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Luftverkehr.

      Hier dieses Eiland mit Büschen und Palmen übertraf selbst den phantastischen Mut der amerikanischen Kollegen, übertraf die Hirngespinste eifriger Romanschreiber, denn – es war eine Insel, kein bloßes schwimmendes Riesendock, – es war künstliches Land an entlegenster Stelle des Pazifik!!

      Welch’ immense Arbeit stellte dieses Inselchen dar!! Wie lange mochten hier wohl Hunderte von verschwiegenen Leuten in aller Stille geschafft haben, wie zahllos mußten die Schiffsladungen Bimsstein und Beton gewesen sein, bevor ein solches Werk zustande kam! Nur ein Genie, hinter dem ein Riesenvermögen und ein Heer von treuen Helfern stand, durfte sich an derartiges heranwagen.

      Nur – – der Baron Sajo Hiruto konnte der Schöpfer des Eilandes sein! Wer den glühenden Patriotismus der Japaner kennt, kennt auch ihre Verschwiegenheit, sofern es um das Staatswohl geht.

      »Hole den Baron!« sagte ich zu Chanaf.

      Chubur, Manik und ich setzten uns auf die Felsen. Vor uns ragten die enormen Schrauben aus dem Bimssteinboden.

      Aber meine Araukaner zeigten keinerlei Interesse mehr für dieses Wunder der Technik. Ihnen genügte Chanafs Urteil: »Schwindel!!«

      Chubur kaute seine Zigarre breit, und der Riese Manik, der die Kräfte eines Elefanten besaß, rüttelte an einem der runden, daumendicken Eisenstäbe, die oben Gewinde und Muttern hatten, und bog ihn wie ein Rohr zur Seite, ohne ihn aus seinem Betonlager herausreißen zu können.

      Hiruto erschien. Er hatte eine weiße Mütze auf, im Munde eine Zigarette, und schaute sich immer wieder um, als ob ihm dieses Eiland fremd wäre. Er nahm die Zigarette zwischen die Finger, grüßte und starrte die vier meterlangen Schrauben an.

      »Lassen Sie doch das Theater, Baron!« sagte ich gereizt. »Sie haben diese Insel erbaut, nur Sie – Wozu?!«

      Er markierte wieder sein Achselzucken.

      »Mr. El Gento, mein Wort: Ich habe die Insel nicht … erbaut! – Wie meinen Sie das übrigens: erbaut?! Ich verstehe Sie nicht recht.«

      Wenn er auch jetzt log, dann log er in der Vollendung. Aber er wiederholte sehr ernst: »Mein Wort, daß ich Sie nicht verstehe …! Wie kann man eine ganze Insel erbauen, mag sie noch so klein sein – mitten im Pazifik! Das ist ja Unsinn, verzeihen Sie.«

      Er log nicht. Ich merkte es, und die Geheimnisse wurden noch dunkler.

      »Baron, es wäre wirklich zweckmäßiger, Sie würden endlich Farbe bekennen,« sagte ich mit allem Nachdruck. »Was wissen Sie von diesem Eiland?«

      »Zu wenig, wie ich jetzt einsehe,« erwiderte er nachdenklich. »Leider zwingen mich die Verhältnisse, auch weiterhin über gewisse Dinge zu schweigen. Aber ich versichere Ihnen, daß ich die Insel noch nie betreten hab – jetzt zum ersten Mal, – – beim Andenken meiner Ahnen!« – und er nahm die Mütze ab und verneigte sich tief vor diesen Ahnen, die im Leben der Japaner wichtiger sind als alles andere. Ihr Ahnenkult ist das starke Gerüst ihrer Religion.

      Ich wußte nicht, was ich sagen sollte.

      »Kennt Miß Ellen die Insel genauer?«

      »Nein. Sie hat ihren Fuß noch nie auf dieses Gestein gesetzt. – Erklären Sie mir bitte, weshalb Sie von »Erbauen« sprachen. Mich interessiert das außerordentlich.«

      »Mich wahrhaftig!« – und ich zeigte ihm die Mörtelrinnen, zeigte ihm, daß all diese Blöcke künstlich durch Schrauben aneinander gehalten wurden.

      Daß er von Technik nicht viel verstand, bewiesen mir seine ferneren Fragen und seine immer wieder auflebenden Zweifel. Er verstellte sich nicht, er hatte von dem wahren Wesen des Eilandes keine Ahnung. Schließlich kletterten wir zum Strande hinab. Hier mußte sich ja der Beweis, daß die Insel lediglich auf einer Untiefe regelrecht aufgebaut war, am leichtesten führen lassen. Ich ließ Chanaf einen Bootshaken und das Lot holen, und dann gingen Hiruto, ich und Chubur stark entblößt ins Wasser. Der Bimssteinstrand senkte sich etwa zehn Meter von der Flutgrenze ziemlich flach in die Tiefe, dann fiel er plötzlich ganz steil ab, und obwohl wir nur bis zur Brust im Wasser standen, fanden wir mit dem Bootshaken keinen Grund mehr. Erst als wir das Lot auswarfen, sank es genau bis auf dreißig Meter Tiefe, die Leine lief allerdings etwas schräg abwärts.

