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Die Mohicaner von Paris. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Die Mohicaner von Paris
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
»Sie heirathen sich! sie heirathen sich! der Pfarrer von Saint-Jacques hat das Aufgebot verkündigt! sie heirathen sich! sie heirathen sich!«
Diese Neuigkeit durchflog in seiner ganzen Länge das Quartier Saint-Jacques mit der Geschwindigkeit eines elektrischen Schlages.
Von da an trat wieder ein wenig Ruhe in der Vorstadt ein: man wußte also das große Geheimnis des Schulmeisters!
Nur gab es hier wie überall, einige starke Geister, welche sagten:
»Ich vermuthete es!«
»Ah! ein großer Witz!« rief vorübergehend ein Straßenjunge: »sie haben vermuthet, ein schöner Bursche werde ein schönen Mädchen heirathen, um solche Prophezeiungen zu machen, braucht man nicht die Karten der Brocante.«
Mittlerweile rollte der Fiacre, kam nach Versailles, fuhr durch drei hie vier Straßen, welche widerhallten wie die Gassen einer Nekropolis, und hielt vor der Thüre des Pensionats gerade in dem Augenblicke an, wo ein Fiacre von derselben Nuance im Galopp in entgegengesetzter Richtung umkehrte.
Man hätte glauben sollen, es seien zwei siamesische Fiacres, die ihre Anfügung zerrissen.
Es war übrigens Zeit, daß man ankam; die Mutter und die Schwester waren müde und starben vor Ungeduld; der alte Professor fluchte über die Länge des Weges. Er fluchte, er, der ihn gewöhnlich so kurz fand, wenn er kam oder zu Fuße zurückkehrte.
Das Herz von Justin schlug immer heftiger, je mehr man sich Versailles näherte, eine Viertelmeile mehr, und er lief Gefahr wie seine Nachbarin Francoise, von einem Blutschlage getroffen zu werden.
Kurz, wir wiederholen, es war Zeit.
Man trat in die Pension ein; die Mutter kannte die Vorsteherin nicht; man führte sie zu ihr; sie dankte ihr vor Allem für die innige Fürsorge, mit der sie seit sieben Monaten ihre Adoptivtochter umgeben.
Man schickte zu dem Mädchen.
Die Kammerfrau kam zurück und meldete, Mademoiselle Mina sei nicht in ihrem Zimmer.
Sehen Sie bei Fräulein Susanne von Valgeneuse,« sagte die Vorsteherin.
Sie wandte sich sodann wieder an ihre Gäste und sprach:
»Ohne Zweifel ist sie im Zimmer von einer ihrer Freundinnen, Fräulein Susanne von Valgeneuse, einer reizenden, sehr sanften, wohlerzogenen Person ungefähr von ihrem Alter und aus derselben Gegend des Landes, wo ihr Vater bei Rouen große Güter hat; sie haben sich seit dem Eintritt von Mina an einander angeschlossen, und ich kann mir zu dieser Verbindung nur Glück wünschen. Sollten Sie glauben, daß sie Zwei mir eine Unterlehrerin ersparen? Mina lehrt Musik, das Französische und Geschichte, während Susanne Lectionen im Zeichnen, im Rechnen und im Englischen gibt . . . Ah! hier kommt sie!«
Mina erschien in der That, ganz rosig vor Freude, ganz athemlos vor Glück, und gab einen Schrei von sich, als sie die ganze Familie versammelt sah.
Es war, als kennete sie weder den alten Professor, noch Schwester Céleste, noch sogar Justin, denn sie lief gerade auf Madame Corby zu, warf sich in ihre Arme und rief:
»Meine Mutter!«
Der Anblick von Madame Corby hatte sie auf den Gedanken gebracht, es gehe etwas Außerordentliches vor, oder es sollte etwas Außerordentliches vorgehen.
Sie war auch sehr bewegt, als man ihr sagte, da sie an demselben Tage sechzehn Jahre alt sei, so werde sie das Pensionat verlassen, um nicht mehr dahin zurückzukehren.
Justin eröffnete ihr diese Freude, während er sie nach seiner Gewohnheit auf die Stirne küßte und an sein Herz drückte.
Man war sehr freundlich und dennoch fand ich eine Nuance von Leid in ihrer Freude; Mina, ein zartes Herz, war an drei Dinge anhänglich geworden: an Madame, das heißt an die Vorsteherin; an Susanne, ihre Freundin, und an ihr Stübchen, das auf den Recreationshof ging, wo es so geräuschvoll war in den Spielstunden, so ruhig die ganze übrige Zeit.
