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die uns in jeder Lage einschlafen läßt.

      Ich schlief ein.

      Und – erwachte, starrte in das grelle, weiße Licht einer Taschenlampe – war im Nu völlig munter.

      Der weiße Lichtkegel glitt nach links.

      Meine Augen erkannten Einzelheiten. Ringsum glitzerndes Eis. Und – die Gestalt eines Mannes, der die Taschenlampe in der Linken hielt. In der halb erhobenen Rechten glänzte es metallisch: ein Revolver!

      Der Mann war schlank und mittelgroß, hatte vor dem Gesicht eine grüne Maske, zündete jetzt eine Petroleumlaterne an und stellte sie auf einen Vorsprung der Eiswand.

      Die Verteilung von Licht und Schatten in dieser Eishöhle, die bei ganz unregelmäßiger Gestalt eine größte Breite und Länge von sechs Meter haben mochte und deren zahllose, weit vorragende Ecken den Zugang verbargen, wurde jetzt gleichmäßiger, so daß ich den Mann eingehender mustern konnte.

      Professor Lörax konnte es nicht sein. Lörax war dick und breitschultrig, sah plump aus. Und dieser Schlanke da bewegte sich schnell und gewandt, verriet in allem die durch Training aufs höchste gesteigerte Kraft eines frischen Körpers.

      Schweigend hatte er jetzt Harst von den in die Risse des Felsbodens getriebenen Eisenhaken losgebunden, hatte den Gefesselten spielend leicht emporgehoben und auf eine bankartige Ausbuchtung des Gesteins gesetzt.

      Nun kam ich heran. Auch ich wurde neben Harald gesetzt.

      Dann nahm der Schweigsame einen langen Strick und band uns mit dem Rücken an die Eiswand fest.

      Noch immer kein Wort.

      Ich stellte fest, daß der Mann derbe braune Bergstiefel, einen dunkelgrauen Lodenanzug und eine dunkle Sportmütze trug. Und – ich sah seine Hände – seine Fingernägel!

      Wie unser Feind Ottmar Orstra ohne Verkleidung aussah, wußten wir nicht. Nur eins wußten wir: daß Orstra lange, schmale Hände und stark gewölbte Fingernägel hatte!

      Solche Hände und Fingernägel aber hatte der Maskierte.

      Es war Ottmar Orstra!

      Orstra verschwand hinter einer der Ecken, kehrte mit einem Blechgefäß zurück, schraubte den Deckel ab, holte ein paar Zeitungen hervor, zerknüllte sie und legte sie um das Gefäß herum. Dann nahm er drei andere Zeitungen, drehte sie strickartig zusammen und tauchte sie in das Gefäß ein.

      Ich spürte Petroleumgeruch.

      Was beabsichtigte Orstra? Wollte er uns hier ersticken? Fast schien es so! –

      Und noch immer kein Wort.

      Mit einer fast behaglichen Langsamkeit traf Orstra seine Vorbereitungen.

      Nun verschwand er abermals.

      Ich benutzte die Gelegenheit, den Kopf zu wenden und Harald anzuschauen.

      Seinerseits ein besonderer Blick aus den stahlgrauen Augen.

      Ein Blick, der mehr Triumph ausdrückte als Sorge um unser Leben.

      Und Ottmar Orstra kehrte zurück – mit den beiden Ölbildern, die wir bereits kannten, – mit jenen Bildern, die er hatte verschwinden lassen, als die Flammen des brennenden Hotels die Züge einer Sterbenden, seiner Schwester, beleuchteten.

      Er stellte sich vor uns hin, begann mit der großen Klinge seines Taschenmessers die dicken Farbenkleckse loszubrechen, schälte so unter der Farbe all die Edelsteine heraus, die jeder einzeln in dünnes Fettpapier eingehüllt waren.

      Dann schnitt er die Bilder in Streifen, warf sie auf das Zeitungspapier, hob die Steine auf und steckte sie in die Tasche.

      Er blickte Harald an, – und jetzt begann er zu sprechen.

       Bluff

       Inhaltsverzeichnis

      Kalt, leidenschaftslos, fast ohne Klang war seine Stimme.

