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als Freund Josts, sind sicherlich in der Lage, uns den großen Dienst zu erweisen, genaue Auskunft darüber zu geben.« Beate sah den Ingenieur fragend an.

      Detlef Sprengers Entschluß stand fest. Er wußte, daß er ein gefährliches Spiel spielte, aber er tat es.

      »Dazu bin ich allerdings imstande, Frau Eckhardt«, sagte er fest. »Aber leider wird meine Auskunft wohl nicht so ausfallen, wie Sie es wünschen.«

      Beate Eckhardt war blaß geworden.

      »Was wollen Sie damit sagen?«

      »Nun, wie soll ich mich ausdrücken?« Detlef Sprenger suchte nach Worten. »Frau Petra Eckhardt hat es mit ihrer Ehe nicht allzu genau genommen.«

      »Mein Gott!« Beate war in ihren Sessel zurückgesunken. Feindselig war ihr Blick, mit dem sie das entschlossene Gesicht ihres Gegenübers maß.

      »Und – können Sie mir einen Namen angeben?«

      Detlef Sprenger überlegte sich die Antwort nur kurz: »Ich selber kann als Zeuge dienen. Petra suchte mich noch in der Unglücksnacht auf, als sie das Krankenhaus verlassen hatte. Sie kam zu mir, anstatt zu ihrem Kind zurückzufahren.«

      So, nun hatte er es gesagt. Wohl überkamen ihn Gewissensbisse, die er aber sofort wieder abschüttelte.

      Nein, er mußte an der Lüge festhalten – unbedingt!

      »Ich darf mich nun wohl zurückziehen?« fragte er kühl. »Ich hatte geglaubt, Sie wollten etwas über meinen Freund Jost hören…«

      »Ja… ja!« Beate Eckhardt war ganz verzagt. Sie hatte Nikolaus helfen wollen und der Mutter Leonores. Aber, wie es schien, hatte sie es falsch gemacht, ganz falsch. Ihre Hände fuhren erregt über die Falten ihres Kleides. »Das war auch der Hauptgrund. Aber Sie müssen mich recht verstehen: Mein Neffe ist tot, aber das Werk besteht, das sich schon seit Generationen in unserem Besitz befindet. Das Erbe ist groß, riesengroß; man will es Petra nicht kampflos überlassen. Es kommt darauf an, die Unbescholtenheit der jungen Frau zu beweisen, und nun zerschlagen Sie mir jede Hoffnung.« Sie richtete sich ebenfalls entschlossen auf.

      »Und ich glaube es nicht! Nein, nein und tausendmal nein, ich kann es nicht glauben – «

      Dann wieder weinte sie hilflos vor sich hin. Detlef Sprenger mußte rasch wegsehen. Etwas im Wesen dieser feinen alten Dame rührte ihn. Aber jetzt war er auf den Weg der Lüge gekommen – durch diese unselige Leidenschaft.

      Wenn er Petra schon gewonnen hätte, dann hätte er keine Minute gezögert, seine falsche Behauptung zu entkräften. Aber soweit war es ja noch nicht. Er verbeugte sich steif.

      »Leben Sie wohl, Frau Eckhardt! Es tut mir leid, daß ich Sie so enttäuschen mußte!«

      Im Nebenzimmer schrillte das Telefon. Müde erhob sich Beate Eckhardt. Bevor sie jedoch hinüberging, sagte sie traurig: »Leben Sie wohl!«

      Plötzlich aber kam ihr die ganze Wucht seiner Behauptung so recht zum Bewußtsein. Da trat sie dicht an ihn heran, so daß ihr zitternder Atem ihn streifte. »Ich weiß nicht, was ich von Ihnen denken soll. Ein Freund meines Neffen sind Sie jedenfalls nicht gewesen. Wenn Sie das behaupten, dann lügen Sie. Man nimmt nicht die Freundschaft eines Menschen und betrügt ihn dann in einer Weise, wie Sie es taten. Das wird sich bitter an Ihnen rächen; glauben Sie einer alten Frau. Sie haben Ihren Freund noch über das Grab hinaus beschmutzt. Gehen Sie – «

      Betroffen, beschämt nahm Detlef die heftigen Worte der alten Dame hin. Vor ihrer befehlenden Geste floh er förmlich aus dem Zimmer.

      Beate lauschte seinem harten Schritt. Erst, als die Tür hinter ihm ins Schloß gefallen war, richtete sie sich auf und ging mit zaghaften Schritten ins Nebenzimmer. Zögernd nur nahm sie den Hörer in die Hand.

