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      Zuletzt möchte ich noch einen tiefen Dank an Eva Maier aussprechen, meiner ganz persönlichen ›Frau Aja‹. Sie weiß, wofür.

      Katharina Maier, Januar 2011

      Luther und Melanchthon während des Augsburger Reichstags 1530

      Philipp Melanchthon (1497–1560) war in vieler Hinsicht die rechte Hand des großen Reformators Martin Luther (1483–1546). Die Freundschaft zwischen den beiden war so innig, dass Melanchthon einmal gesagt haben soll, dass er lieber tot wäre, als von Luther getrennt zu sein.

      Der hochgelehrte Philosoph Melanchthon lernte den Reformator kennen, als er die Position eines Professors für griechische Sprache an Luthers Heimatuniversität in Wittenberg antrat. Er unterstützte den theologischen Rebellen oft mit gelehrtem Rat und entschlossener Tat in seinen zahlreichen Auseinandersetzungen mit Bischöfen, Kardinälen und anderen »Sophisten und Mönchen«.

      Besonders bedeutend war Melanchthons Auftreten beim Augsburger Reichstag 1530; zu dieser Gelegenheit wollten die protestantischen Theologen und Landesfürsten die Sache der Reformation vor Kaiser Karl V. und gegen ihre katholischen Gegner verteidigen. Luther selbst konnte Kursachsen, wo er unter dem Schutz des dortigen Kurfürsten stand, nicht verlassen, ohne sein Leben zu verwirken. Deswegen fungierte Melanchthon beim Augsburger Reichstag als Stellvertreter seines Freundes.

      Ganz reibungslos funktionierte die ganze Sache allerdings nicht, wie der Briefwechsel aus jener Zeit zeigt: Luther sorgt sich um die Freunde, die sich im fernen Augsburg in echter Gefahr befinden; noch mehr allerdings sorgt er sich um Melanchthons große Besorgtheit, der nichts so fürchtet wie das Scheitern der protestantischen Sache.

      Nichtsdestotrotz trat Melanchthon in Augsburg mit großer Beredtheit und Entschlossenheit auf. Aus seiner Feder stammt die »Confessio Augustana«, das Augsburger Bekenntnis, das die Vertreter der Reformation Kaiser Karl V. überreichten und das heute noch die Grundlage der evangelischen Kirchen bildet. Nach Luthers Tod wurde Melanchthon zu einem seiner bedeutendsten Nachfolger.

      12. Mai 1530

      Gnade und Friede im Herrn!

      Lieber Philipp, am 8. Mai habe ich eine Antwort auf Euren Brief aus Nürnberg begonnen; aber es kam etwas dazwischen, sodass ich’s bisher aufgeschoben habe. Inzwischen haben wir Euer Bündel Briefe aus Augsburg erhalten. Ich habe meine Streitschrift gegen die Geistlichen [von Augsburg] längst beendigt und nach Wittenberg geschickt. […] Als ich dies erledigt hatte, habe ich die Propheten zur Hand genommen und mit großem Eifer angefasst, ich überschlug, bis Pfingsten könne ich alle Propheten übersetzt haben. Dann Äsop und anderes.

      Ich hätte es auch sicherlich geschafft, so ging die Arbeit vorwärts. Aber der alte äußere Mensch erlitt einen Zusammenbruch, sodass er das Ungestüm des inneren, neuen Menschen weder aushalten noch ihm folgen konnte. Sausen, ja Donner erfüllte das Haupt, und wenn ich nicht sogleich aufgehört hätte, wäre ich in eine Ohnmacht gefallen, der ich auch kaum in diesen beiden Tagen entgangen bin. Nun ist es schon der dritte Tag, dass ich nicht einmal einen Buchstaben ansehen wollte noch auch konnte. Es will nicht mehr tun, sehe ich wohl, die Jahre treten herzu. […] Allmählich aber geht der Aufruhr im Kopfe zurück, da er mit Medikamenten und anderen Mitteln beruhigt ist. Das ist also der Grund, warum ich so spät geantwortet habe.

      An dem Tage, als Dein Brief von Nürnberg ankam, machte Satan seine Aufwartung bei mir. Ich war allein […], und so sehr übermannte er mich, dass er mich aus der Kammer trieb und ich die Gesellschaft der Menschen aufsuchen musste.

      […]

      Jene faulen Esel [beim Reichstag] denken über die Sache der Kirche nach und sind davon angetan. Magister Joachim schickte mir Karyken oder Datteln und Weintrauben und schreibt mir zweimal griechisch. Wenn ich wieder gesund bin, will ich ihm türkisch schreiben, damit er auch liest, was er nicht versteht. Warum schreibt er mir denn griechisch? Ich will hier aufhören, ein ander Mal mehr, damit ich nicht von Neuem die Kopfschmerzen, die sich gelegt haben, reize, zumal sie schon sehr reizbar sind. Aber ich bete, betet Ihr auch!

