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      Inhalt

       Das Geheimnis der Gerda S.

       Wir lieben dich, Pamela!

       Ich will dich nicht verlieren!

       Gefahr im Paradies

       Bruder und Schwester in Not!

       Sie fiel aus allen Wolken

Der neue Sonnenwinkel – Jubiläumsbox 4 –
Das Geheimnis der Gerda S.

      In Gedanken hatte sie diese Szene in vielen Jahren mehr als nur einmal durchgespielt, ohne zu denken, dass sie wirklich einmal eintreten würde.

      Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, und Gerda versuchte, all ihre Gefühle niederzudrücken. Sie brauchte ihren klaren Verstand, sie durfte sich keine Sentimentalitäten erlauben.

      Es gab nur zwei Möglichkeiten, hierzubleiben, sich der Situation zu stellen oder zu gehen.

      Sie musste gehen, weil ihr das andere nichts bringen würde, ihr Weg mit Leonie war so oder so zu Ende, dann war es besser, jetzt an sich zu denken.

      Sie nahm ein Foto von Leonie in die Hand, wollte es in ihre Tasche stecken, doch dann besann sie sich.

      Nichts durfte an ihre Vergangenheit erinnern, sie musste Leonie in ihrem Herzen behalten, und das würde sie. Weiß Gott, das würde sie. Die Zeit mit Leonie war die schönste ihres Lebens, und sie wollte keinen Augenblick davon vermissen.

      Sie zwang sich, nicht daran zu denken, wie es hätte sein können, wären sie nicht in diesen Sonnenwinkel gekommen.

      Es brachte nichts, sie waren gekommen. Und obwohl sie es hätte verhindern können, war es geschehen. Und sie hatte sich von Anfang an unbehaglich gefühlt.

      Sie hatte es gespürt, ohne es wahrhaben zu wollen, dass das das Ende ihrer gemeinsamen Reise war. Vom ersten Tag an hatten Leonie und sie sich voneinander entfernt. Leonie war eingetaucht in ein neues Leben, und sie hatte sich immer mehr zurückgezogen.

      Und dann war dieser Mann gekommen!

      Es war wie eine Naturkatastrophe über sie hereingebrochen, wie ein Tsunami, wie ein zerstörender Erdrutsch, als der Name Isabella Duncan plötzlich aufgetaucht war. Ein Name, den sie in all den Jahren verdrängt hatte.

      Es war ja nicht nur der Name – Leonies plötzliches Interesse für das Klavierspiel, für das sie eine unglaubliche Begabung hatte.

      Gerda schloss die Augen. Es war vorbei!

      Sie durfte und wollte nicht zurückdenken. Sie ging noch einmal durch das Haus, ignorierte, dass der Kater miauend an der Terrassentür kratzte. Er hatte hier auch nichts mehr verloren. Merkwürdig war schon, dass sie zusammen gekommen waren, dass er am Tag ihres Einzugs aufgetaucht war, wie aus dem Nichts, denn niemand hatte ihn vermisst.

      Der Kater musste sich ein neues Zuhause suchen, aber das ging sie nichts mehr an.

      Gerda sah sich aufmerksam um, überprüfte den Inhalt ihrer Tasche, dann legte sie den Haustürschlüssel auf den Tisch, weil sie den nicht mehr brauchte, dann ging sie.

      Sie hatte Tränen in den Augen, und es zerriss ihr beinahe das Herz. Doch da musste sie jetzt durch. Sie hatte keine andere Wahl.

      Als sie das Haus verließ, sah sie sich sorgfältig um, von dem Mann, von dem sie nun wusste, dass er Magnusson hieß, Lars Magnusson, gab es zum Glück keine Spur. Sie wollte nicht mit ihm zusammentreffen, sie hatte keine Lust auf Konfrontation.

      Sie stieg in ihr Auto, ein paar Häuser weiter schwatzten zwei Frauen miteinander, sahen neugierig zu ihr hinüber. Um nicht aufzufallen, grüßte Gerda kurz, dann fuhr sie los.

      Sie wusste, es war eine Fahrt ohne Wiederkehr.

      Den Sonnenwinkel würde sie, weiß Gott, gewiss nicht vermissen. Doch Leonie …

      Sie durfte an sie nicht mehr denken, sie musste so tun, als habe es das Mädchen nie gegeben.

