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wieder für kurze Momente ihren Dienst taten, um dann wieder zu »streiken«.

Sterbende_Baeume_tote_Baeume

      Sterbende Bäume, tote Bäume

      Meine dramatische Schilderung der stürmischen Fahrt zu den Ruinen mag übertrieben wirken. Freilich bitte ich zu bedenken: Von einer Nussschale von Motorboot aus wirkten die rapiden Wetterwechsel wirklich höchst dramatisch. Noch furchteinflößender war freilich der sorglose Umgang unseres »Kapitäns« mit seinem Feuerzeug. Dann und wann goss er aus einem rostigen Kanister Benzin in den altersschwachen Motor. Seine Hauptsorge galt dabei offenbar seiner Zigarette, die immer wieder vom Regen gelöscht wurde. Während das Benzin in den Tank gluckerte, entflammte das Sturmfeuerzug den Glimmstängel zu neuem Leben. Eine Explosion konnte aber vermieden werden.

      »Wenn es so stürmt, glauben manche der alten Menschen an das Wirken von bösartigen Geistern!«, erklärte mir der wackere Lenker des Motorboots. »Auch vielen Jungen sind die uralten Ruinen unheimlich. Bei Nacht möchte sich hier niemand aufhalten!«

      Während wir, am Ufer scheinbar von mysteriösen Lichtern begleitet, der Ruinenstadt zustrebten, schrie der »Kapitän« gegen Motor und Unwetter an. Die gespenstischen »Laternen« blitzten auf, wurden heller, wieder dunkler, sprangen weiter. Mag sein, dass es für dieses seltsame Phänomen eine natürliche Erklärung gibt, unheimlich war’s aber allemal!

      »Mancher lacht über die Erzählungen der Alten. Die Alten sterben nach und nach, mit ihnen geraten die Überlieferungen in Vergessenheit. Viele der Alten mögen auch nicht mehr erzählen, was sie ihrerseits von den Großeltern erfahren haben.« Erst auf wiederholtes Nachfragen bekam ich einiges zu hören: Etwa von dem geheimnisvollen »Leuchten«. Nur wenige sollen es gesehen haben, wie für Bruchteile von Sekunden Steine und Bäume, Palmen und Wellen wie von innen heraus geglüht haben. Da habe es für kurze Momente einen Kontakt zwischen unserer Welt und einer anderen, bösen Welt gegeben. »In solchen Momenten können Kreaturen aus einer anderen Welt in unsere Welt eindringen.«

      So ganz fremd war mir diese Geschichte allerdings nicht. So gab es bei den Kelten ein Fest zum Ende des Sommers. In dieser Zeit soll es nach keltischer Mythologie den Geistern Verstorbener möglich sein, aus dem Jenseits ins Diesseits zu wechseln. Meine Erklärung für das Aufstellen der Kürbisköpfe: Sie sollten die heimkehrenden Seelen daran hindern, wieder in die einstmals von ihnen bewohnten Häuser einzudringen. Tatsächlich gibt es Überlegungen, ob das Halloweenfest nicht vielleicht auf ein sehr viel älteres Totenfest zurückgeht.

Kuerbiskoepfe_zum_Abschrecken_der_Totengeister

      Kürbisköpfe zum Abschrecken der Totengeister

      Mein großes Vorbild war in jungen Jahren neben Erich von Däniken der Schriftsteller Abraham Merritt (1). Merritt brach früh die Schule ab und reiste mit 17 nach Zentralamerika, um an Ausgrabungen in Yucatán teilzunehmen. Er dürfte einer der ersten Weißen überhaupt gewesen sein, die die Maya-Ruinen von Tulum besuchten. Merritt gelang eine geradezu kometenhafte Karriere als Journalist. Mit 18 war er festangestellter Reporter für den »Philadelphia Inquirer«, acht Jahre später hatte er es zum Mitherausgeber des Blattes gebracht.

      Vor 100 Jahren, anno 1918, erschien Abraham Merritts Novelle »The Moon-Pool«, und zwar in Fortsetzungen im Magazin »All-Story-Weekly«. Die Leserschaft war begeistert. Merritt schob bereits 1919 »Conquest of the Moonpool« nach. Beide Novellen wiederum arbeitete Abraham Merritt in den Roman »The Moonpool« um. Vor 40 Jahren brachte der Heyne-Verlag Merritts »The Moonpool« als »Der Mondsee« in deutscher Übersetzung heraus, vor 30 Jahren folgte eine weitere deutsche Ausgabe des Romans, jetzt aber unter dem neuen Titel »Der Mondteich« (2).

