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„in Ehren“ doch nur sehr wenig, betrachtet vielmehr ziemlich allgemein die Gewährung eines Kusses seitens des Mädchens an einen Fremden als Ausdruck der Geneigtheit zu schliesslicher Hingabe, die dann oft nicht lange auf sich warten lässt, und behütet es daher sorgsam vor der Gefahr des Küssens. „Wenigstens“ einen Kuss! erfleht der unerhörte Jüngling, sozusagen als Ersatz für den entgangenen vollen Sinnengenuss. Der erste Kuss der Jungfrau gehört deshalb bei uns erst dem Verlobten, der ja ohnehin die gutgeheissene Anwartschaft auf die höchsten Wonnen besitzt. Aber auch wo geschlechtliche Beziehungen nicht im Spiele sind, z. B. beim Kusse unter Verwandten, unter Freunden, liegt demselben stets auch ein sinnliches Moment zu Grunde.

      

      Warum küssen sich die Menschen?

      ’s ist nicht Hass, sie beissen sich nicht,

      Hunger nicht, sie fressen sich nicht,

      ’s kann auch kein zweckloser, blinder

      Unverstand sein, denn sie sind sonst

      Klug und selbstbewusst im Handeln;

      Warum also, frag’ umsonst ich,

      Dass Küssen den Kulturmenschen als ein Genuss gilt, bezeugen unter anderen die strengen Sonntagsgesetze, wie sie vor zweihundert Jahren in manchen Teilen der Vereinigten Staaten bestanden. Für den Sonntag war nicht nur Spazierengehen, das Kochen, Bartscheren u. dgl. verboten, sondern auch den Müttern untersagt, ihre Kinder zu küssen. Der Geschichtsschreiber Mac Cabe erzählt, dass diesem Kussverbote im Jahre 1654 bei einem Prozesse in Connecticut die weiteste Ausdehnung gegeben wurde, indem ein Liebespaar — Sarah Tuttle und Giacobbe Newton — wegen Übertretung desselben mit hoher Geldstrafe belegt ward.

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