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nur auf einer Seite beschriebenen Zettel photographierte.

      Aber – er photographierte seltsamerweise die leere Rückseite, tat dann genau dasselbe mit dem zweiten Gedicht und dem Papierstreifen.

      Wir entwickelten die Platten sofort, legten sie nachher in reinen Alkohol und stellten sie in die Sonne, wo sie sofort trockneten. Auf den drei Platten 18 mal 24 waren bereits schwache Schriftzüge zu erkennen. Die sofort hergestellten Kopien bewiesen dann, daß die drei Zettel auch auf der jetzt scheinbar leeren Rückseite durch Plemborns Hand beschrieben worden waren. Diese Schrift war nachher durch chemische Mittel entfernt worden.

      Das, was wir so aus den Kopien lesen konnten, deutete darauf hin, daß die Gedichte und der Streifen Papier aus Briefen herausgeschnitten waren, und zwar aus Briefen, die an eine „Agna“ gerichtet und in den Ausdrücken sehr zärtlich waren. –

      Ich hatte bisher keine Frage gestellt. Jetzt aber bat ich Harald, mir zu erklären, was diese Entdeckung bedeute.

      „Nun – sie ist der Beweis, daß es sich hier um – die Rache eines Weibes handelt, die zu Plemborn einst in nahen Beziehungen stand. Das Weib ist – jene „Rosa“, die uns morgens verfolgte. Als ich sie gewahrte, als ich auf sie aufmerksam wurde, als Brice die „Wische“ wegwarf, damit wir sie nicht näher untersuchen könnten, als er mir vorher die Papierkugel so frech aus der Tasche zog – oh, ich könnte diese Verdachtsmomente noch verdreifachen! –, da sah ich endlich klar.“

      „Brice steckt also mit dem Weibe unter einer Decke?“

      „Nein! Nicht Brice!“ – Harald lächelte. „Brice ist nämlich gar nicht in Göteborg.“

      „Es spielt hier nur jemand Brice?“

      „Ganz recht. Doktor Ottmar Orstra spielt Brice. Und er spielt ihn vorzüglich – bis auf kleine Fehler!“

      „Himmel – der Gedanke wäre mir nie gekommen!“

      „Mir kam er auch erst in dem Augenblick, als Brice mir die Papierkugel wegnahm und dann schleunigst den Hausflur verlassen wollte. – Läute jetzt mal nach dem Stubenmädchen. Sie soll uns Frau Merten heraufschicken, und diese soll uns den Lord herbeirufen.“ –

      Zehn Minuten drauf schlüpfte Plemborn in unser Zimmer.

      „Mylord,“ fragte Harald sofort, „Sie kannten doch früher mal eine gewisse Agna?“

      Plemborn wurde rot. „Ja, Herr Harst. – Wie haben Sie das erfahren?“

      Harald zeigte ihm erst die Kopien der drei Platten und dann die drei Zettel.

      „Haben Sie dies mal jener Agna beschrieben, ihr diese Gedichte gewidmet? Haben Sie diese Agna einst zu einem Rendezvous durch diese Zeilen bestellt?“

      „Ja – das stimmt!“ – Plemborn war so verblüfft, daß er kaum sprechen konnte.

      „Wie heißt diese Agna mit Vatersnamen? Wie endeten Ihre Beziehungen zu ihr?“

      Plemborn fuhr sich über die Stirn. „Ich muß erst meine Gedanken sammeln“, sagte er leise. „Also der Vatersname! Oh – den kennen Sie, Herr Harst. Es ist ein Name, der vor acht Tagen in allen schwedischen Zeitungen zu finden war: Orstra! – Sie war ein hochgebildetes Mädchen. Sie leistete als Malerin Hervorragendes. – Also Agna Orstra! – Diese Agna, die Schwester jenes gefährlichen Verbrechers, war vor meiner Verlobung mit Jane drei Jahre meine Geliebte. Als ich mich von ihr lossagte, schwor sie mir Rache. Sie hat mich bis zum Wahnsinn geliebt. Ihre Leidenschaftlichkeit war mir längst zuwider. – Ich hörte nichts mehr von ihr – nichts!“