      […] Der Herr sei mit Euch! Grüße Euren ganzen Kreis! Aber höre, was ich besonders wünsche: Sieh zu, dass Du nicht an Deinem Kopfe Schaden leidest wie ich! Darum befehle ich Dir und dem ganzen Freundeskreise: Unter Bedrohung des Bannes sollen sie Dir Verhaltensmaßregeln für Dein Körperchen geben, damit Du nicht Dein eigener Mörder wirst und nachher tust, als ob es aus Gehorsam gegen Gott geschehen sei. Man dient Gott auch durch Ruhe, ja vielleicht durch nichts mehr als Ruhe. Deshalb hat er vor allem den Sabbat so streng gehalten wissen wollen. Also verachte das nicht! Gottes Wort ist es, was ich schreibe.

      Dein Martin Luther

      nach der Übergabe des Augsburger Bekenntnisses am 25. Juni, nach drei Wochen des Schweigens vonseiten der beim Reichstag versammelten Protestanten (deswegen Luthers Unmut)

      Wir sind hier in den elendsten Sorgen und beständig in Tränen. Dazu bin ich heute noch besonders niedergeschlagen, da ich [las], dass Du so sehr zürnst, ja, unsere Briefe nicht einmal lesen willst. Ich will, mein Vater, meinen Schmerz nicht noch durch Worte vergrößern, aber ich bitte Dich, zu bedenken, an welchem Orte und in wie großer Gefahr wir sind, wie wir außer Deinem Troste nichts Tröstliches haben können. Täglich strömen die Sophisten und Mönche zusammen, um den Hass des Kaisers gegen uns zu entzünden. Die Bischöfe hassen uns ohnedies furchtbar. Sind vorher Freunde da gewesen, jetzt sind sie fort. Wir kämpfen hier allein und verlassen mit unermesslichen Gefahren. Ich bitte Dich, auf uns, die wir gewiss in den wichtigsten Dingen Deiner Autorität folgen, und auf die öffentliche Sache Rücksicht zu nehmen, und Dich nicht zu weigern, unsere Briefe zu lesen und zu beantworten, damit Du unsere Verhandlungen leitest und uns tröstest. […]

      Gnade und Friede in Christo, ich sage; in Christo, nicht in der Welt, Amen. Ich hasse gar sehr Deine elenden Sorgen, von denen Du, wie Du schreibst, verzehrt wirst. Dass sie Dein Herz so beherrschen, liegt nicht an der Größe der Not, sondern an der Größe unseres Unglaubens. […] Warum zermarterst Du Dich beständig, ohne einmal aufzuatmen? Ist die Sache falsch, so wollen wir widerrufen. Ist sie aber wahr, warum machen wir Ihn mit Seinen so großen Verheißungen zum Lügner, da Er uns gebietet, getrost und ruhigen Sinnes zu sein? Wirf, so sagt Er, Deine Sorge auf den Herrn! Der Herr ist nahe allen, die bekümmerten Herzens sind und Ihn anrufen. Oder ist das in den Wind geredet und vor die Hunde geworfen?

      Auch ich werde häufig gequält, aber nicht beständig. Deine Philosophie quält Dich, nicht Deine Theologie, wie auch Dein Joachim von gleicher Sorge verzehrt zu werden scheint. Als ob Ihr mit Euren nutzlosen Sorgen etwas ausrichten könnt! Was kann denn der Teufel mehr tun, denn dass er uns erwürge! Was denn? Ich beschwöre Dich, der Du sonst immer so kampfeslustig bist, bekämpfe Dich auch selbst, Deinen schlimmsten Feind […]. Ich bete gewisslich für Dich mit allem Fleiß, aber das ist mein Kummer, dass Du Dir mit Deinen Sorgen hartnäckig das Blut aussaugen lässt und meine Gebete so zuschanden machst. Ich meinerseits bin wegen unserer Sache – ist es Beschränktheit oder Willen des Geistes, Christus weiß es! – nicht sehr besorgt, vielmehr habe ich größere Hoffnungen, als ich gedacht hatte.

      […]

      Aus unserer Wüste, 27. Juni 1530.

      Dein Martin Luther

      Gnade und Friede in Christo!

      Ich weiß wirklich nicht, lieber Philipp, was ich noch an Dich schreiben soll; so sehr schreckt mich der Gedanke an Deine elenden und eitlen Sorgen zurück, und ich weiß, dass ich tauben Ohren predige. Das kommt davon, wenn Du allein Dir, nicht aber mir und den andern glaubst, Dir sehr zum Schaden. Ich gestehe Dir: Ich bin in viel größerer Drangsal gewesen, als Du es je sein wirst; ich möchte es keinem Menschen wünschen, auch meinen ärgsten

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