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Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
»Sartines, wissen Sie, was den Nebel macht?«
Unversehens überfallen, erwiederte der Polizeilieutenant bebend:
»Meiner Treue, nein, Sire.«
»Nun, ich weiß es auch nicht,« sagte Ludwig XV. »Fahren Sie fort, liebe Gräfin.«>
»Sie lief also über Hals und Kopf, eilte durch das Gitter und befand sich auf dem Platz, der die Ehre hat, den Namen Eurer Majestät zu führen, als plötzlich der Unbekannte, der ihr gefolgt war, und von dem sie sich befreit glaubte, vor ihr stand. Sie stieß einen Schrei aus.«
»Er war also sehr häßlich?«
»Im Gegentheil, Sire, es war ein hübscher junger Mann von sechsundzwanzig bis achtundzwanzig Jahren, mit braunem Gesichte, großen Augen und wohlklingender Stimme.«
»Und Ihre Heldin hatte Angst, Gräfin? Pest! sie muß sehr erschrocken gewesen sein.«
»Sie war es etwas weniger, als sie ihn sah. Die Lage der Dinge hatte indessen nichts Beruhigendes; hegte dieser Unbekannte schlimme Absichten, so war bei dem Nebel auf keine Hülfe zu hoffen; das Mädchen faltete auch die Hände und sprach:
‚Oh! mein Herr, ich flehe Sie an, mir kein Leid zu thun.’
Der Unbekannte schüttelte den Kopf und erwiederte mit einem reizenden Lächeln:
‚Gott ist mein Zeuge, daß ich dies nicht beabsichtige’
‚Was wollen Sie denn?’
‚Ein Versprechen von Ihnen erlangen.’
‚Was kann ich Ihnen versprechen?’
‚Mir die erste Gunst zu bewilligen, um die ich Sie bitten werde, wenn . . .’
‚Wenn?’ wiederholte das Mädchen neugierig.
‚Wenn Sie Königin sein werden.’ «
»Und was that das Mädchen?«
»Sire, es glaubte sich zu nichts anheischig zu machen und versprach.«
»Und der Zauberer?«
»Er verschwand.«
»Und Herr von Sartines weigert sich, den Zaubern aufzufinden? Er hat Unrecht.«
»Sire, ich weigere mich nicht, ich kann nicht.«
»Ah! Herr Lieutenant, das ist ein Ausdruck, der in dem Wörterbuch der Polizei nicht vorkommen sollte,« sagte die Gräfin.
»Madame, man ist ihm auf der Spur.«
»Ah! ja, die herkömmliche Phrase.«
»Nein, es ist die Wahrheit. Doch Sie begreifen, die Merkmale, die Sie da angeben, sind sehr schwach.«
»Wie! jung, schön, braune Gesichtshaut, herrliche Augen, wohlklingende Stimme.«
»Pest! wie Sie von ihm sprechen, Gräfin! Sartines, ich verbiete Ihnen, diesen Burschen aufzufinden.«
»Sie haben Unrecht, Sire, denn ich will nur eine einfache Auskunft von ihm fordern.«
»Es handelt sich also um Sie?«
»Gewiß.«
»Nun, was haben Sie von ihm zu fordern? seine Weissagung ist erfüllt.«
»Finden Sie das?«
»Allerdings. Sie sind Königin.«
»Ungefähr.«
»Er hat Ihnen also nichts mehr zu sagen?«
»Doch wohl. Er hat mir zu sagen, wann diese Königin vorgestellt werden wird. Es ist nicht Alles damit gethan, daß man bei Nacht herrscht, Sire, man muß auch ein wenig bei Tag herrschen.«
»Das geht nicht den Zauberer an,« erwiederte Ludwig XV., indem er seine Lippen wie ein Mensch ausdehnte, der das Gespräch auf ein unangenehmes Gebiet übergehen sieht.
