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Der Pastor von Ashbourn. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Pastor von Ashbourn
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Anfangs sah ich, wie es sich immer ereignet, wenn man mit einem Fernrohr nicht vertraut ist, so gut es auch sein möge, etwas weniger gut als mit meinen Augen. Allmälig schienen sich indessen die Gläser aufzuklären, die Entfernung näherte sich, und ich unterschied vollkommen den Punkt, auf welchen der Zufall das Fernrohr gerichtet hatte.
Es war ein einsam liegendes kleines Haus, von Backsteinen erbaut, ehedem mit einem weißen Anstriche bedeckt, der, da er an verschiedenen Stellen abgesprungen war, durch diese Sprünge sein ursprüngliches Gerippe sehen ließ; diese durch die Zweige eines riesenhaften Epheus, der dieses Haus fast gänzlich überzog, unter sich verbundenen Farbentöne bildeten daraus für das Auge des Dichters oder den Pinsel des Malers ein reizendes und pittoreskes Gebäude, welches die Landschaft schmückte, während diese es gleichfalls hervorhob. An der einen seiner Ecken erhoben sich gleich einem dicken Glockenthurme drei so genau unter sich verbundene Pappeln, daß ihre Stämme allein die Trilogie andeuteten, während die vereinigten und dichten Zweige von derselben Farbe nur eine einzige Laubpyramide bildeten; an der anderen Ecke gruppirte sich ein dichtes Hollundergebüsch, das der Mai hatte blühen sehen und das sich an eine Gruppe rosiger und weißer Acacien anschloß, deren wohlriechende Blüthen man herabhängen und im Winde schaukeln sah.
Endlich öffnete sich über diesen Acacien in einem grünen Rahmen von Laub das Fenster eines kleinen Zimmers, in welches das Auge drang, aber ohne anfangs etwas Anderes in seinem Halbschatten unterscheiden zu können, als Vorhänge von weißem Mousselin, die ein Bett einhüllten.
Ich weiß nicht, warum das auf dieses Fenster gerichtete Fernrohr meines Großvaters, des Bootsmannes, sich nicht abwandte, um auf einem anderen Theile der Landschaft zu verweilen, und sich im Gegentheil mit jener sonderbaren Beharrlichkeit lebloser Dinge, die zuweilen glauben lassen könnte, daß sie eine Absicht und einen Willen haben, sich damit belustigte, mir dieses kleine Zimmer in allen seinen Umständen zeigen zu wollen. Es ging daraus hervor, daß mein Blick sich durch diesen Eigensinn meines Fernrohrs, statt ein anderes Haus oder sogar einen anderen Punkt des Hauses zu suchen, auf diese Oeffnung fesselte, durch dessen Rahmen es mir gelang, nicht allein die zuerst erblickten Gegenstände zu unterscheiden, sondern auch noch den übrigen Theil des Amöblements, der sich in dem Kreise meines Gesichtsstrahles befand.
Der übrige Theil dieses Amöblements, das heißt alles das, was ich davon sehen konnte, bestand aus einer mit Mousselin gleich den Vorhängen überzogenen Toilette, zwei Sesseln von weißem Stoff mit Rosen und einem Tische, der einen Topf von blauer Fayence voller Feldblumen trug.
Ich war ganz mit dieser Musterung beschäftigt, der ich eine Aufmerksamkeit schenkte, von der ich mir selbst keine Rechenschaft ablegte, als ich in dem Hintergrunde des Zimmers sich Etwas wie einen Schatten bewegen sah. Dieser Schatten nahm, indem er sich langsam dem Fenster näherte, einen Körper an, und dieser Körper schien mir in dem Maße, als er deutlicher wurde, der eines jungen Mädchens von achtzehn bis neunzehn Jahren.
Nun entstand in meinem Innern eine sonderbare Wirkung; es schien mir, als ob zu gleicher Zeit, als dieses junge Mädchen in meinen Horizont eintrat, es auch in mein Leben einträte.
Sie lehnte sich auf das Fenster, und der bis dahin leere Rahmen hatte sein Bild.
Und welches Bild! mein lieber Petrus, ein Bild, das sogar einen Professor der Philosophie an der Universität Cambridge hätte träumen lassen.
Stellen Sie sich ein junges Mädchen von achtzehn bis neunzehn Jahren vor, in einem weißen Kleide, das um die Taille, die man mit zwei Händen hätte umspannen können, mit einem blauen Gürtel zusammengezogen war, dessen beide Enden wallend herabfielen; mit einem Strohhute mit breiten Rändern bedeckt, welcher Schatten auf reizende Züge warf. Stellen Sie unter diesen Hut ein rundes, weißes, rosiges Gesicht, das von zwei reichen Büscheln blonder, feiner, seidiger Haare umgeben war, die sich bei der geringsten Bewegung der Luft erhoben, und Sie werden einen Begriff von der anmuthigen Bewohnerin des kleinen Winkels haben, auf den, wie ich gesagt, der Zufall das Fernrohr meines Großvaters gerichtet hatte.
Das junge Mädchen hielt einen Strauß von Kornblumen und gelb werdenden Aehren in der Hand, woraus sie einen Kranz flocht.
