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sind legendär.«

      »Das hast du im Laufe deines Lebens sicher oft am eigenen Leib erfahren«, lächelte Tatjana belustigt.

      »Allerdings. Zum letzten Mal bei der Doktorarbeit. Dads Beharrlichkeit ist es zu verdanken, dass ich mich endlich auf den Hosenboden gesetzt und die Arbeit geschrieben habe.«

      »Ich habe mir vorgenommen, dass das wirklich das letzte Mal war, dass ich mich in dein Leben eingemischt habe«, erwiderte Daniel. Er saß entspannt im Sessel, ein Glas alkoholfreies Bier in der Hand, und musterte zufrieden das offensichtlich glückliche Paar, das ihm gegenüber saß. »Das überlasse ich in Zukunft getrost Tatjana.« Wenn er geahnt hätte, welche Wirkung dieser kleine Satz haben würde, hätte er ihn nicht ausgesprochen. Doch es war zu spät, ihn zurückzunehmen, und Danny ging freudestrahlend darauf ein.

      »Als meine Ehefrau ist das ja auch ihre Aufgabe, mich auf den rechten Weg zu bringen«, erwiderte er nicht ganz ernst. Er nutzte die günstige Gelegenheit, um die Zeitschriften aus der Tasche zu holen, die er unauffällig neben der Couch abgestellt hatte. »Um dich schon mal auf das vorzubereiten, was uns vorher noch erwartet, habe ich dir das hier mitgebracht.« Voller Stolz legte er eine Zeitschrift nach der anderen auf den Tisch.

      Tatjanas Sehvermögen reichte aus, um zu erkennen, um was es sich handelte. Im ersten Moment schnappte sie nach Luft. Eigentlich wollte sie gleich lospoltern, konnte sich aber gerade noch rechtzeitig bremsen.

      »Aha!« Mehr konnte sie nicht sagen. Ein dicker Kloß saß ihr auf einmal in der Kehle, und pflichtschuldig griff sie nach dem Magazin, das zuoberst auf Stapel lag.

      Gespannt sah Danny ihr dabei zu, wie sie langsam Seite um Seite umblätterte.

      »Und? Wie findest du das alles?«, hielt er es schließlich nicht mehr aus.

      »Du meine Güte, das ist ja schrecklich!« Tatjana hatte eine Liste entdeckt mit all den Dingen, die vor einer Hochzeit zu planen und zu organisieren waren. »Über was man sich alles Gedanken machen muss. Junggesellenabschied, Rechte und Formalitäten, die Lokalität, der passende Rahmen, die Einladungen, Hochzeitsgäste, Dekoration, das Essen undundund …«, las sie laut vor. Sie hob den Kopf und schickte ihrem Freund einen entgeisterten Blick.

      Inzwischen hatte Danny voller Enttäuschung feststellen müssen, dass Wendys Vorhersage nicht eintreten würde. Diese Zeitschriften waren nicht imstande, Tatjanas Meinung über Hochzeit und Ehe zu ändern.

      »Die ganze Arbeit, die Organisation… Wer soll sich denn darum kümmern?«, fragte sie sichtlich verzweifelt in seine Gedanken hinein.

      »Meine Güte, Jana, ich will dich doch nur heiraten, sonst nichts«, entfuhr es Danny. Die Enttäuschung hatte ihn zornig gemacht. »Es geht nicht um die Planung des dritten Weltkriegs!«

      »Das Gefühl hab ich aber schon!« Erbost über Dannys verständnislose Reaktion schleuderte Tatjana das Magazin auf den Tisch und sprang auf. Ehe Danny sie aufhalten konnte, stürzte sie aus dem Wohnzimmer. Gleich darauf fiel die Haustür krachend ins Schloss.

      Einen Moment lang starrte Danny seiner Freundin nach. Dann stützte er die Ellbogen auf die Oberschenkel und vergrub den Kopf in den Händen.

      Daniel Norden saß in seinem Sessel und beobachtete seinen Sohn. Während des Streits hätte er sich am liebsten unsichtbar gemacht, und jetzt suchte er nach den passenden Worten, die er Danny sagen konnte.

      »Vielleicht solltest du nochmal in Ruhe mit Tatjana über das Thema Heiraten sprechen«, machte er endlich den einzig sinnvollen Vorschlag. »Immerhin ist das ein einschneidender Schnitt im Leben einer jungen Frau.«

      »Und was ist mit meinem Leben?«, fragte Danny beleidigt zurück.

      »Jeder Mensch hat seine eigenen Erfahrungen mit diesem Thema gemacht. Vielleicht war die Ehe von Tatjanas Eltern nicht glücklich«, warb Dr. Norden um das Verständnis seines Sohnes. Doch der Zeitpunkt war denkbar ungünstig gewählt.

