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Der Pastor von Ashbourn. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Pastor von Ashbourn
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Ich machte die Runde um die Mauer: alle Fenster des Hauses waren nicht allein verschlossen, sondern auch noch mit ihren hermetisch verschlossenen Läden bedeckt.
Endlich kehrte ich zu der vorderen Seite zurück; die Mauer machte einem Gitter Platz. Ich senkte meinen Blick durch das Gitter: ein einziges Licht drang durch die Fenster des Ladens eines Zimmers im Erdgeschosse.
Das ganze Leben dieses Hauses hatte sich also in dieses Zimmer im Erdgeschosse geflüchtet, das Uebrige schien ausgestorben.
Es war unmöglich, daß meine Unbekannte in dem Hause wäre; ihre alleinige Anwesenheit hätte es beseelt, belebt, erleuchtet.
Sie war nicht mehr darin; sie hatte es verlassen; sie war abgereist. Oh! das war es wirklich! Wie hatte ich es nicht errathen?
Würde jetzt ihre Abwesenheit lange dauern? – Würde sie eines Tages zurückkehren? – Würde sie niemals zurückkehren?
War dieses in dem Zimmer des Erdgeschosses wachende Licht die Hoffnung, die selbst über den Gräbern wacht?
Daran war ich mit den Fragen, die ich an mich selbst stellte, als ich Schritte sich nähern hörte. Zuverlässig hatte ich keine schlimme Absicht, indem ich um das Haus herum streifte, und es war ein bei weitem religiöseres und zärtlicheres Gefühl, als die Neugierde, das mich antrieb, meinen Kopf durch dieses Gitter zu strecken; aber dennoch wurde mein Herz bei diesem Geräusche von Schrecken befallen.
Was würde man sagen, wenn man den Pastor von Ashbourn erkannte, wie er sein Gesicht an da« Gitterthor eines Hauses im Dorfe Wirksworth zwischen acht und neun Uhr Abends heftete.
Ich entfernte mich daher rasch, um so rascher, als ich, indem ich den Kopf umwandte, drei Männer sah, die nach meiner Seite zukamen.
Ich glaubte außerdem, in der Ferne das Rollen eines Wagens zu hören.
Ich verdoppelte den Schritt, ohne weiter hinter mich zu blicken; ich hatte eine Gemüthsbewegung gleich der, welche man empfinden muß, wenn man eine schlechte That begangen hat; Gott weiß indessen, ob das Herz, das so heftig klopfte, rein war.
Was trug sich den, in meinem Innern zu? – War ich verliebt? Verliebt! – Welche Thorheit! – Verliebt in eine Frau, die ich gesehen, oder vielmehr flüchtig mit einem Fernrohre und in der Entfernung von zwei Meilen gesehen hatte!
Uebrigens konnte ich nicht darüber urtheilen, da ich nicht wußte, was die Liebe war.
Ich kehrte rasch nach dem Pfarrhause zurück, – und tappend, ohne weder eine Lampe, noch ein Talglicht anzuzünden, – ging ich, um mich von meiner Gemüthsbewegung wieder zu erholen, in mein Arbeitszimmer hinauf, und ließ mich auf meinen Sessel sinken.
Das Fenster war offen geblieben, mein Blick senkte sich auf den Horizont. Ich stieß einen Schrei aus.
Ein Licht leuchtete an dem Orte, wo das Fenster meiner Unbekannten sein mußte, gerade an dem Orte, der am vorigen Abend in die dichteste Dunkelheit gehüllt war.
Die Nacht war so dunkel, daß es unmöglich war, selbst mit dem Fernrohre irgend etwas Anderes zu unterscheiden, als dieses Licht.
Das war eine Wahrscheinlichkeit, aber ich mußte den folgenden Morgen abwarten, um eine Gewißheit zu haben.
Ich ging ohne Licht hinab und legte mich zu Bett. Ich hatte Eile einzuschlafen, und mit Hilfe des Schlafes rasch diese Nacht zurückzulegen, diese Nacht, welche mich noch von der Wirklichkeit trennte.
Aber man schläft nicht wie man will. Dieser so sehr von mir beschworene Schlaf schien weit flüchtiger als sein Gefolge von Träumen, und erst, spät in der Nacht kam er, nicht meine Augen zu berühren, sondern sich auf meine Brust zu setzen.
Ich will nicht versuchen, Ihnen die Träume dieser zweiten Nacht zu erzählen, mein lieber Petrus, es war etwas den Abenteuern Lucius’ in der Erzählung des Apulejus Aehnliches. Ein ganzer, mit Hexen, Harpyen, Gespenstern besäeter Weg, den ich zurücklegen mußte, blutende Wunden, die ich schließen mußte und die beständig wieder aufbrachen, und an der Stelle des lieblichen Gesanges der Nachtigall alles nächtliche Geschrei von Thieren von schlimmer Vorbedeutung.
