Скачать книгу

Freund, vorzüglich aber der deinige zu werden, denn ich habe in dir einen äußerst wackeren Mann gefunden. Ich bitte dich nun, mir den Frieden zu bewirken und mir dann nach Hause und nach Epirus zu folgen. Denn ich habe einen Feldzug gegen Griechenland vor und bedarf deines Rates und deines Feldherrntalents.«

      Fabricius erwiderte: »Ich lobe es, dass du den Feldzug bereust und Frieden wünschst, auch werde ich dir, wenn er uns nützt, dazu behilflich sein; denn gegen mein Vaterland zu handeln, wirst du von mir als einem wackeren Mann, wie du mich nennest, nicht verlangen. Einen Rat und Feldherrn nimm dir aber nicht aus einem Freistaat26, ich wenigstens habe auch keine Muße dazu. Ich nähme auf keinen Fall dergleichen an, weil es überhaupt nicht ziemen will, dass ein Gesandter Geschenke nimmt. Ich frage dich nun, ob du mich für anständig hältst oder nicht? Denn wenn ich schlecht bin, wie achtest du mich dann der Geschenke würdig? Wenn ich aber anständig bin, wie mutest du mir deren Annahme zu? Wisse denn, dass ich sehr viel besitze und mehr nicht bedarf, denn mir genügt, was ich habe, und ich begehre auch des Fremden nicht. Wenn du dich auch für noch so reich hältst, so bist du doch bitterarm; denn du hättest nicht Epirus noch deine anderen Besitzungen verlassen und wärest hierher übergesetzt, wenn dir jenes genügte und du nicht nach mehr begehrtest. Wenn einer so geartet ist und nimmer satt werden kann, so ist er der ärmste Mann. Warum? Weil er nach allem, was er nicht hat, wie nach einem notwendigen Besitz giert, als ob er ohne Selbiges nicht leben könnte. Wie gerne möchte ich dir, der du dich meinen Freund nennst, von meinem Reichtum abgeben, denn er ist viel zuverlässiger und unsterblicher als der deinige; ihn beneidet, ihn belauert kein Volk, kein Tyrann, und was das Schönste ist, je mehr ich davon abgebe, desto mehr nimmt er zu. Und worin besteht derselbe? Im freudigen Genuss dessen, was man hat, als hätte man an allem Überfluss; in der Enthaltung von Fremdem, als ob es großes Unglück brächte [es zu nehmen]; darin, dass ich niemandem Unrecht, vielen aber Gutes tue, und in tausend anderen Dingen, deren Aufzählung ermüden würde. So wollte ich lieber, wenn mir die Wahl nicht bliebe, durch fremde Gewalt als durch Selbstbetrug zugrunde gehen; denn das eine verlangt oft so das Geschick, das andere geschieht aus Betörung und schmutziger Habsucht. Daher ist es mir noch immerhin lieber, durch die Gewalt höherer Mächte als durch eigene Schlechtigkeit zu fallen; denn in jenem Fall wird der Leib besiegt, in diesem geht auch die Seele mit zugrunde. So wird einer gewissermaßen Selbstmörder, weil er, wenn er sich nicht daran gewöhnt, sich mit dem Vorhandenen zu begnügen, in eine unersättliche Habsucht verfällt.«

      114. Und ließen sich aufs Willigste zum Kriegsdienst einschreiben, indem jeder glaubte, was er für sich unterlasse, würde zum Verderben des Vaterlands den Ausschlag geben. Solcher Art ist die Rede und hat solche Kraft, dass sie jene anderen Sinnes machte, mit Hass und Kampfeslust gegen Pyrrhos erfüllte und für die Zurückweisung der Geschenke stimmte.

      115. Als der Redner Kineas, welcher von Pyrrhos als Gesandter nach Rom geschickt worden war, bei seiner Rückkehr von dort nach dem Glanz der Stadt Rom und anderem befragt wurde, antwortete er, er habe die Vaterstadt vieler Könige gesehen, indem er damit andeutete, dass alle Römer solche Männer seien, wie er selbst (Pyrrhos) bei den Hellenen seiner Vorzüge wegen geschätzt würde.

      116. Wessen Selbstvertrauen unvermutet geschmäht wird, der verliert auch an leiblicher Stärke.

      Pyrrhos ließ Decius sagen, dass es ihm, wenn er dies vorhätte, d.h. ohne gefangen zu werden, sich töten zu lassen, es ihm nicht gelingen werde, und er fügte die Drohung hinzu, dass er, wenn er lebendig gefangen werde, eines schimpflichen Todes sterben müsse. Die Konsuln erwiderten, dass sie einer solchen Tat nicht bedürften, denn auf jeden Fall würden sie auch ohne eine solche Tat mit Pyrrhos fertig werden.

      117. Als die Lager des Fabricius und des Pyrrhos einander gegenüberstanden, kam bei Nacht ein Arzt oder ein höherer Hofbeamter des Königs zu Fabricius und erbot sich, Pyrrhos durch Gift aus dem Wege zu schaffen, wenn er von ihm eine gewisse Geldsumme erhalten würde. Fabricius aber verabscheute das Anerbieten und schickte ihn Pyrrhos gebunden zu. Pyrrhos soll, voll Bewunderung über diese Tat, ausgerufen haben: »Dies ist Fabricius und kein anderer, den man schwerer von seiner angestammten Tugend als die Sonne von ihrer gewohnten Bahn abbrächte. Pyrrhos aber wurde, nachdem er alles aufs Spiel gesetzt hatte, gänzlich besiegt.

