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Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Jung, kräftig, voll ländlichen Saftes, begabt mit der Fähigkeit zu gehorchen, welche, so kostbar ist für Jeden, der nicht darnach trachtet, denjenigen zu befehlen, welche ihn lieben, konnte Nicole schlafen, nachdem sie ihren kleinen Racheplan mit allen Dämonen, welche ihr die Ehre erwiesen, ihr siebzehnjähriges Herz zu bewohnen, verhandelt hatte.
Uebrigens kam ihr Fräulein von Taverney eben so oder noch viel mehr schuldig vor, als Gilbert. Eine junge Edeldame, ganz steif von Vorurtheilen, ganz aufgeblasen von Stolz, die im Kloster in Nancy die dritte Person den Prinzessinnen, das Sie den Herzoginnen, das Du den Marquisen gab; eine scheinbar kalte, aber unter einer marmornen Rinde fühlende, empfindende Statue; diese Statue kam ihr lächerlich, gemein vor, wenn sie sich zur Frau eines Dorf-Pygmalions, wie Gilbert, machte.
Denn es ist nicht zu leugnen, mit dem ausgesuchten Sinne, mit dem die Natur die Frauen begabt hat, fühlte sich Nicole im Geiste nur unter Gilbert, aber erhaben über alles Uebrige. Ohne diese Ueberlegenheit des Geistes, die ihr Geliebter durch fünf oder sechs Jahre der Lecture über sie errungen hatte, erniedrigte sie sich, sie, die Kammerjungfer eines ruinirten Barons, indem sie sich einem Bauern hingab.
Was machte folglich ihre Gebieterin, wenn sie sich Gilbert hingegeben hatte?
Nicole bedachte, daß das, was sie zu sehen geglaubt, aber wirklich gesehen zu haben sich einbildete, Herrn von Taverney zu erzählen, ein ungeheurer Fehler wäre: einmal wegen des Charakters von Herrn von Taverney, der darüber lachen würde, nachdem er zuvor Gilbert beohrfeigt und weggejagt hätte; sodann wegen des Charakters von Gilbert, der die Rache gemein und verächtlich finden dürfte.
Aber Gilbert in Andrée leiden lassen, ein Recht über Beide erlangen, sie unter ihrem, der Zofe, Blick erröthen und erbleichen machen, unumschränkte Gebieterin werden und Gilbert vielleicht die Zeit bedauern lassen, wo die Hand, die er küßte, nur an der Oberfläche rauh war; das schmeichelte ihrer Einbildungskraft und liebkoste ihren Stolz; das schien ihr wirklich vortheilhaft; hiezu entschloß sie sich, hiebei blieb sie stehen.
Es war Tag, als sie frisch, leicht, mit munterem Geiste erwachte. Sie verwendete die gewöhnliche Zeit, das heißt eine Stunde, auf ihre Toilette; denn um nur ihre langen Haare zu entwirren, hätte eine minder geschickte oder eine bedächtigere Hand, als die ihrige, das Doppelte dieser Zeit gebraucht; Nicole betrachtete ihre Augen in dem von uns erwähnten, verzinnten, dreieckigen Glase, das ihr als Spiegel diente; ihre Augen kamen ihr schöner vor, als je. Sie setzte die Prüfung fort und ging von ihren Augen auf ihren Mund über: ihre Lippen waren nicht erbleicht und rundeten sich wie eine Kirsche unter dem Schatten einer feinen, leicht aufgestülpten Nase; ihr Hals, den sie den Küssen der Sonne zu entziehen äußerst besorgt war, hatte eine Lilienweiße; und nichts vermochte sich Reicheres als ihre Brust und kecker Gebogeneres als ihre Taille zu bieten.
Als sie sich so schön sah, dachte Nicole, sie könnte leicht Andrée Eifersucht einflößen. Sie war nicht ganz und gar verdorben, wie man sieht, da sie nicht an eine Laune oder eine Phantasie dachte und ihr die Idee kam, Fräulein von Taverney könnte Gilbert lieben.
So physisch und moralisch bewaffnet, öffnete Nicole die Thüre des Zimmers von Andrée, gemäß der ihr von ihrer Gebieterin ertheilten Vollmacht, wenn diese um sieben Uhr noch nicht aufgestanden war.
Kaum in das Zimmer eingetreten, blieb Nicole stille stehen.
Bleich und die Stirne mit einem Schweiße bedeckt, in welchem ihre schönen Haare schwammen, war Andrée auf ihrem Bette ausgestreckt, athmete mühsam und krümmte sich zuweilen mit einem düsteren Ausdrucke des Schmerzes.
