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folglich gestorben . . . Sie begreifen?i«

      »Nein, ich begreife nicht.«

      »Gestorben ohne Beichte.«

      »Wohl; doch Sie gestehen selbst, daß es eine Heilige war.«

      »Ja, aber ein Priester . . . ein Priester hört nicht auf diesem Ohr!«

      »Wie! ein Priester würde sich weigern, bei einer Todten zu wachen?«

      »Eine Todte, die nicht gebeichtet hat . . . darauf kann man eine Wette eingehen.«

      »Gut . . . So holen Sie den Arzt, ich übernehme den Priester.«

      »Ah! der Arzt, der ist nicht sehr weit: er wohnt beinahe gegenüber.«

      »Ich brauche nur Jemand, der mir einen Brief in die Rue du Poz-de-Fer trägt.«

      »Geben Sie mir den Brief; ich werde wohl Jemand finden.

      Colombau setzte sich au einen Tisch und schrieb:

      »Kommen Sie, mein Freund! ein Lebender und ein Todter bedürfen Ihrer.«

      Und er legte den Brief zusammen und schrieb darauf die Adresse:

      »An den Bruder Dominique Sarranti, Dominicanermönch, Rue du Pot-de-Fer, No. 11.«

      Dann übergab er den Brief der Nachbarin.

      Die Nachbarin ging hinab.

      Mittlerweile bewerkstelligte Colombau den beabsichtigten Auszug, indem er sein Bett in das Zimmer des Mädchens und das Bett des Mädchens in sein Zimmer brachte.

      Die Frau, welche auf Besuch bei der Nachbarin war, übernahm es, bis zur Ankunft des Arztes bei Carmelite zu bleiben und, wenn es sein wüßte, die Nacht an ihrem Bette zuzubringen.

      Das Delirium vermehrte sich jeden Augenblick.

      Die Frau nahm ihren Platz bei Carmelite; Colombau ging zum Specereihändler hinab, kaufte eine Kerze, stellte sie oben an das Bett der Todten und zündete sie an.

      Während der Abwesenheit von Colombau war die Nachbarin mit dem Arzte zurückgekommen, und den Mann der Wissenschaft bei der Kranken lassend, hatte sie der Todten den frommen Dienst geleistet, ihr die Hände auf der Brust zu kreuzen und in die Hände ein Crucifix zu geben-.

      Colombau zündete die Kerze an, kniete nieder und sprach die Todtengebete..

      Es war nicht zu viel an zwei Frauen, um Carmelite zu pflegen; der Arzt hatte die ersten Symtome einer Gehirnentzündung erkannt; er hatte eine Verordnung zurückgelassen und sie strenge zu befolgen ermahnt: die Gehirnentzündung konnte von einfach, wie sie war, hitzig werden.

      Was die Mutter betrifft, sie war am Bruche von einem der großen Gefäße des Herzens gestorben.

      Viele starke Geister würden gelacht haben, hätten sie diesen schönen zweiundzwanzigjährigen jungen Mann auf den Knieen beim Bette einer unbekannten Frau und Todtengebete aus dem Gebetbuche mit dem Wappen seiner Familie lesend gesehen.

      Colombau war aber ein religiöser Bretagner der alten Tage, der, wie seine Ahnen, Güter und Schlösser verkauft hätte, um Walten Habenichts nach Jerusalem mit den Worten: Diex le volt!15 zu folgen.

      Er betete also mit einer wahren Inbrunst, indem er aus seinem Gebete jeden irdischen Gedanken zu verbannen suchte, als er hinter sich das Geräusch einer auf ihren Angeln knirschenden Thüre hörte.

      Er wandte sich um.

      Derjenige, welchen er hatte holen lassen, kam auf seinen Ruf: Bruder Dominique, mit seiner schönen weiß und schwarzen Tracht, stand auf der Schwelle.

      Dieser junge Mönch, von kaum siebenundzwanzig bis achtundzwanzig Jahren, war fast der einzige Freund, – die Collége-Kameraden ausgenommen, die man Freunde zu nennen übereingekommen ist, und die eine besondere Race bilden, – dieser junge Mönch, sagen wir, war fast der einzige Freund, den Colombau in Paris hatte.

      Als Colombau eines Tags an der Kirche Saint-Jacques-du-Haut-Pas vorbeiging, sah er die Bevölkerung der Straße und der Vorstadt sich an der Thüre drängen; er fragte, was es sei, und man antwortete ihm, ein junger Mann, bekleidet mit einer langen weißen Robe, halte eine Predigt.