      »Auf welcher Seite bist du eigentlich? Auf meiner oder Tatjanas?«, rief Danny zutiefst enttäuscht, sprang auf und floh aus dem Zimmer.

      Er war gerade dabei, in seine Jacke zu schlüpfen, als sich der Schlüssel im Schloss drehte und seine Mutter hereinkam.

      »Ach, da bist du ja, Danny!«, begrüßte sie ihn mit einem Kuss rechts und links auf die Wange. »Tatjana ist mir vorhin entgegen gekommen. Wenn ich sage, dass sie sehr böse ausssah, dann ist das noch milde ausgedrückt. Ist was passiert?«

      Doch Danny war nicht in der Stimmung, Auskunft zu erteilen.

      »Vielen Dank für die Nachfrage. Uns geht es blendend.« Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und rauschte davon.

      Ratlos sah Fee ihrem ältesten Sohn nach, als ihr Mann zu ihr trat.

      »Was ist denn mit Danny los?«, fragte sie, nachdem sie ihn geküsst hatte.

      Daniel legte den Arm um Fees Schultern und ging Seite an Seite mit ihr hinüber ins Esszimmer.

      »Er will heiraten und Tatjana offenbar nicht.«

      »Klingt nach einem echten Interessenskonflikt«, erwiderte Fee. »Dabei tut es doch gar nicht weh«, fügte sie hinzu und blinzelte ihren Mann schelmisch von unten herauf an.

      »Da hab ich ja wirklich Glück gehabt.« Daniel rückte seiner Frau den Stuhl zurecht. Er wartete, bis sie Platz genommen hatte und setzte sich selbst an den Tisch. Im selben Moment gesellte sich Felix zu ihnen und auch Lenni tauchte auf, eine Platte voll mit leckeren, gefüllten Pfannenkuchen in den Händen. Doch Daniel war mit den Gedanken noch bei Danny und Tatjana. »Viele junge Frauen haben heutzutage dieses Problem, sich zu binden. Allmählich glaube ich wirklich, dass es damals einfacher war. Heutzutage wird alles komplizierter«, sinnierte Daniel vor sich hin.

      Diese Meinung konnte Felix ganz und gar nicht teilen.

      »Zum Glück nicht!«, grinste er frech und stibitzte eine der köstlich duftenden Rollen von Lennis Teller. »Zumindest essen ist immer noch so einfach wie immer.« Ehe die Haushälterin reklamierten konnte, biss er herzhaft in den Pfannenkuchen und zwinkerte ihr so unschuldig zu, dass sie ihm nicht böse sein konnte.

      *

      Nach einem langen, anstrengenden Tag saß Lorenz Herweg in dem schicken Restaurant, in das er seine alte und neue Freundin Janine Merck eingeladen hatte. Die vereinbarte Zeit war schon seit geraumer Weile überschritten, und schon wollte Lorenz an­fangen, sich Sorgen zu machen, als Janine doch noch die Tür aufstieß. Sie sah sich kurz um, entdeckte ihn und eilte auf seinen Tisch zu.

      »Ein Glück, du bist ja noch da!«, begrüßte sie ihn.

      Der Unternehmer hatte immer noch ein schlechtes Gewissen, was er Janine auferlegt hatte, und stand sofort auf, um sie mit einem Kuss zu begrüßen. Er wollte die Arme um ihre Schultern legen und sie an sich ziehen. Doch Janine begnügte sich mit einem flüchtigen Kuss auf seine Lippen.

      »Tut mir leid, dass ich zu spät bin«, seufzte sie, nachdem sie sich wenigstens den Mantel hatte abnehmen lassen. »Dein Vater scheint gar nicht genug davon zu bekommen, mich zu schikanieren.« Erschöpft ließ sie sich auf den Stuhl fallen und griff nach der Speisekarte. Nicht einen Blick hatte sie übrig für das schöne Ambiente, für den romantischen Kerzenschein und den edlen Blumenschmuck auf jedem einzelnen der kleinen Tische. Nach einem flüchtigen Blick auf die exzellente Speiseauswahl klappte sie die Karte zu und legte sie beiseite. »Eigentlich habe ich keinen Hunger. Ein gemischter Salat reicht vollkommen.«

      Die Enttäuschung stand Lorenz deutlich ins Gesicht geschrieben. Doch er gemahnte sich, nicht ungeduldig zu sein.

      »Mein Vater hat dir wohl den Appetit verdorben, was?«

      »So könnte man es auch sagen.« Janine dankte dem Kellner, der die bestellte Weißweinschorle servierte. Sie stieß mit Lorenz an, der ihr sein Glas Rotwein hinhielt. »Dabei bekommt er seit heute Mittag Medikamente, und es geht ihm deutlich besser. Die Lähmungen sind fast ganz verschwunden, und er ist auch nicht mehr so unsicher auf den Beinen«, sagte sie, nachdem sie getrunken hatten.

      »Das

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