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Im Sonnenwinkel Staffel 2 – Familienroman. Patricia Vandenberg
Читать онлайн.Название Im Sonnenwinkel Staffel 2 – Familienroman
Год выпуска 0
isbn 9783740914325
Автор произведения Patricia Vandenberg
Жанр Языкознание
Серия Im Sonnenwinkel Staffel
Издательство Bookwire
»Nimm mir doch nicht meine Illusionen«, murmelte sie.
»Ich möchte dir nur Enttäuschungen ersparen, Liebes. Ein Mann muss hinaus ins Leben, bevor er sich zur Ruhe setzt.«
»Wir sind doch hier kein Pensionistenverein« protestierte sie. »Hohenborn entwickelt sich auch zu einer Industriestadt.«
»Ist ja alles gut und schön, aber verrenn dich nicht in diese Idee. Wir sind ja auch herumzigeunert, und ich habe nicht geglaubt, dass ich mal so sesshaft werden würde.«
»Bist du es leid?«, fragte sie misstrauisch.
»Gott bewahre«, lachte er. »Hier halte ich es ewig aus. Nein, heute möchte ich anderswo nicht mehr sein, Inge. Aber wir haben ja auch ein unruhiges Leben hinter uns.«
Das hatte sie schon fast vergessen. Doch da er sie nun daran erinnerte, ging sie in Gedanken die Stationen ihrer Ehe noch einmal durch.
Er hatte ja so recht. Kaum waren sie heimisch geworden, in Frankreich oder England, mit Zwischenstation Amerika, die den Professor in seiner Karriere einen großen Schritt vorangebracht hatte, waren sie wieder weitergewandert. Bis sie im Sonnenwinkel zur Ruhe gekommen waren.
Nein, heimisch waren sie nirgendwo geworden, erst hier.
Inge Auerbach ergriff den Arm ihres Mannes.
»Gehen wir ein Stück, Lieber«, sagte sie, »am See entlang und zurück durch den Wald.«
Hannes hielt Bambi zurück, die ihnen nachlaufen wollte.
»Heute haben sie ihren besinnlichen Tag«, brummte er. »Komm, wir spielen lieber.«
Bambi sah ihn forschend an.
»Heiratet Jörg Stella?«, fragte sie.
»Weiß ich doch nicht. Vielleicht. Aber sie geht ja noch zur Schule.«
»Ricky ist auch noch zur Schule gegangen, als sie sich mit Fabian verlobt hat«, bemerkte Bambi. »Wann kriegen sie nun endlich Kinder?«
»Wofür du dich alles interessierst«, entgegnete er kopfschüttelnd.
»Muss ich doch. Dann werde ich Tante und du Onkel. Dann sind wir erwachsen, Hannes«, meinte sie schelmisch.
»Du Dreikäsehoch!«, lachte er.
»Das darfst du nicht mehr zu mir sagen, Hannes! Das mag ich gar nicht. Käse stinkt. Ich stinke nicht.«
»Nein, du riechst immer nach frischer Luft«, erwiderte er.
Ihre Augen strahlten wie Sterne.
»Das hast du aber sehr schön gesagt, Hannes. Beschnuppere mich mal.«
»Ich weiß doch, wie du riechst, Bambi«, antwortete er rau.
*
Wieder hatten sich Franziska Deuring und ihre Kinder um den runden Tisch versammelt. Sie wollte nichts mehr allein entscheiden, und nichts gegen den Willen der Kinder.
Helga saß teilnahmslos zwischen ihnen. Sie sah besorgniserregend aus.
Franziska Deuring kam zu dem Entschluss, doch einen Arzt zu konsultieren.
Sie hatte ihnen noch einmal klargemacht, wie es mit ihren Finanzen stand und ihnen die Vorschläge unterbreitet, die ihr von Pfarrer Frerichs übermittelt worden waren.
»So stehen also die Dinge«, sagte sie. »Wir können in Erlenried ein Haus bekommen und ich eine Stellung, die meines Erachtens sehr gut bezahlt wird.«
»Und die Miete für das Haus ist unglaublich niedrig«, warf Carola ein. »Kaum zu begreifen, dass es in der heutigen Zeit noch so etwas gibt.«
»Das kommt wahrscheinlich daher, dass Erlenried noch gar kein richtiger Ort ist«, stellte Franziska Deuring arglos fest; denn sie hatte keine Ahnung, dass auch dabei Harald Herwig seine Hand im Spiel hatte.
