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voll Angst die Auseinandersetzung dieses Mittels.

      »Scherz bei Seite,« rief Jean. »Hören Sie, kleine Schwester, nicht wahr, Sie sind sehr vertraut mit der Baronin d’Alogny?«

      »Ob ich es bin!  . . . Sie wissen es wohl.«

      »Würde sie sich beleidigt fühlen, wenn die Vorstellung nicht durch sie stattfände?«

      »Das ist wohl möglich!«

      »Es versteht sich, Sie würden ihr nicht geradezu ins Gesicht sagen, was der König gesprochen hat, nämlich, daß sie für eine solche Aufgabe von einem zu kleinen Adel sei. Doch Sie sind eine Frau von Geist, Sie werden ihr etwas Anderes sagen.«

      »Nun?« fragte Jeanne.

      »Sie würde Madame diese Gelegenheit, Ihnen einen Dienst zu leisten und zugleich ihr Glück zu machen, abtreten.«

      Die Alte bebte. Diesmal war der Angriff unmittelbar und kaum eine ausweichende Antwort möglich.

      Sie fand jedoch eine und erwiederte:

      »Ich möchte diese Dame nicht gern vor den Kopf stoßen, und man ist sich unter Leuten von Stand gewisse Rücksichten schuldig.«

      Madame Dubarry machte eine Bewegung des Aergers, die ihr Bruder mit einem Zeichen beschwichtigte.

      »Merken Sie wohl, Madame,« sagte er, »ich schlage Ihnen nichts vor. Sie haben einen Prozeß, das widerfährt Jedermann; Sie wünschen ihn zu gewinnen, das ist ganz natürlich. Er scheint verloren, das bringt Sie in Verzweiflung; ich falle gerade in die Mitte dieser Verzweiflung; ich fühle mich von einer Sympathie für Sie ergriffen; ich nehme Theil an dieser Angelegenheit, die mich nichts angeht; ich suche Mittel, ihr eine gute Wendung zu geben, während sie zu zwei Dritteln bereits eine schlechte genommen hat. Ich habe Unrecht, sprechen wir nicht mehr davon.«

      Und Jean stand auf.

      »Oh! mein Herr,« rief die Alte mit einer Beklemmung des Herzens, die sie die Dubarry, welche bis jetzt gleichgültig gewesen, als fortan gegen ihren Prozeß verbunden, erblicken ließ; »oh! mein Herr, ganz im Gegentheil, ich erkenne, ich bewundere Ihr Wohlwollen!«

      »Sie begreifen,« sagte Jean mit einer vortrefflich gespielten Gleichgültigkeit »Sie begreifen, mir ist nichts daran gelegen, ob meine Schwester durch die Baronin d’Alogny, durch Frau von Polastron, oder durch Frau von Béarn vorgestellt wird.«

      »Ganz gewiß, mein Herr.«

      »Nur, ich gestehe es, wäre ich wüthend; wenn die Wohlthaten des Königs auf ein schlechtes Herz fielen, das, gewonnen durch ein schmutziges Interesse, vor unserer Macht, weil es die Unmöglichkeit, dieselbe zu erschüttern, begriffen, capitulirt hätte.«

      »Oh! das wäre wahrscheinlich geschehen,« sprach Madame Dubarry.

      »Während,« fuhr Jean fort, »während Madame, die man nicht ersucht hat, die wir kaum kennen, und die sich aus freien Stücken anbietet, mir in jeder Beziehung würdig scheint, aus den Vortheilen der Lage Nutzen zu ziehen.«

      Die alte Dame hätte vielleicht- gegen diesen guten Willen, mit dem sie der Vicomte beehrte, Einsprache gethan, doch Madame Dubarry ließ ihr nicht Zeit dazu.

      »Es ist nicht in Abrede zu ziehen,« sprach sie, »ein solches Benehmen würde den König entzücken, und der König hätte einer Person, welche auf diese Art verfahren wäre, nichts zu verweigern.«

      »Wie! Sie sagen, er hätte ihr nichts zu verweigern?«

      »Das heißt, er wurde ihren Wünschen entgegenkommen, das heißt, Sie würden ihn mit Ihren eigenen Ohren zu dem Vicekanzler sagen hören! ‚Es ist mein Wille, daß man sich gegen Frau von Béarn gefällig benehme, verstehen Sie, Herr von Maupeou?’ Doch es scheint die Frau Gräfin erblickt Schwierigkeiten hiegegen, – Es ist gut, nur,« fügte der Vicomte sich verbeugend bei, »nur hoffe ich, Madame wird mir für meinen guten Willen Dank wissen.«’

      »Ich bin von Dankbarkeit durchdrungen, mein Herr,« rief die Alte.