      Ehe sie die Siedlung verließ, kam ihr Manuel Münster entgegengeradelt, winkte ihr zu. Sie winkte zurück. Es war ein netter Junge. Unter normalen Umständen hätte sie es begrüßt, dass ihre Tochter einen so netten Freund hatte, unter normalen Umständen …

      Nichts war normal, und nichts mehr würde normal sein.

      Sie hatte einen hohen Preis gezahlt. Und es war noch nicht zu Ende. Ihr Leben ohne Leonie würde sehr einsam sein.

      Gerda fuhr vorsichtig, hielt sich an die Verkehrsregeln. Sie durfte nicht auffallen!

      Sie war froh, endlich auf die Autobahn fahren zu können.

      An dem ersten Rastplatz hielt sie an. Er war nicht besucht, kein Auto stand herum, und das war gut so.

      Gerda holte aus ihrer Tasche ihren Personalausweis, ihren Reisepass, dann stieg sie aus, ging zu dem nächsten Abfallbehälter, warf beides hinein, und dann nahm sie aus ihrer Jackentasche ein Benzinfläschchen, ein Feuerzeug.

      Sie zündete den Behälter an, es begann zunächst zu qualmen, dann kamen Flammen aus ihm heraus.

      Gerda ging zu ihrem Auto zurück, wartete, bis alles niedergebrannt und der Behälter verkohlt war.

      Niemand würde in den verkohlten Resten herumstochern und nach etwas suchen, sondern glauben, jemand habe den ­Behälter mutwillig und ohne Grund angezündet.

      Das mit dem mutwillig stimmte, aber sie hatte einen Grund.

      Sie hatte ihre Vergangenheit vernichtet.

      Ehe sie endgültig losfuhr, griff sie in ihre Handtasche, holte einen Personalausweis und einen Reisepass heraus.

      Sie sah ihr Bild, nur hieß sie jetzt … Beate Möller. Nach der würde niemand suchen.

      Welch ein Glück, dass sie vorgesorgt hatte, und welch ein Glück, dass man für Geld alles kaufen konnte. Auch eine neue Identität.

      Sie war ein Mensch, sie hatte auch Gefühle, und die gestattete sie sich jetzt. Sie begann zu weinen, denn sie vermisste Leonie jetzt schon. Es würde sehr schwer sein, ohne sie zu leben.

      Sollte sie doch umkehren, sich stellen, alles erzählen? Vielleicht kam sie ja glimpflich davon.

      Nein!

      Es hatte keinen Sinn, Leonie würde sich von ihr abwenden, und das war schlimmer als eine Gefängnisstrafe, das war unerträglich.

      Sie wischte sich energisch die Tränen weg, dann beschleunigte sie das Tempo, auf der Autobahn ging das.

      Es war ein Weg ohne Wiederkehr.

      *

      Leonie stieg am Abend aus dem Bus aus. Sie war müde und glücklich. Der Schulausflug war herrlich gewesen, und sie freute sich darauf, ihre Erlebnisse mit ihrer Mami zu teilen. Die Ärmste würde vielleicht sogar ein wenig lächeln, was sie, seit sie im Sonnenwinkel wohnten, verlernt zu haben schien.

      Hoffentlich war die Mami nicht ernsthaft krank. Leonie machte sich ganz große Sorgen. Sie hatte doch nur ihre Mami, die war ihre Familie, ihre Freunde waren der Manuel und Hilda. Doch es ging nichts über Familie. Die Mami musste unbedingt zu der Frau Doktor gehen. Ewig konnte man keine Kopfschmerzen haben, immer konnte man nicht müde sein. Da musste etwas dahinterstecken. Und wegen ihrer Krankheit war die Mami manchmal auch so unleidlich, sie hatte sich wirklich sehr verändert, seit sie im Sonnenwinkel lebten, und nirgendwo war es doch so schön!

      Auf jeden Fall würde die Mami ganz gewiss gleich ein bisschen lachen, wenn sie ihr so manch lustige Begebenheit vom Schulausflug erzählte. Da waren aber auch ein paar komische Dinge geschehen, und die hatten alles

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