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Die Mohicaner von Paris. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Die Mohicaner von Paris
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
»Und ich nehme es noch mit Dank an, mein guter, theurer Freund,« sprach Justin, indem er Müller beide Hände reichte.
»Und Sie. was sagen Sie, liebe Madame Corby?« fragte der Professor.
»Ich sage, daß Sie schon morgen mit Justin nach Versailles gehen müssen, lieber Herr Müller.«
Hiernach trennte man sich, indem man sich Rendezvous in der Rue de Rivoli bei der Station gab, wo man zu jener Zeit die Gondoles7 nahm; das waren die einzigen Wagen, welche mit den Coucous8 der Place Louis XV. den Transport der Reisenden von Paris nach Versailles besorgten.
Nach einer Unterredung von einer Viertelstunde mit der Vorsteherin des Pensionats bemerkte der junge Mann daß Müller die soliden Tugenden seiner alten Freundin durchaus nicht übertrieben habe.
Als sie erfuhr, welches Interesse Müller für ihre zukünftige Pensionaire hegte, erbot sie sich Mina für den Preis ihrer Kost zu nehmen, und man kam überein, sie am nächsten Sonntag zu bringen.
Die zwei Freunde verließen das Pensionat entzückt über die Vorsteherin und kehrten zu Fuß durch den Wald von Versailles zurück, der für sie von unaussprechlichen Erinnerungen erfüllt war.
Wir sagten, man habe von diesem Familiencomplott nichts gegen Mina merken lassen, die Arme wußte also nicht das erste Wort davon. Sie hatte wohl einiges Geflüster gehört; sie hatte wohl die Einen und die Andern sich gewisse Blicke zuwerfen sehen, deren Ausdruck sie nicht ganz verstand, sie fühlte unbestimmt, daß ein Geheimnis sie umschwebte; sie witterte es, so zu sagen, jedoch ohne die Spuren davon finden zu können.
Diese Kunde traf sie also eines Morgens wie ein Donnerstreich. Sie hatte nie gedacht, ihr Leben könnte, sich ändern,. so sehr hatte sie sich aus diesem Leben eine süße Gewohnheit gemacht; wie die Mauer des Hofes ihr ganzer Horizont war, so war ihr Leben in der Familie von Justin ihre ganze Zukunft; es war ihr nie in den Sinn gekommen, sie könnte eine andere Zukunft oder einen andern Horizont haben; sie verschloß freiwillig ihre Augen ihrem Geschicke, ohne etwas Anderes zu denken, wenn die Blätter fielen, als der Winter sei nahe, ohne etwas Anderes zu sehen, wenn die Blätter wiederkamen, als die Rückkehr des Frühlings.
Eines Tags hatte sie die Mutter gefragt:
»Was wird nach meinem Tode aus Dir werden mein Kind?«
»Ich werde Ihnen folgen,. hatte Mina lächelnd geantwortet; »müssen Sie nicht Jemand haben, der Sie im Himmel bedient wie auf der Erde?«
»Im Himmel werde ich alle Engel des Paradieses um mich haben.«
»Das ist wahr; doch sie haben nicht, rote ich fünf Jahre mit Ihnen gelebt.«
Und wie es ihr unmöglich geschienen, die arme Blinde zu verlassen, so schien es ihr unmöglich, je das Haus zu verlassen. Mit tiefem Kummer nahm sie also die Kunde dieser plötzlichen Abreise auf; man erklärte ihr Anfangs die Gründe davon nur sehr unvollkommen; sie war so rein, daß sie nicht zu begreifen vermochte, man könne von ihren Ausgängen übel reden, sie war so keusch, daß sie nicht wußte, welche Folgerungen man aus ihrem Zusammenwohnen mit einem jungen Manne ziehen konnte.
Sie würde unschuldig in seinem Zimmer geschlafen haben, ohne daß es ihr eingefallen wäre, es konnte Jemand etwas daran zu mißbilligen finden.
Man mochte ihr immerhin zu verstehen geben, es sei ein Gebrauch, der Gesetzeskraft habe, daß ein sechzehnjähriges Mädchen nicht in demselben Hause mit einem jungen Manne wohnen dürfe; trotz der Ansicht der Mutter und der Schwester, trotz der Meinung selbst des Professors, wollte sie es nicht glauben, und sie nahm nie das seltsame Princip an, man könnte sich darüber aufhalten, daß man Justin mit ihr wohnen sah, während man sich nicht darüber aufhielt, daß er mit Céleste wohnte.