      „Ich werde Ihnen beiden die Knebel abnehmen. Hier hört Sie niemand!“

      Er tat es, trat wieder zurück.

      „Es tut mir leid, daß es nun so weit gekommen ist,“ fuhr er fort. „Der Kampf mit Ihnen, Herr Harst, war für deinen Mann von meiner Veranlagung ein Genuß. Ich hätte gern noch bei ein paar anderen Gelegenheiten die Klingen mit Ihnen gekreuzt – die geistigen Klingen! Ich bin ein Verächter der rohen Kraft. Intelligenz ist alles. Der, dem wir die Erfindung der Dampfmaschine verdanken, ersparte menschliche und tierische Muskelkraft. Das ist der eine Fall, wo die Intelligenz die Kraft besiegte, einer jener Fälle, an dem die ganze Menschheit teilnahm, von dem sie ihre Vorteile hatte. – Sie müssen zugeben, daß Sie mir unterlegen sind, Herr Harst. Sie hätten damit rechnen müssen, daß ich es war, der hier die Brüder der grünen Maske in – deutscher Aufmachung aufleben ließ. Ich bin Deutscher wie Sie, ein Sohn des Volkes der Intelligenz! Das sind wir Deutschen!“

      Eine kleine Pause.

      „Der Milliardär wird von meinen Leuten gut bewacht. Die Angst vor den Brüdern der grünen Maske ist so groß, daß die Schwestern Colding die drei Millionen jetzt widerstandslos opfern werden. Professor Lörax hat mir einen großen Dienst erwiesen, als er Jane Colding überredete, Sie herzubitten.“

      Wieder eine Pause.

      „Daß dieses Geschäft seit langem vorbereitet war, ahnen Sie wohl –“

      „Ja,“ erklärte Harst. „Ihre sterbende Schwester machte eine Andeutung, die ich jetzt erst voll verstanden habe.“

      „Agna hätte vorsichtiger sein müssen. Sie vergaß, daß sie es mit einem Harst zu tun hatte. – Sehr sorgsam vorbereitet war dieser Streich. Unter dem Personal des Haukeli habe ich einen Verbündeten. – Glauben Sie wirklich, daß Mary Colding den zweiten Drohbrief geschrieben hat?“

      „Ja!“

      „Sie irren. Sie tat es nicht. Ich ließ den Brief durch den Mann schreiben, den ich in die Haukeli-Hütte eingeschmuggelt hatte.“

      „Dann habe ich mich eben geirrt!“

      Orstra deutete jetzt auf das Blechgefäß, hob dann die Hand zur Decke der Eishöhle.

      „Die Wärme wird genügen, die nur noch schwachen Eisstützen der zermürbten Decke wegzuschmelzen, Herr Harst. Solche Eishöhlen bilden sich in wandernden Gletschern sehr oft. Ich habe die Decke genau untersucht. Sie ist sechs Meter dick, ist wie ein Pfropfen, der nur noch lose in dem Halse einer Flasche sitzt. Niemand wird Ihr kaltes Grab finden, Herr Harst –“

      Er faßte in die Tasche, rieb ein Streichholz an, hielt es an das Papier.

      Das Papier lohte auf. Die getränkten Papierstricke brannten im Nu, trugen die Flammen in den weiten Hals des Gefäßes.

      Puffend fing das Petroleum Feuer.

      „Es ist nicht reines Petroleum,“ sagte Orstra ebenso leidenschaftlos. „Es ist ein Gemenge von Benzin, Petroleum und reinem Alkohol –“

      Die Flamme aus dem Gefäß war fast farblos, leckte höher und höher. Das Papier erhitzte das Gefäß und förderte die Verbrennung.

      Von der Decke begann es zu tropfen.

      Ich spürte die Hitze der farblosen Flamme im Gesicht. Orstra log nicht: es war nicht Petroleum allein!

      Er schaute uns nochmals an. Dann ging er, ließ die Petroleumlaterne brennen.

      Ich saß und rührte mich nicht; ich wagte nicht, Harald anzusehen. Ich fürchtete, unser Todesurteil aus seinem Gesicht abzulesen. Denn – so, wie Orstra uns gefesselt hatten war ja ein Entkommen ausgeschlossen!

      Da – ganz leise Harsts Stimme:

      „Bluff

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