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Mal vorbei, leise zum Orkus hinab.

VIII

      Wenn du mir sagst, du habest als Kind, Geliebte, den Menschen

      Nicht gefallen, und dich habe die Mutter verschmäht,

      Bis du größer geworden und still dich entwickelt, ich glaub es:

      Gerne denk ich mir dich als ein besonderes Kind.

      Fehlet Bildung und Farbe doch auch der Blüte des Weinstocks,

      Wenn die Beere, gereift, Menschen und Götter entzückt.

IX

      Herbstlich leuchtet die Flamme vom ländlich geselligen Herde,

      Knistert und glänzet, wie rasch! sausend vom Reisig empor.

      Diesen Abend erfreut sie mich mehr; denn eh noch zur Kohle

      Sich das Bündel verzehrt, unter die Asche sich neigt,

      Kommt mein liebliches Mädchen. Dann flammen Reisig und Scheite,

      Und die erwärmete Nacht wird uns ein glänzendes Fest.

      Morgen frühe geschäftig verläßt sie das Lager der Liebe,

      Weckt aus der Asche behend Flammen aufs neue hervor.

      Denn vor andern verlieh der Schmeichlerin Amor die Gabe,

      Freude zu wecken, die kaum still wie zu Asche versank.

X

      Alexander und Cäsar und Heinrich und Friedrich, die Großen,

      Gäben die Hälfte mir gern ihres erworbenen Ruhms,

      Könnt ich auf Eine Nacht dies Lager jedem vergönnen;

      Aber die armen, sie hält strenge des Orkus Gewalt.

      Freue dich also, Lebendger, der lieberwärmeten Stätte,

      Ehe den fliehenden Fuß schauerlich Lethe dir netzt.

XI

      Euch, o Grazien, legt die wenigen Blätter ein Dichter

      Auf den reinen Altar, Knospen der Rose dazu,

      Und er tut es getrost. Der Künstler freuet sich seiner

      Werkstatt, wenn sie um ihn immer ein Pantheon scheint.

      Jupiter senket die göttliche Stirn, und Juno erhebt sie;

      Phöbus schreitet hervor, schüttelt das lockige Haupt;

      Trocken schauet Minerva herab, und Hermes, der leichte,

      Wendet zur Seite den Blick, schalkisch und zärtlich zugleich.

      Aber nach Bacchus, dem weichen, dem träumenden, hebet Cythere

      Blicke der süßen Begier, selbst in dem Marmor noch feucht.

      Seiner Umarmung gedenket sie gern und scheinet zu fragen:

      Sollte der herrliche Sohn uns an der Seite nicht stehn?

XII

      Hörest du, Liebchen, das muntre Geschrei den Flaminischen Weg her?

      Schnitter sind es; sie ziehn wieder nach Hause zurück,

      Weit hinweg. Sie haben des Römers Ernte vollendet,

      Der für Ceres den Kranz selber zu flechten verschmäht.

      Keine Feste sind mehr der großen Göttin gewidmet,

      Die, statt Eicheln, zur Kost goldenen Weizen verlieh.

      Laß uns beide das Fest im stillen freudig begehen!

      Sind zwei Liebende doch sich ein versammeltes Volk.

      Hast du wohl je gehört von jener mystischen Feier,

      Die von Eleusis hieher frühe dem Sieger gefolgt?

      Griechen stifteten sie, und immer riefen nur Griechen,

      Selbst in den Mauern Roms: »Kommt zur geheiligten Nacht!«

      Fern entwich der Profane; da bebte der wartende Neuling,

      Den ein weißes Gewand, Zeichen der Reinheit, umgab.

      Wunderlich irrte darauf der Eingeführte durch Kreise

      Seltner Gestalten; im Traum schien er zu wallen: denn hier

      Wanden sich Schlangen am Boden umher, verschlossene Kästchen,

      Reich mit Ähren umkränzt, trugen hier Mädchen vorbei,

      Vielbedeutend gebärdeten sich die Priester und summten;

      Ungeduldig und bang harrte der Lehrling auf Licht.

      Erst nach mancherlei Proben und Prüfungen ward ihm enthüllet,

      Was der geheiligte Kreis seltsam in Bildern verbarg.

      Und was war das Geheimnis! als daß Demeter, die große,

      Sich gefällig einmal auch einem Helden bequemt,

      Als sie Jasion einst, dem rüstigen König der Kreter,

      Ihres unsterblichen Leibs holdes Verborgne gegönnt.

      Da war Kreta beglückt! das Hochzeitbette der Göttin

      Schwoll von Ähren, und reich drückte den Acker die Saat.

      Aber die übrige Welt verschmachtete; denn es versäumte

      Über der Liebe Genuß Ceres den schönen Beruf.

      Voll Erstaunen vernahm der Eingeweihte das Märchen,

      Winkte der Liebsten – Verstehst du nun, Geliebte, den Wink?

      Jene buschige Myrte beschattet ein heiliges Plätzchen!

      Unsre Zufriedenheit bringt keine Gefährde der Welt.

XIII

      Amor bleibet ein Schalk, und wer ihm vertraut, ist betrogen!

      Heuchelnd kam er zu mir: »Diesmal nur traue mir noch.

      Redlich mein ichs mit dir: du hast dein Leben und Dichten,

      Dankbar erkenn ich es wohl, meiner Verehrung geweiht.

      Siehe, dir bin ich nun gar nach Rom gefolget; ich möchte

      Dir im fremden Gebiet gern was Gefälliges tun.

      Jeder Reisende klagt, er finde schlechte Bewirtung;

      Welchen Amor empfiehlt, köstlich bewirtet ist er.

      Du betrachtest mit Staunen die Trümmern alter Gebäude

      Und durchwandelst mit Sinn diesen geheiligten Raum.

      Du verehrest noch mehr die werten Reste des Bildens

      Einziger Künstler, die stets ich in der Werkstatt besucht.

      Diese Gestalten, ich formte sie selbst! Verzeih mir, ich prahle

      Diesmal nicht; du gestehst, was ich dir sage, sei wahr.

      Nun du mir lässiger dienst, wo sind die schönen Gestalten,

      Wo die Farben, der Glanz deiner Erfindungen hin?

      Denkst du nun wieder zu bilden, o Freund? Die Schule der Griechen

      Blieb noch offen, das Tor schlossen die Jahre nicht zu.

      Ich, der Lehrer, bin ewig jung, und liebe die Jungen.

      Altklug lieb ich dich nicht! Munter! Begreife mich wohl!

      War das Antike doch neu, da jene Glücklichen lebten!

      Lebe glücklich, und so lebe die Vorzeit in dir!

      Stoff

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