      »Oh! ich bitte, gar keine Ursache,« versetzte der galante Vicomte.

      »Aber,« sagte die Gräfin.

      »Madame.«

      »Aber die Baronin d’Alogny wird ihr Recht nicht abtreten,« sprach Frau von Béarn.

      »Dann kommen wir auf das zurück, was wir von Anfang an sagten, Madame wird sich nicht minder angeboten haben und Seine Majestät wird nicht minder dankbar sein.«

      »Doch vorausgesetzt, die Baronin d’Alogny würde einwilligen,« entgegnete die Gräfin, welche das Aeußerste wagte, um klar im Grunde der Dinge zu sehen, »man kann diese Dame doch die Vorheile nicht verlieren lassen.«

      »Die Güte des Königs ist unerschöpflich, Madame,« sprach die Favoritin.

      »Oh!« rief Dubarry, »welch ein Stein auf den Kopf dieser Saluces, die ich nicht riechen kann!«

      »Wenn ich meine Dienste Madame anböte,« versetzte die alte Prozeßkrämerin, welche zugleich fortgerissen durch ihr Interesse und durch die Komödie, die man mit ihr spielte, einem Entschlusse immer näher kam, »wenn ich mich anböte, würde ich den Gewinn meines Prozesses nicht in Betracht ziehen, denn dieser Prozeß, den heute die ganze Welt für verloren hält, wird am Ende morgen schwer zu gewinnen sein.«

      »Ah! doch wenn der König wollte,« antwortete der Vicomte, der dieses neue Zögern schleunigst zu bekämpfen suchte.

      »Madame hat Recht, Vicomte, und ich bin auch, ihrer Ansicht,« sprach die Favoritin.

      »Wie sagen Sie?« versetzte der Vicomte, indem er die Augen weit aufriß.

      »Ich sage, es wäre ehrenvoll für eine Dame von dem Namen von Madame, den Prozeß gehen zu lassen, wie er gehen soll. Nur kann Niemand dem Willen des Königs Fesseln anlegen oder ihn in seiner Freigebigkeit aufhalten. Und wenn der König, besonders in der Lage, in der er sich mit seinen Parlamenten befindet, den Gang der Gerichte nicht verändern wollte und Madame eine Entschädigung anböte?«

      »Eine ehrenvolle,« fügte der Vicomte rasch bei. »Oh! ja, kleine Schwester, ich bin auch Ihrer Ansicht.«

      »Ach!« entgegnete seufzend die alte Dame, »wie kann man für den Verlust eines Prozesses entschädigen, der zweimal hundert tausend Livres wegnimmt.«

      »Vor Allem durch ein königliches Geschenk von zweimal hundert tausend Livres,« erwiederte Madame Dubarry.

      Die zwei Verbündeten schauten ihr Opfer gierig an.

      »Ich habe einen Sohn,« sagte Frau von Béarn.

      »Desto besser, das ist ein Diener mehr für den Staat, es ist eine neue Ergebenheit für den König erworben.«

      »Sie glauben, Madame, er würde etwas für meinen Sohn thun?«

      »Ich stehe dafür,« antwortete Jean, »und das Wenigste, was er hoffen darf, ist eine Lieutenantsstelle bei den Gendarmen.

      »Haben Sie noch andere Verwandte?« fragte die Favoritin.

      »Einen Neffen.

      »Nun! man würde etwas für den Neffen erfinden.«

      »Und hiemit würden wir Sie beauftragen, Vicomte. Sie, der Sie uns so eben bewiesen haben, daß Sie voll Erfindung sind,« sprach lachend die Favoritin.

      »Sagen Sie, wenn Seine Majestät Alles dies für Sie thäte, würden Sie den König billig und anständig finden?« fragte der Vicomte, der nach der Vorschrift von Horaz immer schärfer auf die Entwicklung drang.

      »Ich würde ihn über allen Ausdruck großmüthig finden, und meine ganze Erkenntlichkeit Madame darbringen, in der Ueberzeugung, daß ich ihr so viel Großmuth zu verdanken hätte.«

      »Sie wollen also die Güte haben, unser Gespräch im Ernste zu nehmen?« fragte die Favoritin.

      »Ja, Madame, im höchsten Ernste,« antwortete die alte Dame, ganz bleich ob der Verbindlichkeit, die sie übernahm.

      »Und Sie erlauben, daß ich mit Seiner Majestät von Ihnen spreche?«

      »Erweisen Sie mir diese

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