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zu gleichem Thun ermuntert.“

      Wie schon gesagt, ist das bedeutendste pädagogische Werk Salzmanns sein „Ameisenbüchlein“, das deshalb auch in einer Sammlung von Schriften aus allen Zweigen der Litteratur und Wissenschaften, wie es „Reclams Universal-Bibliothek“ ist, nicht gut fehlen konnte, weshalb sich der Verleger, dieses erkennend, auch entschloß, dasselbe in seine Sammlung aufzunehmen und den Unterzeichneten mit der Herausgabe betraute.

      Ihren Titel hat die Schrift von dem Titelblatte der Originalausgabe, auf dem sich nämlich das Bild eines Ameisenhaufens befand. Eine Anzahl Ameisen bemüht sich um Ameisenlarven, während eine andere Anzahl unbesorgt in der Luft umherfliegt. Die Ersteren sollen die Lehrer vorstellen, die sich der Erziehung und des Unterrichts der Kinder angenommen haben, die letzteren dagegen die Eltern, die, nachdem sie ihr Geschlecht fortgepflanzt, sich in die Luft schwingen und nach menschlicher Art und Weise sich nicht um ihre Brut bekümmern. Unter dem Bilde befindet sich das Wort: Spr. Sal. 6, 6: „Gehe hin zur Ameise, du Fauler, siehe ihre Weise an und lerne.“

      Möge jetzt eine kurze, übersichtliche Darstellung des Inhalts folgen.

A.Anrede an Hermann. Aufforderung an denselben, sich der Erziehung zu widmen und zwar aus folgenden Gründen:
a)Die Erziehung schafft die Gelegenheit, für Menschenwohl recht thätig sein zu können;
b)die gewissenhafte Ausübung der Erziehungskunst verschafft dir die Seligkeit, einst Männer, durch dich gebildete Männer, zu sehen, die mit Kraft und Nachdruck für alles Gute thätig sind;
c)das Erziehungsgeschäft ist nicht so mühsam, als es von denen, die es nicht verstanden haben, geschildert worden ist;
d)die Fröhlichkeit, welche ein wahrer Erzieher unter den Kleinen hervorzubringen vermag, hat einen wohlthätigen Einfluß auf denselben;
e)kein Geschäft ist belohnender als das Erziehungsgeschäft. Als Lohn wird dem Erzieher:
1)Frohsinn, Gesundheit und ein heiteres Alter,
2)eigene Veredelung,
3)materieller Gewinn.
B.Vorbericht über den Titel. In ihm setzt Salzmann auseinander, warum er:
a)diesen Titel gewählt und
b)dem Büchlein diesen Inhalt gegeben habe;
c)Entschuldigung über die etwas starke und schneidige Art des Vortrags.
C.Die Schrift selbst: 5 Teile:
I.Symbolum: „Von allen Fehlern und Untugenden seiner Zöglinge muß der Erzieher den Grund in sich selber suchen;“ denn
a)vielen Lehrern fehlt das Lehrgeschick;
b)viele Erzieher und Lehrer lehren die Kinder die Fehler
1)durch schlechtes Beispiel,
2)durch falsche Behandlungsart,
3)durch den Mißbrauch des Zutrauens, das ihnen vom Kinde entgegengebracht wird,
4)durch Nichtbefriedigung des Thätigkeitstriebes;
c)viele Erzieher dichten ihren Zöglingen Fehler und Untugenden an, da sie nicht die kindliche Natur berücksichtigen.
d)oft nehmen die Erzieher eine willkürliche Regel an, nach der sie die Zöglinge richten wollen, und rechnen diesen jede Abweichung von derselben als Untugend an.
e)indem die Erzieher Eigenheiten ihrer Zöglinge zu den Fehlern und Untugenden rechnen, vergrößern sie dieselben.
II.Was ist Erziehung? Sie ist Entwickelung und Übung der jugendlichen Kräfte. In diesem Kapitel giebt Salzmann einen kurzen Abriß der Erziehung und der allmählichen Entwickelung der jugendlichen Kräfte.
III.Was muß ein Erzieher lernen?
a)Er muß sich und seine Zöglinge gesund zu erhalten suchen und zwar:
1)durch einfache Kost,
2)durch Abhärtung,
3)durch Bewegung.
b)Er muß die kindlichen Kräfte an sinnlichen Gegenständen üben und durch nützliche und unterhaltende Beschäftigungen für die Befriedigung des Thätigkeitstriebes (durch Handarbeiten) sorgen.
c)Er muß sich bemühen, mit Kindern umzugehen.
d)Er muß die Kinder zur Sittlichkeit gewöhnen, und zwar:
1)durch Wahrhaftigkeit,
2)durch Vorhalten von Vorbildern,
3)durch Ermahnung unter vier Augen,
4)dadurch, daß das Kind selbst das Gute einsieht und will.
IV.Plan zur Erziehung der Erzieher. Hier giebt Salzmann denjenigen, die sich dem Erziehungsgeschäfte widmen, eine Anweisung zur Selbsterziehung; seine Hauptregel ist: Erziehe dich selbst! 11 Regeln:
1)sei gesund;
2)sei immer heiter;
3)lerne mit Kindern sprechen und umgehen;
4)lerne mit Kindern dich beschäftigen;
5)bemühe dich, dir deutliche Kenntnisse der Erzeugnisse der Natur zu erwerben;
6)lerne die Erzeugnisse des menschlichen Fleißes kennen;
7)lerne deine Hände brauchen;
8)gewöhne dich mit deiner Zeit sparsam umzugehen;
9)suche mit einer Familie oder Erziehungsgesellschaft in Verbindung zu kommen, deren Kinder oder Pflegesöhne sich durch einen hohen Grad von Gesundheit auszeichnen;
10)suche dir eine Fertigkeit zu erwerben, die Kinder zur innigen Überzeugung von ihren Pflichten zu bringen;
11)handle immer so, wie du wünschest, daß deine Zöglinge handeln sollen!
V.Schlußermahnung: Non ex quovis lignofit Mercurius. Prüfe dich, ob du die Gabe hast, auf Kinder zu wirken und sie zu lenken.