      Das genügte dem Baron. Der Konstrukteur der Insel hatte eben mit dem Material doch gespart und den bei Flut unter Wasser liegenden Teil des Strandes nur etwa zehn Meter breit gemacht. Bei Ebbe mußte also dieser Strandstreifen noch schmaler sein, weil die Wasserhöhe dann geringer war.

      Den zweiten Beweis lieferte Chubur als vorzüglicher Taucher. Er warf auch seine Lederjacke ab, gab sie mir und sprang kopfüber in die Tiefe. Als er nach zwei Minuten wieder erschien und neben uns den festen Bimssteinboden erreichte, sagte er mit einem Gesicht, wie ich es an ihm noch nie bemerkt hatte, und dieses Gesicht war das eines Menschen, dem das Grauen die Kehle zuschnürt, und die Stimme klang wie eingerostet:

      »Dort … dort unten Fels wie vorspringendes Dach nur … Und unter Dach hocken auf dicker Kette große Meerspinne mit Lassoarmen und Laternenaugen … Chubur nie mehr hier tauchen … Chubur kennen große Meerspinnen … Da –« – und er zeigte auf seine vorgewölbte Brust, und über der linken Brustwarze hatte er eine handgroße Narbe mit zackigen Rändern, die ich bereits kannte – »da haben Zange von große Meerspinne Fleisch herausgerissen am Kanal an Wellington-Inseln …«

      Er schüttelte sich vor Grauen …

      »Chubur kämpfen mit Puma, mit viele Feinde. Chubur nie mehr kämpfen mit Meerspinne …«

      Hiruto schaute ihn verständnislos an.

      »Er meint einen Kraken, einen Riesentintenfisch, Baron,« erklärte ich, und wir drei begaben uns ziemlich eilig zurück aufs Trockene.

      Hier zog Chubur schweigend seine Jagdkluft wieder an. Als ich ihn fragte, ob er denn wirklich eine Kette dort unter Wasser erkannt hätte, nickte er nur … »Laternenaugen von Spinne waren hell genug …« und dann ging er am Strande davon der Bucht zu. Seine Schritte waren unsicher, und als wir nachher an Bord kamen, hatte Chubur seinen Schreck mit Whisky betäubt und war total betrunken und schlief.

      Nachher …

      Denn Hiruto und ich blieben noch auf der Insel, durchquerten sie und prüften überall die einzeln herumliegenden Bimssteinblöcke. Sie waren sämtlich an den eigentlichen Bodenplatten des Eilandes festgeschraubt, und dort, wo die Schraubenmuttern vertieft saßen, waren die Löcher mit dem hellgrauen Mörtel unauffällig ausgefüllt.

      »Mr. El Gento,« sagte der Baron, »bisher habe ich Ihnen allerlei Rätsel aufgegeben. Nun tut das gleiche dieses Inselchen mir gegenüber – und Ihnen gegenüber. Immerhin – um ehrlich zu sein –, ich glaube den Konstrukteur dieses Wunders zu kennen, – – oder besser, ich kenne ihn. Ich bin es nicht. Es ist ein Mann, der …«

      Er brach mitten im Satz ab, deutete wieder sein Achselzucken an und fügte hinzu: »Nein, ich darf nicht einmal darüber sprechen … Niemand darf es … – Wir wollen nun, wenn es Ihnen recht ist, für Ellen ein Zelt errichten …« – So lenkte er das Gespräch über den »Mann« ab und lenkte es auf die Frau, auf das Mädchen, deren Ebenbild in meiner Seele haftete – – für immer.

      8. Kapitel

       Ellens Wünsche

       Inhaltsverzeichnis

      Still ging ich neben Hiruto her. Das Verhältnis zwischen uns hatte sich vollkommen geändert. Meine bisherige Annahme, der Baron sei ein Verbündeter der Leute, die sich nun auf der Jacht im Pazifik irgendwo umhertrieben und nicht wagten, ihr Eiland vorläufig aufzusuchen, war verfehlt gewesen. Hiruto kannte diese Männer, aber er kannte ihre Geheimnisse nur zum geringsten Teil. Er hatte mich belogen, getäuscht, –jetzt log er nicht mehr. Im Grunde waren wir nun Verbündete geworden … durch die Bimssteininsel.

      Und Ellen Duncam?! Wie weit war sie eingeweiht?! Wußte

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