      Merritts »Moonpool« beeinflusste eindeutig H.P. Lovecraft (*1890; †1937). Völlig korrekt verweist Deutschlands führender Lovecraft-Experte Marco Frenschkowski darauf hin (3), dass Merritt und später Lovecraft die Ruinen von Nan Madol quasi als Kulisse eines fantastischen Theaters genutzt haben. Lovecaft weiß von (4) »einer scheußlichen Legende«, die von uralten Zeiten berichtet (4) »während derer andere Wesen die Welt beherrschten«, die »in großen Städten gehaust« haben sollen, (4) »deren Überreste … könne man noch als zyklopische Steine auf Inseln im Pazifik finden. Sie seien viele Zeitalter vor der Ankunft des Menschen gestorben.«

      Zyklopenhafte Bauten gab es einst bei Pohnpei und auf dem Eiland Kosrae. Ihre Ruinen sind auch heute noch teilweise sehr beachtlich und unbedingt eine Reise wert. H.P. Lovecraft geht immer wieder in seinem Werk auf Nan Madol ein. Zu den wichtigsten Texten Lovecrafts gehört meiner Meinung nach »Der Ruf des Cthulhu« (5). Lovecraft notierte sich zentrale Ideen bereits am 12. oder 13. August 1925, aber erst im Sommer des Jahres 1926 machte er daraus eine Kurzgeschichte. Lovecraft, der eigene Träume gern als Quellen für seine Texte verwendete, lässt seine »Helden« immer wieder Entsetzliches und Fantastisches im Traum erleben. Seit meinen Besuchen in den Ruinen von Nan Madol erkenne ich bei Lovecraft da und dort Anspielungen auf die einst gewaltigen Bauten.

Steinbloecke

      In »Der Ruf des Cthulhu« lesen wir (6), dass einem gewissen Wilcox »ein noch nie geträumter Traum von zyklopisch-großen Städten aus titanischen Blöcken und vom Himmel gefallenen Monolithen« überkam. Weiter heißt es da: »Wände und Säulen seien mit Hieroglyphen bedeckt gewesen«.

      Blöcke von beachtlicher Größe und Säulen wurden in Nan Madol einst zu titanischen »Tempeln« aufgetürmt. Hieroglyphen oder Schriftzeichen freilich wird man vergeblich suchen. Schriftliche Urkunden aus der Zeit der Erbauung von Nan Madol hat man bis heute nicht gefunden. Dabei muss es aber eine sorgsame Planung der gewaltigen Mauern gegeben haben, bevor man sich daranmachte, die beeindruckenden Bauwerke zu realisieren.

      Wer heilige Bücher, Mythen, Sagen und apokryphe Schriften nach Hinweisen auf »Astronautengötter« durchforstet, der wird auch bei Lovecraft immer wieder fündig (7): »Sie verehrten, so sagten sie, die Großen Alten, die schon lange vor den Menschen gelebt hätten und die vom Himmel auf die junge Welt gekommen seien.« Und diese Wesen stammen bei Lovecraft aus dem All. Er beschreibt sie als interstellar reisende Astronautengötter, und das in einer Zeit, als der Flug zum Mond bestenfalls fantastische Utopie einzelner »Spinner« wie Oberth und Sänger war (8).

      »Wenn die Sterne an der richtigen Stelle standen, konnten sie durch das All von Welt zu Welt tauchen. … Und sie konnten nur wach in der Finsternis liegen und sinnen, während unzählige Jahrmillionen vorbeizogen. Sie wussten auch weiterhin, was im Weltall vor sich ging.«

      In der komplexen Welt des H.P. Lovecraft kamen einst in grauer Vorzeit »Götter« aus dem All zur Erde. Sie teilten sich auserwählten Menschen mit, so wie die Elohim / Jahwe bestimmte Menschen über ihre Absichten informierten. Häufig kontaktiere der biblische Gott einzelne Menschen im Traum, so wie der mächtige Gott der Osterinsel Make Make »seinen« Menschen Botschaften im Traum übermittelte. Der fliegende »Obergott« der Osterinsel war Make Make. Und der soll – so überliefert es die Mythologie – Priester Hau Maka im Traum gezeigt haben, wie er sein Volk von der in den Fluten versinkenden Heimat zur Osterinsel geleiten konnte. So wurde dann das Volk Hau Makas in Schiffen evakuiert, vom »Atlantis der Südsee« zur Osterinsel. Übrigens: Auch in Lovecrafts Mythologie versinken Inseln im Pazifik und tauchen wieder auf. Ganz ähnlich gibt es bei den Hopi Mythen über Versinken von besiedelten Gebieten im Pazifik und Auftauchen von neuen Landmassen. Auf der Osterinsel hörte ich anno 1982 einen spannenden Mythos von einem mächtigen Gott, der mit einem riesigen Hebel Land im Pazifik nach unten drücke, wodurch die Osterinsel entstanden sein soll, die im Gegenzug aus den Fluten emporstieg.

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      Make-Make, der Osterinselgott

      Bei Lovecraft sind es die »Großen Alten«, die sich herabließen, mit Menschen zu kommunizieren,

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