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Die Sterzenhoferin schüttelte den Kopf. »Ich versteh’ das alles net. Wie kannst du denn mit einem Professor ausgehen? Was sagt dein Onkel Vinzenz dazu?«

      Monika zuckte mit den Schultern. »Was soll er sagen? Er weiß es doch gar nicht. Ich hab’s ihm jedenfalls nicht gesagt.«

      »Jetzt hörst mir gefälligst mal zu«, forderte Leni ihre Tochter auf. Ihre Stimme klang nicht mehr besorgt, sondern ärgerlich. »Was soll das? Du kommst nach Haus’, rennst in dein Zimmer, bist aufgeregt wie ein junges Henderl, das den ersten Wurm gefunden hat, wühlst im Schrank herum, suchst ein Kleid heraus und erzählst dabei, daß du mit dem Professor Stolzenbach ausgehen willst, weil er dich eingeladen hat.«

      »Ja und?« Monika lachte ihre Mutter vergnügt an. »Gönn mir doch den Spaß. Professor Stolzenbach ist ein ganz toller Mann. Ein einmaliger Chirurg und sehr nett. Wenn du wüßtest, was ich in den wenigen Tagen alles bei ihm gelernt hab’.«

      »Und jetzt will er mit dir ausgehen.« Die Sterzenhoferin sah ihre Tochter kritisch an. »Was meinst du denn, was es damit auf sich hat? Meinst, der will nur, daß du ihm Garmisch zeigst, oder Mittenwald?«

      »Was soll er denn sonst wollen?«

      »Du bist doch sonst net so schwer von Begriff.«

      »Du meinst…?« Monika sah ihre Mutter überrascht an.

      »Ja, das mein’ ich«, antwortete die wie aus der Pistole geschossen. »Denk doch mal nach. Ein Mann wie Professor Stolzenbach, von dem alle naslang was in der Zeitung steht, der -zig Preise gewonnen hat und der als der kommende Chirurg gefeiert wird, der gibt sich in der Klinik derart viel Mühe mit dir, und jetzt will er mit dir ausgehen! Warum wohl? Meinst du, ohne daß er was erwartet? Nein, Kind, das glaub’ ich net. Der ist auf ein Abenteuer aus. Laß es dir gesagt sein.«

      Monika setzte sich auf einen Stuhl. »Das… das glaub’ ich doch nicht.«

      »Ich für dich mit.« Leni Gratlinger war noch immer eine hübsche Frau. Sie war sechsundvierzig Jahre alt, trug die Haare in einem Knoten, hatte sehr wache Augen und auf dem Sterzenhof hatte sie das Sagen.

      »Was soll ich denn jetzt tun?« Von Monika war alle Freude und Ausgelassenheit gewichen.

      »Auf dich achten sollst«, antwortete ihre Mutter, »und auf der Hut sein. Net, daß du hereinfällst auf ein paar nett gesagte Worte. Und auf eine schöne Stimmung.«

      »Die Einladung annehmen soll ich also doch?«

      Die Sterzenhoferin nickte jetzt. »Warum net? Geh ruhig mit, aber laß dich ja net verführen!«

      »Aber, Mutti…!«

      »Wink du nur ab«, antwortete Leni Gratlinger, »aber es sind schon andere in Situationen geraten, aus denen sie nimmer herausgekommen sind.«

      »Ich kann schon auf mich aufpassen«, sagte Moni. Langsam kehrte ihre Freude zurück, sie lachte schon wieder. »Außerdem würdest du das alles gar nicht gesagt haben, wenn du Clemens Stolzenbach kennen würdest.«

      »Du nennst ihn beim Vornamen?« Die Sterzenhoferin sah ihre Tochter noch erstaunter als vorher an.

      Die schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht. Aber er hat gesagt, ich soll ihn nicht mehr mit Professor anreden.«

      »Aha!« Leni Gratlinger preßte die Lippen aufeinander und nickte energisch. »Da haben wir’s. So fängt’s an und im Bett endet es!«

      Da begann Monika zu lachen. »Entschuldige, Mutti, aber ich glaube, du spinnst.«

      Dann duschte sie, zog sich an, zum Schluß das figurbetonende Kleid. Monika sah hinreißend aus. Während sie sich im Spiegel betrachtete, runzelte ihre Mutter die Stirn.

