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in dieser Familie schlecht bestellt ist. Die Schwestern – hassen sich, behaupte ich!“

      „Scheint so, Prang. – Drei Millionen sind ein Batzen Geld. Ich fürchte, wir werden gegen diese Bande nichts ausrichten. Natürlich sind diese „Masken-Brüder“ zu mehreren hier, und die Fahrt der Schwestern dürfte ihnen nicht verborgen geblieben sein.“ –

      Das Auto fuhr davon. Harald kehrte zurück, ging in die Kajüte hinab und kam mit der illustrierten Zeitschrift „Christiania-Bladet“ wieder an Deck, setzte sich und suchte in dem Blatt eine bestimmte Stelle, las dann vor:

      „Master John Colding ist der reichste Mann Amerikas. Unsere Bilder zeigen ihn mit seinen beiden Töchtern Jane und Mary an Deck der im Hafen ankernden Jacht „Kolumbus“, im Auto und beim Tennisspiel. Master Colding ist seit acht Jahren Witwer. Die ältere Tochter Jane, verlobt mit dem Herzog von Bressex, gehört im Dollarlande mit zu den eifrigsten Frauenrechtlerinnen. – Mary Colding machte vor einem Jahr viel von sich reden, als sie ihren Vater durch einen Prozeß zwingen wollte, einer Heirat mit einem Unterbeamten der St. Louis-San Franzisco-Eisenbahn seine Zustimmung und Miß Mary eine entsprechende Aussteuer nebst Nadelgeld zu geben. Dieser Liebesroman der Milliardärstochter endete sehr prosaisch: sie sah ein, daß der Unterbeamte Austin Parkner doch wohl nicht der rechte Gatte für sie sei, und verzichtete auf die Weiterführung des im übrigen für sie aussichtslosen Prozesses.“

      Harald klappte das Heft zu.

      „Nun wissen wir auch, weshalb die Schwestern sich nicht lieben,“ meinte er. „Dieser Prozeß hat damals viel Staub aufgewirbelt. Miß Jane, angeblich Frauenrechtlerin, soll alles in allem eine Egoistin von echt amerikanischer Großzügigkeit sein und gegen die romantische blonde Mary intrigiert haben, um zu erreichen, daß Colding Mary enterbe. Ich habe für derartiges ein gutes Gedächtnis.“

      „Allerdings,“ lächelte Asbörn Prang. „Ein fabelhaftes Gedächtnis! Jetzt besinne ich mich ebenfalls auf diese Skandalgeschichten. – Wollen Sie mich mit nach Haukeli nehmen, Harst?“

      „Nein, lieber Prang. Ich will – Sie vorausschicken. Wir wollen in folgender Weise die Rollen verteilen. Sie, Prang, reisen heute mittag zum Schein nach Skien mit dem Dampfer ab, steigen aber schon drüben am Südufer wieder aus, verkleiden sich und kehren hierher zurück, mieten, ohne uns zu beachten, einen der zweirädrigen Wagen und fahren als harmloser Tourist nach Haukeli. Schraut und ich aber nehmen abends ein Auto und werden so kurz vor Mitternacht unweit Haukeli eintreffen, schicken das Auto zurück und beziehen Nachtquartier bei Mutter Grün. Wie und wo wir Sie dann sprechen, bleibt dem Zufall überlassen. Beobachten Sie ebenfalls die Gäste in der Sennhütte aufs genaueste. Ich bin überzeugt, daß sich ein „Masken-Bruder“ darunter befindet.“

       Der grobe Lörax

       Inhaltsverzeichnis

      Mittags verließ uns Prang. Wir gaben ihm bis zum Dampfer das Geleit. Dann blieben wir an Bord der Miramare, bis das Mietauto vorfuhr, das uns nach Haukeli bringen sollte. Wir nahmen nur einen kleinen Koffer und zwei Rucksäcke mit, außerdem vier wollene Decken und einen Spirituskocher für Hartspiritus. –

      Der Mond stand als runde Scheibe am sternenklaren Himmel. Vielfache Echos warfen das Rattern des Motors zwischen den Bergwänden verstärkt zurück. Harsts stete Wachsamkeit machte mich nervös.

      So vergingen drei Stunden. Immer höher war der Kraftwagen auf den Serpentinenwegen geklettert; immer kälter wurde es. In Dahlen hatten wir noch gegen Abend 21 Grad Wärme gehabt; hier waren’s kaum sechs. Man konnte die Wolldecken brauchen.

      Der Chauffeur wandte sich um.