Dieser Kranz war für diesen Strohhut bestimmt. Sobald der Kranz beendigt war, zog daher auch das blonde Kind die Schleife ihres Hutes auf und nahm ihn von ihrem Kopfe.
Ein Zufall, der der feinsten Koketterie angemessen gewesen wäre, machte, daß bei dem Abnehmen desselben ihr Zopf sich auflöste und ihre Haare herabfielen.
O! mein lieber Petrus, welche prachtvolle Haare, und wie das junge Mädchen, die sich allein und unsichtbar glaubte, mir Zeit ließ, sie zu bewundern! Sie fing damit an, sie zwischen ihre beiden Hände zu nehmen; dann zog sie sie über ihre Schultern vor sich; sie fielen weit tiefer als die Lehne des Fensters, und man errieth, daß sie bis auf ihre Füße herab reichen müßten. Die Sonne, welche sie wiederspiegelten, machte aus ihnen Etwas wie einen goldenen Strahl eines Heiligenscheines, der in Cascaden auf dieses weiße Kleid herabfiel, das ihren Glanz und ihre seidige Natur hervorhob. Sie vereinigte sie, drehte sie und knüpfte sie wieder fest, ohne sich nur im Spiegel zu betrachten. Man fühlte, daß sie jene vollkommene Sicherheit hatte, welche die Jugend und die Schönheit verleihen.
Nun, statt den Kornblumenkranz auf ihrem Hute zu befestigen, setzte sie ihn auf ihren Kopf, indem sie sich nur der Fensterscheibe als Spiegel bediente.
Ich vermöchte, ich wagte Ihnen, dem ernsten Manne, fast nicht zu sagen, mit welcher Anmuth der Stellung, mit welcher Einfachheit der Geberde alle diese Bewegungen ausgeführt wurden. Man fühlte, daß in diesen wiederverknüpften Haaren, in diesem aufgesetzten Kranze in der Wirklichkeit nur die ungekünstelte Koketterie eines jungen Mädchens lag, die, vollkommen unwissend in der Kunst, sich mit der Natur hilft, um sich noch schöner zu machen, – nicht in den Augen Anderer, sondern nur in ihren eigenen Augen, und ich bin fest überzeugt, daß, wenn ich mich in dem Bereiche der Stimme befunden und sie gefragt hätte: Sie finden sich schön? – sie mir geantwortet hätte: Ja, – wie mir eine Rose,antworten würde, wenn ich sie fragte: Sind Sie wohlriechend? – wie mir eine Nachtigall antworten würde, wenn ich sie fragte: Haben Sie einen lieblichen Gesang?
In diesem Augenblicke trat die Sonne aus ihrer letzten Wolke hervor und erschien so glühend , daß das junge Mädchen die Schnur einer grünen Persienne aufknüpfte, die zwischen sie und mich herabfiel, sie meinem Blicke entzog und mir den Zugang zu diesem kleinen Zimmer verschloß, wohin meine Einbildungskraft allein fortfahren konnte, ihr zu folgen.
Ja, gewiß, sie fand sich schön; aber dennoch beschäftigte sie sich nur eine Secunde lang mit ihrer Schönheit, die Zeit sich zu betrachten und sich zuzulächeln. Hieran kehrte sie in das Zimmer zurück und nahm einen leeren Käfig, den sie vor das Fenster hing; dann stützte sie sich auf den Rand desselben, neigte sich hinaus, indem sie um sich blickte und irgend Etwas zu suchen schien. Fast sogleich flog ein kleiner Vogel auf ihre Schulter, pickte zwei oder drei Mal ihre Lippen, wie es jener von Catullus unsterblich gemachte Sperling mit denen Lespia’s machte, worauf er von selbst in seinen Käfig zurückkehrte, dessen Thür offen blieb, ohne daß er daran dachte, aus dieser Zufluchtsstätte zu entfliehen, die er augenscheinlich als einen Schutzort, und nicht als ein Gefängniß betrachtete.
Ich blieb noch länger als eine halbe Stunde, das Fernrohr auf das Fenster, das Auge auf das Fernrohr geheftet, in der Hoffnung, daß die Persienne sich wieder öffnen würde; aber sei es nun, daß meine unbekannte Schöne das Zimmer verlassen hatte, oder daß sie in der Frische und der Dunkelheit bleiben wollte, die sie sich geschaffen, die Persienne blieb hartnäckig verschlossen.
Ich mußte wohl, wenigstens für den Augenblick, darauf verzichten, sie zu sehen. Ich schob die Röhren von dem Fernrohre meines Großvaters , dessen wahren Werth ich zum ersten Male schätzte, wieder in einander.
In der That, ein Instrument, mit welchem man auf drei Viertelstunden weit erkennen konnte, zu welcher Familie eine Blume gehörte, von welcher Farbe Augen waren, von welcher Gattung ein Vogel war, war ein Schatz.
Ich wünschte mir daher auch sehr aufrichtig Glück, den Rath meiner Mutter befolgt zu haben, die mir so sehr anempfohlen hatte, mich unter keinem Vorwande dieses kostbaren Fernrohrs zu entäußern.
O!