Sie bat also um Erlaubniß, von ihrem Stäbchen und von Susanne Abschied nehmen zu dürfen, eine doppelte Erlaubniß, die sie ohne Mühe erlangte.
Man kam überein, daß sie von ihrem Stübchen Abschied nehmen und bei ihrer Rückkehr Susanne im Solon finden sollte.
Mina ging mit der Hand, mit dem Kopfe und mit dem Lächeln grüßend weg.
Ihr Zimmer lag im Erdgeschoße auf der andern Seite des Hauses, und sie hatte nur den Corridor zu durchschreiten.
Sie trat ein, grüßte religiöser Weise jeden Gegenstand, jedes Geräth, wie man Freunde grüßt, denen man Lebewohl sagen will, kniete vor dem Betpulte nieder und sprach dieselben Dankgebete, die sie in dem kleinen Hause des Faubourg Saint-Jacques am Tage nach ihrer Ankunft gesprochen hatte.
Mittlerweile hatte man Susanne in den Salon herabkommen lassen.
Es war eine schöne Person von ungefähr neunzehn Jahren, mit großen schwarzen Augen, denen man nichts vorwerfen konnte, als ein wenig natürliche Härte, die sich aber nach dem Willen des Mädchens wunderbar milderten; sie hatte schwarze Haare und Brauen, welche vollkommen mit ihren Augen harmonierten; sie war groß und schlank, hatte einen kurzen, gebieterischen Ton, und roch auf eine Meile nach Aristokratie.
Der erste Anblick des Mädchens wirkte nicht sympathetisch auf Justin.
Bei der Nachricht aber, daß sie auf immer von Mina getrennt werden sollte, schien Susanne ein solches Leid zu fühlen, daß der in ihrem Gesichte zu lesende Eindruck tiefer Betrübniß genügte, um Justin zu ihr zurückzuführen.
Ueberdies hatte Susanne Madame Corby so freundlich gegrüßt, Schwester Céleste so herzlich die Hand gereicht, so anständig dem alten Professor zugelächelt, – der, wie Justin, einer ihrer Bekannten war, obgleich Beide sie nicht kannten, – daß Justin alsbald seine Meinung über sie änderte.
Sodann, wie die guten Herzen, welche im guten Eindruck weiter gehen, als im schlechten, neigte er sich an das Ohr von Madame Corby und sagte leise:
»Meine Mutter, Mina scheint die Trennung von ihrer Freundin lebhaft zu bedauern, ich möchte nicht, daß Mina morgen das geringste Leid hätte: wenn wir Fräulein Susanne einlüden, den morgigen Tag bei uns zuzubringen?«
»Sie würde es ausschlagen,« erwiderte die Mutter.
Mit dem Takte einer Blinden hatte Madame Corby in der Stimme von Fräulein von Valgeneuse gewisse Saiten erkannt, welche, hart klingend, ihr eine schlimme Vermuthung über die freundschaftlichen Empfindungen des Mädchens eingaben.
»Aber wenn sie annimmt?« versetzte Justin.
»Unser Haus ist ein sehr armes Haus für ein so reiches Fräulein!«
»Sie wird morgen nach der Feier zurückkehren, und heute Nacht wird sie in meinem Zimmer schlafen.«
»Doch wo wirst Du schlafen?«
»Ah! ich werde wohl einen Ort finden, um ein Gastbett unterzubringen.«
»Wer wird aber das Fräulein zurückführen?«
»Sie haben Recht. meine Mutter.«
Man zog die Vorsteherin über diese große Frage zu Rath, und das Resultat der Berathung war: am anderen Tage würden die Vorsteherin der Pension und Fräulein Susanne von Valgeneuse in Paris gegen zehn Uhr Morgens ankommen, der Trauung beiwohnen und nach der Ceremonie nach Versailles zurückkehren.
Man theilte diesen Plan Fräulein Susanne mit, sie nahm ihn mit Freuden an, obgleich man sie in Unwissenheit hinsichtlich des Zweckes ließ, in welchem sie nach Paris gehen würde.
Man befürchtete ihre Indiscretion gegen ihre Freundin.
Fräulein Susanne bat nur um Erlaubniß. Ihren Bruder, Herrn Loredan von Valgeneuse, von dem Vorhaben für den anderen Tag unterrichten zu dürfen.
Einen Augenblick früher in Kenntniß gesetzt, hätte sie ihn mündlich