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Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther Kabel
Читать онлайн.Название Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch
Год выпуска 0
isbn 9788075835246
Автор произведения Walther Kabel
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
»Irgendein Strauch, ein Baum, die in die Tiefe gesunken waren …«
Ich hätte noch vieles zu fragen. Hiruto kam mir zuvor. »Mr. El Gento, ich bedauere, das Thema »Insel« und »Jacht« nicht weiter erörtern zu können. Ich kam in Ellens Auftrag zu Ihnen. Falls Sie ein paar Tage hier auf der Insel bleiben wollen, läßt sie Sie bitten, in einem Zelt am Strande zwischen den Büschen ihre Genesung abwarten zu dürfen. Die frische Luft wird ihr gut tun. Den Platz werde ich aussuchen.«
Dieses Ansinnen war unverfänglich. Verfänglich war dagegen Hirutos klug verschleierte Absicht, wir sollten eine Weile auf dem Eiland uns aufhalten – auf demselben Eiland, von dem er uns bisher mit allen Mitteln hatte fernhalten wollen.
Er spürte wohl mein Mißtrauen. Er meinte gleichgültig: »Natürlich will ich Sie in Ihren Entschlüssen keineswegs beeinflussen. Uns ist es ebenso lieb, wenn Sie Ellen und mich etwa nach Valdivia bringen.«
Jetzt log er wieder. Es wäre ihm sicherlich nicht lieb gewesen, wenn wir sofort davongesegelt wären.
»Ich will es mir überlegen, Baron. Das Eiland bietet wenig … Was sollen wir hier tagelang?! Anderseits möchte ich Miß Ellen nicht den unberechenbaren Zwischenfällen einer Seereise aussetzen, so lange sie nicht völlig wieder bei Kräften. Wie gesagt, – ich werde mich heute im Laufe des Tages entscheiden …«
»Sehr liebenswürdig …« Er verneigte sich und ging.
Die Kugel schob ich in die Tasche. Ich freute mich dieses Andenkens.
Ohne Schwierigkeiten brachten wir die Brigg in die Bucht und vertäuten sie an einer steil abfallenden Uferstelle, die eine tadellose natürliche Mole darstellte.
Dann begannen die vielfachen Überraschungen.
7. Kapitel
Die Insel
Sie begannen eigentlich schon in dem Moment, als wir die Brigg in die Bucht hineinbugsierten und ich nun aus nächster Nähe feststellte, daß das ganze Eiland nichts als ein ungeheures Stück Bimsstein war.
Fälschlich wird dieses vulkanische Produkt zumeist »Bimmstein« genannt. Es heißt jedoch richtig, Bimsstein und ist eine schaumige Ausscheidung glasiger vulkanischer Gesteine. Die luftdicht abgeschlossenen Blasenräume des Bimssteines übertreffen die Schwere der porösen Glasmasse derart, daß Bimsstein bekanntlich schwimmt.
Diese Bimssteininsel hier war durch eine seltsame Laune der Natur entstanden. Nur vulkanische Ausbrüche von grandioser Stärke konnten ein solches Riesenstück Bimsstein zusammengeschmolzen haben.
Diese hellgrauen, im Sonnenschein leicht silbern glänzenden Gestade waren ein Naturwunder, wie ich noch keines geschaut hatte. Gewiß, Vulkanausbrüche auf Java, den Sundainseln, in Japan hatten wohl zuweilen Bimssteinblöcke von mehreren Metern Umfang erzeugt. Besonders auf den Sundainseln werden solche leicht zu bearbeitenden Bimssteinblöcke auch zum Häuserbau verwandt, während die europäische Industrie den »Pumex« (lateinische Bezeichnung) nur in pulverisierter Form als Schleifmittel oder in kleinen Stücken zum Reinigen der Hände und in der Gerberei benutzt.
Ich war als erster an Land gesprungen. Nicht ohne Vorsichtsmaßregeln. Zwei von uns standen für alle Fälle am Maschinengewehr bereit. Es war überflüssig. Wir wurden durch niemand gestört, nicht einmal durch Seevögel. Und dieses gänzliche Fehlen von gefiederten Geschöpfen gab mir zu denken. Die kleine Insel wäre doch ein idealer Nistplatz gewesen. Die zerrissenen Ufer boten übergenug passende Plätzchen. Ich sah nicht ein einziges Nest. Möwen und Albatrosse kreisten über dem Eiland, ließen sich aber stets nur für wenige Minuten auf den Felszacken nieder.
Nachdem die Brigg sicher vertäut war und zwar an zwei säulenartigen Blöcken, deren tief eingekerbte Rillen bewiesen, daß hier bereits Stahltrossen den Bimsstein zerscheuert hatten, ließ ich zunächst durch Chanaf die Wolldecken von den Fenstern der Kabinen entfernen – eine Rücksicht, die ich Ellen schuldete.