      »Nikolaus!« Wie ein Schluchzen hörte sich der Name aus ihrem Munde an. »Du mußt sofort zu mir kommen, Nikolaus, sofort, ich bitte dich! Nein, nichts mit dem Kind, ach, ich kann es dir hier nicht erzählen. Ein angeblicher Freund Josts war hier: Detlef Sprenger – und hat die Frau deines Bruders stark verdächtigt. Ich bin in großer Verzweiflung.«

      Noch ehe Nikolaus den Grund seines Anrufs hervorgebracht hatte, legte sie auf.

      *

      Beate Eckhardt, die bisher noch mit allem fertiggeworden war, was sich ihr an Widerwärtigkeiten in den Weg gestellt hatte, war verzagt wie noch nie.

      Untätig saß die sonst so fleißige Frau an dem breiten Eckfenster ihres Wohnzimmers und wartete auf Nikolaus.

      Ihr Blick war unverwandt auf das Gartentor gerichtet.

      Endlich fuhr sein Wagen vor. In Eile kam er den Gartenweg entlang.

      Gleich auf den ersten Blick gewahrte er die Fassungslosigkeit der Tante.

      »Also, was hat es bei dir gegeben, Tante Beate?« begann er, das blasse, zuckende Gesicht der Tante aufmerksam betrachtend. »Ich bin nicht recht klug aus deinen Reden geworden.«

      »Ich glaube, ich habe eine rechte Dummheit gemacht, Nikolaus«, sagte Beate unglücklich. »Detlef Sprenger war bei mir, das heißt, er kam nicht von sich aus, auf dem Friedhof traf ich ihn und nahm ihn mit. Ich wollte nur etwas Günstiges über Josts Frau hören, und gerade das Gegenteil habe ich erreicht.« Sie ergriff Nikolaus’ Hand.

      »Nikolaus, etwas Menschenkenntnis besitze ich doch auch.« Ihre Stimme hatte einen beschwörenden Klang, die ihre Wirkung auf Nikolaus nicht verfehlte. »Es ist eine Gemeinheit, die Frau eines toten Freundes zu verleumden. Ach, wo bleibt denn da überhaupt die Freundschaft!«

      Nikolaus nickte überzeugt.

      »Der Meinung bin ich auch, Tante, und nun werden wir uns selbst die Gewißheit holen. Petra Eckhardt ist endlich aus ihrer Besinnungslosigkeit erwacht, wir dürfen sie besuchen. Sie jammert nach ihrem Kind. Wir müssen Leonore mitnehmen. Willst du dich und das Kind fertigmachen?«

      Ratlosigkeit stand auf Beate Eckhardts Zügen.

      »Du willst Leonore wirklich mitnehmen?«

      »Gewiß, Tante.« Nikolaus lachte leise auf. »Hast du nicht eben selbst gesagt, daß die Verdächtigungen Detlef Sprengers gemein sind? Warum dann immer noch Bedenken?« Er zog seine Uhr. »In einer halben Stunde könnt ihr angezogen sein, in anderthalb Stunden sind wir bei Petra Eckhardt.«

      Ein Seufzer der Erleichterung entfloh ihren Lippen.

      »Ich werde mich beeilen, Nikolaus, warte hier!«

      Nikolaus lächelte ihr aufmunternd zu und stellte sich wartend ans Fenster.

      Eine halbe Stunde Zeit hatte er der Tante zugebilligt, aber bereits nach einer Viertelstunde wurde die Tür geöffnet, und Leonores zierliche Gestalt kam förmlich auf Nikolaus zugeflogen. Es war, als ob die kleinen Füße den Boden kaum berührten.

      »Papi… Papi!«

      Nikolaus beugte sich bewegt zu dem Kind hinab.

      »Lorchen, mein Liebling!« sagte er weich und zärtlich. »Wollen wir zur Mami fahren?«

      Ein Jubellaut brach von den Lippen des Kindes. Ganz fest preßten sich die Kinderarme um seinen Hals.

      »Zur Mami! Wir fahren zur Mutti!« rief Lorchen ganz begeistert, und das liebliche Gesichtchen war wie in Sonnenschein getaucht. Die großen Grauaugen suchten die nebenstehende Beate. »Aber die Tante muß mit!«

      Nikolaus bejahte. Er begegnete den fragenden Augen Tante Beates. Heimlich gab er ihr einen Wink. Noch hielt er es nicht für angebracht, Leonore über ihren Irrtum aufzuklären. Sollte ihn das Kind ruhig für den Vater halten. Es würde noch früh genug von dem schmerzlichen Verlust erfahren.

      An Tante Beates Hand trippelte Leonore zum Wagen. Ihr Mund stand keine Minute still, und Tante Beate beantwortete geduldig jede Frage der Kleinen.

      Nikolaus saß am Steuer und lauschte mit einem stillen Lächeln dem Geplapper Leonores.

      Unweit des Friedrichstädter Krankenhauses war jedoch

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