»Und von wem hängt es denn ab?«
»Von Ihnen.«
»Von mir?«
»Ja, ganz gewiß. Finden Sie eine Pathin.«
»Unter Ihren Maulaffen vom Hofe! Eure Majestät weiß wohl, daß dies unmöglich ist; sie sind alle an die Choiseul, an die Praslin verkauft.«
»Stille doch, ich glaubte, es wäre unter uns abgemacht, nicht von ihnen zu reden.«
»Ich habe es nicht versprochen, Sire.«
»Nun, ich bitte Sie um Eines.«
»Um was?«
»Sie an ihrem Platze zu lassen und zu bleiben, wo Sie sind. Glauben Sie mir, der beste Platz gehört Ihnen.«
»Armselige auswärtige Angelegenheiten! armselige Marine!«
»Gräfin, im Namen des Himmels, treiben wir nicht Politik mit einander.«
»Es sei, doch Sie können mich nicht verhindern, allein Politik zu treiben.«
»Oh! ganz allein, so lange Sie wollen.«
Die Gräfin streckte den Arm nach einem Körbchen voll von Früchten aus, nahm zwei Orangen, ließ sie abwechselnd in ihrer Hand springen und rief:
»Springe Praslin; springe Choiseul; springe Praslin; springe Choiseul.«
»Was machen Sie denn?« sagte der König.
»Ich mache Gebrauch von der Erlaubniß, die mir Eure Majestät gegeben hat. Sire, ich lasse das Ministerium springen.«
In diesem Augenblick trat Dorée, ein und sagte ihrer Gebieterin ein Wort in’s Ohr.
»Oh! gewiß,« rief diese.
»Was gibt es denn?« fragte der König.
»Chon kommt von der Reise zurück, Sire, und wünscht Eurer Majestät ihre Ehrfurcht zu bezeigen,«
»Laßt sie sogleich eintreten! In der That, seit vier oder fünf Tagen fühlte ich, daß mir etwas fehlte, ohne zu wissen was.«
»Ich danke, Sire,« sagte Chon eintretend.
Dann näherte sie sich dem Ohre der Gräfin und flüsterte ihr zu:
»Es ist geschehen.«
Die Gräfin konnte sich eines kleinen Freudenschreis nicht erwehren.
»Nun, was gibt es denn?« fragte Ludwig XV.
»Nichts, Sire; ich bin nur glücklich, sie wieder zu sehen.«
»Und ich auch. Guten Morgen, kleine Chon, guten Morgen.«
»Erlaubt Eure Majestät, daß ich ein paar Worte mit meiner Schwester spreche?« sagte Chon.
»Sprich immerhin, mein Kind. Mittlerweile werde ich Sartines fragen, woher Du kommst.«
»Sire,« versetzte Herr von Sartines, der dieser Frage ausweichen wollte, »Eure Majestät geruhe mir einen Augenblick zu bewilligen.«
»Warum?«
»Um über Dinge von der höchsten Wichtigkeit zu sprechen.«
»Oh! ich habe sehr wenig Zeit, Herr von Sartines,« sagte Ludwig XV., zum Voraus gähnend.
»Sire, nur zwei Worte.«
»Worüber?«
»Ueber diese Seher, über diese Erleuchteten, über diese Wunderkrämer.«
»Bah! es sind Charlatans. Gebt ihnen Gauklerpatente, und sie werden nicht mehr zu fürchten sein.«
»Sire, ich wage es, gegen Eure Majestät zu behaupten, daß die Lage der Dinge ernster ist, als Sie glauben. Jeden Augenblick werden neue Maurerlogen eröffnet. Sire, es ist bereits nicht mehr eine Gesellschaft, sondern eine Secte, eine Secte, mit der sich alle Feinde der Monarchie verbinden: die Ideologen, die Encyklopädisten, die Philosophen, Man hat Herrn von Voltaire unter großen Feierlichkeiten aufgenommen.«
»Er stirbt.«
»Er,