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Stirne geboten hatte, er sollte ihn nicht mehr sehen, er sollte ihn nicht mehr hören! Mein Gott! Mein Gott!

      Welche Nacht brachte er zu und welch ein düsterer Tag folgte aus diese düstere Nacht!

      Zum Glücke kam, wie wir oben gesagt haben, der Brief des Mädchens an; das war eine Danksagung von drei Seiten, ein entzückender Lobgesang.

      Sie bat die Familie um Verzeihung wegen ihrer Abwesenheit als wäre sie, die man mit Gewalt nach Versailles geschleppt hatte, die einzige Ursache ihres Abgangs gewesen.

      Sie dankte für alles Gute was sie den ihnen empfangen, als ob nicht sie das Gute ihnen gegeben hätte!

      Es waren die Gedanken eines Engels geschrieben durch die Hand eines Kindes.

      Alles dies tröstete ein wenig den armen Justin.

      Und dann, wie er dem Mädchen gesagt hatte, so sagte ihm die Hoffnung: »Geduld! sechs Monate sind bald vorüber!«

      Wer weiß jedoch, welche Ereignisse im Zeitraume von sechs Monaten aus der halb geöffneten Hand des Geschickes fallen können?

       XXV

      Wo von den Wilder des Faubourg Saint-Jacques die Rede ist

      Jeder nahm allmählich seinen gewohnten Lebensgang wieder an.

      Justin, seine Mutter und seine Schwester umschlangen sich alle Drei mit derselben Kette, die sie einst an einander nietete, und fingen wieder an, die Kugel ihres schweren Daseins zu schleppen

      Nur war es ein Leben, das, wo möglich. noch trauriger als ihr erstes Leben; denn die Monotonie ihres gegenwärtigen Lebens vermehrte sich durch die verlorene Freude ihres vergangenen Lebens.

      Das Ende des Sommers verlief also sehr langsam damit, daß sie die Tage zählten, welche sie noch von der Rückkehr des Mädchens trennten.

      Diese Rückkehr war, wie gesagt, auf den 5. Februar 1827 festgesetzt.

      Die Hochzeit sollte am Tage nachher stattfinden.

      Man hatte an den guten Pfarrer der Bouille geschrieben, um ihn zugleich um seine Erlaubniß und um seinen Segen zu bitten.

      Er hatte die Erlaubniß geschickt und geantwortet er werde Alles in der Welt thun, wenn der Augenblick gekommen sei, um den Segen selbst zu bringen.

      Am 6. Februar sollte Justin also der Glücklichste der Menschen sein.

      Justin faßte auch Zuerst wieder Muth.

      Als er eines Tages von Versailles zurückkam, wo er Mina mit Herrn Müller besucht, hatte er sie so hübsch so heiter, so liebevoll gefunden, daß er gewisser Maßen der Familie die Heiterkeit wiedergegeben.

      Man war dem Monat Januar nahe.

      Noch fünf Wochen Warten noch sieben und dreißig Tage Geduld, und Justin sollte den grünen Gipfel menschlicher Glückseligkeit erreichen.

      Auch würde Eines bald die gute Familie zerstreuen.

      Das waren die Vorbereitungen zur Heirath

      Justin und die Mutter waren wohl der Ansicht gewesen, man müßte Mina von der Veränderung, welche in ihrem Leben vorgehen sollte, unterrichten; doch Schwester Céleste und der alte Professor hatten jedes seinerseits erwidert: »unnötig! ich stehe für sie!«

      Sodann, wir müssen es sagen, machte sich Jedermann eine kindische Freude aus dem Erstaunen der theuren Kleinen, wenn man am 6. Februar Morgens, nachdem man sie am Tage vorher unter irgend einem Vorwande zur Beichte hätte geben lassen, aus dem Schranke ein weißes Kleid, einen Strauß von weißen Rosen. einen Kranz von Orangenblüthen ziehen würde.

      Jedermann würde sie umgebend da sein; Jedermann würde ihre Freude sehen, die gute blinde Mutter ausgenommen; doch sie würde die Hand ihres Sohnes in der ihrigen halten, und an dem Scheuern dieser Hand würde sie Alles errathen.

      Vom Anfange des Januars war man nur noch darauf bedacht, ein anständiges Zimmer zum Emfange der Neuvermählten in Bereitschaft zu setzen. Es war in demselben Bau, auf demselben Boden eine kleine Wohnung der der Mutter und der Schwester ähnlich, bestehend aus zwei Zimmern welche ganz nach Wünschen gemacht zu sein schienen um zur Aufnahme der beiden jungen Leute zu dienen.