      Er trat ein.

      Es stand in der That ein Mönch, jung an Jahren, doch gealtert durch die strengen Uebungen oder durch den Schmerz, auf der Kanzel und predigte.

      Seine Rede hatte zum Gegenstand die Resignation.

      Der Mönch hatte sie in zwei sehr von einander abgesonderte Theile geteilt.

      Bei den Mißgeschicken, weiche von Gott kommen, das heißt bei Todesfällen, bei erschrecklichen Unfällen, bei unheilbaren Gebrechen sagte er:

      »Ja, ergebt Euch, meine Brüder, beuget Euch unter den Arm, der züchtigt; betet und betet an! Die Resignation ist eine Tugend!«

      Bei allen Mißgeschicken aber, die von Menschen kommen, wie getäuschte Ambitionen, ruinierte Vermögensverhältnisse, gescheiterte Pläne, sagte er:

      »Wirkt gegen das Unglück, meine Freunde, erhebet Euch stark durch Euer Vertrauen zum Herrn, zu Eurem Rechte und zu Euch selbst; beginnt den Streit und haltet den Kampf aus. Die Resignation ist eine Feigheit!«

      »Colombau wartete, bis die Predigt beendigt war, und beim Ausgange aus der Kirche drückte er dem Mönche die Hand, wie er es, nicht einer mit einem geheiligten Charakter bekleidete Person, sondern jedem Menschen gethan hatte, in welchem er die drei Tugenden ehrte, die zu schätzen ihn sein eigener Charakter in den Stand setzte.

      Die Einfalt des Herzens, die Redlichkeit, die Stärke.

      Von diesem Tage an hatten sich die zwei jungen Leute, – der Mönch war vier bis fünf Jahre älter als Colombau, – von diesem Tage an hatten sieh die zwei jungen Leute eine seltsame Gemeinschaft der Grundsätze und der Gefühle geoffenbart.

      Dem zu Folge hatten sie eine enge Verbindung geschlossen, und es kam selten vor, daß sie nicht ein oder zweimal in der Woche ein paar Stunden mit einander zubrachten.

      Werfen wir einen Blick rückwärts und sehen wir diesen jungen Mönch ernst und nachdenkend auf dem rauhen Wege der Vergangenheit auf uns zukommen.

      Er nannte sich Dominique Sarranti und hatte mehr als eine Analogie mit dem finsteren Heiligen, den der Zufall zu seinem Patron gemacht.

      Er war geboren in Vic-Denos, einem am Saume eines Waldes, sechs Meilen von Foix, einen Sprug von der spanischen Grenze liegenden Dörfchen im Departement der Arriège.

      Sein Vater war Corse und seine Mutter Catalonierin; er hatte von Beiden in seinem Charakter, denn er besaß das düstere Gedächtniß des Corsen und die erschreckliche Zähigkeit des Cataloniers. Wer ihn auf der Kanzel mit seiner mächtigen Geberde gesehen hatte, wer ihn mit seinem ernsten und strengen Worte gehört hätte, würde ihn sogleich für einen in Mission in Frankreich begriffenen spanischen Mönch gehalten haben.

      In Ajaccio in demselben Jahre wie Napoleon geboren an das Glück seines Landsmannes gebunden, hatte sein Vater alle Wechselfälle dieses Glückes erduldet; er hatte den besiegten Kaiser nach der Insel Elba begleitet; er war dem verrathenen Napoleon nach St. Helena gefolgt.

      Im Jahre 1816 war er nach Frankreich zurückgekehrt. Warum hatte er so bald den erhabenen Gefangenen verlassen? Gaetano Sarranti hatte das ungesunde Klima, die verzehrende Sonnenhitze vorgeschützt.

      Diejenigen, welche ihn kannten, glaubten nicht an diesen Beweggrund, und sie betrachteten Sarranti als einen von den geheimnisvollen Agenten, welche der Kaiser der Sage nach in Frankreich verbreitete, um eine Rückkehr von St. Helena zu versuchen, wie er eine Rückkehr von der Insel Elba versucht hatte, oder wenigstens, sollte diese Rückkehr unmöglich sein, über die Interessen seines Sohnes zu wachen.

      Er war als Lehrer von zwei Kindern bei einem sehr reichen Manne, Herrn Gèrard eingetreten.

      Diese Kinder waren nicht der Sohn und die Tochter von Herrn Gèrard, sondern sein Neffe und seine Nichte.

      Dach plötzlich, im Jahre 1820, zur Zeit der Verschwörung Nantès und Bérard,

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Gott will es!