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trat an sie heran. Auch wir näherten uns; Plemborn etwas hastig.

      Die Entscheidung nahte. Die beiden Leute des Handwagens waren verkleidet wie wir – nur die falschen Bärte waren weniger geschickt vorgeklebt.

      „Harst?“ flüsterte der eine.

      „Ja – Harst! – Sind Sie es, Brice?“

      Der Mann nickte. „Allerdings! – Wer ist der dritte da?“

      „Ein Kriminalbeamter –“

      „Gut. Dann vorwärts! Plemborn ist bestimmt bei Sönnquist verborgen.“

      Brice schulterte eine Kiste auf, die auf dem Handwagen gelegen hatte. „Ich gehe voran. Ich habe einen Nachschlüssel zur Vordertür.“

      Es war Brice. Das unterlag keinem Zweifel. Oder besser: es war Ottmar Orstra!

      Sein Begleiter nahm die zweite Kiste und folgte uns.

      So durchschritten wir den Garten, bogen um eine hohe Hecke.

      Brice-Orstra war schon in der Tür verschwunden. Seine Kiste stand auf der Schwelle.

      Harst war plötzlich herumgefahren.

      Der andere Mann hatte seine Kiste jetzt gleichfalls niedergesetzt, jagte an uns vorbei und um das Haus herum.

      Harald sprang zu, beugte sich über die Kiste.

      „Ein Uhrwerk – ich höre es ticken!“ rief er.

      Im Nu hatte er die Kiste gepackt, trug sie nach rechts hin, warf sie in eine große, ausgemauerte Müllgrube, stürmte zur Türschwelle, nahm die andere Kiste, rannte wieder zur Müllgrube.

      Harald war schon bei uns. Auf seiner Stirn standen dicke Schweißtropfen; seine Wangen hatten weiße Flecken vor Erregung.

      „Ein Satan ist’s!“ keuchte er. „Nun hinterdrein!“

      Wir liefen in das Haus, durch den Flur. Die Hintertür war offen.

      Wir liefen geradeaus, zwischen Tomatenbeeten entlang.

      Dann sechs – acht Leute. Rohe Fäuste.

      „Lassen Sie mich los, zum Teufel!“ brüllte Harst. „Orstra entflieht! Lassen Sie mich los!“

      Ein wildes Hin und Her von Fragen und Antworten. Bis Harst sich den falschen Bart abriß.

      „Da – ich bin Harst! Nun ist Orstra natürlich entwischt – und der andere auch!“

      Der eine der acht Beamten war Inspektor Barg, mit dem Harst vorhin telefoniert hatte.

      „Wir ließen die beiden durch, denn der eine rief uns zu: „Hier Harst! Die Richtigen kommen hinter uns her!“ – Ich habe mich täuschen lassen. Aber – wie sollte ich die Wahrheit ahnen?!“

      Barg schickte seine Leute hinter Orstra und dem anderen drein. Wir kehrten um, betraten wieder das Häuschen.

      Und – fanden in einer der Vorderstuben Dronting und Lörnberg gefesselt und geknebelt auf Stühlen sitzen, fanden in der Küche im gleichen Zustand Sönnquist und seine Schwester.

      Wir banden sie los. Dronting schäumte vor Wut.

      „Der Schuft, der falsche Brice, hat uns hierher gelockt, Lörnberg und mich. Wir würden hier den Lord finden, versprach er mir telephonisch –“

      Lord Plemborn ist auch hier, lieber Dronting,“ sagte Harald. „Bitte – das ist er!“

      „Mir gleichgültig!“ fauchte Dronting. „Ich weiß jetzt, daß er unschuldig ist. Brice, oder richtiger Orstra, seine Schwester und Baptiste empfingen uns hier. Wir mußten uns fesseln lassen. Ah – diese Blamage – diese Blamage! Und dieser Orstra hat mir dann höhnisch sein feines Plänchen mitgeteilt! – Himmel – die Kisten! Stehen draußen zwei Kisten? Er wollte Sie und uns in die Luft sprengen. – Höllenmaschinen –!“

      „Die liegen in der Müllgrube. Der Mechanismus hat den Aufprall nicht vertragen. Sie werden kaum mehr explodieren,“ erklärte Harald. „Dronting, hat Orstra den Mord an Evelyn zugegeben?“

      „Ja – kaltlächelnd! Er hat aus der Buche den Schuß abgefeuert – gleichzeitig mit den Sprengschüssen. Er wußte, daß immer drei Sprengschüsse hintereinander im Steinbruch abgegeben wurden –“

      „Wie hat er bemerkt, daß ich ihn durchschaut hatte?“

      „Weil Sie die Papierkugeln aufhoben. Seine Schwester durchschaute den Trick, als Sie das Taschenmesser –“

      „Schon gut. – Also war das Ganze ein Racheakt gegen Plemborn – die Rache eines verlassenen Weibes, und gleichzeitig war’s ein Versuch, Schraut und mich zu beseitigen!“

      „Das war’s. Und – Orstra hoffte bestimmt auf ein Gelingen dieses Anschlags. Sie können sich vorstellen, Harst, wie Lörnberg und mir hier zu Mute war!“

      „Oh – das kann ich sehr wohl! Mir war ähnlich zu Mute, als ich die Kisten in die Müllgrube warf!“ –

      Die Beamtem, die Orstra und Baptiste hatten verfolgen sollen, kehrten zurück und meldeten, daß in der nächsten Querstraße ein von einer Dame gesteuertes Auto die Flüchtlinge aufgenommen hätte.

      „Dann können wir heimgehen,“ meinte Harald. „Orstra wird anderswo zu finden sein. – Mylord, empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemahlin und – spielen Sie nie mehr!“

      „Mein Ehrenwort – nie mehr!“ Und Plemborn drückte Harald fest die Hand.

      Die Schreckensnacht im Hotel Dahlen

       Inhaltsverzeichnis

       1. Kapitel

       2. Kapitel

       3. Kapitel

       4. Kapitel

       5. Kapitel

      1. Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Die Leiche Evelyn Rondas war in einem Zinksarg nach Neuyork geschickt worden. Lord und Lady Plemborn waren ebenfalls zwei Tage nach Orstras Flucht nach Amerika abgereist, um Evelyns Beerdigung beizuwohnen.

      Plemborn hatte uns seine Jacht Miramare zur Verfügung gestellt. Wir hatten mit Dank angenommen und waren schon auf die Jacht übergesiedelt, als wir jenen Brief erhielten, der Harst von Skien aus nachgesandt worden war. –

      Der Brief Master Albert Gloux’ liegt jetzt neben mir.

      Er ist zu weitschweifig, um ihn hier Wort für Wort wiedergeben zu können. Ich bringe ihn daher wesentlich gekürzt.

      Dahlen, den 15. August 19…

       Hotel Dahlen, Zimmer 35.

       Norwegen.

      Sehr geehrter Herr!

      Sie gestatten, daß ich Ihnen eine Angelegenheit vortrage, die selbst auf mich, den nüchternen, jeder Romantik und allem Abenteuerlichen abgeneigten Kaufmann, einen starken Eindruck gemacht hat.

      Ich bin Engländer und habe in London ein Getreidegeschäft, bin Junggeselle und verbringe seit zehn Jahren als leidenschaftlicher Angler in jedem

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