Mit beklommenem Herzen und die Augen voller Thränen sollte sie also dieses traurige Haus verlassen, das für sie das Paradies ihres Glückes geworden war.
XXIV
Das Pensionat
Am ersten Donnerstag des Monats Juli im Jahre 1826 führte sie Justin in Begleitung seines alten Lehrers nach Versailles.
Den ganzen Wegs entlang that Mina den Mund nicht auf; sie war bleich und düster und schaute kaum umher.
Einen Augenblick, da er sie so traurig sah, fühlte Justin sein Herz schwach werden. und er gedachte sie, allem Weibergeklatsche des Quartiers trotzend, nach Hause zurückzuführen.
Er theilte seine Absicht Herrn Müller mit.
Aber mochte nun der alte Professor einsehen, welches egoistische Interesse unwillkürlich die Worte von Justin dictirte, oder mochte er minder interessiert bei der Frage und mit seinem freieren Gewissen, um zu handeln, begabt, bis zum Ende zu gehen entschlossen sein, Herr Müller hielt fest und warf Justin seine gefährliche Schwäche vor.
Man kam nach dem Pensionat.
Der Unschuldige, den man zum Schaffot führt, hat kein so bestürztes Gesicht, wenn er auf den Richtplatz kommt und das Werkzeug der Todesstrafe sieht, wie es das der armen Mina war, als sie die großen steinernen Mauern, welche die Pension umgaben, und das eiserne Gitter sah, durch das man eintrat.
Diese Martern waren doch mit Epheu bedeckt und von Waldreben überragt; die Spieße dieses Gitters waren doch vergoldet.
Frau von Staël sehnte sich, vor dem Genfer See, nach ihrer Gasse in in der Rue Saint-Honoré zurück.
Die arme Mina hätte sich von einem Palaste nach dem traurigen Hause des Faubourg Saint-Jacques zurückgesehnt.
Sie schaute ihre beiden Reisegefährten mit ihren in Thränen schwimmenden Augen an.
Mein Gott! welch ein schmerzlicher Blick! Die zwei Männer mußten wahrhaftig Herzen von Stein gemacht wie die Mauern dieses Pensionats haben, daß sie nicht vor diesen schönen flehenden Augen schmolzen.
Sie schaute sie so Beide lange, von Einem zum Andern übergehend, an, ohne in diesem äußersten Augenblick zu wissen, an wen sie sich wenden sollte, an den, welchen sie als ihren Vater betrachtete, oder an den, welchen sie ihren Freund nannte.
Justin wäre bald schwach geworden; er hatte die Augen abgewandt, nur die Wunde zu vermeiden, die ihm dieser Blick ins Herz bohrte,.
Müller nahen seine Hand und drückte sie kräftig; dieser Druck der Hand bedeutete:
»Muth, Junge! ich habe auch große Lust, zu weinen, und zum Beweise dient, daß ich ersticke, doch Du siehst, ich bewältige mich. Muth! wenn wir in ihrer Gegenwart weich werden, sind wir verloren! Suchen wir also stark zu bleiben; wir werden mit einander bei der Heimkehr weinen!«
Das sind die tausend Dinge, welche der einfache Händedruck des alten Professors bezeichnete.
Man führte Mina zur Vorsteherin der Pension; diese empfing sie in ihren Armen und küßte sie mehr wie eine Tochter, als wie eine Kostschülerin.
Ach! dieser mütterliche Kuß verdüsterte Mina, statt sie aufzuheitern.
So war also die Welt! eine Fremde hatte also das Recht, Euch zu küssen mir eine Mutter? Sie erinnerte sich ihres ersten Erwachens im Zimmer der Schwester: die Tapete bei der Vorsteherin der Pension war ungefähr der im Zimmer von Céleste ähnlich.
Alle Erinnerungen ihrer ersten Stunden der Einsamkeit kehrten in ihren Geist zurück; sie fühlte sich mehr verlassen und allein als je.
Justin küßte sie auf die Stirne, der alte Professor küßte sie auf beide Wangen, und fünf Minuten nachher hörte die arme Mina die Thüre des Pensionats mir der Herzbeklemmung des Gefangenen schließen, der die Riegel seines Kerkers hinter sich verschieben hört.
Die Vorsteherin der Pension ließ sie zu sich sitzen, nahm ihre Hände und suchte sie, auf dem Gesichte des Mädchens die Spuren eines riefen Kummers mehr errathend als lesend, zu trösten.
Doch statt sie zu beruhigen, reizten sie diese Alltagströstungen nur: sie verlangte in das Zimmer geführt zu werden, das man für sie bestimmte: denn
7
Gondeln
8
Kukuke