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Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Der Entschluß von Gilbert war diesmal gefaßt, er stürzte nach dem Salon.
Doch als er die Schwelle überschreiten wollte, griff eine kräftige Hand aus dem Schatten hervor und packte ihn beim Arme.
Gilbert wandte sich erschrocken um, und es kam ihm vor, als verrückte sich sein Herz in seiner Brust.
»Ah! diesmal habe ich Dich, Unvorsichtiger,« flüsterte ihm eine zornige Stimme in das Ohr, »versuche es noch einmal zu leugnen, Du habest Rendezvous mit ihr, versuche es zu leugnen, Du liebest sie . . .«
Gilbert hatte nicht einmal die Kraft, den Arm zu schütteln, um sich der pressenden Hand, die ihn zurückhielt, zu entziehen.
Der Druck war indessen nicht so groß, daß er ihn nicht hätte brechen können. Der Schraubstock war ganz einfach die Faust eines jungen Mädchens. Kurz, es war Nicole Legay, welche Gilbert gefangen hielt.
»Sprechen Sie, was wollen Sie denn?« fragte er ganz leise und voll Ungeduld.
»Ah! Du willst, daß ich laut rede, wie es scheint,« sagte Nicole mit der ganzen Fülle ihrer Stimme.
»Nein, nein, ich will, daß Du schweigst,« antwortete Gilbert mit den Zähnen knirschend, und zog Nicole in das Vorzimmer.
»Nun, so folge mir!«
Gilbert verlangte nichts Anderes, denn indem er Nicole folgte, entfernte er sich von Andrée.
»Es ist gut, ich folge,« sprach er.
Er ging wirklich hinter Nicole, welche ihn in den Garten führte und die Thüre hinter sich zumachte.
»Aber Fräulein Andrée wird in ihr Zimmer zurückkehren,« sagte Gilbert, »sie wird Sie rufen, damit sie ihr beim Auskleiden helfen, und Sie werden nicht da sein.«
»Wenn Sie glauben, das beschäftige mich in diesem Augenblick, so täuschen Sie sich in der That gewaltig. Was liegt mir daran, ob sie mich ruft oder nicht ruft! Ich muß Sie sprechen.«
»Sie könnten auf morgen verschieben, was Sie mir zu sagen haben, Nicole; das Fräulein ist streng, wie Sie wissen.«
»Ah! ja, Ich rathe ihr, streng zu sein, besonders gegen mich!«
»Nicole morgen, ich verspreche Ihnen . . .«
»Du versprichst! sie sind schön, Deine Versprechungen, und man kann darauf zählen! Hattest Du mir nicht versprochen, mich in der Gegend von Maison-Rouge diesen Abend um sechs Uhr zu erwarten? Wo warst Du um diese Stunde? Auf der entgegengesetzten Seite, da Du den Reisenden hieher gebracht hast. Ich lege nun ein ebenso großes Gewicht auf Deine Versprechungen, als auf die des Gewissensrathes vom Kloster der Annonciaden, welcher einen Eid geleistet hatte, das Geheimniß der Beichte zu bewahren, und alle unsere Sünden der Superiorin meldete.«
»Nicole, bedenken Sie, daß man Sie wegschickt, wenn man bemerkt . . .«
»Und Sie, man wird Sie nicht wegschicken, Sie, der Sie in das Fräulein verliebt sind! nein, der Herr Baron wird sich wohl Zwang anthun!«
»Bei mir,« sprach Gilbert, der sich nun zu vertheidigen suchte, »bei mir ist kein Grund vorhanden, mich wegzuschicken.«
»Wirklich! sollte er Sie bevollmächtigt haben, seiner Tochter den Hof zu machen?«
Gilbert konnte mit einem Worte Nicole beweisen, daß, wenn er auch schuldig war, wenigstens keine Mitschuld auf der Seite von Andrée obwaltete. Er durfte ihr nur erzählen, was er gesehen, und so unglaublich die Sache auch sein mochte, so hätte doch Nicole in Folge der guten Meinung, welche die Frauen von einander haben, ohne allen Zweifel geglaubt. Doch ein tieferer Gedanke hielt den jungen Mann im Augenblick der Offenbarung zurück. Das Geheimniß von Andrée gehörte zu denjenigen, welche einen Menschen bereichern, mag dieser Mensch nun ein Verlangen nach Schätzen der Liebe, oder nach materielleren und. positiveren Schätzen tragen.