Unter ihr zusammengerollt und zerknittert, bedeckten ihre Tücher ihren Leib nicht, und in einer Unordnung, welche ihre Aufregung enthüllte, stützte sie eine ihrer Wangen auf ihren Arm und drückte ihre andere Hand auf ihre gesprenkelte Brust.
Ihr in Zwischenräumen unterbrochener Athem strömte sich von Zeit zu Zeit wie ein schmerzhaftes Röcheln aus, und sie ließ unartikulirte Seufzer vernehmen.
Nicole schaute sie einen Augenblick stillschweigend an und schüttelte dann den Kopf, denn sie ließ sich Gerechtigkeit widerfahren und sah ein, daß es keine Schönheit gab, welche mit der Schönheit von Andrée in den Kampf treten konnte.
Hierauf ging sie auf das Fenster zu und öffnete einen Laden.
Eine Lichtwoge überfluthete das Zimmer und machte die bläulichen Augenlider von Fräulein von Taverney zittern.
Sie erwachte und wollte sich erheben, aber sie fühlte eine so große Müdigkeit und zugleich einen so scharfen Schmerz, daß sie auf ihr Kopfkissen zurückfiel und einen Schrei ausstieß.
»Ei! mein Gott! was haben Sie denn, mein Fräulein?« sagte Nicole.
»Ist es spät?« fragte Andrée, sich die Augen reibend.
»Sehr spät; das Fräulein ist diesen Morgen eine Stunde mehr als gewöhnlich im Bette geblieben.«
»Ich weiß nicht, was ich habe,« sprach Andrée und schaute umher, um sich zu versichern, wo sie wäre. »Ich fühle mich ganz steif, meine Brust ist wie gelähmt.«
Nicole heftete ihre Augen auf Andrée, ehe sie antwortete.
»Das ist der Anfang von einem Schnupfen, den das Fräulein ohne Zweifel diese Nacht bekommen hat,« sprach sie.
»Diese Nacht?« entgegnete Andrée voll Erstaunen. »Oh! ich habe mich also nicht ausgekleidet?« sagte sie, als sie die Unordnung ihrer Toilette bemerkte. »Wie kommt das?«
»Das Fräulein mag sich erinnern.«
»Ich erinnere mich nicht,« sprach Andrée, indem sie ihre Stirne in ihre beiden Hände nahm; »was ist mir begegnet? bin ich verrückt?«
Und sie setzte sich in ihrem Bette auf und schaute zum zweiten Male mit einem beinahe irren Gesichte umher.
Dann fuhr sie mit einer gewissen Anstrengung fort:
»Ah! ja, ich erinnere mich: gestern war ich so müde, so erschöpft … ohne Zweifel dieser Sturm; hernach . . .«
Nicole deutete mit dem Finger auf ihr zerknittertes, aber trotz seiner Unordnung bedecktes Bett.
Sie hielt inne; sie dachte an den seltsamen Fremden, der sie auf eine so sonderbare Weise angeschaut hatte.
»Hernach? . . .« versetzte Nicole mit dem Anscheine der Theilnahme; »es war, als erinnerte sich das Fräulein . . .«
»Hernach entschlummerte ich auf dem Tabouret vor meinem Klavier. Von diesem Augenblick an erinnere ich mich nicht mehr. Ich werde halb eingeschlafen in mein Zimmer heraufgegangen sein und mich auf mein Bett geworfen haben, ohne daß ich die Kraft besaß, mich auszukleiden.«
»Sie hätten mich rufen sollen, mein Fräulein,« sagte Nicole mit süßlichem Tone; »bin ich denn nicht des Fräuleins Kammerjungfer?«
»Ich habe wohl nicht daran gedacht, oder nicht die Kraft dazu gehabt,« sprach Andrée mit wahrer Unschuld.
»Heuchlerin!« murmelte Nicole.
Dann fügte sie bei:
»Aber das Fräulein ist also sehr lange beim Klavier geblieben, denn ehe das Fräulein in sein Zimmer zurückgekehrt war, ging ich hinab, da ich Lärm unten hörte.«
Hier hielt Nicole inne, in der Hoffnung, irgend eine Bewegung, ein Zeichen, eine Röthe bei Andrée wahrzunehmen; aber diese blieb ruhig und man konnte gewissermaßen durch den klaren Spiegel ihres Gesichtes bis in ihre Seele sehen.
»Ich ging hinab,« wiederholte Nicole.
»Nun?« fragte Andrée.
»Nun! das Fräulein war nicht an seinem Klavier.«
Andrée schaute empor; aber es ließ sich unmöglich in ihren