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wie rasend. Hinter der Bühne aber ging es bunt zu. ›Ich werde jedes Mal so lange spielen, bis sich das Fräulein an ihren Text erinnert!‹, rief Mitterwurzer.

      An seinen Figaro erinnere ich mich besonders, weil ich ihm die Rolle auf einer Soiree, bei der er sich schrecklich langweilte, abgehört habe … Herrlich hat er gespielt. ›Das Publikum‹, sagte er mir, ›muss den Atem der Revolution spüren. Figaro ist ein Dämon und keine lustige Figur …‹ Seine Sehnsucht war es, den König Lear zu spielen. ›Warum soll ich eine Gestalt von Shakespeare, Schiller oder Goethe so sehen, wie einer meiner Vorgänger sie vor hundert, vor fünfzig, vor fünfundzwanzig Jahren sah?‹, fragte er. ›Ich lebe in einer Welt, die sich unablässig wandelt. Ich werde den König Lear anders spielen, weil ich ›Père Goriot‹ von Balzac gelesen habe. Der alte Goriot ist der König Lear der modernen Zeit … Beide Figuren verschmelzen in meiner Fantasie.‹«

      Er trat als König Philipp in Schillers »Don Carlos« auf. Wieder einmal zeigte sich, was Wien für eine intuitive Theaterstadt ist. Der geniale Mitterwurzer ließ den grausamen Tyrannen in beklemmender Düsterkeit erstehen. Doch in der Szene, da er seinem jungen Neffen, dem er wohlwill und der in die Schlacht zieht, die Hand zum Kuss reichte, überstrahlte plötzlich ein Lächeln das eisige Antlitz. Dieses Lächeln brach durch dunkles Gewölk wie ein Sonnenstrahl und enthüllte für einen Augenblick den heimlich verborgenen Grund einer schmerzdurchwühlten Seele. Ein unvergessliches Erlebnis. Es war charakteristisch für die Wiener Theaterpassion, dass es sich wie ein Lauffeuer in allen Schichten der Gesellschaft verbreitete: »Der Mitterwurzer hat aus dem grauslichen Philipp etwas Erschütterndes gemacht.« Mit einem Schlag rückte das Burgtheater wieder in den Mittelpunkt des Interesses.

      Wenige Jahre später starb Mitterwurzer. Er hatte die Gewohnheit, mit Chlorkali zu gurgeln, und unachtsam hatte er jahrelang dieses Gift geschluckt. Emil Zuckerkandl und sein Kollege, der pathologische Anatom, konstatierten bei der Sektion diese Todesursache an der dunkelbraunen Färbung der Knochen. Was die Kunst an Mitterwurzer verlor, hat Hugo von Hofmannsthal ergreifend gesagt:

      Er losch auf einmal aus, so wie ein Licht.

      Wir trugen alle wie von einem Blitz

      den Widerschein als Blässe im Gesicht.

      Es fielen alle Puppen hin,

      in deren Adern er sein Lebensblut

      Ergossen hatte. Lautlos starben sie,

      Und wo er lag, da lag ein Haufen Leichen,

      Wüst hingestreckt; das Knie von einem Säufer

      in eines Königs Aug gedrückt, Don Philipp,

      mit Caliban als Alb um seinen Hals.

      …

      …

      Hier stand er. Wann kommt einer, der ihm gleicht?

      Die zweite Tat Burckhards: Er war es, der Arthur Schnitzler nicht nur die Pforten des Burgtheaters öffnete, er begründete auch den Weltruhm des jungen, unbekannten Dichters, als er dessen Volksstück »Liebelei« zur Uraufführung brachte.

      Der revolutionäre Hofrat ist ja nur eine in Österreich mögliche Erscheinung. Österreichs großer Dichter Franz Grillparzer war die Idealgestalt des revolutionären Bürokraten. Er erfand den Streik des Geistes und inszenierte ihn gegen den Ungeist, als der Hof, die Bürokratie, die Behörden und die sogenannten Stützen der Gesellschaft sein Schöpfertum mit Nadelstichen und mit Kolbenschlägen verfolgten. Von seinem fünfzigsten Jahr bis zu seinem Tod hat Grillparzer kein Wort mehr veröffentlicht. Er hat gestreikt. Vornehm, verachtungsvoll, tödlich.

      Seitdem hat man in Österreich noch so manchen revolutionären Hofrat mundtot zu machen versucht. Aber immer wieder, wie im Fall Max Burckhard, stand einer auf und verbreitete Schrecken.

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