Die Schätze, nach welchen Gilbert verlangte, waren Schätze der Liebe. Er berechnete, daß der Zorn von Nicole minder gefährlich, als der Besitz von Andrée wünschenswerth war, traf sogleich seine Wahl und schwieg über das seltsame Abenteuer der Nacht.
»Gut, erklären wir uns, da Sie es durchaus wollen,« sagte er.
»Oh! das wird schnell geschehen sein,« rief Nicole, deren Charakter, dem von Gilbert geradezu entgegengesetzt, sie keine von ihren Empfindungen beherrschen ließ; »doch Du hast Recht, wir sind schlecht in diesem Blumengarten; gehen wir in mein Zimmer.«
»In Ihr Zimmer!« rief Gilbert erschrocken; »unmöglich.«
»Warum?«
»Wir setzen uns der Gefahr aus, überrascht zu werden.«
»Stille doch!« versetzte Nicole mit einem verächtlichen Lächeln, »wer sollte uns überraschen? Fräulein Andrée? In der That, sie muß eifersüchtig auf diesen schönen Herrn sein! Zu ihrem Unglück sind die Leute, deren Geheimniß man weiß, nicht zu fürchten. Ah! Fräulein Andrée eifersüchtig auf Nicole; ich hätte nie an eine solche Ehre geglaubt.«
Und ein gezwungenes Gelächter, furchtbar wie das Brüllen des Sturmes, erschreckte Gilbert viel mehr, als es eine Beleidigung oder eine Drohung gethan hätte.
»Ich fürchte mich nicht vor dem Fräulein, Nicole, sondern ich habe bange für Sie.«
»Ah! ja, das ist wahr, Sie haben mir immer gesagt, wo es keinen Scandal gebe, gebe es auch kein Uebel. Die Philosophen sind zuweilen Jesuiten; übrigens sagte mir das der Gewissensrath der Annonciaden ebenfalls, und zwar vor Ihnen: deshalb geben Sie Ihre Rendezvous dem Fräulein in der Nacht. Vorwärts, vorwärts, keine so schlechten Gründe . . . kommen Sie in mein Zimmer, ich will es haben.«
»Nicole!« sprach Gilbert, mit den Zähnen knirschend.
»Nun!« rief das Mädchen, »was weiter?«
»Nehmen Sie sich in Acht!«
Und er machte eine drohende Geberde.
»O! ich fürchte mich nicht, Sie haben mich schon einmal geschlagen, doch weil Sie eifersüchtig waren. Sie liebten mich zu jener Zeit. Es war eine Woche nach unserem schönen Honigtage, und ich ließ mich schlagen. Aber heute soll es nicht wieder geschehen. Nein! nein! nein! denn Sie lieben mich nicht mehr und ich bin nun eifersüchtig.«
»Und was wirst Du thun?« sagte Gilbert, das Mädchen am Faustgelenke fassend.
»Oh! ich schreie so sehr, daß Fräulein Andrée Sie fragen wird, mit welchem Rechte Sie Nicole das geben, was Sie in diesem Augenblick nur ihr schuldig sind. Lassen Sie mich los, ich rathe es Ihnen.«
Gilbert ließ die Hand von Nicole los.
Dann nahm er seine Leiter, schleppte sie vorsichtig weiter und legte sie außen am Pavillon so an, daß sie beinahe das Fenster von Nicole Legay erreichte.
»Sieh da, das ist Verhängniß,« sprach diese, »die Leiter, welche wahrscheinlich dazu dienen sollte, das Fenster des Fräuleins zu erklettern, wird ganz einfach dazu dienen, von der Mansarde von Nicole Legay herabzusteigen. Sehr schmeichelhaft für mich!«
Nicole betrachtete sich als die Stärkere und beeilte sich dem zu Folge mit der Hast der Frauen zu triumphiren, die, wenn sie nicht wirklich im Guten oder Bösen überlegen sind, stets diesen ersten zu schnell verkündigten Sieg theuer bezahlen.
Gilbert fühlte das Falsche seiner Stellung, er folgte deshalb dem Mädchen, indem er alle seine Fähigkeiten zu dem Kampf, den er ahnte, zusammenzuraffen bemüht war.
Als ein vorsichtiger Mensch, versicherte er sich vor Allem zweier Dinge.
Einmal an dem Fenster vorübergehend, daß Fräulein von Taverney immer noch im Salon war.
Zweitens, daß man, ohne sich der Gefahr, den Hals zu brechen, bloszustellen, die erste Sprosse erreichen und sich von da auf den Boden hinabgleiten lassen konnte.
In Betreff der Einfachheit wich das Zimmer von