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den Kopf.

      »Ich verstehe das nicht«, polterte er weiter. »Was imponiert dir denn so an diesem Norden und seiner Gefolgschaft? An dieser Janine? Geht es um sie? Willst du ihr was beweisen?«, fragte er, und seine Augen wurden schmal vor Argwohn.

      Natürlich hatte er nicht vergessen, dass die beiden einmal ein Paar gewesen waren.

      Lorenz biss sich auf die Lippen. Die Beleidigungen seines Vaters reizten ihn mehr, als ihm lieb war. In diesem Moment beschloss er, alles auf eine Karte zu setzen.

      »Janine bedeutet mir immer noch mehr, als du dir vielleicht vorstellen kannst.« Selbst wenn Lorenz bewusst war, dass er gegen den ausdrücklichen Willen seiner Freundin handelte, konnte er sich nicht länger beherrschen.

      Einen Moment lang meinte er, ein Blitzen in den Augen seines Vaters zu sehen. Doch es zuckte so schnell vorüber wie eine Sternschnuppe am Sternenhimmel verglühte.

      Was dann geschah, ging über Lorenz‘ Verstand

      »Geh morgen früh in die Firma und hol mir die Unterlagen aus der Buchhaltung. Ich brauche alle Zahlen.« Der Patriarch ignorierte kurzerhand das Geständnis seines Sohnes.

      Lorenz konnte es nicht fassen.

      »Hörst du mir eigentlich zu? Ich liebe diese Frau, ob dir das nun passt oder nicht. Und ich werde mir diese Liebe nicht von dir kaputt machen lassen. Nicht noch einmal!«, erklärte er energisch.

      Doch Carl Herweg hatte offenbar beschlossen, Janine aus seinem Repertoire zu streichen.

      »Übrigens muss die Firmenfeier zum Jubiläum im nächsten Monat abgesagt werden. Kümmer dich drum. Und jetzt lass mich allein. Ich bin müde.« Wenn der alte Herweg gekonnt hätte, hätte er sich in diesem Moment im Bett umgedreht und seinem Sohn den Rücken gezeigt. Da das aber nicht möglich war, begnügte er sich damit, den Kopf zur Seite zu wenden und wieder demonstrativ hinaus in den Garten zu sehen.

      Einen Augenblick lang saß Lorenz noch am Bett seines Vaters und haderte mit sich. Endlich musste er aber einsehen, dass jedes weitere Wort umsonst war. Seine Hoffnung, mit seinem Geständnis irgendwas zum Besseren zu wenden, hatte sich nicht erfüllt, und wie ein geschlagener Hund schlich er aus dem Zimmer seines Vaters.

      *

      Am Mittag hielt Danny Norden es nicht länger aus, und er beschloss, seine Freundin Tatjana spontan zum Mittagessen in ihr gemeinsames Lieblingsrestaurant zu entführen.

      »Hey, was soll denn das?«, lachte sie, als er ins Café ›Schöne Aussichten‹ kam, sie kurzerhand packte und über der Schulter aus dem Geschäft trug.

      Marla sah ihnen belustigt dabei zu.

      »Geh nur mit. Ich kümmere mich um alles«, rief sie ihrer Chefin nach.

      »Machst du Witze? Ich hab ja keine Wahl!« Mit den Händen trommelte Tatjana auf Dannys Rücken, doch er ließ sie nicht los, bis sie angeschnallt im Wagen saß. »Du Schuft!«

      »Wenn wir zurück sind, kannst du mich wegen Menschenraubs am helllichten Tag anzeigen«, bot er ihr grinsend an und lenkte den Wagen durch den dichten Mittagsverkehr zum Restaurant Enzo, wo er schon einen Tisch bestellt hatte. Nach dem Grund für diese ungewöhnliche Einladung zur Mittagszeit gefragt, hatte Danny ein wenig mit Enzo geplaudert und ihm von den Hochzeitsplänen erzählt. Der Italiener war entzückt gewesen, hatte aber versprechen müssen, sich nichts anmerken zu lassen.

      »Worauf du dich verlassen kannst«, gab Tatjana zurück.

      Doch ihre großen, tiefblauen Augen, denen man die Behinderung nicht ansah, blitzten munter.

      Tatjana liebte Abenteuer und Überraschungen und hatte Spaß an Dannys Aktion.

      »Hmmm, das sieht ja lecker aus. Ganz nach meinem Geschmack«, schwärmte sie, als Enzo höchstpersönlich verschiedene Vorspeisen, eine große Pizza und zwei Nudelgerichte servierte. Dabei zwinkerte er Danny verschwörerisch zu.