      118. Im Jahr der Stadt 478 (276 v.Chr.).

      Da die Bundesgenossen dem Pyrrhos keinen Beistand leisten wollten, vergriff er sich an den Schätzen der Persephone, die für sehr reich gehalten wurden. Er plünderte sie und schickte den Raub auf Schiffen nach Tarent. Die Schiffsmannschaft kam beinahe vollständig in einem Sturm um, die Schätze und die Weihgeschenke aber wurden ans Land geworfen.

      119. […], da er sonst äußerst scharf gegen sie verfuhr, und seiner eigenen Sicherheit wegen mehr darauf Bedacht nahm, dass keiner, wenn er auch wollte, ihm schaden könnte, als dass er nicht den Willen dazu fasste. Weshalb er viele der obrigkeitlichen Personen und selbst die, die ihn herbeigerufen hatten, teils weil er es ihnen verdachte, dass sie sagten, sie hätten ihn in den Besitz der Stadt gesetzt, teils weil er befürchtete, sie möchten sich, wie früher ihn, so jetzt irgendeinem anderen ergeben, verbannte oder ermordete.

      Wegen Folgendem wurde Pyrrhus allgemein gelobt. Als einige junge Leute ihn bei einem Gastmahl verspottet hatten, wollte er anfangs die Sache untersuchen, um sie zu bestrafen; als sie aber sagten: Wir hätten noch viel mehr und Ärgeres gesagt, wenn uns der Wein nicht ausgegangen wäre, lachte er und ließ sie frei.

      120. Er wusste nicht, ob er den einen zuerst oder beide zugleich angreifen sollte, und war in großer Verlegenheit. Denn er traute sich nicht, das Heer zu teilen, weil er schwächer als die Feinde war, und doch wollte er dem anderen nicht ohne Weiteres das Land zur Plünderung überlassen.

      121. Im Jahr der Stadt 481 (273 v.Chr.).

      Als König Ptolemaios Philadelphos von Ägypten hörte, dass Pyrrhos schlecht davon gekommen war und die Macht der Römer stieg, schickte er ihnen Geschenke und schloss ein Bündnis. Die Römer, erfreut, dass er aus so großer Ferne ihnen solche Ehre bewies, ordneten eine Gegengesandtschaft an ihn ab. Als diese die von ihm erhaltenen prächtigen Geschenke in die Schatzkammer abliefern wollten, nahmen die Römer dieselben nicht an.

      122. Im Jahr der Stadt 488 (266 v.Chr.).

      Die Römer wurden, obgleich sie nach diesen Taten zu größerer Macht gelangt waren, nun doch nicht übermütig, vielmehr lieferten sie den Senator Quintus Fabius den Bürgern von Apollonia, einer am Ionischen Meerbusen gelegenen korinthischen Kolonie aus, weil er einige Gesandte derselben beschimpft hatte. Diese taten ihm jedoch nichts zuleide, sondern schickten ihn nach Hause zurück.

      123. Im Jahr der Stadt 489 (265 v.Chr.)

      Die Veranlassung des Zerwürfnisses war vonseiten der Römer, dass die Karthager den Tarentinern zu Hilfe kamen, vonseiten der Karthager aber, dass die Römer mit Hiero Freundschaft schlossen. Wie immer sich dies auch verhielt, so nahmen sie, die in der Tat Größeres als dies beabsichtigten, aber nicht dafür angesehen sein wollten, solchen Vorwand. In Wahrheit aber verhielt es sich anders. Die Karthager, im Besitz großer Macht, und die Römer, bereits erstarkend, beobachteten sich eifersüchtig und wurden teils aus Begierde nach mehr, die allen Menschen, besonders im Glück, eigen ist, teils aus Furcht zum Krieg getrieben, indem beide Teile den Besitz des Ihrigen nur durch die Zueignung des Fremden gesichert glaubten. Überhaupt war es schwer und fast unmöglich, dass zwei freie, mächtige und stolze Völker, um es kurz zu sagen, als Rivalen in der Schifffahrt über andere zu herrschen sich begnügten, einander selbst aber fernblieben. Dies und Ähnliches, durch Zufall zusammengetroffen, bewirkte die Auflösung des Bündnisses und fachte den Krieg an. Dem Schein nach galt der Kampf nur Messana und Sizilien, in der Tat aber waren sich beide Teile schon bewusst, dass von dort aus um die eigene Herrschaft gestritten wurde, und nahmen an, dass die Insel, zwischen beiden in der Mitte liegend, den Siegern einen sicheren Anlauf gegen die anderen geben werde.

      124. Im Jahr der Stadt 490 (265 v.Chr.)

      Gaius Claudius trat in die Versammlung und erklärte unter anderem, womit er die Gemüter zu gewinnen suchte, dass er zur Befreiung der Stadt gekommen sei. Denn die Römer bedurften Messanas nicht; er werde, wenn er ihre Angelegenheiten geordnet haben würde, sogleich in die Schiffe steigen.

      Deshalb verlangte er,

Скачать книгу