      „Sie irren, Mylord! Sie hat nur gewartet, bis sich ihr die günstige Gelegenheit bot, Sie zu vernichten. Diese Gedichte wurden Ihrer Gattin in die Hände gespielt; dieser Streifen Papier sollte den Anschein erwecken, Sie hätten dadurch Miß Evelyn hinter die Balkenwand bestellt. – Mylord, besinnen Sie sich genau: ging nicht in dem Steinbruch hinter Ihrem Park ein Sprengschuß los, bevor Sie die fünf Schüsse abgaben?“

      „Oh – es waren sogar drei Sprengschüsse, kurz bevor ich abdrückte.“

      „Dann haben diese Detonationen den Knall der Waffe des Mörders übertönt. Der Mörder war in der Buche rechts neben dem Scheibenwall verborgen.“

      Plemborn griff sich an die Stirn. „Das – das ist doch unmöglich!“ stammelte er.

      „Wie lange steht Baptiste, Ihr Diener, in Ihrem Dienst?“ fragte Harald jetzt.

      „Seit – ja – seit zwölf Tagen –“

      „Baptiste gehört mit zu den Verbrechern, Mylord. Nur er kann die präparierten Gedichte, die aus den Briefen an Agna Orstra stammen, ins Haus geschmuggelt haben; nur er hat Miß Evelyn den Papierstreifen kurz vor dem Morde finden lassen, damit Ihre Schwägerin dorthin eilte, wo Sie beiden wahrscheinlich schon einige Male sich getroffen hatten. Und er telegraphierte an Brice – angeblich!“

      „Und – und der Mörder?“ forsche Plemborn entgeistert.

      „Entweder Ottmar Orstra oder einer seiner Helfershelfer!“

      In demselben Moment klopfte es.

      Der Lord eilte rasch in unser Schlafzimmer.

       Inhaltsverzeichnis

      Ich entfernte das über dem Schlüsselloch hängende Taschentuch, fragte dann, wer draußen sei.

      Frau Merten meldete sich. Ich öffnete und ließ sie ein.

      „Dieser Brief ist soeben für Herrn Harst abgegeben worden,“ sagte die würdige Dame. „Der Dienstmann, der ihn brachte, erklärte, die Mitteilung sei sehr eilig; ein Herr Brice hätte ihm den Brief zu besorgen beauftragt.“

      Harald nahm das Schreiben, dankte Frau Merten und schnitt den Umschlag auf, nachdem die Pensionsinhaberin sich entfernt hatte.

      Ein Zettel lag in dem Umschlag.

      „Verehrter Kollege! Ich habe Plemborns Versteck ermittelt. Kommen Sie sofort nach dem Häuschen des Steuermanns Sönnquist, Blygarden 16. Aber verkleidet. Ich erwarte Sie beide vor dem Häuschen. – Sehr in Eile.

      Brice.“

      Ich hatte mitgelesen.

      Und Harald pfiff jetzt durch die Zähne.

      „Aha! Man merkt die Absicht, Ottmar Orstra, aber – man wird nicht verstimmt. Jetzt soll es uns beiden an den Kragen gehen! Jetzt will Orstra sich an uns rächen. Wir werden den Spieß umkehren. Die Falle, die er für uns im Hause des alten Sönnquist hergerichtet hat, wird ihn fangen!“

      Er schritt an den Schreibtisch, zum Telephon, ließ sich mit der Polizeidirektion verbinden.

      Inzwischen hatte ich Plemborn gerufen. Der Lord bat mich leise, ihn doch mitzunehmen.

      Ich deutete auf Harst. „Der muß darüber entscheiden –“

      Harst sprach mit einem Beamten.

      Wir merkten, daß Inspektor Dronting in der Polizeidirektion nicht zu finden war. Auch Wachtmeister Lörnberg war nicht aufzutreiben.

      Harst bat einen anderen Kriminalinspektor, das Häuschen Sönnquists sofort ganz unauffällig umstellen zu lassen. Der Beamte versprach dies. – Es war jetzt neun Uhr vormittags geworden. Harst und ich begannen uns anders zu kostümieren. Plemborn schaute zu. Harald hatte ihm bereits zugesagt, daß wir ihn mitnehmen würden.

      Gegen halb zehn brachen wir auf. Wir verließen das Pensionat einzeln durch den Seitenausgang. In Abständen von fünfzig Meter schritten wir dem nördlichen Stadtteil zu, wo viele Gärtnereien und Einfamilienhäuser mit Obstgärten liegen.

      Ein solches Anwesen besaß auch Steuermann Sönnquist. Vor dem Gartenzaun

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