      „Noch vier Kilometer, Herr!“ rief er Harald zu, indem er den Wagen langsamer laufen ließ. „Hier zweigt sofort eine Seitenstraße ab. Die Haukeli-Hochebene ist nahe.“

      „Abbiegen!“ befahl Harst.

      In demselben Moment tauchten im Lichte der Scheinwerfer zwei Männer auf. Der eine war Asbörn Prang; der andere Professor Lörax.

      Prang stellte uns dem dicken Gelehrten, dessen graue Künstlermähne und grauer Vollbart an einen Musiker erinnerten, kurz vor und erklärte hastig:

      „Wir haben für Sie beide schon Quartier besorgt, Harst. Schicken Sie das Auto zurück.“

      Wir stiegen aus. Das Auto wendete und fuhr davon.

      Lörax hatte nicht einmal an den Hut gefaßt, als wir höflich die Mützen lüfteten. Er ist ja wegen seiner Unhöflichkeit berüchtigt.

      Prang nahm unseren Koffer und ging voran.

      Lörax stampfte zwischen Harst und mir schnaufend her.

      „Ist etwas neues passiert, Herr Professor?“ fragte Harald.

      „Würde ich sonst nachts hier herumrennen! Natürlich ist was passiert! Jane Colding hat abends um acht Uhr einen Brief in ihrem Zimmer gefunden – einen neuen Drohbrief, aus dem hervorgeht, daß die Banditen wissen, wer hier eintrifft. Ich habe den Brief mit.“

      Die Bergstraße mündete jetzt auf die Haukeli-Hochebene. Prang schritt nach rechts hinüber. Nach einer Viertelstunde hatten wir eine kleine, leere Steinhütte erreicht.

      Prang zog 3 dicke Kerzen aus der Tasche, zündete sie an und stellte sie auf den gestampften Lehmboden.

      „Hier sind Sie sicher, Harst,“ meinte er. „Bis zur Sennhütte sind es nur zehn Minuten.“

      Wir breiteten die Decken aus und setzten uns nach Türkenart nieder. Lörax reichte Harst den neuen Drohbrief, sagte dazu:

      „Es ist eine ganz andere Handschrift wie der erste Brief, den der Hund brachte.“

      Harald las leise vor:

      „Falls Sie Harst nicht verbieten sich einzumischen, wird Ihr Vater den 25. nicht erleben. Es war sehr leichtsinnig von Ihnen, nach Dahlen zu fahren, noch leichtsinniger, Harst den ersten Brief zu überlassen. Sie werden ihm diesen Brief wieder abfordern und ihn zusammen mit dem Gelde auf dem Haukeli-Kegel niederlegen. Sollten wir etwas von Verrat merken, trifft Sie die Schuld für die Zwangsmaßnahmen, die wir anwenden müssen.

      Die Brüder der grünen Maske.

      „Was bestimmt Miß Jane?“ fragte Harald dann.

      Lörax fluchte. „Sie hat Angst bekommen und wünscht, daß Sie morgen zurückkehren – am Tage, damit die Bande sieht, daß Sie sich nicht einmengen wollen.“

      Und Prang meinte kleinlaut:

      „Es war nichts anderes bei den Damen zu erreichen, besonders da Miß Mary ja von vornherein nicht gewünscht hatte, daß Sie um Hilfe gebeten würden, Harst. – Wie denken Sie selbst über die Sachlage?“

      „Ich denke, daß ich mich niemandem aufdränge. Wir werden morgen also mit der Autopost nach Dahlen zurückfahren. Dabei bleibt es.“

      Lörax kaute an einer Zigarre und brummte:

      „Vielleicht ist’s am besten so! Sonst wird Colding möglicherweise von den Schurken umgebracht.“

      Harald begann zu gähnen und sagte gleichmütig zu Prang und Lörax:

      „Wir wollen Sie dann nicht länger Ihrer Nachtruhe berauben. Auch wir sind müde. – Prang, haben Sie in der Haukeli-Hütte oder in den beiden Unterkunftshäusern verdächtige Gäste feststellen können?“

      „Es sind nur acht Gäste da. Meiner Ansicht nach ganz harmlose Leute,“ erwiderte der Detektiv schlecht gelaunt. „Mir gefällt es übrigens gar nicht, daß Sie die Sache hier aufgeben, Harst!“

      „Ich kann doch nicht Coldings Leben gefährden, lieber Prang! Mit den Masken-Brüdern ist nicht zu spaßen! In Amerika haben sie ein Dutzend Morde verübt, und doch hat man nicht einen der Täter fassen können.“

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