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rechnen. Doch Zamore bat mehr als Ihr Wort, oder vielmehr weniger als Ihr Wort, Sire, er hat sein Patent.«

      »Wie?«

      »Der Herr Kanzler hat es mir geschickt: hier ist es. Der Eid. ist noch die einzige Förmlichkeit, welche seiner Bestallung fehlt. Lassen Sie ihn rasch schwören, und er mag uns bewachen.«

      »Nähern Sie sich, Herr Gouverneur,« sprach der König.

      Zamore näherte sich; er hatte einen Uniformsfrack mit gesticktem Kragen trug die Epauletten eines Kapitäns, eine kurze Hose seidene Strümpfe und einen bratspießförmigen Degen. Der Neger schritt steif und abgemessen, einen ungeheuren dreieckigen Hut unter dem Arm, einher.

      »Wird er allein schwören können?« sagte der König.

      »O ja; versuchen Sie es, Sire.«

      »Treten Sie vor,« sprach der König, indem er neugierig die schwarze Puppe anschaute.

      »Auf die Kniee,« sagte die Gräfin.

      »Leisten Sie den Eid,« fügte Ludwig XV. bei.

      Das Kind legte eine Hand auf sein Herz, die andere in die Hände des Königs und sprach:

      »Ich schwöre Treue und Gehorsam meinem Gebieter und meiner Gebieterin; ich schwöre bis zum Tod das Schloß zu vertheidigen, dessen Bewachung man mir anvertraut, und das Zuckerwerk bis auf den letzten Topf zu essen, ehe ich mich im Falle eines Angriffs übergebe.«

      Der König brach in ein Gelächter aus, sowohl über die Formel des Schwurs, als über den Ernst, mit welchem ihn Zamore sprach.

      »Gegen diesen Schwur,« erwiederte der König, indem er sich in den geziemenden Ernst zu versetzen suchte, »übertrage ich Ihnen, Herr Gouverneur, das oberste Recht, die hohe und niedere Gerichtsbarkeit über alle diejenigen, welche die Luft, die Erde, das Feuer und das Wasser dieses Palastes bewohnen.«

      »Ich danke,« sprach Zamore aufstehend.

      »Und nun,« sagte der König, »spaziere mit Deinem schönen Kleid in den Küchen umher, und laß uns in Ruhe. Gehe.«

      Zamore entfernte sich.

      Als Zamore zu einer Thüre hinausging, trat Chon durch die andere ein.

      »Ah! Sie hier, kleine Chon. Guten Morgen, Chon.«

      Der König zog sie auf seinen Schooß und küßte sie.

      »Höre, meine kleine Chon,« fuhr er fort, »Du wirst mir die Wahrheit sagen.«

      »Ah! nehmen Sie sich in Acht, Sire,« erwiederte Chon, »Sie kommen schlecht an; die Wahrheit! ich glaube, es wäre das erste Mal in meinem Leben. Wenn Sie die Wahrheit wissen wollen, wenden Sie sich an Jeanne; sie ist nicht im Stand zu lügen.«

      »Ist es so Gräfin?«

      »Sire, Chon hat eine zu gute Meinung von mir. Das Beispiel hat mich verdorben, und seit diesem Abend besonders bin ich entschlossen, zu lügen wie eine ächte Gräfin, wenn es nicht gut ist, die Wahrheit zu sagen.«

      »Ah!« rief der König, »es scheint, Chon hat mir etwas zu verbergen.«

      »Meiner Treue! nein.«

      »Irgend einen kleinen Herzog, einen kleinen Marquis, einen kleinen Vicomte, den man besucht haben wird.«

      »Ich glaube nicht,« versetzte die Gräfin.

