer aus, als es sich anfühlt.«

      »Was hat dein Dad dazu gesagt?«, fragte er und klaute Peter ein weiteres Würstchen.

      Diesmal bedachte ihn Peter mit einem missbilligenden Blick.

      »Er hat mich noch nicht gesehen.«

      »Glaubst du, er wird Keener und seine Freunde wegen Körperverletzung festnehmen?«

      »Oh Gott«, lehnte ich ab. »Das fehlte mir gerade noch.«

      »Was willst du ihm denn dann sagen?«

      »Keine Ahnung. Vorschläge?«

      Scott kniff die Augen zusammen und musterte eingehend mein Gesicht, während er langsam und methodisch auf dem letzten Stück Würstchen herumkaute. Dann hellte sich sein Blick auf und er schnippte mit den Fingern. »Du könntest so tun, als sei es unecht. Als sei es nur Teil deiner Halloweenverkleidung.«

      »Was soll er denn darstellen?«, witzelte Peter. »Einen Typen, der ne Tracht Prügel kassiert hat?«

      »Nein, Mann«, entgegnete Scott. »Dein Dad hat doch noch diese alten Boxhandschuhe im Keller, oder? Du kannst behaupten, dass du als Boxer gehst.«

      »Toll …«, kommentierte ich und blickte finster drein. »Was mache ich deiner Meinung nach dann morgen? Weitermachen und so tun als würde ich mich in meiner Rolle einfach nur so unglaublich wohl fühlen?«

      »Du kannst vorgeben, ein Opfer des Pipers geworden zu sein«, schlug Peter vor. »Der Junge, der entkommen konnte.«

      »Das ist nicht witzig«, bemerkte ich sarkastisch.

      »Euch ist doch wohl klar, dass er echt ist, ja?«, meinte Scott. »Dass die Cops die Leiche dieses Mädchens im Satan’s Forest gefunden haben, ist der Beweis. Jetzt kann niemand mehr behaupten, die anderen Kinder seien nur von zu Hause abgehauen. Wir haben es hier weder mit Ausreißern noch mit einem Entführer zu tun. Wir haben unseren ganz eigenen Serienkiller.« Seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen, schien er von dieser Aussicht auch noch begeistert zu sein.

      »Nur weil ein Mädchen ermordet wurde, heißt das noch lange nicht, dass die anderen drei Jugendlichen ebenfalls umgebracht wurden«, gab ich zu bedenken. »Das bedeutet ja noch nicht einmal, dass die Fälle miteinander zu tun haben.«

      »Jeder sagt das«, pflichtete Peter mir bei.

       »Nicht jeder«, widersprach Scott. »Die

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