      Diese Wohnung hatte eine arme kleine Familie inne, welche einen großen Vortheil im Ausziehen fand, denn Justin erbot sich, auf seine Rechnung vier Termine zu übernehmen, die sie schuldig war.

      Die Wohnung wurde am 9. Januar frei, und man gedachte sie so rasch als möglich zu meubliren: man hatte nicht ganz einen Monat vor sich.

      Man lehrte das ganze Haus um, um etwas daraus zu ziehen, was man der Wohnung der jungen Wirthschaft anpassen könnte; doch nichts schien jung genug frisch genug, schön genug, um zu dieser Ehre erhoben zu werden.

      Alle Drei stimmten darin überein, man müsse ein neues Mobiliar kaufen, allerdings einfach, aber frisch und nach dem Geschmacke des Tags.

      Man schweifte also bei allen Ebenisten der Gegend umher; denn Tapezierer gab es in diesem Lande nicht, und wir glauben sogar versichern zu können, daß es noch heutigen Tages nicht einen einzigen dort gibt.

      Endlich entdeckte man in der Rue Saint Jacques, ein paar Schritte von Val de Grace, einen Ebenisten, dessen Magazin von Meubles strotzte.

      Meubles von Nußbaumholz, wohlverstanden, im Jahre 1827 war von Mahagonimeubles weder im Faubourg, noch sogar in der Rue Saint-Jacques die Rede; man ließ die Einwohner, welche die andern Quartiere durchlaufend solche bemerkt hatten, darauf hoffen; man erwartete von Tag zu Tage das Schiff, das mit diesem kostbaren Holze beladen war, konnte jeden Augenblick ankommen . . . wenn es nicht untergegangen.

      Dies war aber Alles, was man den Ebenisten der Rue du Faubourg Saint-Jacques entnehmen konnte.

      Mittlerweile, wenn man Eile hatte, eine Commode, einen Secrétaire, ein Bett zu bekommen, mußte man dies von Nußbaumholz, diesem Mahagoni der Unglücklichen, kaufen.

      Trotz des tollen Ehrgeizes der guten Familie, ein Mobiliar von Mahagoni zu besitzen, war man also genötigt, sich mit den Meubles zu begnügen, die der Ebenist anbot.

      Man war übrigens so sehr gewohnt, sich mit Wenigem zu begnügen, daß die neuen Meubles selbst von Nußbaumholz diesen braven Leuten als ein Schatz erschienen.

      Was die Vorhänge und das Weißzeug betrifft, das übernahm Schwester Céleste.

      Die Arme war seit sechs Monaten nicht ausgegangen; das gab eine ganze Reise für sie; es handelte sich darum, bis zu einem, zu jener Zeit schon im Quartier Saint-Jacques berühmten, Leinwandhändler zu gehen, den man Qudot nannte.

      Das war weit für die arme Céleste; Gott allein kennt die erhabene Selbstverleugnung, die die Seele der Armen erfüllte; Gott allein weiß, ob während des langen Ganges der Schatten eines neidischen Gedankens ihr redliches Herz streifte.

      Und doch . . . für wen machte sie diese Einkäufe?

      Konnte sich das arme Mädchen nicht fragen: »Wie kommt es, wenn Gott das Leben zwei menschlichen Creaturen von demselben Geschlechte gibt, welche Beide keiner Sünde schuldig, da sie so eben erst geboren worden sind; wie kommt es, daß die Eine dahin gelangt, daß sie schön, glücklich und im Begriffe ist, den Mann zu heirathen den sie liebt, und den sie anbetet, während die Andere häßlich, krank, betrübt, und als alte Jungfer zu sterben bestimmt ist?«

      Nein, sie fragte sich das nicht, und wenn sie es sich gefragt hätte,so würde sie diese Ungleichheit bei zwei ähnlichen Wesen nicht einmal murren gemacht haben.

      Weit entfernt hiervon, ging sie freudig hin, als hätte sie ihre eigene Aussteuer zu kaufen gehabt.

      Diese alte Jungfer war in der That eine Heilige, und trotz ihres geringen Respectes für die Andern, warteten die Nachbarn unleugbar nur aus ihre Heiligsprechung, um sie anzubeten.

      Alle Vorübergehenden grüßten sie ehrfurchtsvoll; dergestalt strahlte ihre bleiche, kränkliche Stirne von glänzender Tugend.

      Die Mutter, welche nichts zur Verschönerung des Hochzeitgemachs thun konnte, aber dennoch zum neuen Luxus der zwei jungen Leute beitragen wollte, nahm aus

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