      »Was sagt Chon dazu?«

      »Wir glauben nicht, Sire.«

      »Ich muß mir wohl darüber einen Bericht von der Polizei machen lassen.«

      »Von der von Herrn von Sartines oder von der meinigen?«’

      »Von der von Herrn von Sartines.«

      »Wie viel bezahlen Sie ihm dafür?«

      »Wenn er mir interessante Dinge sagt, feilsche ich nicht.«

      »Dann geben Sie meiner Polizei den Vorzug, und nehmen Sie meinen Bericht. Ich werde Sie  . . . königlich bedienen.«

      »Sie verkaufen sich selbst?«

      »Warum nicht, wenn die Summe das Geheimniß werth ist.«

      »Wohl es sei! Lassen Sie den Bericht hören. Doch vor Allem keine Lügen.

      »Sire, Sie beleidigen mich.«

      Ich will sagen keine Umwege.«

      »Nun, Sire, halten Sie die Gelder bereit, hier ist der Bericht.«

      »Ich thue es,« sprach der König, und ließ einige Goldstücke im Grunde seiner Tasche klingen.

      »Erstens wurde die Gräfin, Madame Dubarry, gegen zwei Uhr Nachmittags in Paris gesehen.

      »Weiter, weiter, ich weiß das.«

      »In der Rue de Valois.«

      »Ich leugne es nicht.«

      »Gegen sechs Uhr kam Zamore zu ihr.«

      »Das ist abermals möglich; doch was machte Madame Dubarry in der Rue de Valois?«

      »Sie ging in ihr Hotel.«

      »Ich begreife wohl; aber warum ging sie in ihr Hotel?«

      »Um ihre Pathin zu erwarten.«

      »Ihre Pathin!« versetzte der König mit einer Grimasse, die er nicht ganz zu verbergen vermochte, »sie will sich also taufen lassen?«

      »Ja, Sire, auf dem großen Taufstein von Versailles.«

      »Meiner Treue, sie hat Unrecht; das Heidenthum stand ihr so gut.«

      »Ah! Sire, Sie kennen das Sprüchwort: man will das haben, was man nicht hat.«

      »Somit wollen wir eine Pathin haben?«

      »Und wir haben sie, Sire.«

      Der König schauerte und zuckte die Achseln.

      »Ich liebe diese Bewegung ungemein, Sire; sie beweist. mir, daß Eure Majestät in Verzweiflung wäre, wenn Sie die Grammont, die Guémenée und alle die Maulaffen des Hofes unterliegen sehen würde.«

      »Wie beliebt?«

      »Allerdings, Sie verbünden sich mit diesen Leuten.«

      »Ich verbünde mich?  . . . Gräfin, erfahren Sie, daß ein König sich nur mit Königen verbündet.«

      »Das ist wahr; doch alle Ihre Könige sind die Freunde des Herrn von Choiseul.«

      »Kehren wir zu Ihrer Pathin zurück, Gräfin.«

      »Mit Vergnügen, Sire.«

      »Es ist Ihnen also gelungen, eine zu fabriziren?«

      »Ich habe sie ganz und gar gefunden, und zwar von guter Art; eine Gräfin von Béarn von einer Familie von Fürsten, welche regiert haben. Diese wird hoffentlich die Verbündete der Verbündeten der Stuarts nicht entehren.«

      »Die Gräfin von Béarn?« entgegnete der König erstaunt; »ich kenne nur eine, welche in der Gegend von Verdun wohnen muß.«

      »Es ist dieselbe; sie hat die Reise ganz vorsätzlich gemacht.«

      »Und sie wird Ihnen die Hand geben?«

      »Beide Hände.«

      »Wann dies?«

      »Morgen Vormittag um eilf Uhr wird sie die Ehre haben, in geheimer Audienz von mir empfangen zu werden, und zu gleicher Zeit, wenn die Frage nicht indiscret ist, wird sie den König bitten, ihren Tag zu bestimmen, und Sie werden ihn sobald als möglich bestimmen, nicht wahr, Sire?«

      Der König lachte, aber nicht sehr offenherzig.

      »Allerdings, allerdings,« sagte er, und küßte der Gräfin die Hand.

      Doch plötzlich rief er:

      »Morgen um eilf Uhr!«

      »Ja, zur Stunde des Frühstücks.«

      »Unmöglich, liebe Freundin.«

      »Wie, unmöglich!«

      »Ich frühstücke nicht

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