Chubur und ich, gut bewaffnet, begannen dann einen Rundgang um die Insel, durchquerten sie auch nach allen Seiten hin und … fanden nichts irgendwie Bedrohliches, dafür aber sehr viel Merkwürdiges.
Das Eiland besaß nirgends eine Schicht fruchtbarer Erde. Die Büsche und Bäume wurzelten in Spalten, in deren Tiefen sich freilich Humus wie in riesigen, oben fest geschlossenen Blumentöpfen befinden mußte. Die Palmen waren klein, die Sträucher wucherten desto üppiger. Gras oder Blumen fehlten vollkommen.
Der Baron hatte von einer Quelle gesprochen. Wir entdeckten sie nicht. Es gab hier nur kleine Lachen von Seewasser, ferner halb verweste Quallen, Fische und Krebstiere, die übel stanken. Seltsam war, daß zwischen den beiden Antennenmasten die meisten toten Quallen lagen.
Diese Antennentürme aus Holz standen auf Sockeln von Beton, waren mit Ölfarbe gestrichen und hatten jeder schmale Leitern und oben eine kleine Plattform. Die Ableitung der Antenne hing zerrissen unten auf dem Boden.
Wie genau wir auch nach Anzeichen uns umschauten, ob die Insel bewohnt gewesen: Nirgends fanden wir Anzeichen dafür.
Chubur meinte, vielleicht gäbe es in den Steilufern Hohlräume, Verstecke. Auch ich hatte daran gedacht. Wir riefen Manik und Chanaf herbei, und sie mußten die Ufer sorgfältig auf etwa vorhandene Verstecke durchstöbern. Diese hohen Ufer verliehen dem Eiland das Aussehen einer viereckigen Schüssel mit grünen Rändern. Das Innere war kahl, voller Bimssteinblöcke jeder Größe.
Die Sonne stieg höher, und Chubur und ich kehrten zur Brigg zurück. Wir frühstückten im Schatten der Büsche, und Chubur war durchaus meiner Ansicht, daß diese Insel uns kaum zu längerem Verweilen reizen könnte. Auch darin waren wir uns einig, daß die weiße Jacht die Leute der Insel mit sich genommen hatte und daß sie sich mit uns nicht mehr auf ein Gefecht einlassen würde. Sie würde zurückkehren, wenn wir davongesegelt waren, und die ganzen Geheimnisse würden so dunkel bleiben wie bisher. Was gingen sie uns an, wozu sollten wir uns in Dinge einmischen, die meiner Meinung aufs engste mit der verlogenen »Friedenspolitik« der wehrhaften Großmächte verknüpft waren. Wir beschlossen allen Ernstes, morgen früh heimzukehren, falls Ellens Befinden dies zuließ.
Während wir so auf dem harten Gestein lagen und viel Whisky mit wenig Tee tranken und nun als Abschluß der Frühmahlzeit die Zigarren an die Reihe kamen, erschien Chanaf ganz atemlos zwischen den Büschen und brüllte wie besessen:
»El Gento, Insel großer Schwindel sein … Sein nur alles zusammengeschraubte Bimssteinblöcke. Ritzen sein verkittet mit Mörtel von gleicher Farbe. Manik hat losgerissen großen Block … Lange Schrauben liegen bloß … Alles Schwindel …!«
Ich starrte ihn fassungslos an.
Mein Blick glitt von seinem erregten Gesicht abwärts … Ich musterte den Boden, und da erst sah ich bei genauem Prüfen auch hier eine Rille, die mit Mörtel ausgefüllt war. Ich zog mein Messer, – der Mörtel war hart wie Beton, aber fast von der Farbe des hellgrauen Bimssteins. Ich verfolgte die Rille weiter, und sehr bald konnte ich die Umrisse verschiedener Stücke der Bodenplatten unterscheiden.
Wenn man Ingenieur ist, und wenn auch mein Spezialfach der Tiefbau war, so hat man doch auf verwandten Gebieten genügend Kenntnisse, um sich ein Urteil über technische Dinge, also auch über diese künstliche Insel bilden zu können. Als ich dann Chanaf zur Ostküste begleitet und mir die langen eisernen Schrauben angesehen hatte, wußte ich genug: Die Annahme, das Eiland sei ein Naturwunder, zerrann in nichts! Leute von hervorragendem Unternehmungsgeist hatten hier auf einer Untiefe eine Insel gleichsam aufgemauert. Wahrscheinlich hatten sie zuerst Betonklötze versenkt und auf diesem Fundament aus Bimsstein das Eiland richtig »zusammengeleimt« – eine an sich so großartige Idee, ein so gelungenes imposantes Werk, daß man doch wieder vor einem Wunder stand – einem technischen Wunder höchster Vollkommenheit!
Ich wußte genau, daß man drüben auf der anderen Seite der Erdkugel Ähnliches seit langem plante.