»Wenn du für unser Haus fünfzigtausend Euro bar bekommst, Mami, könnten wir da nicht auch ein Haus kaufen?«, bemerkte Peter, der fleißig mitgerechnet hatte.
»Das könnten wir schon«, gab sie zu, »aber ich bin zu anderen Überlegungen gekommen. Carola ist zwanzig. Sie wird vielleicht bald heiraten.«
Abwehrend hob sie die Hand, als Carola protestieren wollte.
»Warten wir es ab, Kind. Ich will jedenfalls nicht, dass ihr nun meint, immer auf mich Rücksicht nehmen zu müssen. Dann Peter. Er kann studieren, wenn wir sparsam mit dem Geld umgehen, und auch Helga kann eine gute Ausbildung bekommen, wie Vati es gewollt hat.«
»Ich will nicht«, schluchzte das Mädchen, »ich möchte am liebsten auch tot sein.«
»Red nicht solchen Unsinn!«, brauste Peter auf. »Mach doch Mami nicht noch mehr Kummer!«
»Ihr könnt so nüchtern reden«, flüsterte Helga. »Ich verstehe das nicht, wo Vati …«
»Vati wäre es bestimmt nicht recht, wenn Mami jetzt auch die Flügel hängen lassen würde«, bemerkte Carola mahnend. »Wir müssen uns eben damit abfinden, dass er nicht mehr da ist.«
»Ich kann mich damit nicht abfinden. Als wir den Garten angelegt haben, hat er sich so auf das nächste Frühjahr gefreut.«
Aber es war ihm nicht beschieden gewesen, es zu erleben. Franziska fuhr sich über die Augen. Zärtlich steichelte Volker ihre Hand.
»Du wirst es schon richtig machen, Mami«, meinte er zuversichtlich. »Die Leute sind alle so nett, und vielleicht ist das Haus in Erlenried auch schön.«
»Wir können es uns heute ansehen«, erklärte Franziska Deuring. »Pfarrer Frerichs holt uns ab.«
»Ich mag nicht mitkommen«, sagte Helga.
Franziska war zum Nachgeben bereit, aber diesmal zeigte sich Carola streng.
»Damit änderst du auch nichts, Helga«, stellte sie fest. »Es könnte noch schlimmer kommen. Überlege das einmal. Wir sind diesen Menschen ganz fremd gewesen, und sie wollen uns dennoch helfen. Sie haben uns schon so viel geholfen. Du kannst doch nicht wollen, dass Mami nicht mehr aus noch ein weiß.«
»Man muss ihr Zeit lassen«, warf Franziska Deuring ein.
»Ich will nicht, dass sie Mami Kummer macht«, äußerte Volker trotzig. »Das hätte Vati auch nicht gewollt.«
Helga fügte sich wortlos, als Pfarrer Frerichs kam. Nicht mit seinem alten Wagen, sondern mit der geräumigen Limousine, die Harald Herwig ihm zur Verfügung gestellt hatte. Sie hatten bequem Platz darin.
Zuerst waren sie ganz still. Dann, als sie ein Stück gefahren waren, rief Volker begeistert: »Ponys! Mami, schau mal, viele Ponys!«
»Das sind Fohlen« erklärte Pfarrer Frerichs. »Hier entsteht ein Fohlenhof. Und dort seht ihr schon die Häuser vom Sonnenwinkel.«
»Gehört das zu Erlenried?«, erkundigte sich Peter.
»Diese Häuser stehen schon länger, Erlenried wurde erst später gebaut«, entgegnete Pfarrer Frerichs. »Nun hat es auch schon eine Schule, eine Kirche und ein Rathaus. Früher waren hier nur Wiesen.«
»Und das alte Schloss?«, fragte Volker, auf die Felsenburg deutend.
»Das ist die Felsenburg, der Stammsitz der Riedings, denen das Land gehörte«, fuhr Pfarrer Frerichs in seiner Erklärung fort.
»Das ganze Land?«, staunte Volker. »Die müssen aber sehr reich gewesen sein. Schau mal, Mami, die schönen Häuser. Ob wir auch so eins kriegen?«
Franziska Deuring hielt den Atem an. Das wäre ja zu schön, um wahr zu sein, dachte sie. Da könnte man sich richtig wohlfühlen.
Und