      »Nur Sie beide?«, gab er vor, sich über die Mengen an Essen zu wundern.

      Tatjana lächelte entschuldigend.

      »Ich konnte mich mal wieder nicht entscheiden!«

      Danny lachte zufrieden, und gemeinsam machten sie sich über die köstlichen Speisen her. Eine Viertelstunde später lehnte sich Tatjana stöhnend zurück.

      »Wenn ich noch was esse, dann platze ich.«

      »Es wäre echt schade um dich«, erwiderte Danny, der genauso satt war wie seine Freundin. »Andererseits hat Enzo heute seine unvergleichliche Tiramisu auf der Karte«, erinnerte er Tatjana an das, was er schon vorher gesehen hatte.

      »Wirklich?« Die Augen der Bäckerin leuchteten auf.

      »Wenn du willst, bestelle ich eine Portion für uns.«

      »Was hast du vor?« Argwöhnisch legte Tatjana den Kopf schief.

      »Wie meinst du das?«, schützte Danny Unschuld vor, ärgerte sich aber insgeheim darüber, dass seine Freundin ihn mal wieder durchschaut hatte.

      »Komm schon!«, grinste sie frech. »Wenn du mich so verwöhnst, ist meistens was im Busch«, sagte sie ihm auf den Kopf zu. »Hast du die Flüge nach Vegas schon gebucht?«

      Mit dieser Vermutung lag sie zwar nicht richtig, aber auch nicht völlig falsch. Unruhig rutschte Danny auf seinem Stuhl hin und her.

      »Ich wollte in der Tat mit dir über Las Vegas sprechen«, gestand er und nippte an dem Espresso, den er zur Nachspeise bestellt hatte. »Wir sollten uns noch einmal überlegen, ob wir nicht lieber doch eine klassische Hochzeit hier feiern wollen.«

      Tatjana wollte sich gerade über die Tiramisu hermachen. Vor Schreck fiel ihr aber die Kuchengabel aus der Hand, und sie starrte ihren Freund an.

      »Aber warum das denn jetzt auf einmal? Ich dachte, das mit Vegas wäre eine super Idee gewesen«, fühlte sie ihm auf den Zahn.

      Danny wand sich vor Unbehagen.

      »Na ja, das sind doch keine richtigen Hochzeiten und Ehen, die da geschlossen werden. Das ist doch nur Spaß«, wiederholte er das Argument, das Wendy ihm gegeben hatte.

      Über den Tisch hinweg musterte Tatjana ihren Freund aufmerksam. Plötzlich ging ihr ein Licht auf.

      »Wer sagt denn so was?«, stellte sie die alles entscheidende Frage.

      »Na, Wendy!«, gab Danny zurück, nichtahnend, welche Lawine er mit dieser Information auslöste.

      Augenblicklich verfinsterte sich Tatjanas Miene, und eine steilte Falte teilte ihre schöne, glatte Stirn.

      »Sieh mal einer an. Die Hochzeit scheint ja Dauerthema in der Praxis zu sein«, fauchte sie ärgerlich. »Sag mal, findest du es in Ordnung, das mit aller Welt zu besprechen? Ich dachte, diese Sache geht nur uns beide was an.«

      »Aber du hast doch auch mit Marla …«

      »Das ist doch was anderes. Marla wohnt bei uns. Sie bekommt eh alles mit, was bei uns zu Hause passiert.« Tatjana wusste selbst, dass das kein stichhaltigen Argument war. »Ich möchte mal wissen, mit wem du unsere Angelegenheiten noch besprichst. Wer weiß noch Bescheid?«, fragte sie schneidend.

      »Niemand!«, behauptete Danny und fühlte sich im Recht.

      Erst als Tatjana sich umdrehte, Enzo entdeckte und ihn an den Tisch bat, fiel ihm das Telefonat wieder ein. Doch da hatte Tatjana dem Wirt schon die alles entscheidende Frage gestellt.

      »Enzo, was sagen denn Sie zu unseren Plänen, in Las Vegas zu heiraten?« Wenn es darauf ankam, war Tatjana eine perfekte Schauspielerin, und sie lächelte ihn liebenswürdig an.

      Enzo zögerte kurz.

      »Also, ich bin ja Herrn Dr. Nordens Ansicht, dass eine Hochzeit im Kreise der Familie schöner …« Weiter kam er nicht. Tatjana sprang so abrupt vom Tisch auf, dass der Stuhl um ein Haar umgefallen wäre.

      »Vielen Dank. Mir reicht’s!« Bebend vor

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