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SPY - Hotspot Kinshasa. Arno Strobel
Читать онлайн.Название SPY - Hotspot Kinshasa
Год выпуска 0
isbn 9783732013739
Автор произведения Arno Strobel
Серия SPY
Издательство Bookwire
Dann blickte er an seinem Freund vorbei und sagte: »Bruno, ich muss mit Carol reden.«
»Ich warte schon seit einer Weile«, hörte er zu seiner Überraschung Carols statt Brunos Stimme. »Bruno hat mich schon kontaktiert, als du das Geld aus der Tasche genommen hast.«
»Sehr gut, Bruno«, lobte Nick sein CBPI. »Manchmal denkst du ja doch mit.«
»Selbstverständlich, und das ungefähr eine Million Mal schneller als ein Mensch«, belehrte Bruno ihn und Nick glaubte, dabei einen hochnäsigen Ton in der künstlichen Stimme zu hören. »Du bemerkst es nur in den meisten Fällen nicht.«
»Du hast also jetzt das Geld«, unterbrach Carol das kleine Scharmützel.
»Ja, habe ich. Hast du einen Flug gebucht?«
»Ja. Hast du ein Handy?«
»Nein, ich brauche ja keines mehr, nachdem du Bruno umfunktioniert hast. Du kannst alles an das Mailpostfach von Michael schicken.« Er nannte ihr die Mailadresse seines Freundes, der ihm einen fragenden Blick zuwarf.
»Ich bin nicht umfunktioniert!«, beschwerte sich Bruno. »Außerdem habe ich mein Missfallen darüber zum Ausdruck gebracht, dass an meiner Programmierung herumgespielt wird.«
»Da ist noch etwas«, sagte Carol und ließ Bruno damit verstummen.
»Ja?«
»Für die Einreise in die Demokratische Republik Kongo brauchst du ein Visum.«
»Hm …«, machte Nick. »Wird so was von Touristen nicht im Flugzeug ausgefüllt?«
»In dem Fall nicht. Das Visum muss vor der Reise bei der Botschaft beantragt werden.«
»Mist«, entfuhr es Nick.
»Wäre es. Wenn es da nicht Möglichkeiten gäbe.« Warum wunderte diese Aussage Nick nicht übermäßig?
»Ich habe mich in der Datenbank der Botschaft etwas umgesehen.«
Nick schüttelte den Kopf. Carol hackte sich in die Datenbank einer ausländischen Botschaft ein und plauderte darüber, als erzählte sie ihm von einem Einkauf beim Bäcker.
»Den Vordruck zu finden, war echt easy, das kann ich dir also problemlos nachmachen. Ich schicke dir dein Visum mit der Bordkarte per Mail. Die entsprechende Registrierung im System der Direction Générale de Migration, also der Einwanderungsbehörde, ist auch gemacht. Müsste passen. Ach, und noch etwas: Du solltest dir am Berliner Flughafen US-Dollar besorgen. Damit kannst du dort fast überall bezahlen und es ist besser, als ein Riesenbündel Kongo-Franc mit dir herumzutragen.«
»Ein Riesenbündel?« Nick verstand nicht, was Carol meinte.
»Ja. Ein Euro entspricht etwa eintausendneunhundert Kongo-Franc.«
»Das ist eine Menge.«
»Ja, vor allem, wenn man bedenkt, dass der größte Schein ein Fünfhunderter ist. Du kannst dort ja ein paar Euro oder Dollar eintauschen, für alle Fälle. Alles andere zahlst du in Dollar.«
Nick dachte kurz nach. »Das heißt, wenn ich hundert Euro wechsle, bekomme ich dreihundertachtzig Scheine?«
»Du verstehst also, was ich meine.«
»Tue ich.«
»Fein. Also dann … pass auf dich auf.«
»Danke.« Mehr brachte Nick angesichts Carols Fähigkeiten nicht heraus.
Als Bruno die Verbindung zu Carol beendet hatte, sagte Michael: »Kinshasa? Ähm … wo liegt das denn? Sagtest du nicht was von Kongo?«
Michael lächelte, in Gedanken noch immer halb bei Carol. »Kinshasa ist die Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo.«
»Und dein Vater ist auch dort … Ihr habt also einen gemeinsamen Einsatz, habe ich recht?«
»So ähnlich«, erwiderte Nick mit ernster Miene. »Aber bitte – mehr kann ich dir nicht sagen.«
»Schon gut, ich verstehe. Geheimagentengeheimnissache.«
Nick nickte lächelnd. »Ja, genau. Und du bist mein geheimer Geheimpartner.«
Mittlerweile war es schon früher Abend und der nächstmögliche Flug von Berlin nach Kinshasa, den Carol für Nick buchen konnte, ging am kommenden Morgen um sechs Uhr fünfunddreißig mit einer Maschine der Air France. Die Reise würde zwölf Stunden fünfundvierzig betragen inklusive eines fast dreistündigen Zwischenstopps in Paris. Rechnete man die eine Stunde Zeitverschiebung hinzu, würde Nick also voraussichtlich gegen zwanzig Uhr zwanzig Ortszeit in Kinshasa landen. Recht spät, aber eben nicht zu ändern.
