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Geschichte der Ilchane, das ist der Mongolen in Persien. Freiherr von Joseph Hammer-Purgstall
Читать онлайн.Название Geschichte der Ilchane, das ist der Mongolen in Persien
Год выпуска 0
isbn 4064066117467
Автор произведения Freiherr von Joseph Hammer-Purgstall
Жанр Документальная литература
Издательство Bookwire
Türken, Tataren und Mongolen.
Das älteste der Völker, welche die Geschichte in Hochasien als Herrscher kennt, sind unstreitig die Türken, deren (der chinesischen Quellen zu geschweigen) die byzantinischen schon in der Hälfte des sechsten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung erwähnen, wo die griechischen Kaiser mit dem Chane der Türken am Altai, d. i. dem Goldberge, durch Gesandtschaften verkehrten, d. i. schon sechs Jahrhunderte früher, als in der Hälfte des zwölften die Tataren und Mongolen durch Tschengischan in Europa geschichtlichen Namen erhielten. Die Geschlechtsregister der letzten sind augenscheinlich türkischen eingepfropft, um dunkeln Ursprung der Väter durch berühmte Altvordern zu adeln und ihr Geschlecht hinaufzuführen bis Türk, den Sohn Japhet's, den gemeinsamen Ahnherrn von Tatarchan und Mogolchan, die angeblichen Stammväter der Tataren und Mongolen. Der Namen der letzten taucht erst unter Tschengischan mit Gewissheit auf, da es nicht ausgemacht, ob die ältern Moho der Chinesen eben so gewiss Mongolen, als ihre Tata Tataren; wie aber Türken und Tataren ganz verschiedenen Stammes, indem jenen der Namen von diesen nur durch Missbrauch beigelegt worden, und noch beigelegt wird, so sind Tataren und Mongolen ursprünglich ein und dasselbe Volk, jenes der ältere unterjochte, dieses der jüngere unterjochende Zweig. Die Türken sind vom östlichen Altai, die Tataren vom Baikalsee ausgezogen, die Mongolen am westlichen Kentei, von den Quellen des Onon und Kerulon, wo im bewaldeten Gebirge Burhan Kaldun die Geburts- und Grabstätte Tschengischan's. Nachdem Tschengischan die ihm feindlichen Stämme der Tataren und ihre Verbündeten vernichtet oder unterjocht, nachdem seine Herrschaft durch Sieg und Eroberung von den Ufern des vaterländischen Sees Dalai Nor bis an die des persischen Sees von Meragha über siebzig Längengrade ausgedehnt war, buhlten die unterjochten Völker um die Ehre, dem siegenden und erobernden, dem gesetzgebenden und herrschenden anzugehören; Türken und Tataren zählten sich nun den Mongolen bei, wie diese in ihren Stammregistern sich früher den Türken angeschlossen, wiewohl beide durch die nicht zu überspringende Kluft von verschiedener Sprache und Gesichtsbildung von einander scharf getrennt. Tataren wollten Mongolen, Türken Tataren heissen; hingegen protestirten die Mongolen wider den Namen von Tataren, wie noch heute die Osmanen wider den von Türken. Die Eitelkeit, altem Geschlechte anzugehören, und Adelstolz (derselbe bei Völkern, wie bei Individuen), bringt durch Ahnen- und Namen-Vermengung in die Stammtafeln von beiden nur Irrthum und Verwirrung[3]. Eben so richtig als lichtvoll ordnet der grosse Geschichtschreiber der Mongolen, Reschideddin, Anfangs seines Werkes eine Centurie von Stämmen, welche zu seiner Zeit alle auf den Ehrennamen von Mongolen Anspruch machten, ausser den Türken (denen er die Uighuren der Sprache nach beigezählt) in drei Klassen, nämlich in Tataren (desselben Stammes und derselben Sprache, wie die Mongolen), welche ursprünglich den Namen von Mongolen nicht führten[4]; zweitens in Völker verschiedenen Ursprungs, welche, weder Tataren noch Mongolen, den Namen der letzten der Aehnlichkeit wegen annahmen, wie die Turkmanen den der Türken, und die daher am bessten Mogolmanen genannt würden, weil sie an die Mongolen mahnen[5], wie jene an die Türken; drittens in die eigentlichen Mongolen, welche wieder in zwei Abtheilungen zerfallen, nämlich in die Mongolen Durlegin, der neun Geschlechter vor Alankowa, der neunten Ahnfrau Tschengischan's, und die Mongolen Nirun, deren Stammväter alle aber Nachkommen Alankowa's. Es ist nöthig, den Leser wenigstens mit einem Viertel der Centurie von Stämmen, die zur Zeit Reschideddin's, d. i. Anfangs des vierzehnten Jahrhunderts, bestanden, bekannt zu machen, mit denen nämlich, welche ihre Berühmtheit vor anderen entweder ihren Helden und Frauen, ihrer Freundschaft für oder ihrer Feindschaft gegen Tschengischan, ihrer Opposition oder Verschwägerung mit dessen Hause danken.
Die Stämme Tatar und Merkit.
Von den ursprünglichen tatarischen Stämmen nennen wir zuerst den sechsgetheilten Stamm der Tataren selbst, von denen einer Tschaghlan Tatar, d. i. die weissen Tataren[6], hiess, im Gegensatze der übrigen, welche die schwarzen genennet werden; in der Folge wurde der Namen der weissen Tataren auch den Uiguren, welche Türken, und anderen türkischen Stämmen beigelegt, sowie den Mandschu's der Namen der Sui Tatar, d. i. der Wasser- oder schlechten Tataren; die mächtigsten und gefährlichsten der Feinde des Hauses Tschengischan's, welcher bei seiner Geburt den Namen Temudschin erhielt, weil am selben Tage sein Vater Jesukai Behadir einen tatarischen Fürsten, Temudschin, geschlagen und gefangen gemacht. Der Namen, den er trug, von dem am Tage seiner Geburt besiegten Tatarfürsten hergenommen, und die in seiner Jugend von den Erbfeinden seines Stammes erlittenen Unbilden spornten den Sohn Jesukai's zur Rache und zum Vertilgungskriege wider diese unversöhnlichen Feinde seines Hauses an; sie wurden vernichtet, und nur ihre Weiber gingen als Trophäen in das Frauengemach Tschengischan's und seiner Söhne über. Zwei der fünf Gemahlinnen Tschengischan's, Jisulun und Jisulut, und eine seiner Beischläferinnen, Mutter seines als Kind verstorbenen Sohnes Uradschagan, waren Tatarinnen, so auch eine Frau seines Bruders Dschudschi Kasar, seines Sohnes Batu und Tudai Mengku's, des Herrschers von Kipdschak. Die beiden Gemahlinnen Tschengischan's erflehten von ihm das Leben zweier Kinder ihres