      Salzmanns Ameisenbüchlein verdient auch noch jetzt trotz der vielen pädagogischen Schriften, die alljährlich auf den Büchermarkt gelangen, gelesen und studiert zu werden. Ist heutzutage auch das meiste von dem, was es giebt, wenigstens theoretisch allgemein anerkannt, so ist der Inhalt des Buches noch nicht als veraltet zu betrachten. Moller sagt in Schmids Encyklopädie des gesamten Erziehungs- und Unterrichtswesens: „Es giebt in der neueren pädagogischen Litteratur vielleicht kein Werk, das die Pflicht des Erziehers, sich selbst zu vervollkommnen und den Grund jedes Mißerfolgs vor allem in sich selbst zu suchen, so eindringlich mit mildem Ernst und erfahrungsreicher Weisheit ans Herz gelegt hätte, wie das Ameisenbüchlein.“ Ist nun auch diese Salzmannsche Schrift besonders für Erzieher von Fach und für diejenigen geschrieben, die es werden wollen, so finden doch auch die Eltern manchen beherzigenswerten Wink in demselben. Klarheit und Wahrheit, Frische und Natürlichkeit spricht sich auf jeder Seite dieser Schrift aus, so daß ihre Lektüre auch jetzt noch reichen Genuß bietet. Möge deshalb auch die von mir veranstaltete Ausgabe freundliche Aufnahme bei Deutschlands Lehrern und in deutschen Familien finden.

      Das „Ameisenbüchlein“ erschien im Jahre 1806 in Schnepfenthal in der Buchhandlung der Erziehungsanstalt. Veranlaßt dazu ward Salzmann durch den Mangel an Anweisungen zur Erziehung der Erzieher, während an Büchern, die Anweisungen zur Erziehung der Kinder enthalten, Überfluß war. Salzmann schreibt: „Was helfen aber diese, wenn jene nicht da sind? Wozu nützen alle Theorien, wenn die Leute fehlen, die sie ausführen können? Statt darauf zu denken, das Wahre und Gute, was wir von der Erziehung bereits wissen, in Ausübung zu bringen, fährt man fort, neue Theorien aufzustellen, denen, so gut wie jenen, die Ausführung fehlen wird. Wir gleichen theoretischen Baumeistern, die die Ideale zu den vollkommensten Gebäuden mit der Reißfeder entwerfen können, die aber immer nur Risse bleiben, mit denen man etwa die Wände bekleiden kann, da ihren Verfertigern die Geschicklichkeit fehlt, das Entworfene zur Wirklichkeit zu bringen.“

      Dem nachfolgenden Abdrucke

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