Den Abend verbrachten sie nach dem gemeinsamen Essen kurz mit Michaels Eltern, die aber so viele Fragen über Nicks Leben in den USA stellten, dass er heilfroh war, als Michael ihm nach etwa zwanzig Minuten vorschlug, in sein Zimmer zu gehen. Hätte Bruno ihm bei manchen speziellen Fragen zum Küstenstädtchen Camden im Bundesstaat Maine nicht assistiert und die Antworten vorgesagt, wäre Nicks Geschichte wahrscheinlich irgendwann aufgeflogen. Zwar wusste er genug über seinen angeblichen Aufenthaltsort in den Staaten, um ein oberflächliches Gespräch führen zu können, aber einige der Fragen, die vor allem Michaels Vater ihm stellte, hätte er ohne Brunos Hilfe nicht beantworten können.
Zum Beispiel, ob es dort auch Parks gibt, in denen man spazieren gehen kann. Bruno hatte innerhalb von zwei Sekunden herausgefunden, dass der Camden Hills State Park mit dreiundzwanzig Quadratkilometern sogar recht groß war.
»Danke«, sagte Nick, als sein Freund die Tür hinter sich geschlossen hatte.
»Kein Problem.« Michael kam zu ihm und setzte sich neben ihm aufs Bett. »Ich konnte nicht mehr länger mitansehen, wie du immer neue Details aus deinem Leben in Amerika erfinden musstest. Wie bist du überhaupt auf diese Stadt, wie heißt sie noch mal … Camden gekommen?«
»Das haben die in der Schule sich ausgedacht, gleich, als ich dort angefangen habe. Als Erklärung für alle, denen mein plötzliches Verschwinden erklärt werden musste. Sie meinten, es solle ein Ort an der Ostküste sein, wegen des Klimas und weil ich ja nicht gerade sonnengebräunt bin.«
Ein paar Atemzüge lang saßen sie stumm grinsend nebeneinander, bis Michael unvermittelt sagte: »Ist mit deinem Vater wirklich alles okay?«
Nick dachte über die Frage nach und wurde sich dabei bewusst, dass alleine diese Tatsache im Grunde schon eine Antwort war. »Ich weiß es nicht«, antwortete er schließlich wahrheitsgemäß, woraufhin Michael die Brauen hochzog.
»Weil er schon in Kisch… also im Kongo ist und du nicht weißt, ob es ihm dort gut geht?«
»Ja, das auch. Aber auch sonst …« Nick schüttelte den Kopf und winkte mit einer Hand ab. »Ach, ich weiß es doch selbst nicht. Ist nur so ein Gefühl, das ich nicht erklären kann. Können wir bitte das Thema wechseln?« Er merkte, dass seine Stimme gereizt klang.
»Klar, entschuldige. Ich wollte dich nicht sauer machen.«
»Das machst du ja auch nicht. Aber ich habe meinen Vater über drei Jahre nicht gesehen und in dieser ganzen Zeit immer Angst gehabt, dass er nie wiederkommen würde. Aber ich habe mir in dieser Zeit auch immer vorgestellt, wie es wohl wäre, wenn er dastünde. Wie wir uns in die Arme fallen und erst einmal gar nicht mehr loslassen würden. Und wie wir tagelang zusammensitzen und er mir alles erzählen würde, was in diesen Jahren passiert ist. Und dann taucht er plötzlich auf, und es ist … na ja, irgendwie so ganz anders.«
»Wie? Seid ihr euch nicht in die Arme gefallen?«
»Doch, schon. Aber als ich ihn nach dieser Zeit gefragt habe … irgendwie hat er ganz komisch reagiert. Und dann musste er auch gleich wieder weg und konnte sich nicht einmal von mir verabschieden.«
»Verstehe«, murmelte Michael und starrte ebenso wie Nick eine Weile vor sich hin, bis sein Gesicht sich plötzlich aufhellte. »Aber morgen