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Proteus möchte sie sein, mit Thetis gezeuget,

      Deren verwandelte List manchen Heroen betrog.

      So betriegt nun die Tochter den Unerfahrnen, den Blöden:

      Schlummernde necket sie stets, Wachende fliegt sie vorbei;

      Gern ergibt sie sich nur dem raschen, tätigen Manne,

      Dieser findet sie zahm, spielend und zärtlich und hold.

      Einst erschien sie auch mir, ein bräunliches Mädchen, die Haare

      Fielen ihr dunkel und reich über die Stirne herab,

      Kurze Locken ringelten sich ums zierliche Hälschen,

      Ungeflochtenes Haar krauste vom Scheitel sich auf.

      Und ich verkannte sie nicht, ergriff die Eilende, lieblich

      Gab sie Umarmung und Kuß bald mir gelehrig zurück.

      O wie war ich beglückt! – Doch stille, die Zeit ist vorüber,

      Und umwunden bin ich, römische Flechten, von euch.

V

      Froh empfind ich mich nun auf klassischem Boden begeistert;

      Vor-und Mitwelt spricht lauter und reizender mir.

      Hier befolg ich den Rat, durchblättre die Werke der Alten

      Mit geschäftiger Hand, täglich mit neuem Genuß.

      Aber die Nächte hindurch hält Amor mich anders beschäftigt;

      Werd ich auch halb nur gelehrt, bin ich doch doppelt beglückt.

      Und belehr ich mich nicht, indem ich des lieblichen Busens

      Formen spähe, die Hand leite die Hüften hinab?

      Dann versteh ich den Marmor erst recht; ich denk und vergleiche,

      Sehe mit fühlendem Aug, fühle mit sehender Hand.

      Raubt die Liebste denn gleich mir einige Stunden des Tages,

      Gibt sie Stunden der Nacht mir zur Entschädigung hin.

      Wird doch nicht immer geküßt, es wird vernünftig gesprochen;

      Überfällt sie der Schlaf, lieg ich und denke mir viel.

      Oftmals hab ich auch schon in ihren Armen gedichtet

      Und des Hexameters Maß leise mit fingernder Hand

      Ihr auf den Rücken gezählt. Sie atmet in lieblichem Schlummer,

      Und es durchglühet ihr Hauch mir bis ins Tiefste die Brust.

      Amor schüret die Lamp indes und denket der Zeiten,

      Da er den nämlichen Dienst seinen Triumvirn getan.

VI

      »Kannst du, o Grausamer! mich in solchen Worten betrüben?

      Reden so bitter und hart liebende Männer bei euch?

      Wenn das Volk mich verklagt, ich muß es dulden! und bin ich

      Etwa nicht schuldig? Doch ach! schuldig nur bin ich mit dir!

      Diese Kleider, sie sind der neidischen Nachbarin Zeugen,

      Daß die Witwe nicht mehr einsam den Gatten beweint.

      Bist du ohne Bedacht nicht oft bei Mondschein gekommen,

      Grau, im dunkeln Surtout, hinten gerundet das Haar?

      Hast du dir scherzend nicht selbst die geistliche Maske gewählet?

      Solls ein Prälate denn sein! gut, der Prälate bist du.

      In dem geistlichen Rom, kaum scheint es zu glauben, doch schwör ich:

      Nie hat ein Geistlicher sich meiner Umarmung gefreut.

      Arm war ich leider! und jung, und wohlbekannt den Verführern;

      Falconieri hat mir oft in die Augen gegafft,

      Und ein Kuppler Albanis mich, mit gewichtigen Zetteln,

      Bald nach Ostia, bald nach den vier Brunnen gelockt.

      Aber wer nicht kam, war das Mädchen. So hab ich von Herzen

      Rotstrumpf immer gehaßt und Violettstrumpf dazu.

      Denn »ihr Mädchen bleibt am Ende doch die Betrognen«,

      Sagte der Vater, wenn auch leichter die Mutter es nahm.

      Und so bin ich denn auch am Ende betrogen! Du zürnest

      Nur zum Scheine mit mir, weil du zu fliehen gedenkst.

      Geh! Ihr seid der Frauen nicht wert! Wir tragen die Kinder

      Unter dem Herzen, und so tragen die Treue wir auch;

      Aber ihr Männer, ihr schüttet mit eurer Kraft und Begierde

      Auch die Liebe zugleich in den Umarmungen aus!«

      Also sprach die Geliebte und nahm den Kleinen vom Stuhle,

      Drückt’ ihn küssend ans Herz, Tränen entquollen dem Blick.

      Und wie saß ich beschämt, daß Reden feindlicher Menschen

      Dieses liebliche Bild mir zu beflecken vermocht!

      Dunkel brennt das Feuer nur augenblicklich und dampfet,

      Wenn das Wasser die Glut stürzend und jählings verhüllt;

      Aber sie reinigt sich schnell, verjagt die trübenden Dämpfe,

      Neuer und mächtiger dringt leuchtende Flamme hinauf.

VII

      O wie fühl ich in Rom mich so froh! gedenk ich der Zeiten,

      Da mich ein graulicher Tag hinten im Norden umfing,

      Trübe der Himmel und schwer auf meine Scheitel sich senkte,

      Farb-und gestaltlos die Welt um den Ermatteten lag,

      Und ich über mein Ich, des unbefriedigten Geistes

      Düstre Wege zu spähn, still in Betrachtung versank.

      Nun umleuchtet der Glanz des helleren Äthers die Stirne;

      Phöbus rufet, der Gott, Formen und Farben hervor.

      Sternhell glänzet die Nacht, sie klingt von weichen Gesängen,

      Und mir leuchtet der Mond heller als nordischer Tag.

      Welche Seligkeit ward mir Sterblichem! Träum ich? Empfänget

      Dein ambrosisches Haus, Jupiter Vater, den Gast?

      Ach! hier lieg ich und strecke nach deinen Knieen die Hände

      Flehend aus. O vernimm, Jupiter Xenius, mich!

      Wie ich hereingekommen, ich kanns nicht sagen: es faßte

      Hebe den Wandrer und zog mich in die Hallen heran.

      Hast du ihr einen Heroen herauf zu führen geboten?

      Irrte die Schöne? Vergib! Laß mir des Irrtums Gewinn!

      Deine Tochter Fortuna, sie auch! Die herrlichsten Gaben

      Teilt als ein Mädchen sie aus, wie es die Laune gebeut.

      Bist du der wirtliche Gott? O dann so verstoße den Gastfreund

      Nicht von deinem Olymp wieder zur Erde hinab!

      »Dichter! wohin versteigest du dich?« – Vergib mir; der hohe

      Kapitolinische Berg ist dir ein zweiter Olymp.

      Dulde

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