      »Ich glaub’, es gefällt dir sogar, mit dem Professor auszugehen«, sagte sie. »So ausführlich hast du dich noch nie im Spiegel angeschaut. Was wird denn der Udo sagen, daß du mit dem Professor ausgehst?«

      Da drehte Monika sich um und sah ihre Mutter ein wenig ärgerlich an. »Was hast du immer mit dem Udo? Udo und ich sind Kommilitonen, sonst nichts.«

      »Das sagst du.« Ihre Mutter lächelte. »Frag ihn mal, ob er’s genauso sieht. Ich wett’ mit dir, daß er mehr will. Wie der dich immer anschaut.«

      »Er kann schauen, wie er will«, antwortete Monika, »mehr als meine Freundschaft hab’ ich net für ihn.«

      »Und für den Professor, was hast da?« Die Sterzenhoferin sah ihre Tochter fragend an.

      Monika ging zu ihrer Mutter, küßte sie auf die Wange und sagte, sie müsse sich beeilen, um vier Uhr werde sie erwartet, doch Antwort auf die Frage, was sie für Clemens Stolzenbach übrig habe, gab sie nicht.

      *

      Oberschwester Theresa bekam zufällig mit, wie Clemens Stolzenbach Monika die Tür seines roten Sportwagens öffnete und sie wieder schloß, nachdem die junge Medizinstudentin eingestiegen war. Die Oberschwester stand in ihrem Dienstzimmer, dessen Fenster zum Angestelltenparkplatz zeigte.

      Theresa hatte die erste Begegnung mit Professor Stolzenbach nicht vergessen, und wenn sie ihm seitdem auch mit ausgesuchter Höflichkeit begegnete, so mußte sie doch immer wieder an das für sie wenig rühmliche Treffen denken.

      Auch daß Professor Stolzenbach zu Bettina Wagner näheren Kontakt pflegte, war ihr nicht verborgen geblieben. Das war in der Bergklinik unüblich, und sie war sicher, daß Dr. Trautner davon nichts wußte.

      Daß Stolzenbach nun mit Monika Gratlinger, dem erklärten Liebling Dr. Trautners, auch privat verkehrte – etwas anderes konnte ihr gemeinsames Wegfahren nicht zu bedeuten haben – registrierte die Oberschwester ebenfalls, und als sie kurz darauf dem Chef der Klinik begegnete, besprach sie zuerst ein paar dienstliche Dinge mit ihm, dann ließ sie ihn ganz nebenbei wissen, daß es sehr schön wäre, wenn Professor Stolzenbach und seine Studentin auch privat miteinander Umgang pflegten.

      Trautner war schon im Weggehen begriffen, blieb dann aber wieder stehen und musterte die Oberschwester einen Augenblick. Er wußte um ihre Art, den Dingen ihre sehr persönliche Note aufzudrücken, und er kannte auch ihre besondere Vorliebe, Ränke zu schmieden, damit alles nach ihrem Sinn ging. Daß sie fachlich eine ausgezeichnete Kraft war und der Klinikbetrieb nicht zuletzt wegen ihrer rigorosen Art so gut funktionierte, war ihm ebenso bewußt.

      »Was meinen Sie mit privat verkehren, Oberschwester?« fragte er deswegen.

      »Sie sind miteinander weggefahren«, antwortete Theresa.

      »Was ist daran denn so besonders?«

      »Sie hatten sich, wie man so schön sagt, fesch hergerichtet.« Theresa lächelte. »Aber Monika wird Ihnen sicher erzählt haben, was sie und Professor Stolzenbach vorhaben.«

      »Nein, das hat sie nicht.« Dr. Trautner spürte doppelten Ärger in sich aufkeimen. Einmal, weil die Oberschwester wieder einmal etwas wußte, was er gerne vorher gewußt hätte, und dann, weil sie einen Ton anschlug, der ihm sehr wohl bekannt war und der schon häufig Mißstimmungen in der Klinik eingeläutet hatte.

      »Der Professor scheint bei den Damen sehr beliebt zu sein«, fuhr die Oberschwester fort.

      Zuerst wollte Dr. Trautner einfach weitergehen, doch er war zu neugierig, um es zu tun. »Beliebt bei den Damen?«

      »Na ja«,antwortete Theresa, »immerhin ist er heute mit Monika weggefahren, und vor ein paar Tagen sah ich spätabends Frau Wagner aus seinem Zimmer kommen.«

      »Frau Konsul Wagner?« Hatte Trautner die Nachricht, daß Monika und Stolzenbach ausgehmäßig miteinander weggefahren waren, überrascht, so erstaunte ihn, was er gerade gehört hatte.

      »Ja, aus seinem Zimmer ist sie gekommen«, antwortete Oberschwester Theresa, »und wie es aussah, war sie nicht bei ihm, um über ihre gesundheitlichen Probleme zu sprechen. Am nächsten Tag hat er nämlich eine leere Champagnerflasche in den Flaschenmüll geworfen.«

      »Sie sind gut informiert, Oberschwester.«

      »Das

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