Wie führte mich dieser schwere und mühselige Schlummer bis um sechs Uhr Morgens? Ich weiß es nicht, aber so viel weiß ich, daß es heller Tag war, als ich erwachte.
O! welche Nacht! mein lieber Petrus; als ich die Augen aufschlug, schien ich aus der Hölle in den Himmel überzugehen.
Der erste Gedanke, den ich hatte, war der an dieses Licht, das ich am Abende vorher gesehen hatte, aber meine Nacht war so fieberhaft und so aufgeregt gewesen, daß ich in Wahrheit die Wirklichkeit nicht mehr von dem Traume zu unterscheiden wußte.
Ich sagte mir, daß ich mich geirrt hätte, daß ich mir keine voreilige Freude machen müßte, welche verschwinden würde, wenn ich sie berühren wollte, und um meine Gewalt über mich selbst zu versuchen, beschloß ich, mich langsam anzukleiden, indem ich keinen Umstand meiner Morgentoilette unterließ.
Hierauf verließ ich mein Schlafgemach, schritt durch das Eßzimmer, ging langsam die Treppe nach dem Arbeitszimmer hinauf, und statt an das Fenster zu treten, setzte ich mich auf den Sessel meines Schreibtisches.
Nun erst erlaubte ich meinem Blicke, sich nach der Seite des Fensters zu wenden.
Kaum unterschied ich mit unbewaffnetem Auge die Gegenstände in einer solchen Entfernung. Indessen durch eine Oeffnung des Vorhanges, die mir ausdrücklich angebracht schien, um den Gesichtsstrahl, durchdringen zu lassen, glaubte ich, ein dunkles Loch an der Stelle dieser grünen Persienne zu sehen.
Ich ergriff das Fernrohr, das ich am Tage vorher gestellt gelassen hatte, ohne es wieder zusammenzuschieben, machte das Fenster auf und hielt das Fernrohr an mein Auge.
O welches Glück! Die Persienne war aufgezogen, der Käfig an seinem Platze, der kleine Vogel in dem Käfig.
Nur schien es mir, daß das Zimmer leer wäre.
Aber was lag mir daran, daß das Zimmer leer wäre? Konnte die, welche es bewohnte, nicht aufgestanden und hinunter gegangen sein?
Nicht Jedermann erwachte wie ich um sechs Uhr Morgens, – nicht Jedermann verwandte eine Stunde darauf, um seine Toilette zu machen.
O! wie ich alle diese verlorene Zeit bedauerte. . .
Ich stieß einen Freudenschrei aus; – ich bedauerte nichts mehr.
Das junge Mädchen war in ihr Zimmer zurückgekehrt; ich hatte sie in dem Hintergrunde dieses Zimmers vorüberkommen sehen, indem sie wahrscheinlich von der Thür nach dem Kamine ging, und ich hatte sie erkannt.
Bald hatte ich keinen Zweifel mehr. Sie näherte sich dem Fenster, und ihre Züge wurden in dem Maße immer sichtbarer, als sie in den Kreis des äußeren Lichtes trat.
Sie war wie gewöhnlich weiß gekleidet; ihr Kleid war wie gewöhnlich mit einem blauen Bande zugeschürzt. Ihr Gesicht allein war vielleicht noch weit frischer und weit rosiger als gewöhnlich, und ihre blonden Haare weit schneeiger und weit wallender in der Morgenluft.
Sie machte den Käfig auf und gab dem Vogel die Freiheit.
Aber er flog dankbar zuerst auf ihre Schulter, spielte einen Augenblick lang mit den Locken ihrer Haare, und indem er hierauf ein zweites Mal fortflog, setzte er sich auf die äußerste Spitze eines Weißdorns, wo er schaukelnd blieb.
Das junge Mädchen warf ihm eine Rose zu, welche sie in der Hand hielt, kehrte in das Zimmer zurück und verschwand.
Die Glocke rief mich zur Kirche. Ich brachte dem Herrn ein freudiges und dankbares Herz mit, und bat ihn, mich für den folgenden Tag zu begeistern.
Ich suchte einen Text, ich fand ihn.
War es Gott, der mir ihn sandte, oder traf ich ihn ganz natürlich in dem Ideenkreise, in welchem ich mich seit zwei bis drei Tagen bewegte?
»Und der Herr sagte zu Rachel: Du sollst Deinen Vater und Deine Mutter verlassen,